Nachteile von gentechnisch manipuliertem Mais/Reis?

Hallo

seit wann befürwortet Jean Ziegler den Anbau von GV-Pflanzen?
Seine Gedankengänge haben doch bisher immer den Kapitalismus als das Übel dieser Welt im Zentrum gehabt? Wobei er ja durchaus nicht unrecht damit hat, das Spekulation mit Lebensmitteln EIN Grund für Knappheit und Überteuerung von Lebensmitteln ist.

Aber auch ich frage: Welche Gegenden schweben Jean Ziegler denn da vor, die man bebauen könnte? Wo liegt bebaubares Land vor, das nicht bebaut wird, weil nichts (mehr) wächst? Wo soll dort das Wasser herkommen? Aus dem fossilen Wasserspeicher unter der Sahara? Der ist endlich und deshalb mit Vorsicht abzubauen.

Es gibt genügend Getreidesorten, die an alle möglichen Gegenden angepasst wären, Das Problem ist nicht die Pflanzensorte an sich, sondern das politische drunter und drüber in vielen Hungergebieten, dass einen ordentlichen und gesicherten Anbau von Lebensmitteln, sowie deren Verteilung verunmöglicht.

Man muss sich durchaus auch bewusst sein, wo Genussmittel (Kaffee, Kakao, Tabak, in einigen Gegenden Khat) im grossen Stil angebaut werden, fehlen Flächen für die Lebensmittelproduktion.

Es besteht durchaus zu befürchten, dass der GV-Mais schlussendlich auch nicht zu menschlicher Ernährung verwendet würde, sondern (weil damit bessere Preise erzielt werden) zu Agrotreibstoff oder biologisch abbaubaren Tüten, mit denen wir uns im Westen das Gewissen beruhigen.

Zu deiner ursprünglichen Frage: Ich glaube nicht, dass GV-Produkte gesundheitsgefährdend sind. Ich vermute, das manche negative Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht haben können - wie du siehst, ich weiss es nicht und lasse mich da lieber nicht auf die Äste raus.

Was ich aber nicht glaube, ist das GV-Pflanzungen ein Mittel gegen den Hunger sind.
Gegen den Hunger wirken stabile Regierungen, stabile Preise (die sowohl den Bauern, wie den Käufer nähren), funktionierende Lagerhaltung (damit nicht 50% von Mäusen gefressen wird), eine Weiterentwicklung der wasser- und bodenschonenden Bewässerungssysteme (zB „Tröpfchenbewässerung“) vielleicht auch staatliche Vorgaben bzgl. Ernährungssicherheit (zb was angebaut wird, oder es gab vor einiger Zeit in Indien ein Exportverbot für Weizen) und ganz wichtig: Schutz der fruchtbaren Ackerfläche vor Versalzung, Erosion etc.

Gruss, Sama

Ich habe das Buch „Wir lassen Sie verhungern“ von Jean Ziegler gelesen und dort steht, dass Genmanipulierter Mais und Reis einen großen Teil des Welthungers beseitigen könnte, da er in Gebieten angebaut werden könnte, die zuvor dafür nicht geeignet war.
Schadet es denn wirklich so sehr gentechnisch manipulierten Mais zu sich zu nehmen, dass dieses Argument hinfällig wird und tausende Menschen gegen Gentechnik auf die Strasse gehen? Ich verstehe die Argumentation dahinter nicht ganz und möchte nicht blind die Meinung der Gen-Gegner nachreden…

Moin,

es deutet nichts darauf hin, dass es schädlich wäre diese transgenen Pflanzen zu essen und genauso wenig deutet darauf hin, dass man damit den Welthunger beseitigen könnte.

Gruß
Grin

Hallo!

Der Mais wäre dann patentrechtlich von einem Großkonzern wie Monsanto geschützt, die den Hunger der Welt schamlos zu Profit umwandeln. Also nix mit Wohltäter & Co.

Gruß
Falke

Paradoxerweise führen die Länder mit dem größten Hunger auch hinsichtlich des Bevölkerungswachstums die Rangliste an.
Wenn auf noch mehr Flächen noch mehr Getreide angebaut wird, wirft das ganz andere Fragen auf.
Ob und wenn ja wie schädlich Genmanipulationen sind, kann niemand zuverlässig voraussagen. Es ist aber auch nicht nötig. Man kann solches Tun auch sein lassen und sich stattdessen um andere Möglichkeiten der Hungerbekämpfung bemühen. Das ist natürlich eine ungleich größere Herausforderung und verlangt mehr als Spenden für einjähriges Saatgut von Monsanto.

