das, was für dich das Drama in diesem Brett ist, ist das Drama
in jedweglichem außeruniversitären Philosophieforum:
Na, vielleicht liegts ja dann doch am Elfenbeinturm, deutet
doch darauf hin, oder?
Nein, das deutet vielmehr darauf hin, daß der „kleine“ Unterschied zwischen den verschiedenen Wortgebräuchen „Philosophie“, auf den ich in dem in der Brettbeschreibung verlinkten Posting aufmerksam machte, zu wenig beachtet wird.
Ich gehe aber davon aus, dass die Menschen die hier antworten
sich durchaus für Philosophie interessieren.
Davon gehe auch ich aus. Aber das Problem ist, daß viele, die „Philosophie“ im umgangssprachlichen Sinn betreiben (was ich gut finde), der „Philosophie“ im wissenschaftlichen Sinn vorschreiben wollen, wie und was sie zu sein hat.
Und zu solcher Hybris würde sich im Gebiet der Mathematik kaum jemand aufschwingen. Im Gebiet der Physik tun es immer wieder welche, aber bei denen erkennt auch jeder Laie sehr schnell, wes Geistes Kind sie sind …
Die Abgrenzungspolitik hier ist vergleichbar mit der eines
Golfclub der versucht über das Steuerungsmittel Geld die
Unvermögenden von sich fern zu halten, nur das hier das
Steuerungsmittel die Diskussionsebene ist.
Wenn du diesen Vergleich zu deiner Argumentationsvoraussetzung machst, wirst du ihn dir selbstverständlich immer wieder selbst bestätigen. Unterschiedliche Diskussionsebenen gibt es allerdings. Und diese auseinanderzuhalten, und die Kriterien für dieses Auseinanderhalten bereitgestellt zu haben, ist unter vielem anderen genau das, was die Philosophie tut und in ihrer Geschichte geleistet hat (damit hat sie in der Schule von Sokrates, Platon, Aristoteles angefangen).
Wenn hier also eine "Experten"meinung einfach nur in Frage gestellt :wird kommt sofort der Schwenk auf die Diskussionsebene der
(Fach)Begrifflichkeiten.
Du sagts es: Es kommt auf die Form des „in Frage stellens“ an. Wenn Fragen gestellt werden, wirst du immer sehen, daß auch Antworten kommen. Thomas Miller, Yseult und manche andere waren darin vorbildlich und einsatzbereit und fleißig. Aber die Form „ihr ‚gelernten‘ Philosophen seid im Elfenbeinturm und nur wir ‚ungelernten‘ wissen, wo es langgehen müßte“ (das ist KEIN wörtliches Zitat!) führt zu fiesen Resultaten, und zwar genau zu den Resultaten, die mit dieser Haltung vorunterstellt werden.
Philosophie IST (neben der umgangsprachlichen Bedeutung) nun mal eine Wissenschaft, und jede Wissenschaft HAT Fachtermini. Deshalb der Vergleich mit der Mathematik, wo jeder das unmittelbar voraussetzt und akzeptiert. Die Philosophie scheint dagegen … naja, deshalb die Metapher mit dem Griff zwischen die Beine, du verstehst schon.
Jede andere Wissenschaft würde sofort
versuchen das offensichtlich Mißverstandene mit verständlichen
Worten aufzuklären oder sogar diese alternative Sichtweise
überprüfen.
Siehst du: Du unterstellst es gleich der gesamten Wissenschaft, was vielleicht nur ein aktuelles Verhalten eines individuellen Diskussionsteilnehmers sein mag … so läuft das.
Übrigens ist das mit den Fachbegriffen eben nicht immer so einfach. Sogar viel komplizierter als in Mathematik und Physik. Wenn du mal einen Blick in
ISBN 3787314539 Buch anschauen
oder
ISBN 3796507034 Buch anschauen
wirfst, weißt du, was ich meine.
Man kann es auch so ausdrücken - gegen die
Jahrhundertwende des 20. Jahrhundert vertrat die Weltphysik
die Auffassung, die Physik als Wissenschaft hätte ihre Arbeit
getan, es gehe nur noch um die Verfeinerung der Meßtechnik,
alles andere sei gefunden, entdeckt, erklärt und erforscht.
In diesem Stadium hat sich die Physik einige Male befunden, richtig. Die Philosophie hat sich IMMER in diesem Stadium befunden und sie hat es auch IMMER zugleich selbst widerlegt. Hegel hat das übrigens in seiner Geschichte der Philosophie (das war zugleich die erste) genau so dargestellt.
Übrigens habe ich beruflich mit Abgrenzungspolitik über Diskussionsebenen zu tun.
Prima. Ich auch. Und es ist sehr interessant.
Ich weiß wie einfach es ist einen
unliebsamen Diskussions"partner" über die geschickte Auswahl
der fachlichen Diskussionsebene ins Leere laufen zu lassen.
Und dieselben Verfahren kann man verwenden, um Konflikte zu lösen, statt sie zu erzeugen.
Gebiete wie die Mathematik oder die Physik sind gegen solche
Mißgriffe einigermaßen immun,
Das deutet doch ebenfalls darauf hin, dass es bei Philosophen
ein Elfenbeinturmdenken gibt und andere Wissenschaften offener
sind, oder?
Nein, das deutet daraufhin, daß der Mathematik Respekt gezollt wird von Sieten des Laien, der Philosophie (als Wissenschaft) aber nicht. Wer würde der Mathematik Elfenbeinturmigkeit vorunterstellen?
aber der Philosophia meint jeder, beliebig zwischen die Beine ::grapschen zu dürfen, ohne sich einen Korb einzufangen - oder manchmal eine Ohrfeige.
Das macht nicht nur die Moderation in solchen Foren so
anstrengend langweilig und öde, sondern allein schon das
Lesen.
Na wenn dieser Satz nicht überheblich und elitär ist…welcher denn dann?
Ich nehme zur Kenntnis, daß du es als elitär auffaßt, wenn du dir beim hemmungslosen Zwischen-die-Beine-Grapschen eine Ohrfeige einhandelst.
Gruß
Metapher