Nicht dt. sprechende Seminar-TN

Hallo zusammen,

ich habe kurzfristig erfahren, dass eine neue Seminargruppe von mir teilweise nicht Deutsch spricht. Der Kurs dauert mehrere Woche und ist fast Vollzeit - die Gruppe besteht aus 20 Leuten. Eine Handvoll davon sind türkische Landsleute. Von diesen sprechen ein paar wohl sehr gut Deutsch, diese können „nebenbei“ übersetzen. Einige andere verstehen/sprechen offenbar nur sehr schlecht bis überhaupt nicht Deutsch.

Mein bisheriger Plan ist, dass ich mich gleich zu Beginn mit den türkischen Teilnehmern zusammensetze, um zu hören, wie es aus ihrer Sicht am besten gehen wird - und worauf ich achten muss. Ich dachte auch, ich vereinbare zusätzlich irgendein Signal, damit sie mir unkompliziert vermitteln können, wenn ich wo nicht deutlich genug war.

Auf der anderen Seite kann ich natürlich nicht ausschließlich auf diesen kleinen Teil meiner Gruppe Rücksicht nehmen.

Da ich noch nie in so einer Situation war, mir jedoch sicher bin, dass einige von Euch „da draußen“ Erfahrung haben, würde ich mich freuen, wenn ich einige Tipps aus der Praxis erhalten würde, worauf ich achten sollte bzw. was ich generell tun kann, um meinen türkischen Teilnehmern (auch denjenigen, die Deutsch verstehen, aber eben nicht so optimal) das Folgen im Kurs zu erleichtern.

Noch ein Hinweis: Im Training gibt es zum einen viele Elemente, in denen ich etwas erkläre - außerdem Gruppenarbeiten (Brainstorming mit allen) und auch Kleingruppen. Bei den Kleingruppen denke ich, ist es das kleinste Problem - denn das können sie ja ruhig in türkisch bearbeiten und einer der zweisprachigen Kollegen präsentiert dann die Ergebnisse.

Ich freue mich auf Anregungen und „Nachhilfe“.

Viele Grüße
Gitte

Bauchantwort…
Huhu Gitte,

also aus dem Bauch raus würd ich sagen, daß Du das schon so angehst, wie ich mir als Teilnehmer das auch wünschen würde *g* Vielleicht wäre es ne elegante Lösung den Leuten, die nicht so gut verstehen, einen der zweisprachigen als „Guide“ an die Hand zu geben, der neben ihnen sitzt und dann auch mal was zuflüstern kann (damit sie nicht das Gefühl haben, „dauernd“ den ganzen Kurs aufzuhalten). Ansonsten würd ich denen, die nicht so gut verstehen, eine rote Karte mit STOP drauf geben, die sie im Zweifelsfall heben dürfen :wink:
Und vielleicht kannst Du ja nen fixen Termin für die, die nicht so gut verstehen, machen wo sie nochmal nachfragen können? Am Ende der Stunde / des Tages? Oder in der Zeit wo die anderen irgendwelche Gruppenarbeit machen?
Nur - ob das denen, die kaum bis gar nicht deutsch können alles wirklich so weiterhilft? *grübel*

Liebe Grüße

Petzi

Hallo Gitte,

ich habe kurzfristig erfahren, dass eine neue Seminargruppe
von mir teilweise nicht Deutsch spricht. Der Kurs dauert
mehrere Woche und ist fast Vollzeit - die Gruppe besteht aus
20 Leuten. Eine Handvoll davon sind türkische Landsleute. Von
diesen sprechen ein paar wohl sehr gut Deutsch, diese können
„nebenbei“ übersetzen. Einige andere verstehen/sprechen
offenbar nur sehr schlecht bis überhaupt nicht Deutsch.

Zunächst einmal, mein herzliches Beileid. Welche geistige Leuchte auch immer dieses Seminar zusammengestellt hat, er sollte dazu gezwungen werden, selbst das Seminar zu leiten *g*. Erster Schritt ist also: Versuch diese Situation möglichst zu vermeiden. Frage nach, wie es zu dieser Konstellation kommt und ob das wirklich sein muss.

Aus Erfahrungen mit mehrsprachigen Diskussionsrunden weiss ich, dass du locker mindestens das Dreifache an Zeit einplanen musst, wenn du wirklich die Dolmetscher-Variante durchziehen willst. Zudem musst du in diesem Fall sicher sein können, dass die „Dolmetscher“ ihrerseits wirklich fließend in beiden Sprachen sind, um der Aufgabe überhaupt gewachsen zu sein. (Ich zum Beispiel würde mir diese Aufgabe bei einem mir fremden Stoff, den ich mir als Seminarteilnehmer ja auch selbst erarbeiten soll, nur eingeschränkt zutrauen, obwohl ich wirklich fließend Deutsch und Englisch spreche). Zudem brauchst du für jeden nicht Deutsch sprechenden einen dieser „Dolmetscher“ um den Seminarablauf nicht noch mehr zu stören.

