Hallo Vampy,
Warum nicht aussortieren? Man muss doch ein bestimmtes
Leistungsniveau anbieten. Wer das nicht erreicht - sei es
durch mangelnde Begabung oder mangelnden Fleiß, muss sich nach
Alternativen umschauen.
dagegen ist nichts einzwenden.
ist übrigens nicht das Aussortieren, sondern das Mitschleifen.
Konkret wird seitens der Schule so lange an die Eltern hingeredet, bis diese sich zum Schulwechsel entschließen. Es sind keine Voraussetzungen zum Mitschleifen vorhanden. Zu meiner Zeit, als ich im Gymnasium war, hatte ich zwischen der 9. und 10. Klasse meine Tiefpunkte (wahrscheinlich typisch Pubertät), und habe mich bis zum Abi erholt. Wie gut, dass ich mitgeschliffen wurde.
Und das wird sehr, sehr häufig praktiziert. Wie wäre es, die
Anforderungen der Realschulklassen etwas unterhalb des Niveaus
der gescheiterten Gymnasiasten anzusetzen, also etwas zu
erhöhen. Und schon hat man genug Kandidaten für die
Hauptschule und hat wieder genau die Verteilung, für die unser
Schulsystem einst aufgestellt war.
Funktioniert bereits so. Nur gehen die schlechten Realschüler partout nicht in die Hauptschule (so in der Klasse meiner Tochter), weil ein Quali auf dem Arbeitsmarkt fast nichts mehr wert ist. Die Firmen halten Ausschau nach Realschulabschluß und noch lieber nach Abiturienten.
Unser Problem in Deutschland speziell liegt nämlich nicht am
Schulsystem, sondern daran, dass in D die Arbeitszeit so teuer
ist, dass nur noch gut ausgebildete Menschen eine Jobchance
haben. Mit den steigenden Arbeitszeitkosten sind natürlich
auch die Anforderungen an die Bewerber gestiegen. Ansonsten
werden nämlich die Jobs ins Ausland verlagert.
Aber da drifte ich wohl gerade vom Thema ab 
da sehe ich kein Abdriften, weil es doch um die Entscheidung des Schulwechsels geht.
Ich kann dein Argument mit den gut ausgebildeten Menschen nicht nachvollziehen, denn jeder Schultyp ist theoretisch dazu geeignet Menschen gut auszubilden. Nur die Arbeitsmarktsituation wertet die Hauptschule zu unrecht ab. Und der Staat hat es verpaßt sich um seine Hauptschulen zu kümmern, mit der dazugehörigen Imagepflege. Deshalb besteht das Interesse sein Kind möglichst ins Gymnasium zu schicken, deshalb sind viele Gymnasien randvoll mit allen möglichen Begabungen, deshalb gibt es teilweise recht abenteuerliche Methoden dafür zu sorgen, dass die „Unbegabten“ eine Schulstufe „hinabsteigen“.
Da ist für mich einiges nichts mehr stimmig.
Wo sollen aufgeweckte, wenigstens halbwegs fleißige Schüler
hin, wenn nicht aufs Gymnasium? Warum sollen sie dort
unterfordert werden, nur, weil jeder glaubt, das Niveau müsse
gesenkt werden, um alle schön auf der Schule zu halten? Es
geht sicher auch ohne das Niveau zu senken - mit mehr
Zeitaufwand, der in die weniger leistugsfähigeren Schüler
gesteckt wird. Aber der Zusatzaufwand muss sowohl von den
Schülern gewollt als auch von deren Eltern bezahlt werden. Und
wieviele Eltern schaffen es, ihren Kinder den Verzicht auf
Freizeit schmackhaft zu machen?
Vielleicht ist in dem Zusammenhang das Wort Niveau unpassend. Besser finde ich von Anforderungen zu sprechen. Die Tochter meiner Freundin geht ins Gymnasium. Es wurde bislang nie Diktat in Englisch geübt, aber dann bei den Schulaufgaben abverlangt. Entsprechend ist jedesmal der Notendurchschnitt, je nach Schwierigkeitsgrad des Textes (prima, da kann man in der Freizeit wenn man nicht gerade arbeiten geht mit seinem Kind Diktat üben, und gleichzeitig bezahlt man mit seinen Steuergeldern das Gehalt für die Lehrer).
Ich habe nichts gegen ein hohes Niveau, aber etwas dagegen auf diese Weise zu große Klassen zu reduzieren. Es kann doch nicht sein, dass ein Schüler als sprachunbegabt gilt, nur weil er bei Diktat nicht mithalten kann. Und das wird auch in anderen Fächern so gehandhabt, was dann erfolgreich als Phänomen der selbst erfüllenden Prophezeiung funktioniert, denn das Kind ist generell mit den Noten abgesunken. Und das mit einem einem glatten 2er Durchschnitt im Übertrittszeugnis, trotz Fleiß und Begabung.
Da meine ich, dass ein „Mitschleifen“ sinnvoll ist - das Problem aussitzen und damit rechnen, dass das Mädchen bald wieder einen Fuß auf die Notenerde bekommt.
Doch generell bin ich dafür sich ein Kind genau anzuschauen, wo die Begabungen liegen und in welcher Schule es die besten Möglichkeiten erhält Erfolg für seine Begabungen zu verbuchen.
Die Gesellschaft sollte übrigens auch ein Interesse daran haben, dass Menschen von klein auf an hoch motiviert Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, und dabei gesund bleiben. Deutschlands Schulsystem aber macht Kinder krank!
viele Grüße
claren