Hi
Persönliche Einstellungen lass ich hier mal raus, das hilft ja nicht weiter.
Zur Missionsschwester ist allerdings zu sagen, dass Missionare ja eher Holzhammer-Christentum als feinmontierte Theologie verbreiten und das mit allen Mittel (Zwang, Nötigung etc.) weshalb man sie in der ersten Hälfte des 20. Jh. ja vor allem in Kriegsgebieten fand, wo sie die Hungernden vor die Wahl stellten: Entweder du verhungerst, oder du zerstörst deine Tempel und kommst regelmäßig in die Bibelstunde, wenn du konvertierst, bekommst du drei Säcke Reis extra (so etwa geschehen nach dem Koreakrieg).
Es macht Sinn für Missionare, Angst zu verbreiten, wenn man nicht dem rechten Glauben anhängt. Das muss kein bewusster Prozess sein, das wurde den Missionaren durchaus auch so eingetrichtert, dass sie es glaubten. Nichts ist antreibender als der Gedanke, so viele Menschen durch gutes Zureden retten zu können.
Wahrscheinlich können dir die anwesenden Theologen mehr zu geeigneten Fundstellen sagen, ich habe hier nur ein altes Essay liegen, das tipp ich dir mal kurz und mit Verweisen unten ab.
Den Katechismus bekommst du in jeder Buchhandlung, hab hier auch einen rumstehen (nie gelesen, Protestantismus ist nicht meins) und beim Überfliegen keine Details gefunden, allerdings ist die oben genannte Neuerung auch zu modern für Luther.
In vielen frühen Religionen beziehen sich die Nachtodesvorstellungen auf ein „Schattenreich“ (…), ein Sammelbecken für alles, was gestorben ist (…) weder positiv noch negativ. Dennoch wird der Aufenthalt oft nicht als angenehm beschrieben, das Schattenreich ist kalt oder trocken, die Überreste der Lebenden leiden oft Hunger (…) erst später entwickelt sich eine Konsequenz aus dem rituellen Verhalten der Lebenden hin zu dem Status, den die Toten im Schattenreich haben. (…) Etwa ab dem 6. Jh. v. Chr. erhalten die Toten Individualität (Totenreich) und es entstehen erste Aufteilungen in belohnende Orte für gute Menschen und strafende Orte für schlechte Menschen, die meist in der Unterwelt gesucht wurden.
Im Hellenismus (ab 336 v. Chr.) treffen die Vorstellungen des frühen Judentums auf die der hellenistischen Griechen, dazu kam der dualistische Einfluss der alten iranischen Religion und aus der Mischung ergab sich die Platzierung der sich JHWH widersetzenden Mächte in der Unterwelt, womit diese ein Hort des Bösen wurde, zusätzlich existierte Gehenna, ein feuriger Strafort ohne Erlösungsmöglichkeit. (Habermehl, Hubert: „Hölle“ in: Cancik, Hubert (Hrsg.): Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Gesetz-Kult Band 3. Stuttgart, 1993. S.163f.)
Auf dieser Anordnung basieren die frühchristlichen Nachtodesvorstellungen: Zunächst gab es ein Schattenreich als Aufenthaltsort bis zum Endgericht, erst dann entwickelt sich die Vorstellung eines Strafortes. Im 5. Jh. n. Chr. entwickelte sich das bebilderte Verständnis der Hölle, dabei standen mehrere Höllen einem einzigen Himmel gegenüber. (…)
Mit den schon von Augustinus geäußerten Gedanken mehrerer möglicher Orte für die Verstorbenen begann man sich erst im Mittelalter auseinander zu setzen. Im 8. Jh, fragte man nach dem Verbleib der Mitglieder des Alten Bundes (…) und entwickelte den limbus patrum (…) für alle jene, die nicht die Gelegenheit hatten von Christus zu hören, die man aber nicht glaubwürdig in die Hölle bringen konnte. Genauso stellte sich die Frage nach den ungetauft verstorbenen Kindern, diese in die Hölle zu bringen wäre so grausam, dass es die Gläubigen möglicherweise abgestoßen hätte. So hieß es, die Kinder kommen in den limbus puerorum, ein Ort an dem sie glücklich seien, aber Gott nicht nahe sein können und somit auch niemals Erlösung finden.
(Beinert, Wolfgang: „Inkarnatorischer Radikalismus. Die Ausgestaltung der Descensus-Lehre im Abendland“, in: Herzog Markwart (Hrsg.): Höllen-Fahrten. Geschichte und Aktualität eines Mythos (Irseer Dialoge: Kultur und Wissenschaft interdisziplinär, Bd.12). Stuttgart, 2006 S.68)
(…)
Und die Menschen die weder ganz gut noch ganz schlecht waren? Eine Lösung für diese stellte das Purgatorium (Fegefeuer), bekannt ab dem 12. Jh., dar. Dieser Reinigungsort für Seelen, welche daraufhin in den Himmel durften, basiert auf Origenes Reinheitsgedankn die bis dahin in der Theologie abgelehnt wurden.
