Neues Dach erforderlich? Einschätzung der Ziegelanordnung

Lieber Experte,

ich beabsichtige, ein Haus im Zwangsversteigerungsverfahren zu erwerben . Der Eigentümer untersagt laut Gläubigerbank den Einlass.
Folgendes Bild vom Dach im Anhang…

Kann man grob von der äußerlichen Inaugenscheinnahme beurteilen, ob hier eine neue Dacheindeckung erforderlich ist?
Die Ziegel scheinen verschoben.

Besten Dank im Voraus!

Gruß

Andre

Für mich sieht das so aus als wäre da ´ne neue Eindeckung samt Lattung nicht nur fällig sondern überfällig. ramses90

Hallo!

Äh, dichter hast Du Dich nicht ran getraut oder ist die Grenze so weit vom Haus weg ?
Foto ist mies, man kann kaum was wirklich erkennen.
Ja, es hat Buckel und Verwerfungen.
Bei einem älteren Gebäude (Landwirtschaftliches Gebäude, eher Scheune als Wohnhaus) sieht man das öfters. Es ist im Grunde unbedenklich, trägt sogar zum Charakter des Hauses bei. So ein Dach bleibt weitgehend dicht, jedenfalls für damalige Ansprüche.

Holz arbeitet und bei großen Flächen verzieht sich auch mal was, dann verschieben sich auch die Dachziegel.

Aber nach dem Foto kann man nicht sagen, ob es sich lohnt das Haus zu ersteigern.
Genauso gut kann es schwere Holzschäden am Dachgebälk haben, die Statik ist beeinträchtigt.

Ich finde das immer lustig wenn der Gutachter schreibt " Innenbesichtigung konnte nicht vorgenommen werden"
Heißt, Leute, ihr kauft die Katze im Sack !

MfG
duck313

Vielen herzlichen Dank für die ausführlichen Antworten! Sie haben mir sehr geholfen. Nähere Besichtigung war nicht möglich, da der „Eigentümer“ jegliche Besichtigung unterbindet. Das Grundstück hat 3000m2, was sehr interessant für meine Familie wäre (2 Kinder und drei Hunde).
Meine Frau lehnte von Anfang an schon ab.
Der Verkehrswert liegt bei 113.000 und die Bank möchte mindestens 7/10, also etwa 80.000. Mittlerweile bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob ich mit bieten soll :confused:

Wie schon gesagt wurde, das Dach muss man von Innen sehen. Sind da morsche Balken (Feuchtigkeit, Pilze, Holzwürmer) muss man schnell einmal den halben Dachstock neu machen.

Der andere wichtige Punkt ist der Keller. Auch hier können Feuchtigkeit/Schimmel, regelmässiges absaufen, auch hier kann es morsche Balken oder verrostete Eisenträger haben und eine Menge Ärger, Arbeit und Kosten verursachen, welche man bei einer Besichtigung oft schnell sehen kann.

Dann wären noch die Aussenwände, hier kann auch Wasser durchdrücken, was mit unterschiedlichem Aufwand zu beheben ist.

Und dann sind noch Elektrik, Sanitär und Heizung. Auch hier kann eine nötige Sanierung eine Menge Kosten zur folge haben, welche man zum Kaufpreis hinzurechnen muss.

Nur von Aussen kann man nur zu einem NEIN oder VIELEICHT kommen. Ein JA ist nur möglich, wenn man sich das auch von Innen ansehen kann.

MfG Peter(TOO)

Ich wusste garnicht, dass das geht.
80.000€ sind immer noch eine Menge Geld. Das kann ein Fass ohne Boden werden. Wo befindet sich denn das Grundstück? Es ist ja auch ein Unterschied, ob es im mecklenburgischen Niemandsland liegt oder vor den Toren von Köln oder München.

Kennst du vielleicht jemanden, der das Haus mal von innen gesehen hat?

Viel Glück bei der Entscheidungsfindung.

Data

Im Saarland :).
Ja, das ist möglich! Die Bank schickt zwar einen Gutachter, aber wenn dieser nicht eintreten darf, wird nur ein Schätzwert erhoben. Ich verstehe diese Gesetzeslage auch nicht. Wenn die Bank Gläubiger der Versteigerung ist, dann müsste sie eigentlich auch die „Hoheitsgewalt“ des Objekts inne haben. Doch der letzte Eigentümer genießt besonderen Schutz.
Eigentlich paradox, denn gerade in der Situation des Schuldners wäre es doch in seinem Interesse, dass das Objekt höchstmöglich versteigert wird, damit eine große Summe von den Schulden getilgt werden kann.

