Nicht lesen: Erf. eigenes Denken und Entscheidung!

Hallo an alle,

okay, das dauert jetzt ein bißchen, aber die Zeit sollten wir uns nehmen: Thema Gentechnik, d.h. das Verändern / Formen / Neuerschaffen von Lebewesen mit Hilfe der Wissenschaft.

Lassen wir uns von Mr. Check doch erst mal einige Begriffe erklären:

Gen das; -s, -e (meist Plur.) : in den vgl. Chromosomen lokalisierter Erbfaktor.

Ge|ne|tik [ge…] die; - : Vererbungslehre.

ge|ne|tisch: a) die Entstehung, Entwicklung der Lebewesen betreffend, entwicklungsgeschichtlich; b) auf der Genetik beruhend, zu ihr gehörend; genetischer Code: Schlüssel für die Übertragung genetischer vgl. Information (1) von den vgl. Nukleinsäuren auf die vgl. Proteine beim Proteinaufbau; genetischer Fingerabdruck: Muster des persönlichen Erbgutes, das durch molekularbiologische Genanalyse gewonnen wird.

Mr. Check kennt nicht:
Stammzellen: Zellen, die zu (fast) j e d e r anderen Zelle in jedem beliebigen Organ des Körpers werden können.

Er kennt auch nicht:
PID: Präimplantationsdiagnostik, bspw. nach einer künstlichen Befruchtung. 3 Tage alten Embryonen werden die 8 Zellen entnommen, untersucht und selektiert.

Und einige Zeilen aus der aktuellen „Woche“:
„über 450 Gentests versprechen bereits einen Blick in die Zukunft. Krank werden oder nicht? Alzheimer oder Parkinson? Bluthochdruck oder Brustkrebs? Selbst die Neigung zu Zahnfleischentzündungen oder Leseschwäche ist in der Erbsubstanz der Gene schon verortet worden.“

Also, wir reden hier von einem Zeitraum, der, grob geschätzt, die nächsten 50 Jahre umfaßt. Ich hoffe, es ist eines klar geworden: Ihr seid selbst betroffen und Ihr werdet Euch entscheiden müssen, immer wieder:

Wollt Ihr wissen, ob Ihr genetisch minderwertig seid? Euer Kind? Würdet Ihr es reparieren lassen?

Ihr seid für Gen-Tests an allen Männern?. Seid Ihr wirklich so naiv zu glauben, Versicherungen, Arbeitgeber, Staat würden keine Mittel, Wege und logische Argumente finden, auch noch die andere Hälfte der Bevölkerung zu katalogisieren? Gleichberechtigung mal anders rum.

Ihr seid sowieso dagegen, weil man an Menschen nicht rumpfuschen soll? Aber Ihr habt schon einmal abgetrieben?

Ihr habt eine künstliche Befruchtung hinter Euch? Wißt Ihr, ob die überschüssigen Embryonen wirklich vernichtet wurden?

Ihr glaubt, für Euch wird sich nicht viel ändern? Ich glaube, Ihr werdet die Veränderung gar nicht bemerken.

Wie werden die Geschlechterrollen aussehen? Welche Geschlechter überhaupt? Es ist doch alles möglich: „Duu, Heieinz, die Müllers lassen sich einen Zwitter schwangern. Ich will auch so einen!“

Übrigens: Auch Nichthandeln ist eine Entscheidung.

Und noch etwas: Es geht nicht darum, ob es gemacht wird, es geht einzig und alleine darum, wann es gemacht wird. Weil: Irgendein Staat wird es machen (einige wie z.B Großbritanien und die USA sind schon fleißig dabei) und kein Staat der Welt kann es sich leisten, auf diesem Gebiet ins Hintertreffen zu geraten. In aller Deutlichkeit: Was machbar ist, wird auch gemacht. Das hat die Geschichte immer wieder gezeigt.