Gruß

Michael

Also, die Landwirtschaft in der EU wird ja immernoch gut subventioniert! Schwierig vorzustellen dass da plötzlich gar nichts mehr kommt… naja egal, so genau kenn ich mich da nicht aus… Worauf ich hinaus wollte steht in den beiden folgenden Artikeln:

http://www.tagesschau.de/ausland/epa-afrika-101.html

Servus,

das, was sich vollkommen verändert hat, sind die Werkzeuge der Subventionierung. Den Zeitungsschreibern ist das egal, die plappern weiter, was sie 1985 im Volontariat gehört haben, auch wenn es seit einer Generation überholt und heute nur noch falsch ist.

Die flächenabhängigen Direktzahlungen an die europäischen Landwirte haben keinen Einfluss auf das Angebot am Weltmarkt, ganz im Gegensatz zu dem Instrument der Erzeugerpreisstützung mit Interventionskäufen und subventionierter Ausfuhr.

Wenn Dich das Thema interessiert: Lies mal was von Stefan Tangermann dazu - dem gebührt das Verdienst, den Brüsseler Elefanten maßgeblich angeschoben zu haben, so dass dieser endlich doch wenigstens ein Stück weit vom Porzellanladen des in Agrarprodukten teils recht fragilen Weltmarkts wegkam.

Schöne Grüße

MM

Hi,

100% die Wahrheit.

Hallo!

Erinnert mich ein wenig an INFERNO von Dan Brown:

Gruß
Falke :slight_smile:

Servus,

nebenbei etwas ganz anderes, was mich interessiert: Wie bist Du auf die Großschreibung „Sie“ gekommen?

Ich lese das zunehmend oft und fände es interessant, welche Motive es dafür gibt.

Schöne Grüße

MM

Servus,

um welche Gebiete und um welche Sorten sollte es da gehen? Vielleicht salztolerante Pflanzen, die man in bewässerten Wüstengebieten kultivieren kann?

Beiläufig: Noch vor fünfzig Jahren war Maisanbau in Deutschland auf vergleichsweise winzige Flächen in der OberrheinischenTiefebene und im Kölner Raum beschränkt. Dass heute überall in D, wo man einen Pflug drübergezerrt kriegt, Mais wächst, kommt daher, dass eine große Zahl von Sorten zur Verfügung steht, die dem Klima angepasst sind und sämtlich mit den Mitteln ganz klassischer Pflanzenzucht und ohne gentechnische Eingriffe erzeugt worden sind.

Dass nicht wenige der Flächen, die heute dem Maisanbau dienen, in nicht allzu ferner Zukunft nicht einmal mehr Grünland ertragen werden, sondern für keinerlei Pflanzenbau mehr taugen, gehört nur ganz am Rande hierher, ist aber immer zu berücksichtigen, wenn man derlei Propaganda von Leuten liest, die sich an der Idee berauschen, wenn man die Leute bloß gut stapelt, könnte man auch dreißig Milliarden Menschen auf der Erde unterbringen.

Eine Milliarde reicht, und gut isses.

Schöne Grüße

MM

Der Welthunger ist ja ein Umverteilungsproblem. Die subventionierten europäischen und amerikanischen Agrarprodukte überschwemmen den afrikanischen Kontinent und ruinieren die einheimischen Bauern. Länder die sich dann selbst nicht mit den grundlegendsten Lebensmitteln versorgen können, laufen Gefahr in Krisenzeiten in Hungersnöte zu gelangen. Unter anderem aus diesen Gründen, wird das aktuelle Freihandelsabkommen zwischen Europa und Afrika (EPA), derzeit recht kritisch gesehen.

Die Gentechnik ist ja per se nichts schlechtes. Man kann mit der Gentechnik theoretisch bessere und schnellere Ergebnisse erzielen als mit der traditionellen Pflanzenzucht. Das Problem liegt darin, das man sich häufig nur auf die Herstellung von Sorten mit multiplen Pestizidresistenzen konzentriert. Die Logik dahinter ist klar. Hat man ein gentechnisch verändertes Saatgut einmal verkauft, dann kann der Bauer daraus sein eigenes Saatgut produzieren. Pestizide aber muss man immer wieder kaufen.Der Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen erlaubt somit häufig auch den Einsatz von mehr Pestiziden. Und genau das ist eben sehr bedenklich. Laut einem Bericht von Friends of the Earth aus dem Jahre 2014, Zitat: „wiesen 99 Prozent der genmanipuleirten Pflanzen eine Pestizidresistenz auf oder würden ein Insektengift produzieren. Die oft versprochenen neuen Gentech-Sorten, die mehr gesunde Inhaltsstoffe produzieren oder sich besser an extreme Klimaverhältnisse anpassen, seien weiterhin Mangelware“.

Servus,

die Sache mit den subventionierten europäischen Agrarprodukten ist ein Klischee aus den 1980er Jahren.

Zum Überblick:

Exportsubventionen der EU 1991: 10 Mrd €
2001: 5,65 Mrd. €
2012: 147 Mio €
2015: Nix.

Schöne Grüße

MM