Interessant, aber ungenau
Hi Viktor.
Familiendenken,Stammesdenken,Lokalpatriotismus, Nationalismus
sind genetisch bedingt
Eine kühne Behauptung. Nehmen wir das von dir sog. „Familiendenken“. Da ich annehme, dass du mit „Familie“ die durch eine „Ehe“ zusammengehaltene Familie meinst, habe ich folgenden Einwand:
Die mit prähistorischen Stadien befasste Geschichtswissenschaft geht mehrheitlich davon aus, dass die früheste Form der Familie „matrifokal“ und „matrilinear“ organisiert war, dass also die blutsverwandten Frauen den Kern einer familiären Gemeinschaft bildeten, weil man davon ausging, dass die Fortpflanzung allein über eine weibliche Linie verlief. Es gab in diesen nicht-patriarchalen Zeiten noch keine „Ehe“, diese wurde erst im Zuge des Vormarsches des Patriarchats im Neolithikum eingeführt (etwa ab 9000 vuZ), da erst zu dieser Zeit die biologische Vaterschaft erkannte wurde (im Kontext der neu eingeführten Viehzucht). Mit genetischer Prädisposition hat die Ehe-Familie also nichts zu tun, sonst gäbe es sie schon seit mehreren Jahrzehntausenden. Der nächste genetische Verwandte des Menschen sind die Schimpansen, besonders der Bonobo (pan paniscus). Die Gemeinsamkeit der Gene mit den menschlichen beträgt 99,4 %. Diese Tiere sind natürlich nicht in Form einer Ehe organisiert, sondern in Gruppen, in denen die Weibchen relativ dominant sind.
Die menschliche Paar-Ehe ist also kein natürliches, sondern ein kulturelles Produkt, aus feministischer Sicht sogar ein ideologisches, weil sie der Kontrolle des Mannes über die Frau dient, die ´von Natur aus´ kein Interesse an Bindungen „bis dass der Tod euch scheidet“ hat.
Die anderen von dir aufgeführten Einheiten sind indirekt Ausdruck eines gruppenorientierten Instinktes, also in der Tat genetisch prädisponiert, aber doch nur was das Prinzip der solidarischen Gruppe betrifft. Die speziellen Formen und Werte dieser Gruppen (z.B. Nationalismus) sind dagegen kulturell-ideologisch, nicht genetisch bestimmt.
Chan