Frohe Pfingsten
Dirk

hallo!

da hast du ein heisses eisen angefasst, das aber besser ins
ethikbrett gehoert.

meiner meinung nach verlaueft die grenze zwischen vertretbar und
nicht-vertretbar genau da, wo ‚minderwertiges‘ leben ausgeloescht
wird.

wird das baby im mutterleib genetisch geheilt wird (von drohenden
krankheiten, missbildungen), kann doch keiner was dagegen haben.
dasselbe waere doch, wuerde das baby nach der geburt am herzen
operiert oder aehnliches.

angst habe ich aber vor der selektion im mutterleib, dass sich
menschen (wieder) anmassen zu entscheiden, wer gut genug ist zu
leben und wer nicht.

es gibt aber ein hartes gegenargument: „wenn es eh erlaubt ist,
gesunde babies ‚einfach so‘ umzubringen, warum dann nicht erst
recht weniger gesunde?“

das problem ist die herrschende meinung ueber abtreibung. das
‚einfach so‘ muss weg. den menschen muss klar werden, dass
frauen, die abtreiben, das eben nicht ‚mal einfach so‘ tun,
sondern weil ihr leben in gefahr ist (das schliesst psychische
gefahr mit ein). gerechtfertigte abtreibung ist notwehr, kein
mord. menschen aufgrund der genetik auszuselektieren ist mord.

hier sieht man, dass viele abtreibunsbefuerworter heute in die
falsche richtung argumentieren. sie kommen mit ‚beweisen‘, das
embryo waere ja ‚nur ein zellhaufen‘ und ‚noch kein mensch‘.
diese aussagen geben jetzt den gentechnikern ein argument in die
hand, das gezielte ausselektieren ‚unwerten lebens‘ zu rechtfertigen.

abtreibung muss immer aus der sicht der frau gerechtfertigt
werden und nicht aus der des kindes.

was die nachbarn mit ihrem zwitter angeht: meine nachbarn sehen
fernsehsendungen, die ich nicht mag, waehlen parteien, die ich
nicht mag - ja muss man denn alles mittun?

Hallo an alle,

okay, das dauert jetzt ein bißchen, aber die Zeit sollten wir
uns nehmen: Thema Gentechnik, d.h. das Verändern / Formen /
Neuerschaffen von Lebewesen mit Hilfe der Wissenschaft.

Und einige Zeilen aus der aktuellen „Woche“:
„über 450 Gentests versprechen bereits einen Blick in die
Zukunft. Krank werden oder nicht? Alzheimer oder Parkinson?
Bluthochdruck oder Brustkrebs? Selbst die Neigung zu
Zahnfleischentzündungen oder Leseschwäche ist in der
Erbsubstanz der Gene schon verortet worden.“

Zur Info: 3% der heute geborenen Kinder haben eine Erbkrankheit, die man per PID ermitteln kann. Gerade die Zahl von 450 Test verdeutlicht, das es auch eine Kostenfrage ist/sein wird. Dein Blut kann auch auf einige 100 Parameter hin untersucht werden. Mancher POarameter wird bei Dir nie ermittelt werden, da kein Bedarf besteht. Ähnlich wird es auch bei den PID-Tests werden.

Also, wir reden hier von einem Zeitraum, der, grob geschätzt,
die nächsten 50 Jahre umfaßt. Ich hoffe, es ist eines klar
geworden: Ihr seid selbst betroffen und Ihr werdet Euch
entscheiden müssen, immer wieder:

Wollt Ihr wissen, ob Ihr genetisch minderwertig seid? Euer
Kind? Würdet Ihr es reparieren lassen?

Ihr seid für Gen-Tests an allen Männern?. Seid Ihr wirklich so
naiv zu glauben, Versicherungen, Arbeitgeber, Staat würden
keine Mittel, Wege und logische Argumente finden, auch noch
die andere Hälfte der Bevölkerung zu katalogisieren?
Gleichberechtigung mal anders rum.

Was soll der Datenwust?
Zur Info: Bei dem Gentest für Männer der bei Kriminalfälen durch die Presse geht werden drei Abschnitte des Genoms analysiert. Das nützt Versicherungen rein gar nichts.

