Nationalsozialistisches Gedankengut neu verpackt?

Sag das dem Staatsanwalt, wenn jemand öffentlich Judenwitze
erzählt hat. Humor hat doch keine Grenzen, wie wir gelernt
haben.

Das öffentliche Erzählen von Judenwitzen ist keineswegs verboten. Ich selber habe ganze Bücher von Judenwitzen - die meisten davon von Juden selber geschrieben.

Interessant wird es da, wo man sich über die Shoa lustig macht. Aber selbst das ist nur geschmacklos und dumm, aber nicht verboten.

Ich glaube du haust da grundsätzlich was durcheinander.

Der Nationalsozialismus bediente sich zwar der darwinschen Evolutionslehre, aber hat sie zum einen falsch benutzt (das ‚Überleben des Stärkeren‘ ist nicht Teil der Evolution) und zum anderen haben sie beschlossen dass ein bestimmter Menschenschlag einem anderen überlegen sei, ohne dass es irgendwelche Hinweise darauf gäbe, das dem so ist. Bis hierhin nur ignorant und dumm. Das eigentliche Verbrechen ist allerdings, dass sie diese verzerrte Lehre dann benutzt haben um einen Ausrottungskrieg gegen die angeblich minderwertigen Menschen zu führen.

Der Darwin-Award macht sich in zynischer Weise über Menschen lustig, die sich von selber allein aus Dummheit aus dem Genpool der Welt entfernt haben. Wenn man daran glaubt, dass Intelligenz genetisch veranlagt ist (ich bin da nicht so sicher), wäre es also tatsächlich so, dass der Genpool der Menschheit damit ein bisserl klüger geworden ist. Das ist also tatsächlich das, was wir unter Evolution im Sinne Darwins verstehen.

Unterm Strich bleibt also:

Ja, der Award ist zynisch und menschenverachtend aber er trägt seinen Namen zurecht und mit dem Nationalsozialismus hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun.

English (T)humor

Mach Dich mal ein wenig mit der morbiden Seite des
britisch/angeloamerikanischen Humors vertraut, dann dürftest
Du das auch anders sehen.

George Carlin
Pat Condell
Tim Minchin

*grins*

Es gibt keinen Gradmesser für Humor, er kann lediglich
subjektiv empfunden werden, wie du sicherlich weißt. Man muss
dann auch unterscheiden können zwischen jüdischen Witzen und
Judenwitzen.

Ich habe ja ausdrücklich von Judenwitzen gesprochen.

Letztere waren nie Witze, sondern als Humor getarnte Hetze.

So? Ich denke, es gebe keinen Gradmesser für den rein subjektiv empfindbaren Humor. Wie kannst du dann die Feststellung treffen, Judenwitze seien nur „als Humor getarnt“? Wo soll die Grenze gezogen werden?

Grüße,
Frhr. v. Doppelripp

Lieber Freiherr von Doppelripp

Es gibt keinen Gradmesser für Humor, er kann lediglich
subjektiv empfunden werden, wie du sicherlich weißt. Man muss
dann auch unterscheiden können zwischen jüdischen Witzen und
Judenwitzen.

Ich habe ja ausdrücklich von Judenwitzen gesprochen.

Richtig, du kannst das. Andere können das hingegen nicht und trauen sich nicht, Witze über einen Rabbi o. ä. zu erzählen.

Letztere waren nie Witze, sondern als Humor getarnte Hetze.

So? Ich denke, es gebe keinen Gradmesser für den rein
subjektiv empfindbaren Humor. Wie kannst du dann die
Feststellung treffen, Judenwitze seien nur „als Humor
getarnt“? Wo soll die Grenze gezogen werden?

Gleich zwei Fragen (von denen mir die zweite schwieriger erscheint).
Aber der Reihe nach:
Das es keinen objektiven Gradmesser für Humor gibt, glaube ich nach wie vor. Wenn es ihn gibt, kann ich ihn nicht formulieren. Ich habe aber, genau wie du, ein Gefühl dafür, was kein Humor mehr ist, sondern als Humor getarnte Hetze.
Ich bleibe dabei.
Eine wohldefinierte Grenze kann es nicht geben. Eine ungenaue Begrenzung hingegen schon. Der größere Teil dieser Grenze spielt sich im subjektiven Bereich ab.
Viele Grüße
Voltaire

Hallo Gurkenmaster,

(…)
Viele kennen sicherlich den Darwin-Award.

(…)
Die skurillen Fälle sind für viele Leser eine vergnügliche
Lektüre (…).

Kenne ich und mag ich hin und wieder lesen.

Wenn jetzt schon einige am liebsten kotzen mögen(…) dann freue ich mich
und fühle
mich schon nicht mehr so ganz allein.

Nicht jeder mag jeden schwarzen Humor.

