Servus,
in GB werden ja die Stimmen nach einem neuen Referendum lauter. Laut einer Analyse der letzten sechs Umfragen wäre eine knappe Mehrheit von 52% für den Verbleib in der EU und kürzlich demonstrierten über eine halbe Million Menschen für ein zweites Referendum.
An anderer Stelle wurde ja schon über die Gründe für das erste Referendum diskutiert und es fiel sinngemäß die durchaus richtige Bemerkung , man könne ja nicht einfach so lange abstimmen lassen, bis einem das Ergebnis passt. Das ist völlig richtig, nur muss man sich die Vorgängen vor, während und nach dem Referendum ein wenig genauer anschauen:
- Die Leave Kampagne hat gegen Wahlgesetze verstoßen:
Teurer Brexit: Vote-Leave-Kampagne muss Strafe zahlen
Die Kommission habe die Ausgaben und die Kampagne von „Vote Leave“ und „BeLeave“ eingehend geprüft, erklärte der Kommissionsdirektor für politische Finanzen und Regularien, Bob Posner. Beide Gruppen hätten „an einem gemeinsamen Plan gearbeitet“, ohne ihre Zusammenarbeit offiziell zu deklarieren. Dabei handle es sich um „ernste Verletzungen“ der vom Parlament verabschiedeten Gesetze für faire und transparente Wahlen und Referenden.
- Es wurden zahlreiche Lügen verbreitet. Hier ein kleiner Auszug:
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GB spart sich 350 Millionen Pfund pro Woche. Diese Lüge las man häufig und Boris Johnson wiederholte sie nicht nur Anfang des Jahres, sondern sprach sogar von einer ‚Unterschätzung‘. Warum das gelogen ist, kann man hier nachlesen. Zusammengefasst: Diese Zahl ignoriert den Rabatt, Zahlungen von der EU an GB und die finanziellen Auswirkungen des Brexit. Nigel Farage nannte diese Behauptung übrigens einen Fehler - nach der Abstimmung.
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Die Türkei tritt bald der EU bei und überschwemmt dann den britischen Arbeitsmarkt: Eine doppelte Lüge, da ein Beitritt der Türkei nicht mal absehbar ist und zudem behauptet wurde, dass GB kein Vetorecht hätte.
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Der britische Rabatt könnte abgeschafft werden: Völlig aus der Luft gegriffen, da GB in so einem Fall ein Vetorecht hätte.
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Wales bekommt nach dem Brexit gleich viel Förderung: Wales profitierte von allen britischen Regionen wohl am meisten von der EU. Jährlich flossen 760 Millionen € an EU- Förderungen dorthin. Vor dem Brexit versicherte der Schatten-Staatssekretär für Wales Paul Flynn, dass Wales keinerlei Einbußen bei den Förderungen zu befürchten hat. Andrew RT Davies, Parteichef der Waliser Konservativen, versprach sogar eine halbe Milliarde mehr pro Jahr. davon ist jetzt natürlich keine Rede mehr. Bei Brexit stimmten in Wales 52;5% für den Austritt.
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Die innerirische Grenze: Vor dem Brexit versprachen Befürworter wie Boris Johnson, dass die Grenze zwischen Irland und Nordirland vom Brexit nicht betroffen sein würde. Wie wir aber mittlerweile alles wissen, ist gerade diese Grenze ein besonders heikles Thema bei den Verhandlungen.
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GB muss bei einem Verbleib 2,4 Mrd. Pfund an die EU zahlen: Das behauptete Boris Johnson kurz vor der Abstimmung. Laut ihm sind das die Kosten der Währungsunion, der Flüchtlingskrise und unbezahlte Rechnungen der EU. In der Realität war das glatt gelogen.
- Führende (und reiche) Brexitbefürworter umgehen die Folgen des Brexits. Wieder ein kleiner Auszug:
Sir Jim Ratcliffe: Der reichste Brite, der zuvor noch davon schwärmte, wie sehr GB von einem Brexit profitieren würde, zieht nach Monaco.
Jacob Rees-Mogg: Er sprach sich für einen klaren Schnitt mit der EU aus und seine Firma richtete nun eine Zweigstelle in Dublin ein. Eine der Begründungen: Die Gefahren des Brexit.
John Redwood: Er fordert auf der einen Seite einen harten Brexit (mit all seinen Konsequenzen) und rät auf der anderen Seite Investoren, ihr Kapital aus GB abzuziehen.
Nigel Lawson: Er war Mitglied und (zeitweise) Vorsitzender der Vote Leave Kampagne. Nun beantragt er in Frankreich einen dauerhaften Aufenthaltstitel.
Michael Ashcroft: Der Milliardär unterstützte die Brexit Bewegung und rät nun britischen Firmen, sich in Malta niederzulassen, um die Folgen des Brexit zu umgehen.
Ist es angesichts dieser Umstände nicht legitim, wenn man nun eine weitere Abstimmung unter Berücksichtigung aller Fakten fordert? Sollte eine Abstimmung, bei der massiv mit Unwahrheiten gearbeitet wurde, nicht per se als ungültig erklärt werden?
LG
Penegrin