Ihr glaubt, für Euch wird sich nicht viel ändern? Ich glaube,
Ihr werdet die Veränderung gar nicht bemerken.

Wie werden die Geschlechterrollen aussehen?

Wie heute.

Welche
Geschlechter überhaupt? Es ist doch alles möglich: „Duu,
Heieinz, die Müllers lassen sich einen Zwitter schwangern. Ich
will auch so einen!“

Wüste Phantasie, die wird genauso wenig eintreffen wird, wie der Traum von dem Leben auf dem Mond/Mars, welche Mitte der 60er für 2000 erwartet wurde.

Übrigens: Auch Nichthandeln ist eine Entscheidung.

Und noch etwas: Es geht nicht darum, ob es gemacht wird, es
geht einzig und alleine darum, wann es gemacht wird. Weil:
Irgendein Staat wird es machen (einige wie z.B Großbritanien
und die USA sind schon fleißig dabei) und kein Staat der Welt
kann es sich leisten, auf diesem Gebiet ins Hintertreffen zu
geraten. In aller Deutlichkeit: Was machbar ist, wird auch
gemacht. Das hat die Geschichte immer wieder gezeigt.

Der Aufwand des Klonens bzw. der genetischen Veränderung ist sehr hoch, man geht von 2-3 % geglückter Versuche aus, d.h. nur 2-3 der befuchteten Eizellen (Verluste die vorher geschehen nicht mitgerechnet) werden als gesunde Kinder geboren.
Der Rest wird von der Gebärmutter nicht angenommen, endet als (Früh-)Totgeburt oder kommt behindert zur Welt…
Somit rechne ich für die nächsten 20-30 Jahre nicht damit, dass Klonen/genet. Veränderungen von Stammzellen ein Massenphänomen wird.

Frohe Pfingsten

ebenso.

Tschuess Marco.

ähm… puuuh…
auch hallo,

meines erachtens wird die ganze diskussion scheinheilig geführt. (nicht mißverstehen! ich meine nicht dich/euch, die sich jetzt hier im forum dazu äußern, sondern politiker, sog. ethikkommisionen u.a.)

der zeitpunkt, über „richtig“ oder „falsch“ zu entscheiden, ist längst verpaßt. und zwar spätestens seit man sich entschieden hat - unterstellen wir mal: in edelster absicht - menschliche zellen außerhalb des körpers zu befruchten und, um den erfolg der wiedereinpflanzung zu gewährleisten, befruchtete eizellen „auf halde produziert“ hat. schon da war klar, daß diese eizellen nicht alle ausgetragen werden konnten.

dadurch haben wir uns in die situation gebracht, daß wir entscheiden müssen, wer denn leben sollte, wer besser nicht oder wer zu medizinischen zwecken „verwertet“ werden kann. (wer will sich das anmaßen??)
in dem vergeblichen bemühen, diese entscheidung zu versachlichen, wird man nicht umhin kommen, kriterien (und was sind das anderes als maßstäbe, NORMEN?) zu schaffen. dabei werden zwangläufig fehler passieren und die kriterien werden mit der zeit immer enger gefaßt werden. ergebnis: der norm-mensch wird kommen. sicherer als das amen in der kirche - ob wir das wollen oder nicht. DENN: tun wirs nicht, müssen wir verantworten, daß wir vermeidbare krankheiten und behinderungen NICHT behandeln.
aber bei alledem ist die frage, was mit dem menschlichen leben ist, das unsere selbsterschaffenen (und wahrscheinlich von einer legislaturperiode zur anderen sich ändernden) kriterien NICHT erfüllt, noch nicht mal im ansatz beantwortet. wie auch?

wie war das noch mit dem baum der erkenntnis? aber ihr habt recht, das gehört ins ethik-brett (allerdings: wenn ich bedenke, daß eva diesmal nicht den apfel gereicht hat, ist es hier vielleicht doch ganz gut aufgehoben *g*)

ann

Hallo,

ich finde zwar, daß wir nur sehr an der Oberfläche
kratzen, aber mehr können wir ja hier nicht tun. Deshalb
versuch ich mal auf Deine einzelnen Fragen zu antworten, in
dem ich Teile Deines Textes stehen lasse, was ich sonst ungern tu.

