Natron - Gleichzeitig Enthärter und Aufhärter?

Hallo Chemie-Experten,
kann jemand mir als Chemie-Dummie möglichst einfach erklären, wie es kommt, dass Natron als Hausmittel zum Enthärten von Wasser eingesetzt wird und in der Aquaristik aber zur Erhöhung der Karbonathärte
= Aufhärtung)?
Vielen Dank und schönen Gruß
Susanne

Hallo Susanne,

ich bin kein Aquarianer, daher nur eine Vermutung.

Wenn man Wasser mit einer recht hohen Konzentration an Calcium hat, kann man dieses mit Carbonat ausfällen. Der Überstand ist dann wesentlich calciumärmer.
Setzt man Natrium(bi)carbonat einem Wasser zu, dann erhöht man die Konzentration an Carbonationen. Ich schätze mal, das die wichtig sind um z.B. Muscheln und/oder Korallen wachsen zu lassen.

Gandalf

Hallo Gandalf,
danke schon mal. Meerwasserquaristik weiß ich nicht, aber in der Süßwasseraquaristik ist es eine Methode bei sehr weichem Wasser die KH und damit die Pufferkapazität zu erhöhen (bzw. den pH zu erhöhen oder zu stabilisieren).

Könnte man es so ausdrücken, wenn ich Dich richtig verstanden habe, dass man bei einem sehr weichen, mineralstoffarmen Ausgangswasser (also auch mit wenig Calcium und Magnesium) die Härte durch Zugabe von Natron erhöht, während man durch die Carbonatausfällung bei einem vorhandenen mineralreichen Wasser die Härte durch Zugabe von Natron erniedrigt, oder ist das falsch gedacht? Also, es kommt quasi auf das Ausgangswasser an?

Hallo Susanne,

aber in
der Süßwasseraquaristik ist es eine Methode bei sehr weichem
Wasser die KH und damit die Pufferkapazität zu erhöhen (bzw.
den pH zu erhöhen oder zu stabilisieren).

OK, das hilft mir schon weiter.
Stichwort pH-Puffer.
Bei sehr weichen Wässern kann es passieren, daß durch kleine Säure- oder Basenmengen der pH schnell stark steigt oder fällt.
Durch Zugabe einer sog. Puffersubstanz werden diese Schwankungen abgefangen, sprich der pH-Wert bleibt stabiler.
Wenns nicht zu kompliziert ist http://de.wikipedia.org/wiki/Puffer_(Chemie)#Bedeutu…
und
http://de.wikipedia.org/wiki/Puffer_(Chemie)#Einige_…
hier wird auch der Carbonatpuffer angesprochen.

Gandalf

Hallo Susanne!

Könnte man es so ausdrücken, wenn ich Dich richtig verstanden
habe, dass man bei einem sehr weichen, mineralstoffarmen
Ausgangswasser (also auch mit wenig Calcium und Magnesium) die
Härte durch Zugabe von Natron erhöht, während man durch die
Carbonatausfällung bei einem vorhandenen mineralreichen Wasser
die Härte durch Zugabe von Natron erniedrigt, oder ist das
falsch gedacht? Also, es kommt quasi auf das Ausgangswasser
an?

ich bin kein Aquarianer, daher nur eine Vermutung.

Ich bin zwar auch kein Aquarianer, aber mit dem Begriff Wasserhärte kann ich was anfangen. Es wird bei diesem Begriff unterschieden zwischen der Gesamthärte, der Carbonathärte und der Nichtcarbonathärte. Leider wird das oft durcheinandergeworfen, weil einfach nur der Begriff Härte verwendet wird.

Zur Erklärung (Achtung jetzt wirds etwas chemisch!):

Die Gesamthärte ist ein Maß für alle im Wasser gelösten Erdalkaliionen, also Calcium, Magnesium… . Möchte man die Gesamthärte des Wassers verringern, kann man diese Ionen (gelöste Stoffe) in eine wasserunlösliche Form überführen - bei Erdalkalien sind das die Carbonate. Um das zu erreichen gibt man ein leicht wasserlösliches Carbonatsalz zum Wasser, am besten funktioniert Natriumcarbonat (Soda) oder Natriumhydrogencarbonat (Natron). Das Carbonat- bzw Hydrogencarbonatanion verbindet sich dann mit den Erdalkalien. Es entstehen schwerlösliche Salze die sich absetzen und weg ist die Gesamthärte. :wink:

Die Carbonathärte ist ein Maß für die Carbonat- bzw. Hydrogencarbonatkonzentration im Wasser. Wenn du, wie oben beschrieben, Natron oder Soda ins Wasser gibts, erhöhst du automatisch diese Konzentration. Ein Teil wird zwar im schwerlöslichen Calcium- und Magnesiumcarbonat gebunden, aber wenn du einen zu großen Überschuss hinzugibst erhöhst du zwangsläufig die Carbonathärte. Die Gesamthärte jedoch verringert sich. Die Carbonathärte wird manchmal auch „temporäre Härte“ genannt, weil die gelösten Hydrogencarbonationen z.B. durch Kochen des Wassers wieder entfernt werden können bzw. sich nach einiger Zeit von selbst in Form von CO2 verflüchtigen.

Die Nichtcarbonathärte ist einfach die Differenz Gesamthärte - Carbonathärte. Wenn du eine sehr hohe Carbonathärte neben einer geringen Gesamthärte im Wasser hast (was ja durch dir Zugabe von Soda oder Natron passiren wie gesagt passieren kann), dann wird der Wert der Nichtcarbonathärte negativ und man spricht dann von einer „scheinbaren“ Härte.

Der Begriff der Wasserhärte ist inzwischen etwas überholt und durch die Einheit mmol CaO_äquivalent/ L angegeben. Das hat sich aber noch nicht überall durchgesetzt. Einen recht guten Artikel zum Thema Wasserhärte findest du übrigens auch in der guten alten Wikipedia.

Gruß

Sven

Hallo Sven,
danke, ich glaube, ich steige jetzt langsam dahinter :smile: Also, ich senke mit Natron die GH, aber erhöhe die KH, richtig? Jetzt weiß ich, wo ich falsch gedacht habe. Ich hätte eher gedacht, dass der „Kalk“ im Wasser - unseres ist hier sehr kalziumreich - eher ein Bestandteil der KH wäre.
Viele Grüße
Susanne

Hallo Gandalf,
danke Dir auch nochmal für die Erklärungen und die Links. Muss mich mal noch mehr reinbeißen insgesamt in die Wasserchemie.
Viele Grüße
Susanne

Hallo Susanne,

wenn es um Aquaristik geht, gibt es ein spezielles Brett dafür weiter unten in der Liste. Da laufen sicher Chemielaien rum, die das ev. ‚zielgruppenorientierter‘ erklären können :wink:

Gandalf