Neu als Leiter im Unternehmen - befürchte dass mein Ansehen unter meinen vielen Fragen leidet

Hallo zusammen,

seit Anfang des Monats arbeite ich in einem neuen Unternehmen in einer internen Abteilung. Zuvor habe ich jahrelang im gleichen Bereich eines anderen Unternehmens in einer völlig anderen Branche gearbeitet. Bei der Einarbeitung in den letzten Tagen habe ich gemerkt, dass hier fast alles anders ist und professioneller abläuft, als ich es bisher kenne. Ich stelle eine doofe Frage nach der anderen und komme mir langsam so vor, wie wenn das was ich bisher jahrelange gemacht habe, richtig amateurhaft im Vergleich zu dem ist, was ich nun vorfinde. Grundsätzlich wäre das ja noch kein Problem, da ich in diese Dinge schon irgendwann reinkomme. Das blöde ist aber, dass ich der Leiter meines Bereiches bin. Ich habe nun Angst, dass durch meine viele Fragen, die für meine Leute vielleicht wirklich amateurhaft erscheinen, mein Ansehen als Teamleiter leidet und die sich denken, was ich denn für einer bin… Ich empfinde diese Situation bereits nach wenigen Tagen als extram unangenehm. Meine Leute reagieren zwar sehr verständnisvoll, beantworten mir jede Frage und ich sage auch immer, dass ich das so nicht kenne und in meinem alten Unternehmen alles ganz anders lief, aber ich weiß natürlich nicht was das Team denkt. Zudem kommt, dass sich das recht kleine Team komplett auch auf die Leiterstelle beworben, aber nicht bekommen hat, sondern eben ich als externer, der jetzt so doofe Fragen stellt…

Hat mir jemand einen Rat, wie ich mich verhalten soll? Danke!

Führungskompetenz und Selbstzweifel
Moin!

Sind es denn diese Informationen, die dir bislang fehlen, die deinen Qualifikation als Führungskraft ausmachen? Oder sind es nicht andere Skills?

Allerdings habe ich den Eindruck, dass du selbst an deiner Führungskompetenz zweifelst und eine wenig konstruktive Einstellung zu Fehlern hast (wobei ich bei diesem Informationsmangel nicht mal von Fehlern sprechen würde).

Bei meinem neuen Chef gefällt mir, dass er sich erstmal nicht in alles einmischt, sondern eine stark beobachtende Position eingenommen hat und versucht herauszufinden, wie die Teams arbeiten.
Er fragt auch nach und akzeptiert, dass unsere Teams ihre eigenen Strukturen haben.
An seiner Führungskompetenz zweifle ich nicht.

Du vermischt hier zwei Ebenen, die nur zum Teil eine Schnittmenge haben: Natürlich sollte eine Führungskraft Bescheid wissen. Wenn es aber möglich ist, dass du dir die Informationen in der Einarbeitungsphase beschaffst, ansonsten aber über alle notwendigen Führungskompetenzen verfügst: Dann hör auf, daran zu zweifeln.

Diese Unsicherheit spüren die Mitarbeiter, und das genau das, was sie nicht brauchen. Der Chef muss der Fels in der Brandung sein.