Wollt Ihr wissen, ob Ihr genetisch minderwertig seid? Euer
Kind? Würdet Ihr es reparieren lassen?

JA

Ihr seid für Gen-Tests an allen Männern?

NEIN!!!
. Seid Ihr wirklich so

naiv zu glauben, Versicherungen, Arbeitgeber, Staat würden
keine Mittel, Wege und logische Argumente finden, auch noch
die andere Hälfte der Bevölkerung zu katalogisieren?

NEIN

Ihr seid sowieso dagegen, weil man an Menschen nicht
rumpfuschen soll?

Doch man soll an Menschen „rumpfuschen“, das tun wir in
den Kliniken Tag für Tag und zwar helfend!

Aber Ihr habt schon einmal abgetrieben?

Ihr habt eine künstliche Befruchtung hinter Euch? Wißt Ihr, ob
die überschüssigen Embryonen wirklich vernichtet wurden?

Es ist schon immer so gewesen, dass die abgetriebenen Embyonen
in die Pathologie gekommen sind und dort für medizinische
Zwecke benutzt worden. Und das weiss auch jeder!

Ihr glaubt, für Euch wird sich nicht viel ändern? Ich glaube,
Ihr werdet die Veränderung gar nicht bemerken.

Dafür haben wir ja dann Dich, der uns drauf aufmerksam macht :wink:, denkst Du wirklich so von „uns“, wer immer das ist, weil

gehören wir als Menscheit nicht eh alle zusammen???

Wie werden die Geschlechterrollen aussehen? Welche
Geschlechter überhaupt?

Darauf kann heute niemand eine Antwort geben, aber es liegt in
der Verantwortung von uns allen (nicht der Politiker, wie hier
schon jemand sagte). Was tust Du denn??? Sprich, was tut jeder
einzelne gegen solche evtl. Gesetze??? Die Zukunft liegt doch
in unser aller Hände.

Es ist doch alles möglich: "Duu,

Heieinz, die Müllers lassen sich einen Zwitter schwangern. Ich
will auch so einen!"

Das ist zu doof, das weißt selber!!!

Übrigens: Auch Nichthandeln ist eine Entscheidung.

sagte ich ja grade

Frohe Pfingsten
Dirk wünscht Dir und allen anderen

H.-D.

Hallo,

abtreibung muss immer aus der sicht der frau gerechtfertigt
werden und nicht aus der des kindes.

oder aus der Sicht des Arztes!

Wie oft wird ohne die werdende Mutter zu fragen schon alles vorbereitet!
Wenn Frauen sich plötzlich alles anders überlegen, ist es meist schon zu spät.
Ich habe einen Film gesehen, wo eine Krankenschwester berichtete,
das trotz der Selektierung das Baby lebend zur Welt kam.
( Und das ist kein Einzelfall !!!)
Wenn ein Kind mit 30 Stichwunden in der Herzgegend zur Welt kommt und trotzdem lebt.
Wie ist dann einer Mutter zumute?
Wie soll der Arzt sich dann verhalten, der doch Leben retten soll?

Mich kotzt das ganze Thema dermaßen an, weil wir keine Möglichkeit haben, daran etwas zu ändern.

Ich bin nur froh, dass hier bis jetzt noch nicht die Zustände wie in anderen Ländern (England) sind.
( Sie werden aber kommen)

Tscha, was soll man da machen?

fragt sich Heiner

dadurch haben wir uns in die situation gebracht, daß wir
entscheiden müssen, wer denn leben sollte, wer besser nicht

DENN: tun wirs nicht, müssen wir
verantworten, daß wir vermeidbare krankheiten und
behinderungen NICHT behandeln.

das experiment, erbkrankheiten durch ausrottung der kranken zu
beseitigen wurde bereits angestrebt. wollen wir das? und wenn
schon, dann kommen eben andere krankheiten nach!

der wunsch nach einer utopischen „leidfreien“ gesellschaft wird
(wieder) über leichenberge führen.

