Hi!
Ich denke, das ist der falsche Ansatz.
Wenn jede durch die Schule verhängte Ordnungsmaßnahme sofort
von den Schülern gerichtlich überprüft werden kann, ist
jedwede Zurechtweisung unmöglich gemacht.
Nun, ich habe nie behauptet, dass ich unbedingt auf ein Gerichtverfahren hinaus will. Das wäre eine vollkommen überzogene Reaktion und nicht angemessen. Aber was meines Erachtens zweiffellos von Nöten ist, ist die Information über die Umstände. Ich sehe es nicht nur in meiner Funktion als Klassensprecher und als stellvertretender Schulsprecher als meine Pflicht an, mich über meine Rechte zu informieren, sondern auch als ein in einem demokratischen Staat lebender Mensch.
Es ist notwendig zu wissen, welche Rechte und Pflichten ich habe und welche nicht. So wird verhindert, dass Missstände entstehen, die sich zu Konflikten ausweiten können, die sehr viel weitreichender sind, als sie hätten sein müssen.
Außerdem betrachte ich es weiterhin als notwendig in meinen oben angesprochenen Funktionen in der Lage zu sein anderen Mitschülern zu helfen, indem ich sie informiere, berate und gegebenen Falls auch ihre Rechte wahre, wenn sie mit der Situation unzufrieden sind.
Inwieweit ich dem Lehrer Freiheiten einräume, diese Rechte einzuschränken, weil ich die Maßnahmen für sinnvoll halte, liegt in meinem Ermessen bzw. im Ermessen der Betroffenen.
An meiner Schule ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis ausgesprochen beispielhaft und offen, dass ich mit Sicherheit nicht mit einer Klage beginnen würde, sondern viel mehr in einem offenen Gespräch bei Kaffee und Kuchen mit dem Lehrer dikutieren würde.
Nachsitzen ist schon o.k. denke ich.:
Wenn es gegen das Schulrecht verstößt, dann liegt es im ermessen des Schülers, ob er mit den Maßnahmen einverstanden ist und sie akzeptiert oder ob er sich entscheidet dagegen vorzugehen. Natürlich kann eine gewisse Toleranz sehr hilfreich sein.
Und da ich sehe, daß
Schüler gerade in der Stadt der Rosinenbomber während der
Schulzeit antiamerikanischen Demos hingeben, würde ich des
weiteren empfehlen, während der nachzuholenden Schulstunden
etwas Aufklärung zu betreiben über unsere lieben „Freunde“ in
Afghanistan…:
Nun, erstmal sind jene Demos nicht antiamerikanisch, wie es sehr oft und sehr schnell heißt. Die meisten Schüler (mich eingeschlossen) haben überhaupt kein Problem mit Amerika. Die Anschläge sind mit Sicherheit schlimme Tragödien. Die Demo bezog sich gegen die Militärschläge der USA, nicht gegen die USA selbst. Natürlich sind wir den Amerikanern zu Dank verpflichtet, gerade als Berliner. Und natürlich sind die Anschläge ein schwerer Schlag. Und ich kann auch sehr gut verstehen, dass diese Militäschläge gegen Afghanistan geführt werden. Dass heißt aber noch lange nicht, dass ich verpflichtet bin, die Angeriffe gutzuheißen. Ich sehe nicht ein, warum ich keine Kritik äußern darf. Auch ein äußerst kompetenter Mann, der vom Volk gewählt wurde, wie J.W. Bush es ist kann nun mal Fehler machen und wenn ich denke zu erkennen, dass er einen Fehler macht, dann muss er darauf aufmerksam gemacht werden, sonst erkennt er jenen Fehler nicht.
Und erlich gesagt halte ich es für durchaus beführwortenswert, unsere Freunde in Afghanistan zu unterstüzen.
Denn viel zu leicht wird aus einer elitären Terroristengruppe die dort in Afghanistan an der Macht ist und die aus wenigen 1000 Menschen vielleicht sogar nur hunderten besteht ein Volk von millionen gemacht. Nein, die hungernde Bevölkerung, die am Meisten durch die Angriffe getroffen wird, die kann nichts für den Terror. Und wenn ich sehe, dass täglich mehr als 12.000 Menschen in Flüchtlingslagern sterben, an Hunger und Krankheit, dann sind das Todesraten, die die von Ausschwitz übersteigen. Das muss man sich mal vor Augen halten. Und ich sehe es angesichts dieser Umstände als zwingend an, für mich als Christ, als Mensch, als Priviligirter, diesen Unschuldigen zu helfen. Wohlgemerkt, den Unschuldigen, nicht den Taliban.
Wenn Ihr lieber Kuchen verkauft für die armen Menschen in
Afghanistan, als Euch mal ein paar Gedanken darüber zu machen
wem Ihr es eigentlich zu verdanken habt, daß Ihr heute in
Berlin wieder frei Eure Meinung äußern könnt, seid Ihr auf dem
falschen Weg.
Wem wir es zu verdanken haben, dass wir in Berlin unsere Meinung äußern dürfen wissen wir. Wir sind bestens über die Geschehnisse bzgl. der Wiedervereinigung, des Marshallplans und des Mauerfalls aufgeklärt.
Die Nation Amerika trägt meinen größten Respekt und Dank dafür, was sie in Belin erreicht hat. Aber ich halte nunmal Krieg trotzdem nicht für die Lösung des Problems. So kann es nicht funktionieren. Und nur zu bombadieren, weil einem nichts besseres einfällt kann nun mal nicht das Verhalten sein.
Und wenn Bush sagt, dass der CIA Herrn Bin Laden töten soll, dann ist dass nun mal gegen Bin Ladens Recht auf eine faire unvoreingenommene Verhandlung. Das sind Menschrechte, die die USA und die „freie Welt“ verteidigen. Man kann Menschrechte nicht verteidigen, wenn man sie gleichzeitig außer Kraft setzt, das funktioniert einfach nicht.
Als Analogie:
Man kann das Gebot „Du sollst nicht töten“ nicht verbreiten, indem man massenhaft Menschen in Kreuzzügen abschlachtet.
Solch Verhalten ist paradox.
Ich hoffe Du verstehst auch, dass meine Frage nicht darauf abzielte, ob ich zu der Demo gehen darf oder nicht. Das ich das nach Gesetz nicht darf weiß ich und damit komme ich klar, bzw. muss ich.
Es ging mir nur prinzipiell darum, ob das Recht sagt, dass Schüler nachsitzen oder nicht.
Grüße
Philipp