Hallo Elke,
da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt: Mit Genus (übrigens *das*, nicht *der*) ist das sogenannte grammatische Geschlecht gemeint, das z.B. im Deutschen durch die Artikel der, die, das markiert wird, eine grammatische Kategorie also, die es nun gerade im Englischen bei Substantiven nicht gibt, sondern nur bei Pronomen (he/she, him/her). Das „natürliche Geschlecht“ ist eine andere Sache, nämlich die Weiblichkeit/Männlichkeit der bezeichneten Person, und das gibt es - natürlich - überall. Natürliches und grammatisches Geschlecht stimmen im Deutschen größtenteils überein (die Frau/der Mann, der Lehrer/die Lehrerin), aber manchmal eben auch nicht (das Mädchen, das Weib). Und hier kommen die Verkleinerungsformen ins Spiel . Sie haben im Deutschen grundsätzlich das neutrale Genus (also auch: das Kläuschen, das Peterle - aber: der Kasperle, fällt mir gerade auf). In anderen Sprachen, die eine grammatische Unterscheidung zwischen Maskulinum und Femininum machen, behalten Diminutiva ihr ursprüngliches Genus, deshalb im Portugiesischen, und entsprechend in anderen romanischen Sprachen, *der* Ronaldinho und *die* senhorita, und nicht *das* Ronaldchen und *das* Fräulein.
Um zu sehen, ob so etwas wie *das* Mädchen, *das* Weib auch in anderen Sprachen vorkommt, bräuchte man eine Sprache, die ebenfalls außer über ein maskulines und feminines Genus auch über ein neutrales verfügt. Da fällt mir bisher nur Latein ein, und das scheint anders zu funktionieren.
Musste gerade an einen Spruch denken, der auf einen Tisch eines Göttinger Hörsaals gemalt war: „Genuß statt Genus! Nieder mit der Linguistik!“
In der Hoffnung, dass meine umständlichen Ausführungen nicht gerade diesen Effekt auslösen, wünsche ich noch ein schönes Wochenende!
Gruß Barbara
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