Bioethik und Euthanasie
Hallo Lehitraot:smile:,

meiner meinung nach verlaueft die grenze zwischen vertretbar
und
nicht-vertretbar genau da, wo ‚minderwertiges‘ leben
ausgeloescht
wird.

Das Problem dabei ist: Wer hat die Definitionsmacht darüber, was minderwertig ist?

wird das baby im mutterleib genetisch geheilt wird (von
drohenden
krankheiten, missbildungen), kann doch keiner was dagegen
haben.

Ja und Nein. 1. sind wir im Moment und auf absehbare Zeit erstmal nur soweit, zu diagnostizieren. D.h. beim Feststellen einer Missbildung oder einer Krankheit gibt es nur zwei Wege: Leben mit den Konsequenzen, sich für ein behindertes Kind entschieden zu haben (schon heute werden ältere Mütter verdammt schief angeguckt, wenn sie ein Kind mit Downsyndrom zu Welt bringen. Eine Bekannte von mir wollte keine pränatale Diagnostik mit ihren 35 (als Christin und Säuglingskrankenschwester wusste sie ganz gut, was sie tat)- alle Ärzte haben sie für verrückt erklärt.)

  1. Oder Abtreibung. Tötung.

Sicher wird man mal soweit sein, auch zu „heilen“, im Moment sind wir da bei Erbkrankheiten noch ein gutes Stück weg.

angst habe ich aber vor der selektion im mutterleib, dass sich
menschen (wieder) anmassen zu entscheiden, wer gut genug ist
zu
leben und wer nicht.

Ich auch.

hier sieht man, dass viele abtreibunsbefuerworter heute in die
falsche richtung argumentieren. sie kommen mit ‚beweisen‘, das
embryo waere ja ‚nur ein zellhaufen‘ und ‚noch kein mensch‘.
diese aussagen geben jetzt den gentechnikern ein argument in
die
hand, das gezielte ausselektieren ‚unwerten lebens‘ zu
rechtfertigen.

In Deutschland ist es schon heute so, dass du ein behindertes Kind bis zum 6. Monat abtreiben darfst! Das ist definitiv kein Zellhaufen mehr. Da es zur Zeit noch verboten ist, wie in anderen Ländern üblich(!), das Kind „todzuspritzen“, überleben einige sogar mehrere Stunden nach der Geburt. Das ist schon Euthanasie in meinen Augen.

beste Grüße,

barbara

die (Bio-)Ethik hechelt der Forschung hinterher…
Hall Annja,

im Prinzip stimme ich dir zu. Ich denke nur, dass es nicht unbedingt Scheinheiligkeit, sondern Hilfslosigkeit ist. Ich hab an der Uni bei den Theologen mal ein Seminar zu Bioethik gemacht und mich damals mit der Bioethik-Konvention beschäftigt. Das Seminar war ansich klasse aufgebaut, weil ein Biologe und ein Theologe es gemeinsam geleitet haben. Das ist schonmal ein Problem. Der Nicht-Experte hat große Schwierigkeiten, die naturwissenschaftlichen Sachverhalten überhaupt zu verstehen, um sich wirklich eine Meinung bilden zu können.

Außerdem ist die wissenschaftliche Entwicklung in diesem Jahrhundert so rasant…wir stehen heute einfach vor dem Problem, dass Dinge machbar geworden sind, über die wir eigentlich nicht entscheiden wollen. Wer will denn entscheiden, wenn die Großmutter nach 9 Schlaganfällen nur noch künstlich ernährt wird, sich nicht mehr artikulieren kann, ob es besser für sie ist zu sterben? (das war bei meiner so) Wir müssen heute entscheiden. Früher musste sie sterben und Punkt. Heute liegt es an uns. Eine Verantwortung mit der Ärzte und "normale " Menschen allein gelassen und überfordert sind.

