Hi Ingo,
ich habe mich sehr über deine Antwort gefreut.
ich denke, dass der Spiegel es bringt, weil es […]
3. es (wie zu1) den Glauben an die Grundfeste der Demokratie
zu erschüttern geeignet ist
Interessant. Nicht dass der Artikel diese Wirkung hat,
sondern dass diese Wirkung auch beabsichtigt sein
könnte. Die Frage nach dem > zwingt sich
mir förmlich auf, aber darüber nachzudenken, dauert eine
Weile. Aber vielleicht ist diese Aussage:
Letztlich kann man daraus ableiten, wie wichtig eine
umfassende, neutrale, objektive Berichterstattung ist und wie
wichtig es ist, dass Menschen politisch diskutieren können.
Ohne dem ist es schwierig mit der Demokratie.
schon die Antwort.
Jetzt kein Missverständnis. Es ist nicht so, dass der Journalist die Absicht hatte, Angst in der Bevölkerung zu schüren oder die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass die Grundfeste der Demokratie erschüttert seien. Nein, nein. Der Mechanismus funktioniert so:
Er schreibt einen Artikel in einer Aufmachung, dass er bei seiner Zielgruppe ankommt, also Emotionen hervorruft, evtl. „als Aufmacher“ auf der Titelseite geeignet ist. Da kann man jede beliebige Zeitschrift nehmen. Z.B. eine PC-Zeitschrift: Da steht jeden Monat, jede Woche, dass diesmal das ultimative Tool zum Schutz des PCs drinnen wäre, dem diesmal irgendwelche „geheimen Bremsen“ gelöst werden könnten und er jetzt so schnell wie nie vorher wäre. Geheim uind Sicherheit sind Wörter, auf die man anspringt, Interesse zeigt und folglich die Zeitschrift kauft.
Das gleiche passiert mit den Nachrichten im Fernsehen. Einerseits werden sie zunehmend zielgruppenorientiert, Bsp. die RTL2 News, MTV und Viva News, andererseits sind sie aber sehr an negativen Schlagzeilen interessiert: Kinderschändung, Skandale, Tote, …
Gegenfrage: Wo sind Nachrichten über Auszeichnungen von „Kavalier der Straße“, jahrelange ehrenamtliche Arbeiten, Vereinsjubiläen, Auszeichnungen über Zivilcourage, Ausbreitung von „Spielstraßen“, statistischer Rückgang von Verkehrstoten, Mordopfern, …?
Hier sind man nämlich die Folge:
Weil nicht „interessante“ Nachrichten vor der Veröffentlichung herausgefiltert werden, kommt es dazu dass die breite Masse der Bevölkerung ein abstruses Bild der Realität erhält. Woher sollte sie auch ihre Informationen nehmen? Ohne Nachrichten wüssten sie kaum, was in der eigenen Straße vor sich geht, geschweige denn darüber hinaus.
Aber das Problem ist eben, dass man als Folge die Gesellschaft für sehr gefährlich hält und tatsächliche Statistiken über Morde, Schändungen und Verkehrsunfälle gar nicht kennt, sondern aus seinen Informationen ableitet. Die Datenquelle Nachrichten ist aber unzureichend dafür, weil sie andere Aufgaben hat.
Mal zum Überlegen: Glaubst Du das Dein Leben anders aussehen würde, wenn Du nicht weißt wie hoch gerade die Arbeitslosenstatistik ist oder ob in den USA wieder ein Amoklauf war?
Mediendemokratie bedeutet, dass eben Medien die Hauptinformationsquelle der Menschen sind und wer diese kontrolliert, wird die Informationen der Bevölkerung und damit deren (Wahl-)Entscheidungen beeinflussen können. Dass Politiker ein großes Interesse daran haben, was in den Medien über sie steht, dürfte klar sein.
Oder wie Schröder sagte: „Zum Regieren brauche ich nur Blid, BamS und Glotze“. Mutig, aber etwas wahren dran. Nicht umsonst haben die DDR-Bürger gerne West-Fernsehen gesehen und nicht umsonst wollte die DDR-Führung dieses nicht.
Löst das Deine Frage?
Ja. Danke für den anderen Blickwinkel.
Ist es also ratsamer, sich durch diese scheinbar absichtlich
hervorgerufene Angst nicht beeinflussen zu lassen? Ich habe in
diesem Artikel, wie eingangs erwähnt, eine Bestätigung für
meinen Unglauben an das Rechtssystem gesehen. Wenn es aber nur
die Reaktion ist, die erreicht werden sollte, werde ich
nachdenklich.
Auf jeden Fall nicht beeinflussen lassen! „Absichtlich“ ist es nicht, es ist eher eine Folge des Prinzips Marktwirtschaft innerhalb der Nachrichtenmedien: „Nacktes und Zerhacktes“ ist von besonderem Interesse. So sind unsere Triebe nunmal und der (freie) Journalist muss verkaufen und die Zeitung muss ihre Zeitung voll machen. Sie brauchen Nachrichten und machen Nachrichten.
Leider steht in der Zeitung nicht, wenn es zwei Orte weiter zu einem Fall gekommen war, wo ein Polizeichef energisch gegen Rechtsextremismus vorgegangen sein sollte.
Nachrichten kann man nicht verallgemeinern. Besondere Vorsicht ist bei der Bild geboten und überhaupt wenn Nachrichtensprecher Meinungen kundtun.
Ich höre manchmal abends ab 23 Uhr „Das war der Tag“ im Deutschlandfunk. Da merkt man den Unterschied.
Da fällt mir noch was aktuelles ein: Das Gezetere um Hermans Statements.
Ist es tatsächlich so wichtig, was die Herman von sich gibt?
Ist ein konfuser, unvollständiger Satz, herausgerissen aus einer langen Rede, Grundlage für Diskussionen?
Im bildblog.de kann man anchlesen, wie oft Medien voneinander abschreiben und Medienwissenschaftler haben dies untersucht und bestätigt, z.B. am Thema „Florida-Rolf“.
Weiß eigentlich überhaupt jemand, was dem Kerl in Florida wiederfahren war, wieviel Gelder für solche Fälle überhaupt ausgegeben werden, hat der deutsche Steuerzahler irgendeinen Nutzen jetzt oder waren die Menschen durch eine Bildkampagne aufgebraucht, die hervorragend die Emotionen ansprach und die Politiker fühlten sich in Bedrängnis darauf zu reagieren?
Ein Buchtipp:
Mediendemokratie. Grundlagen - Anspruch- Wirklichkeit, herausgegeben von Uwe Andersen u.a., in: Politische Bildung, Nr. 4, Jahrgang 36, 2003. Es ist nur ein dünnes Heftchen von knapp über 100 Seiten, aber „die ganze Wahrheit über den „Florida-Rolf“ und wie die Bürger manipuliert werden. Wie sie jetzt Manipulationen aufdecken, Manipulatoren entlarven können und für immer selbstbestimmt leben können.“, steht auch drinnen
Schönen Gruß an Dich.
Ist ein interessantes Thema, dass Du angestoßen hast.
P.S.: Natürlich ist es ein Skandal, wo immer Polizei und Rechtsextreme/Linksextreme zusammenarbeiten, um die jeweilige politische Gegenrichtung zu bedrohen.