News & Stories

Hi,

um es vorweg zu nehmen: Vielleicht bin ich einfach nicht intelektuell genug.
ABER kann mir mal einer das geheimnis hinter dieser obskuren sendung verraten, die zu nächtlicher stunde auf diversen sendern dahinflackert?
Sie nennt sich mal „news & stories“ mal „10 to 11“ mal weißdergeier.
Mal is da so ein rauschebärtiger typ im pseudointerview, manchmal sieht man aber auch ein recht interessantes interview.
Ich muss mich korrigieren.
Manchmal handelt es sich um ein interessantes THEMA, das durch diesen unsäglich interviewstil völlig verschandelt wird.

Wer bitte macht diese „interviews“?
Da ist jemand, der ahnung von einem thema hat, und dieser interview-onkel fragt nur um dann irgendeine dämliche antwort oder vermutung selbst kundt zu tun…

Ehrlich. In den heutigen zeiten, in denen es nur noch um einschaltquoten geht, gehört eine solche sendung doch verboten…

Für sachdienliche hinweise, wie immer dankbar…

LG Alex:smile:

Hallo Max,

das wäre ein schöner Artikel gewesen für das Brett „Kino und Fernsehen“.

ABER kann mir mal einer das geheimnis hinter dieser obskuren sendung
verraten, die zu nächtlicher stunde auf diversen sendern dahinflackert?

„News & Stories“ auf SAT.1 gibt es schon seit mehr als fünfzehn Jahren, praktisch immer montags gegen 23 Uhr. Die müssen inzwischen bei der achthundertsoundsovielten Ausgabe angekommen sein. Auch „10 vor 11“ bei RTL rangiert in dieser Größenordnung. Früher kam es quasi gleichzeitig mit „News & Stories“, bis es immer weiter nach hinten, auf heute nach Mitternacht, gerutscht ist. Außerdem gibt es noch „Prime Time Spätausgabe“, das bei RTL in der Regel in der Nacht von Samstag auf Sonntag läuft. Diese Sendung ist ebenfalls auf dem Weg zu ihrem fünfzehnten Geburtstag. Seit etwa einer Dekade läuft außerdem auf VOX immer freitagsnachts das „Mitternachtsmagazin“.

Wer bitte macht diese „interviews“?

Der Mann, der hinter all diesen Sendungen steckt, heißt Alexander Kluge. Ich denke, du kannst mit dem Namen selbst weitergooglen. Nur ein Zitat aus der Munzinger-Biographie erlaube ich mir:

Als Produzent und Autor zählt Kluge seit Mitte der 80er Jahre zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des deutschen Fernsehens. Seine Idee des „Herausgeber-Fernsehens“ setzte er mit der Gründung der Produktionsfirma DCTP (Development Company for Television Programs) um, die seit Mai 1988 unbeirrt von Quoten Kluges „Fensterprogramme“ für RTL, SAT.1 und (ab 1/1993) VOX produziert (u. a. SPIEGEL TV MAGAZIN und STERN TV, Kulturmagazine „Prime Time/Spätausgabe“ und „Zehn vor elf/Ten to Eleven“, TV-Magazine „News & Stories“ und SPIEGEL TV REPORTAGE). Bisher versuchten die Privatsender erfolglos Kluges ambitionierte „Fensterprogramme“, die Kritiker zu den produktivsten sowie gesellschaftlich- und kulturpolitisch relevantesten TV-Magazine zählen, zu beschneiden. RTL-Programmchef Helmut Thoma nannte Kluge einmal „einen Quotenkiller“ und „elektronischen Wegelagerer“ und bewertete dessen Kulturmagazine als „Zwölftonmusik im Zirkus“.

Ehrlich. In den heutigen zeiten, in denen es nur noch um
einschaltquoten geht, gehört eine solche sendung doch verboten…

Du hast schon Recht, die Quoten sind ziemlich schlecht. Wenn du jedoch bedenkst, dass die Aushängeschilder eines Kanals wie 3sat, also „Kulturzeit“ oder „nano“, auch nahezu jeden Zuschauer einzeln begrüßen können, finde ich das nicht dramatisch. Um die Qualität der Sendungen beurteilen zu können sehe ich sie zu selten.

Gruß
Christopher

Hallo,
der Hintergrund der Kluge-Produktionen ist, wenn ich mich recht entsinne, folgender: Als weiland die Lizenzen für die Privatsender RTL und SAT1 vergeben wurden, geschah dies mit der Auflage, so und soviel Minuten anspruchsvolles Kulturprogramm zu bieten. Da bot sich Kluge an, diese Kulturnischen für die Sender zu produzieren. Das tat er dann auch mit den besagten Magazinen, die wirklich bei den meisten Zuschauern auf Unverständnis stoßen dürften. Aber: Die Sender können die Formate nicht rausschmeißen, weil sie sonst gegen den Rundfunkstaatsvertrag verstoßen würden. Kluge lacht sich deshalb natürlich ins Fäustchen.

Ich finde es gut, dass es diese Sendungen gibt. Manchmal findet man da wirkliche Perlen. Sehr schön etwa die von dir kritisierten Pseudo-Interviews mit Peter Berling (Fassbinder-Produzent und Schriftsteller) in ständig wechselnden Rollen. Oft ist es aber einfach nur langweiliger Intellektuellen-Mist, der in einer überholten, immer gleichen Video-Ästhetik mit wahlweise dröhnendem Billig-Techno oder kreischendem Opern-Sound daherkommt.

Nebenbei produziert Kluge auch höchst erfolgreiches und verständliches Fernsehen, nämlich Spiegel-TV.

Bis die Tage
André