Ähnlich mit der pränatalen Diagnostik. Wir können heute viel über die biologische Zukunft eines Kindes erfahren und stehen dann vor einer Entscheidung.

in dem vergeblichen bemühen, diese entscheidung zu
versachlichen, wird man nicht umhin kommen, kriterien (und was
sind das anderes als maßstäbe, NORMEN?) zu schaffen. dabei
werden zwangläufig fehler passieren und die kriterien werden
mit der zeit immer enger gefaßt werden.

Nein. Es müsste ethische , nicht biologische Kriterien geben. Leider wird es aber wohl biologische geben.

ergebnis: der

norm-mensch wird kommen. sicherer als das amen in der kirche -
ob wir das wollen oder nicht. DENN: tun wirs nicht, müssen wir
verantworten, daß wir vermeidbare krankheiten und
behinderungen NICHT behandeln.

Ich weiß was du meinst. Und verstehe dein Argument. Aber wer definiert, was „Krankheit“ und „Behinderung“ ist, die es zu vermeiden gilt? …vielleicht würde so eine Blindschleiche wie ich (kurzsichtig)!! in 50 Jahren abgetrieben??? Wo sind die Grenzen?

…mal von der Ethik abgesehen…ich glaube diese „Selbstvergottung des Menschen“ , die Genetik als Machbarmachen des „perfekten“ Menschen ist der nächste Turmbau zu Babel, um mal ein biblisches Bild zu verwenden.

liebe Grüße,

barbara

Außerdem ist die wissenschaftliche Entwicklung in diesem
Jahrhundert so rasant…wir stehen heute einfach vor dem
Problem, dass Dinge machbar geworden sind, über die wir
eigentlich nicht entscheiden wollen.

vielleicht müssen wir auch lernen, nicht alles zu machen, was technisch und/oder medizinisch mach-bar ist…

ergebnis: der

norm-mensch wird kommen. sicherer als das amen in der kirche -
ob wir das wollen oder nicht. DENN: tun wirs nicht, müssen wir
verantworten, daß wir vermeidbare krankheiten und
behinderungen NICHT behandeln.

Ich weiß was du meinst. Und verstehe dein Argument. Aber wer
definiert, was „Krankheit“ und „Behinderung“ ist, die es zu
vermeiden gilt? …vielleicht würde so eine Blindschleiche wie
ich (kurzsichtig)!! in 50 Jahren abgetrieben??? Wo sind die
Grenzen?

genau DAS meine ich - und befürchte ich

…mal von der Ethik abgesehen…ich glaube diese
„Selbstvergottung des Menschen“ , die Genetik als
Machbarmachen des „perfekten“ Menschen ist der nächste Turmbau
zu Babel, um mal ein biblisches Bild zu verwenden.

auch da stimme ich dir zu

liebe grüße
ann

Wissen, Gewissen und Verantwortung
Hallo Barbara,

so ein ähnliches Erlebnis, wie Du mit Vortrag von dem Theologen und dem Biologen, hatte ich auch einmal.
Vor einigen Jahren war ich im Bund Naturschutz in unserem Ortverband sehr engagiert. Unser Augenmerk galt Protest gegen die Züchtung von genmanipuliertem Raps. Das Kuriose daran war, dass unser Verbandsvorsitzender im MaxPlanckInstitut in München als Abteilungleiter in der Genforschung arbeitete. Übrigens war das ein toller Mann, kein vergeistigter Genforschungsfanatiker, sondern ein sehr nachdenklicher und naturverbundener Mann.
Nun, er hat sich eindeutig gegen solche Versuche mit diesem Raps in freier Natur ausgesprochen. Im gleichen Zuge hielt er einen für uns Laien verständlichen Vortrag, was bei Genmanipulationen gemacht wird, und zeigte uns Chancen und Gefahren auf.
Sprich: er ist sich über die Verantwortung sehr wohl bewußt, die seine Berufssparte trägt. Es wird immer ein Erwägen sein, ob Leben in Gefahr ist und welcher Nutzen gezogen werden kann. Und damit sind die Biologen überfordert (im Gegensatz zu den Theologen, die eben nicht viel über biologische Abläufe Bescheid wissen).
Er sagte mir mal, dass er seinen Beruf mag, weil ihn eben Biologie interessiert. Aber nun plagen ihn Geister, die gerufen wurden. Und die sollen die Ethiker vertreiben können?
Ich glaube, dass dieses Abwägen immer mehr zu unbefriedigenden Entscheidungen kommen wird. Damit müssen wir alle leben.
Nach meinem Gefühl werden diese von Staats wegen geschaffene Ethikkommission fürs erste eine gute-Gewissen-Funktion erfüllen.
In sofern verstehe ich Dirks Aufruf, nicht in unseren Sesseln kleben zu bleiben und die da oben mal machen zu lassen, sondern auch mitzudenken und zu reden, so gut wir eben können. (und dabei keine grauen Haare bekommen!)

