Hallo, Michael,
verzeih, aber da
wip war mhd. ein femininum (diu wip). erst später
„neutralisiert“,
muss ich widersprechen. „diu wîp“ ist der Plural, der erst später umgelautet und zu „Weiber“ erweitert wurde.
„daz wîp“ dagegen ist auch schon im Althochdeutschen neutrum und, wenn die Sprachforscher Recht haben, schon in den germanischen und indo-germaischen Sprachen.
Dazu Kluge:
_ Weib
Substantiv Neutrum Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. wIp, wIb, ahd. wIb, as. wIf Stammwort.
Aus g. *weiba- n. „Weib“, auch in anord. víf (arch.), ae. wIf, afr. wIf.
Die Erklärung des etymologisch ganz unklaren Wortes hat davon auszugehen, daß das neutrale Genus ausreichend begründet werden muß. Deshalb kommt eine Täterbezeichnung o.ä. nicht in Frage. Desgleichen ist bei dem Nebeneinander der Bedeutungen „Ehefrau“ und „erwachsene Frau“, allenfalls noch „Frau, die schon Geschlechtsverkehr gehabt hat“, jeweils in striktem Gegensatz zu „Jungfrau“, eine Ausgangsbedeutung „Ehefrau“ oder gar „Braut“ ganz und gar unwahrscheinlich. Das Wort tritt im Gotischen nicht auf, ist im Nordischen poetisch (also ein Relikt) und steht in den westgermanischen Sprachen neben dem alten ig. *gwenA, g. *kwenO in gt. qino, anord. kona f., ae. cwEn(e) f., as. ahd. quena f., das im Deutschen zurückgedrängt wird. Unter diesen Umständen sind die Verhältnisse des Altenglischen besonders interessant: Dort werden bei ausdrücklicher Bezeichnung der Geschlechter wäpen-mann m. oder wäpned-mann m. und wIf-mann m. (zu mann im Sinne von „Mensch“) unterschieden. Ae. wäpen bedeutet „Waffe“, ist aber auch ein normales Hüllwort für das männliche Geschlechtsglied; und es wäre nicht ausgeschlossen, daß auch wIf auf eine unmittelbare oder verhüllende Bezeichnung für „Mutterleib“ zurückginge. Immerhin läßt sich verweisen auf die baltisch-slavische Sippe von lit. vaikas m. „Kind, Tierjunges“ (lit. vaikìnga „trächtig“, lit. vaikúotis „Junge werfen“), akslav. ClovEki m. „Mensch“ (vermutlich zu akslav. Celjadi f. „Familie, Gesinde“, also „Sproß, Nachkomme der Familie“?), die offenbar auf „Kind, Sproß“ zurückführt, und solche Wörter gehen häufig mit „Mutterleib“ zusammen. Formal ließen sich die Wörter unter dem Ansatz von ig. *weikw- miteinander verknüpfen; sonst könnten verschiedene Erweiterungen der gleichen Grundlage vorliegen. Die entsprechende Erklärung von Schmidt/Strunk (zu toch. A kip, toch. B kwipe „Scham“) ist weniger wahrscheinlich, weil der Übergang zu speziell „weibliches Geschlechtsteil“ nicht erklärbar ist und der Übergang von ig. *ghw- zu g. *w- (vor auslautendem Labial) nicht ausreichend zu sichern ist. Adjektive: weibisch, weiblich.
Ebenso nndl. wijf, ne. wife, nschw. viv.
Pedersen, H. SN 14 (1942), 252-254;
Lindquist, A. MASO 5 (1943), 81f.;
Krogmann, W. IF 64 (1959), 136-145;
Szemerényi (1977), 79-82;
Wittmann (1982), 120-131;
Maher (1986), 74f.;
Schmidt, K. T./Strunk, K. FS Meid (1989), 251-284;
Lockwood, W. B. Maal og Minne 1991, 25-28;
Röhrich 3 (1992), 1707f. west- und nordgermanisch_