Da ich man annehme, dass diese Bedingungen nicht gegeben sind, kann ich nur sagen: vergiss es. Du hast die Wahl zwischen: oder
.

Gründe: Während der Übersetzungen werden sich die deutschsprachigen Teilnehmer langweilen, anfangen in der Nase zu bohren, mitgebrachte Nahrungsmittel verzehren, spätestens am dritten Tag anfangen, mitgebrachte Kreuzworträtsel zu lösen, aufs Klo rennen, den Faden verlieren etc.

Die zweisprachigen Teilnehmer werden einen enormen Stress haben, weil sie einerseits nicht nur selbst die Seminarinhalte verstehen lernen sollen (was für sie, wenn sie nicht perfekt Deutsch sprechen vielleicht schon schwierig genug ist), sie sollen auch noch für ihre Sprachkollegen permanent übersetzen (wer das mal für 2-3 Stunden gemacht hat der weiss, dass man anschließend alle ist).

Die türkisch sprechenden Seminarteilnehmer werden vielleicht was lernen, vielleicht auch nicht. DAs wirst du nie erfahren, weil du ja nicht türkisch sprichst und somit den Lernerfolg nicht wirklich kontrollieren kannst.

Mein Tip:

Lass alles , was du an Unterrichtsmaterial hast, ins türkische übersetzen, inklusive eventuell deinem eigenen Plan, was du ansprechen willst (z.B. Thema für eine Kleingruppenarbeit und was in dieser Kleingruppe erarbeitet werden soll).

Händige dies vor Unterrichtsbeginn an die türkisch-sprechenden und zweisprachigen Teilnehmer aus.

Zieh ansonsten dein Seminar durch, wie du es auch mit einer rein deutschen Gruppe machen würdest und schreib einen gepfefferten Brief an die Organisatoren des Seminars, ob sie noch alle an der Dachpfanne haben, nicht deutsch-sprachige Teilnehmer in ein deutsch-sprachiges Seminar zu setzen.

Gruss
Marion

danke Marion und Petzi/glücklicherweise …
… waren meine Vorabinformationen nicht ganz richtig *aufatme*.

Guten Abend,

heute war mein erster Tag mit der neuen Gruppe - den ich etwas bangend erwartet habe. Normalerweise schätze ich es ja nicht, wenn ich falsche Informationen bekomme … in diesem Fall war ich ziemlich froh, denn es ist nun so, dass die Gruppe bis auf eine Person nur aus Türken besteht. Außerdem sind einige dabei, die sehr gut sprechen, andere die so la-la Deutsch verstehen/sprechen und nur ganz wenige, wo es sehr schwer geht.

Der ganze Teil mit anderssprachigen Teilnehmern, den Marion auch ausführlich und trefflich schildert, fällt gottseidank weg.

Ansonsten läuft es so recht gut: Es ist zwar brutal anstrengend (für beide Seiten) … und es ist auch etwas blöd, dass ich die Übersetzungen nicht kontrollieren kann (wie ebenfalls angemerkt) … da wir auch locker dabei sind, frage ich manchmal einfach noch die anderen, die gut sprechen, ob der Übersetzer es auch richtig gesagt hat. Oftmals ergänzen sie dann noch was - oder fragen nochmal nach. Klappt wohl gut.

Ansonsten haben wir (wie auch Petzi schon angemerkt hat) vereinbart, dass sie mich stoppen, wenn ich zu undeutlich oder zu schnell bin - und auch selbst frage ich oft von mir aus nach, wenn ich Wörter benutze, bei denen ich mir schon denken kann, dass es schwierig wird.
Heute haben wir uns so gut durchgehangelt.

Zwischendrin bau ich immer mal eine Gruppenarbeit ein, die sie auf türkisch machen können, damit es nicht so anstrengend wird (der Kurs ist Vollzeit). Das klappt wohl auch.
Und im Gegenzug lerne ich jeden Tag drei türkische Wörter … und hin und wieder auch ein Schimpfwort ;o)

*

Also danke für die guten Tipps - und sorry für den Fehlalarm.

Viele Grüße
Gitte

PS: Ach noch was zum Verständnis -> in diesem Fall ist es kein „Spaßseminar“ (wenn ich das mal so salopp umschreiben darf), sondern es ist eine Firmenschließung, deren Mitarbeiter vorübergehend in ein mehrwöchiges Training kommen. Darum die etwas unglücklichen Umstände.