viele Grüße
Claudia

vorsicht, bösartige rhetorik

Das Problem dabei ist: Wer hat die Definitionsmacht darüber,
was minderwertig ist?

die mediziner, die ärzte. wer sonst? die haben sich schon bei den
nazis herausgenommen, über leben und tod zu entscheiden. und da
sie ja „wissenschafter“ sind, wagte keiner, da was dagegen zu
sagen. es wird ja schon den kindern eingebleut, daß es „in der
natur“ minderwertige lebewesen gibt, die durch tod (aussterben)
bestraft werden. da ist es nur noch ein winziger schritt zur
anwendung auf den menschen: nämlich den behinderten und kranken
das recht zu leben abzusprechen. heute geht nur das morden
einfacher und sauberer. man braucht keine gruselige gaskammer
mehr, sondern der mensch fließt als zellmatsch aus seiner mutter.

Leben mit den Konsequenzen, sich für ein behindertes Kind
entschieden zu haben:
2. Oder Abtreibung. Tötung.

die privaten krankenkassen werden ihren teil dazugeben, um die
entscheidung noch einfacher werden zu lassen. wer „sich für
verrückt erklären läßt“ (hast du schön beschrieben!) wird eben
auch finanziell bestraft. für die „parasitären elemente“ wird
halt einfach kein geld mehr da sein. wir wollen eben nur gesunde,
schöne, perfekte menschen.

In Deutschland ist es schon heute so, dass du ein
behindertes Kind bis zum 6. Monat abtreiben darfst! Das ist
definitiv kein Zellhaufen mehr. Da es zur Zeit noch verboten
ist, wie in anderen Ländern üblich(!), das Kind
„todzuspritzen“, überleben einige sogar mehrere Stunden nach
der Geburt. Das ist schon Euthanasie in meinen Augen.

deutschland hat die nase voll, dauernd als naziland hingestellt
zu werden. das kann ich gut verstehen. deswegen vielleicht die
scheu vor der spritze. es wäre angebracht, den ersten schritt zu
tun und das gesamte gesetz in vorbildlicher weise abzuschaffen.
das wußte ich gar nicht, daß das erlaubt ist!

ich bin entsetzt. dieses thema regt mich wahnsinng auf. tut mir
leid, wenn ich zu heftig reagiert habe und ständig die parallelen
zu den euthanasiemorden des dritten reiches sehe. ich habe bloß
angst, daß die wahnsinnige, menschenverachtende argumentation,
die diese barbaren an den tag legten, wieder salonfähig wird.

‚perfekter mensch‘
ich stimme dir zu. dazu möchte ich noch was sagen:

die Genetik als
Machbarmachen des „perfekten“ Menschen

eigentlich stimmt das gar nicht. der perfekte mensch war auch
ohne genetik machbar, nämlich durch zucht und mord. die genetik
liefert uns nur ein steriles und hochwissenschaftliches ambiente
dafür, in dem man keinem menschen mehr in die augen blicken muß,
wenn er umgebracht wird. da macht es bloß flutsch und weg sind
die zellen.