(Herzog, Markwart: „Hell“ in: Stuckrad, Kocku von (Hrsg.): The Brill Dictionary of Religion. E-L, Band 2. Leiden, 2006. S.842)
Dies hatte den Vorteil, dass das Schicksal der Insassen von den lebenden Angehörigen beeinflusst werden konnte (…).
(…)
Bei den Reformatoren gab es nur noch einen Himmel und einen Strafort, die Hölle.
(Beinert, Wolfgang: „Inkarnatorischer Radikalismus. Die Ausgestaltung der Descensus-Lehre im Abendland“ in: Herzog, Markwart (Hrsg.): Höllen-Fahrten. Geschichte und Aktualität eines Mythos (Irseer Dialoge: Kultur und Wissenschaft interdisziplinär, Bd.12). Stuttgart, 2006. S.53-81. S.71)
In diese kamen nur die erwachsenen Ungläubigen (!!) und jene die mit Todsünden belastet waren, welche protestantisch als Bosheitssünden gelten. Sie erhalten in der Hölle drei Strafen: Die des Verlustes (von Gott), des Höllenfeuers (Qualen) und die des Gewissens. Diese Strafen sind ewig und stellen die einzige Gerechtigkeit gegenüber den Guten dar, welche nur dank Angst vor der Hölle auf dem Rechten Weg blieben.
(…)
Gerade aufgrund der mittelalterlichen Todes- und Schreckensbetonung litt die Kirche schließlich während der Aufklärung, es war Zeit für einen Kurswechsel, der u.a. durch den Pietismus und seinen „liebenden Gott“ eingerichtet wurde. (siehe Herzog, Brill Dictionary).
Die Hölle wird in der Moderne nicht länger als Ort definiert, sondern als Kondition. Demnach ist ein Mensch glücklich wenn er nahe Gott ist und leidet umso mehr, je weiter er sich entfernt. Daher wird das Leben an sich als leidig verstanden, dessen Erlösung mit der Verbindung zu Gott charakterisiert wird.
(Beinert, Wolfgang/ Khoury, Adel T.(Hrsg.): Kreuzes Zeichen. Das Christentum.(Kleine Bibliothek der Religionen Bd. 10). Freiburg im Breisgau, 2003. S.170).
Zwar steht die Gestaltung des Lebens einem jeden Frei, eine wichtige Funktion hat aber die Gottesgnade, die als Vorschuss auf die Himmelsfreuden gilt, dadurch steht der Mensch weniger in der Leistungspflicht. Stirbt der Mensch, geht er mit Gott ein und erlebt eine Läuterung, Gott selbst ist also der Himmel, somit ist ein Ort unnötig. Ist ein himmlischer Ort nicht existent, folgt daraus, dass auch die Hölle nicht örtlich existent ist. Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten existiert eine gewisse Feigheit was die Bejahung der Hölle angeht- genau wie die Existenz des Teufels im modernen Christentum oft verneint wird, werden auch die Höllenqualen gemildert. So heißt es, dass der barmherzige Gott ewige Qualen nicht gutheißen könne, deshalb gebe es oft doch noch Erlösungsmöglichkeiten. Der Schlechte sei einfach gottesfern, dies sei auch nicht aufgezwungen, sondern Gott werde freiwillig abgelehnt und dessen Liebe nicht akzeptiert, alle Qualen seien in Wirklichkeit menschlicher Selbsthass über die Ablehnung von Gottes Liebe.
Die selbstgemachten Hölle wird hier damit legitimiert, dass sie für den Freien Willen notwendig sei, doch ist dies konstruiert, denn kaum ein Mensch wird ein ganzes Leben in völliger Gottesablehnung leben. Das ganze wirft eine Reihe an Problemen auf: Wenn es eine Hölle gibt, so steht dies im Konflikt mit dem Heilungswillen Gottes. Gibt es keine Hölle, dann gibt es keine Ethik, denn die Bösen hätten keinerlei Nachteil gegenüber den Guten. Nach der „Abschaffung“ des Purgatoriums ist auch die Frage, was mit den weder Guten noch Schlechten passiert, wieder offen. (Beinert, Kreuzes Zeichen, S.174-178).
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Das ist nur ein kleiner Überblick, tiefer stecke ich da auch nicht drin.
lg
Kate