Nein. Der Bewohner hat das Hausrecht. Ganz allein, es kann ihm nur mit einer richterlichen Anordnung genommen werden, etwa um z.B. dem Gerichtsvollzieher Zutritt zu gewähren oder der Polizei.
Aber nicht für zivilrechtliche Dinge, wie Erstellung eines Wertgutachtens.

Die „Unverletzlichkeit der Wohnung“ ist ein wesentlich höherstehendes Rechtsgut, es hat Verfassungsrang.

ich kenne genug Gutachten, auch von vermieteten Objekten, wo der Gutachter nicht innen besichtigen konnte.
Manchmal weiß man nicht mal das genau. Da steht dann drin "… soll vermietet sein ( heißt, nichts genaues weiß man nicht), konnte von innen nicht besichtigt werden).
Dann geht man rein nach vorliegenden Bauzeichnungen, Lageplan, Katasterblatt und Außenbesichtigung. Manchmal kann man wenigstens aufs Grundstück und ums Haus gehen, weil níemand anwesend ist und einen verscheucht.

MfG
duck313

Hallo!

Wenn man ein Haus als Sachverständiger oder als Laie mit sachverständiger Begleitung nicht zu sehen bekommt, kann man nicht mehr als den reinen Grundstückswert bieten. Selbst das kann noch zu viel sein, wenn das Haus mit vertretbarem Aufwand nicht auf zeitgemäßen Stand zu bringen ist und deshalb Abriss und Neubau die günstigste Lösung ist.

Man sieht, dass das Gebäude aus Zeiten mit anderen Ansprüchen stammt. Die Dacheindeckung würde mir dabei die geringsten Sorgen bereiten.

Gruß
Wolfgang

Vielleicht kannst Du versuchen, mit Nachbarn oder Leuten aus dem Dorf zu reden - vielleicht war da jemand mal drinnen - auf Besuch z. B. Auch Handwerker in der Umgebung hatten vielleicht mal drinnen zu tun und könnten etwas Auskunft geben.

Auf jeden Fall sehe ich die 80.000 nur als Anfang vielerAusgaben und Arbeiten.

Einen guten Entschluß!
Mannema

Da wäre auch mein Rat gewesen: nur den Grundstückswert bieten, aber daran denken: auch ein Abriss kostet Geld.

Also eine Halb-Laienschätzung von mir: 80.000€ Kaufpreis. Neues Dach: 20.000 Euro. Neue Fenster & neue Haustür: 10.000€, Heizung 15.000€, Elektro neu 8.000€, Keller trocken legen: 15.000€. Dämmung 15.000€… rechne mal zusammen. Achso Grunderwerbssteuer kommt auch noch drauf, oder?
Dazu viel Ärger und jahrelang Baustelle.
Für ein Haus, das du vorher nicht von innen gesehen hast.

Viel Spaß!
Bufo

Eben. Deshalb will er wohl niemanden reinlassen, sonst könnte er es womöglich nichtmal mehr verschenken. :wink:
Gruß T

Der Dachstuhl ist rumpelig, deswegen liegen die Dachsteine, die ja möglicherweise noch gut sind, nicht richtig. Ich schätze mal, dass das Dachgestühl neu gebaut werden muss.
Ist das ein Wohnhaus oder eine Scheune oder ein Stall?
Also wenn Du nicht mehr weißt, warum möchtest Du es haben?
Zur Lage, ich schätze mal, dass es sich in einem der „neuen“ Bundesländer befindet, es kommt mir sehr bekannt vor, habe selbst ein Haus dort vor vielen Jahren gekauft: Was weißt Du darüber? ist es erschlossen? Gas? Wasser? Abwasser? Grube? Ist überhaupt ein Keller vorhanden? es sind so viele Fragen zu klären. Ich würde niemals ein Haus kaufen, bei dem ich nur ein Dach sehe.
Ich würde die Finger davon lassen. Wenn es denn ein altes Haus sein soll, wie bei mir damals, dann muss man rein, spüren und schauen.
Und zur Grundstücksgröße…gepflegt wird das nie sein, ich habe auch ein größeres Grundstück, bis heute Wildnis.
Solltest Du 80.000 € übrig haben, gebe ich Dir gerne meine Kontonummer.
LG Syvia