Guten Morgen Wolfgang,
Deinem PDF entnehme ich, dass die Grundsicherung in Schweden zur Zeit 314 Euro (Alleinstehende) im Monat beträgt. Diese werden mit den 65. Lebensjahr ausgezahlt. Wer will kann früher oder später in Rente gehen, mit entsprechend weniger oder mehr Rentenanspruch. Der Betrag verdient in meinen Augen Deine Bezeichnung als „dickste Säule“ der Rente nicht, er ist geradezu erbärmlich und liegt unter unserem Hartz 4 Satz (364 Euro). Warum die Renten in Schweden jährlich um fast fünf Prozent steigen kannst Du hier lesen (aus SPIEGEL 19/2013):
Was Schweden besser macht
Dass es auch besser - und billiger - geht, zeigt ein Blick ins Ausland. In Schweden landen jedes Jahr Millionen knallorangefarbene DIN-A4-Umschläge in den Briefkästen. Der Inhalt: ein großes Faltblatt. In wenigen Zeilen und mit übergroßer Schrift wird den Bürgern darin erklärt, wie viel sie im Alter erwarten dürfen - aus der traditionellen, umlagenfinanzierten und aus der kapitalgedeckten Vorsorge.
Denn in Schweden herrscht nicht nur größtmögliche Transparenz, hier organisiert die staatliche Rentenbehörde auch die Geschäfte der Bürger auf den Anleihe- und Aktienmärkten. 2,5 Prozent des Bruttolohns fließen automatisch in einen staatlichen Pensionsfonds, der ein Konto für jeden angelegt hat und sein Geld mit weltweiten Investitionen zu mehren versucht - es sei denn, der Bürger entscheidet sich bewusst für eine private Anlage.
„Der Vorteil ist, dass die Kosten wirklich sehr niedrig sind“, sagt Marlene Haupt, die am Münchner Max-Planck-Institut den Staatsfonds AP7 mit verschiedenen Riester-Produkten verglichen hat. Nach 40 Jahren werde die Verwaltung des schwedischen Pensionsfonds in ihren Modellen gerade einmal sechs Prozent des Rentenkapitals kosten - statt bis zu 41 Prozent, wie es bei deutschen Fonds teilweise der Fall ist.
Selbst die privaten Alternativangebote seien in Schweden günstig, sagt Haupt, weil die Rentenbehörde entsprechende Verträge verhandelt und auf Kostenrabatten von bis zu 90 Prozent besteht. Versicherungskritiker in Deutschland würden sich deshalb am schwedischen Modell gern ein Beispiel nehmen. Ein Bündnis aus Verbraucherschützern und Experten entwickelt seit geraumer Zeit ein Konzept für ein deutsches „Altersvorsorgekonto“.
Auch in der Politik findet die Idee zunehmend Rückhalt. Das grüne Verbraucherministerium in Baden-Württemberg macht sich für das Modell stark, und selbst die Liberalen in Berlin können ihm etwas abgewinnen. „Das Altersvorsorgekonto ist ein gutes Instrument, um mehr Bewusstsein und Transparenz für die Absicherung im Alter zu schaffen“, sagt FDP-Fraktionsvize Heinrich Kolb. Die Kontoführung könnte beispielsweise der Zentralen Zulagestelle übertragen werden, die unter dem Dach der Deutschen Rentenversicherung die Riester-Bezuschussung abwickelt.
Das Modell Schweden folgt allerdings einer Anlagephilosophie, die in Deutschland schwer vermittelbar ist. „Man muss finanzielles Risiko eingehen, um eine höhere Rendite zu erwirtschaften“, sagt Richard Gröttheim, der seit über einem Jahrzehnt die Geschicke des Staatsfonds AP7 lenkt.
Der ehemalige Notenbanker hat in dieser Zeit schon zwei kapitale Marktkrisen hinter sich gebracht und dennoch für seine Mitbürger eine Durchschnittsrendite von fast fünf Prozent pro Jahr erwirtschaftet.
Über 40 Prozent der Versichertengelder investiert Gröttheim dafür allerdings in 2500 Aktien auf aller Welt - etwa von Apple oder General Electric. Dabei orientiert er sich streng an einem weltweiten Börsenindex. „Optimale Risikostreuung“ nennt Gröttheim das.
Investments in Private-Equity-Fonds und Hedgefonds sind für seine Mitarbeiter ebenfalls kein Tabu. Sie wetten sogar mit Leerverkäufen von Aktien auf fallende Kurse. Leerverkäufe sind Deals mit Papieren, die der Anbieter noch gar nicht besitzt, sondern nur ausgeliehen hat - in der Hoffnung, sie nach Geschäftsabschluss zu niedrigeren Preisen nachkaufen zu können.
Natürlich mache man derart umstrittene Geschäfte nur in einem sehr überschaubaren Rahmen, sagt Gröttheim. Die Anleger könnten zudem statt des Standardprodukts alternativ auch drei andere Strategien wählen: „offensiv“, „ausgeglichen“, „vorsichtig“.
Viele entschieden sich für „offensiv“, sagt Gröttheim. Er hat jede Menge Diagramme parat, die zeigen sollen, dass es an den Aktienmärkten in den vergangenen 100 Jahren trotz regelmäßiger Einbrüche insgesamt doch aufwärtsging. „Risiko bedeutet nicht Verlust, sondern Volatilität - zumindest langfristig“, sagt er und zeichnet mit dem Finger eine Schlangenlinie in die Luft, die alles in allem eben doch nach oben steigt.
Historische Studien belegen tatsächlich, dass Anleger mit vernünftigen indexbasierten Aktien-Investments im Schnitt sehr viel mehr Rendite machen als etwa mit Staatsanleihen. Wenn sie mehrere Jahrzehnte dabeibleiben. Allerdings kann das in schlechten Zeiten Nerven kosten.
Soweit das Zitat. Wie soll denn die aktuelle Wirschaftskraft objektiv gemessen werden? BIP? Gehören denn die Hoffnungen und Träume, die sich zum Beispiel mit neuen Erfindungen verbinden (Du bist Ingenieur!) nicht auch zur Wirschaftskraft einer Gesellschaft?
Ich weiß nicht in welchem System Du sozialisiert wurdest, aber zur Zeit lebst Du in dem Gebiet eines ehemaligen Staates, der seine Bevölkerung jahrzehntelang über seine Wirtschaftskraft belogen hat. Du hast recht, wenn Du auf Irrtümer, Emotionen und Schaumschlägereien an der Börse hinweist. Aber die gibt es überall. (Das meiste Geld wird an der Börse übrigens bei fallenden Kursen verdient.)
Als ich noch „Waren und Dienstleistungen“ produzierte, habe ich ganz gut verdient. Aber ich habe niemals über solche Summen verfügt wie jetzt, da ich mich mit meinem „wertlosen“ Geld an der Börse engagiere. Und das kann jeder,der etwas übrig hat. Oder der Staat nimmt es in die Hand. Daher befürworte ich das schwedische System.
Gruß
Hans-Jürgen