Vor einem Jahr begann ich an einer Päd. Hochschule in Baden-Würt das Lehramt-Studium Hauptschule (Hauptfach Deutsch). Allerdings wird mir immer wieder (auch seitens der Profs) davon abgeraten, und unter vorgehaltener Hand gesagt, als Nicht-Muttersprachler hätte ich kaum Übernahmechancen. Nachdem sich in der Vergangenheit anscheinend mehrere Eltern über Sprachkompetenzen von Lehrkräften mit Migrationshintergrund beschwerten, scheinen die Einstellungsgremien (Schulleiter) nun auf Nummer sicher zu gehen und im Fach Deutsch ausschließlich Muttersprachler einzustellen. Falls mir jemand in dieser Frage weiterhelfen kann, wäre ich sehr dankbar.
Hallo,
wie weit sich Schulleiter von diesen Gegebenheiten beeinflussen lassen, weiss ich nicht. Aber ich kann bestaetigen, dass es Beschwerden von Eltern gibt, sobald Nichtmuttersprachler Deutschunterricht geben. Auf unserem Schulcampus gibt es eine deutsche Grundschule und eine englischsprachige Grundschule (ist in Hessen) und eigentlichen sollen beide Zweigschulen sich Lehrer teilen. Aber es ist sehr schwer gegen den Widerstand der Eltern vorzugehen.
Gruss
Elke
Aber das ist doch ziemlich bescheuert, oder?
Fremdsprachler können oft wesentlich besser Deutsch, da sie sich durch die ganze Grammatik etc. pp quälen mussten, von der ein Ottonormal-Deutscher gar nichts weiß.
Wenn ich an meine Schulzeit denke… 5 Deutschlehrer, zwei davon hatten keine größere sprachliche Macke, bei einer davon bin ich mir nichtmal sicher ob sie sich erinnert was „deutsch“ eigentlich ist (sie konnte „mir“ und „mich“ nicht auseinander halten, genauso wenig „wie“ und „wo“ oder lange Vokale sprechen. Sie war allerdings tatsächlich Deutsche).
Ich bin mir sehr sicher, dass es Nicht-Muttersprachler gibt, die das besser können.
Also: Sich nicht entmutigen lassen und zeigen was man kann.
lg
Kate
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Doch ernst nehmen
Aber das ist doch ziemlich bescheuert, oder?
Fremdsprachler können oft wesentlich besser Deutsch, da sie
sich durch die ganze Grammatik etc. pp quälen mussten, von der
ein Ottonormal-Deutscher gar nichts weiß.
Wenn ich an meine Schulzeit denke… 5 Deutschlehrer, zwei
davon hatten keine größere sprachliche Macke, bei einer davon
bin ich mir nichtmal sicher ob sie sich erinnert was „deutsch“
eigentlich ist (sie konnte „mir“ und „mich“ nicht auseinander
halten, genauso wenig „wie“ und „wo“ oder lange Vokale
sprechen. Sie war allerdings tatsächlich Deutsche).
Ich bin mir sehr sicher, dass es Nicht-Muttersprachler gibt,
die das besser können.Also: Sich nicht entmutigen lassen und zeigen was man kann.
Hallo Kate
Recht haben und Recht bekommen sind auch in diesem Fall zwei unterschiedliche
Schuhe. Wenn diese Vorbehalte bestehen, rennt man nach seinem Studium gegen
Mauern an, auch wenn die Vorbehalte unberechtigt sind und der Fremdsprachler
besser die deutsche Sprache vermitteln kann als mancher Muttersprachler.
Ich würde diese Vorbehalte nicht ignorieren und mich ernsthaft mit dem Gedanken
auseinandersetzen ob es nicht doch Alternativen gibt. Es ist einem guten
Absolventen nicht damit geholfen, dass er sich seine Berufschancen verdirbt.
Ich persönlich empfinde es auch als ungerecht, dass Menschen immer wieder unter
Einstellungkriterien eingesetzt werden, welche nicht primär mit der Berufseignung
zu tun haben. Jedoch ist es leider so.
Antje
Ich könnte mir vorstellen, dass du als Nicht-Muttersprachler im Bilingualen Bereich bessere Chancen hättest als auf einer Regelschule.
Nur wäre dann von Vorteil, dass deine Muttersprache auch hier in Deutschland häufig gesprochen wird.
Finnisch dürfte nicht so interessant sein, wie ein deutsch-türkischer, deutsch-englischer oder deutsch-französischer Lehrer.
Die Idee ist natürlich auch davon abhänging, ob Du in einer Großstadt oder auf dem Dorf unterrichten möchtest.
Nicolle
Hallo,
wie das offiziell aussieht kann ich dir nicht sagen.
Allerdings wird mir immer wieder (auch seitens der
Profs) davon abgeraten, und unter vorgehaltener Hand gesagt,
als Nicht-Muttersprachler hätte ich kaum Übernahmechancen.
Nachdem sich in der Vergangenheit anscheinend mehrere Eltern
über Sprachkompetenzen von Lehrkräften mit
Migrationshintergrund beschwerten,
Das kommt wohl auf den „Migrationshintergrund“ an. Besonders an einer Hauptschule muss das ja nun nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Wenn dein Deutsch ausreicht um in der Sprache erfolgreich ein Studium (immerhin studierst du doch Deutsch) abzuschließen, kann es ja nun nicht so schlecht sein. Ausserdem, wie (ich glaube) Kate schon erwähnt hat, ist es nunmal so, dass Nicht-Muttersprachler besonders in der Sprachanalyse und Grammatik oft bessere Kenntnisse haben.
Ich finde es aber schon ein bisschen dreist von deinen Dozenten solche Bemerkungen zu machen. Ich studiere Lehramt für Englisch als Muttersprache hier in England, obwohl Deutsch meine Mutterprache ist. Bisher haben Leute zwar immer mal ein bissl komisch geschaut, Probleme hat es aber noch keine gegeben und mir vom Studium abgeraten hat auch keiner. Mein Englisch ist gut genug um die von mir gewählten Altersstufen zu unterrichten. Ich kenne meine Grenzen, die muss keiner für mich stecken. Ende der Diskussion. Die meisten (vor allem die schwächeren) Schüler merken nicht mal, dass ich Ausländerin bin. In meinen bisherigen Praktika war dies noch kein Problem (und ich hab schließlich inzwischen 10 Wochen hinter mir in denen es hätte auffallen können…).
Die Vorteile sind einfach, dass man dadurch manchmal Schüler mit sprachlichen Schwierigkeiten besser verstehen kann. Die Kenntnisse über die Strukturen der Sprache sind gefestigter und eher an Grammatikregeln als an sprachliche Gewöhnung gebunden. Wenn man dann auch noch in der Lage ist die Muttersprache ausländischer Schüler zu sprechen, dann ist das doch toll! Ich hoffe derzeit auf ein Praktikum in Bristol, leider kann ich aber weder Arabisch, Polnisch, Urdu oder was weiss ich nicht noch alles…*grins*
Mehrsprachigkeit ist eine Stärke! Du musst sie nur richtig ausnutzen und hervorheben, wenn du dich für Stellen bewirbst.
Viel Erfolg mit dem Studium,
Kel