Eine gute Hand
wünscht dir
Fo

Hallo Flo,

danke zunächst mal für deine Rückmeldung. Nun ja, das ist so eine Sache. Ich war in der Vergangenheit auch keine Führungskraft. Habe zwar durch Schulungen und früher mal im Studium vieles an Theorie angeeignet, aber in der Praxis war ich noch nie Führungskraft. Dieser Sache war ich mir im Vorfeld natürlich bewusst und ich habe mich der neuen Herausforderung deswegen auch gestellt. Auch dem neuen Unternehmen war das bewusst und kündigte an, mich entsprechend zu fördern, was mit verschiedenen Schulungen auch erfolgt (ist und wird). Ich war mir vor Antritt des Jobs sicher, dass ich das schaffe, da ich mich im Fachwissen fit wähnte und mit einer positiven Einstellung an die Führung rangehen wollte. Jetzt kommt eben dazu, dass ich mich im fachlichen Bereich gerade nicht gut fühle (obwohl ich weiss, dass ich da was kann, ansonsten hätte ich das nicht jahrelang zur Zufriedenheit meines alten Arbeitgebers gemacht) und daher auch zu zweifeln beginne, ob ich das dann mit der Führung schaffe. Dazu kommt, dass das neue Unternehmen manche Dinge auch einfach anders macht, nicht besser oder schlechter, aber anders. Auch wenn ich hier in dem Sinne nichts falsch mache, fühle ich mich so, wenn ich von meinen Mitarbeitern korrigiert werde, dass man das im neuen Unternehmen so und nicht so macht. Ich habe mich echt auf meine Arbeit gefreut und bin sehr positiv an die Sache rangegangen. Dass ich nun schon nach wenigen Tagen eine solche Verunsicherung spüre, gefällt mir nicht. Mir sagt zwar jeder, dass das normal am Anfang wäre, aber ich komme mir grad vor, wie wenn ich in der Abteilung der Azubi wäre und dann irgendwann mal auf die Überholspur müsste um meine Position als Leiter zu erreichen. Da ich eben noch keine Führungserfahrung habe, habe ich hier auch nicht die Sicherheit, dass das irgendwann so kommen wird wie ich es mir vorstelle. Vielleicht ist das auch alles nur Kopfsache und ich rede mir nur was ein, aber es verunsichert mich eben.

Grüße
Jeff

Ich habe nun Angst,
dass durch meine viele Fragen, die für meine Leute vielleicht
wirklich amateurhaft erscheinen, mein Ansehen als Teamleiter
leidet und die sich denken, was ich denn für einer bin.

Ich würde das ganze anders verkaufen: Du willst Dir ein möglichst gutes Bild von den internen Abläufen und auch der allgemeinen Informationslage der Mitarbeiter machen und gleichzeitig prüfen, wie gut die Mitarbeiter selbst die Abläufe kennen, auch über den Tellerrand hinaus, und wie gut sie das vermitteln können.

Unter dem Motto: Erklären Sie mir das doch bitte mal so, wie Sie das Ihrer Schwiegermutter erklären würden. Durch die richtige Herangehensweise kann man da ein bisschen was kaschieren.

Ich finde es grundsätzlich sehr positiv, wenn neue Vorgesetzte Interesse an den Abläufen haben und sich alles zeigen lassen. Viel schlimmer sind die Besserwisser, die ohne Hauch einer Ahnung alles gleich anders/besser machen müssen.

Hallo Flo,

Flo???

Also, entweder bringt man eine gewisse Führungskompetenz und natürliche Autorität mit oder nicht, aber da kann man nur dazulernen.

Deine Kollege scheinen übrigens konstruktiver damit umzugehen als du: Sie erklären dir einfach, was du wissen musst, anstatt dich auflaufen zu lassen oder deine Autorität anzuzweifeln. Das ist doch toll!

Gib dir ein bisschen Zeit und zweifle nicht soviel an dir. Das ist das einzige Problem, das du hast.

Das einzige Problem, das ich mit dir habe, sind deine Textblöcke ohne Absatz. Da kriegt man ja Augenkrebs.

Gruß, FO (von Fogari!)

Hi,

Durch die
richtige Herangehensweise kann man da ein bisschen was
kaschieren.

und du denkst das merken die nicht? Das macht es doch nur noch schlimmer. Sowas könnte ich zB. gar nicht ab. Dann soll er lieber ehrlich sagen, dass er noch nicht so viel Ahnung hat, da es bei der vorherigen Firma ganz anders lief als die anderen für blöd zu verkaufen und sich besser zu machen, als man ist.

Gruß
Steffie