Napf

Einen schönen Sonntag und ein gesundes neues Jahr Euch allen,

Machen wir einen Sprung ins Luzernische und überspringen dabei die Kantonshauptstadt, so landen wir: im Napf. Ich würde gerne wissen, wie sich das schöne altdeutsche Wort für ein Gefäss, in dieses Gebiet geschlichen hat.

Gruss Marlis

Hallo, Marlis,

ein Schweizer „Napf“ muss noch lange nicht ein altdeutsches Gefäß sein.

Da können regionale Landschaftbezeichnungen gemeint sein oder was ganz anderes.

Hast du dort schon angefragt, wie dort der Name gedeutet und erklärt wird?

Fritz

Hallo, Marlis und Fritz,

ein Schweizer „Napf“ muss noch lange nicht ein altdeutsches
Gefäß sein.

ich weiß nicht, ob das hier hilft, aber bei Grimm findet man unter NAPF

e) schweiz. käseform mit einem durchlöcherten boden. STALDER 2, 230. s. käsenapf th. 5, 255.

…also immerhin ein Gefäß…

Gruß
Kreszenz

Hallo, Kreszenz,

da habe ich jetzt auch gerade geguckt. Da wird klar, dass Napf sehr wohl gut „schweizerdeutsch“ ist. Um das Ganze zu zeigen:

_ NAPF [Lfg. 13,2], m. eine art gefäsz. ahd. hnapf, napf, mhd. napf, ags. hnäp, nd. nap (nappe STÜRENBURG 157b), mrh. naphe (voc. ex quo), nhd. napf voc. 1482 X 2b. DASYP. K 6b. MAALER 302d; napp et napf (videtur esse a nabe vel nabel) STIELER 1328; weiterbildung napft, napt FROMMANN mundarten 2, 446b (kölnisch). DIEFENBACH-WÜLCKER 778. aus dem ahd. ist das wort übergegangen ins mlat. hanappus, hanophus, altfrz. hanap, …[weiter]

  1. napf bedeutet zunächst ein hochfüsziges trinkgeschirr ohne deckel, eine trinkschale, einen becher: mhd.

der chünc hîჳ ime für tragen …
schuჳჳil unde napfe,
die wol gestainten kophe. Rolandslied 91, 12;

daჳ (trinkgeschirr) muosen tiure näphe sîn
von edelem gesteine,
wît, niht ze kleine. Parz. 84, 24; [13,349]
dô stuont sîn napf der guote
vor im m …[weiter]
2) tiefes rundliches gefäsz in verschiedener art und verwendung.
a) für flüszigkeiten: napff mit Hamburger bier. KIRCHHOF milit. disc. 61;

lauliche milch wird geströmt aus schäumenden näpfen. VOSS Än. 3, 66;

der geht zum quell hin mit näpfen oder fässern. RÜCKERT brahm. 4, 35;

bei gelegenheit der friedensfeier in Speyer wurde dort nach jahrhunderten wieder einmal der sog. dom-napf, ein uraltes historisches gefäsz, mit wein gefüllt … damit (1160 liter wein) war aber die riesenschüssel noch lange nicht am überlaufen … sonach faszt der napf bis oben zum rande 1588 liter. Frankf. journal vom 15. und 17. märz 1871 (hauptblatt, vermischte nachrichten).
b) tirol. ein hölzernes rundes gefäsz für das schmalz. HINTNER 172.
c) speisenapf, kochnapf: md.

wie si aჳ ûჳ dem naphe. A. V. HALBERSTADT 53a;

swaჳ mûses in dem naphe beleip. 53b;

nhd. der tisch war gedeckt, ein groszer irdener napf aufgestellt, schönes weiszes brod in scheibchen hineingeschnitten, die heisze brühe drüber gegossen und guter appetit empfohlen. GÖTHE 30, 111; der … kolossale napf, in welchem der grosze fisch ganz gesotten werden sollte. 53, 71; sprichwörtlich: mit einem aus demselben napfe essen; ich mag mit ihm nicht aus demselben napfe essen; der napf ist entzwei (es gebricht an allem). WANDER 3, 877.
d) räucherschale, rauchpfanne: namen ein jglicher seinen napff und theten fewr drein und reuchwerg drauff. 3 Mos. 10, 1; und sol einen napff vol glut vom altar nemen. 16, 4; und seine lampen mit seinen schneutzen und nepffen. 4 Mos. 4, 9.
e) schweiz. käseform mit einem durchlöcherten boden. STALDER 2, 230. s. käsenapf th. 5, 255.
f) als hohlmasz: tirol. drei masz milch haltend. SCHÖPF 461; schweiz. für milch, butter, früchte (zwei masz milch, achthalb pfund butter, zehn pfund früchte). STALDER 2, 230; oberpfälzisch als kornmasz der achte theil eines viertels. SCHM. 1, 1752 Fromm.
3) etwas napfähnliches.
a) der hölzerne aufsatz am butterfasz oder rührkübel. SCHM. 1, 1751 Fromm.
b) name einer nagelfluhkuppe in den Luzerner alpen.
c) botanisch wie näpfchen. encycl. d. naturgesch. 3, 116b. 117b; eine gattung schnecken, s. napfschnecke.
d) übertragen, tirol. ein dickbauchicher mensch, überhaupt ein junger bursch HINTNER 172; kärnt. ein stolzer aufgeblasener mensch, ein stutzer LEXER 196._

Fritz

Napfetzer
Hallo Fritz und all ihr „Dialektler“!

Bei uns gibt es den Ausdruck „einen Nåpfetzer tun“, „nåpfetzen“ für ‚ein Nickerchen machen‘ - ich hab mir die Grimm-Erläuterungen durchgelesen, aber nichts entdecken können, was für diese Bedeutung eine Erklärung liefern könnte.
Vielleicht: Wenn einer neben einem Napf eingschlafen ist, nachdem er ihn geleert hatte, sein Schlaf nur von kurzer Dauer war…?

Wo gibt es sonst noch diesen Ausdruck?

:wink: Helene

(… rotwelsch: „fetzen“ = machen, von lat. „facere“)

„einen Nåpfetzer tun“, „nåpfetzen“ für ‚ein Nickerchen machen‘

… sondern:
nåfezen, nåpezen, nåpfetzen = dösen, leicht schlafen, einnicken
entw. von mittelhochdeutsch „nafzen“ = einnicken
oder (möglicherweise) von tschechisch „na peci“ = beim Ofen

(Quelle: P.Wehle, „Wienerisch“)

3 Like

Hach, Michael:smile:
Du *hast meinen tag gemacht*!!!*g*
Dieses nap§etzen suche ich schon seit meiner kindheit und verstehe jetzt natürlich nicht, wieso ich gerade in diesem falle nicht beim Wehle nachgeschaut habe …
Habe Dank und einen lieben innerstädtischen gruss, jenny

Lieben Dank für die Aufklärung.
Habe mir den Grimm in die Faforiten geholt.
Auf wiederluagen
Marlis