(…)
Nun, der Gebrauch von Darwins Thesen für derartige
Geschmacklosigkeiten ist für uns Deutschen nicht wirklich
etwas Neues , oder?

Da gebe ich Dir recht. Es ist für uns Deutsche eher etwas Altes. Ich möchte anmerken, dass dies eher eine kurze Epoche in der Deutschen Geschichte war, von daher nicht wirklich ein typisch „deutsches“ Merkmal.

(…)
Hatte man nicht schon einmal versucht, den Genpool zu
„desinfizieren“/„unerwünschte Schwächen zu entfernen“?
(…)

Sich über etwas lustig machen ist eine Sache, von mir aus ist es geschmacklos. Es ist allerdings ein gewaltiger Unterschied, ob man Verursacher oder geschmackloser Lacher ist.

Für mich ist das nur der erneute Beweis dafür, dass der Mensch
noch genau so dumm wie früher ist (…).

Ich lache über manche der genannten Todesfälle UND ich bin fest überzeugt, dass die menschliche individuelle Intelligenz nicht wächst - nur unsere kulturelle Erfahrung. In dem Sinne bin ich genauso dumm wie meine Vorfahren.

Wie seht ihr das? Was denkt ihr über den Darwin-Award?
Ich bin auf eure Meinungen gespannt :smile:

Ich denke, es gibt Vieles was man an anderen Menschen nicht mag aber dennoch hinnehmen muss weil es zu unserem Freiheitsbegriff gehört.

Es ist mM sehr wichtig, dass man über alles und jedes ohne Schere im Kopf Denken und Lachen darf. Wo soll man die Grenze ziehen? Man denke an die etliche Diskussionen zum Thema beleidigte Religionen (Mohammed-Karrikaturen). Ich mag es Deinerseits gar nicht, dass Du Menschen schon für das abstempelst, was sie zum Lachen bringt - sollte Dir das denn gestattet werden? Dieses kotzt mich nämlich an.

Ich denke, es ist immer wichtiger, was Menschen tun , als was sie sagen oder sogar als was sie gern tun würden. Um es überspitzt auszudrücken - was ist gegen einen Menschen einzuwenden, der sich Tag für Tag die schrecklichsten Taten erträumt, aber diese nie umsetzt?

Gerade in Deinem Beitrag Re-pure Schadenfreude zeigst Du offen Deine Abneigung gegen Menschen die in Deiner Ausgangsfrage anderer Meinung sind als Du. Auch bei Dir liesse sich hier ein Bezug zur NS-Diktatur ziehen - will ich aber nicht, denn in der allzu großzügigen Benutzung dieser Keule sehe ich eine Unfreiheit eigene Gedanken denken zu dürfen.

Es lebe die Freiheit - die Gedanken sind frei - Meinungen auch. Am Handeln müssen wir uns messen (lassen).

Das der Darwins-Award neu verpacktes Nazi-Gedankengut sei ist für mich totaler Quatsch.

Ausserdem ist es doch völlig normal, dass Menschen manchmal über das Unglück anderer lachen . Ich werde mich für meine Schadenfreude nicht schämen. Schämen würde ich mich dann, wenn ich aktiv beitrage dass einem Menschen ein Unglück widerfährt.

Gruß

Udo

Darwins Theorien wurden von den Nazis missbraucht. Die Nazis haben selbst eine Auslese betrieben. Sie haben entschieden was lebenswert und was lebensunwert ist.

Dieser Darwin-Award, so geschmacklos er auch sein mag, bezieht sich ebenfalls auf die Theorien seines Namensgebers. Das hat aber nichts mit Nazi-Gedankengut zu tun.
Wenn jemand ums Leben kommt bevor er sich fortpflanzen konnte, dann kann er nichts zum Gen-Pool beitragen. Seine Erbinformationen sind verloren, er gibt sie nicht weiter. Das ist eine einfache Regel der natürlichen Auslese: Was nicht lebensfähig ist, kann sich nicht fortpflanzen - kann also seine „schlechten“ Gene nicht verbreiten.

Die Award-Gewinner wurden also ausgezeichnet, weil sie auf dumme Weise ums Leben kamen. Ich kenne keine konkreten Beispiele, aber es ist davon auszugehen, dass ihr Tod durch dummes Handeln selbstverschuldet war. Wenn in der freien Natur ein Tier von einem anderen Tier gefressen wird, weil es unvorsichtig war oder nicht geschickt genug um zu entkommen, dann kann es diese Mängel, die das Überleben erschweren, nicht (mehr) weitervererben.
Und Dummheit ist sicher kein Attribut das den Gen-Pool aufwertet. Von daher kann man wohl den Bezug zu Darwins Theorien nachvollziehen.

Das Ganze ist geschmacklos weil es einzig der Belustigung dient. Mit Nazi-Gedankengut hat das aber nichts zu tun.