Hallo
Wir stehen in unserem mesikalischen Empfinden ja nun auf dem
Boden Bachs.
wir haben vor allem kulturell geprägte Hörgewohnheiten. Speziell mit Bach hat das allenfalls insofern etwas zu tun, als sich zu seinen Zeiten die temperierte Stimmung in der europäischen Kunstmusik durchsetzte. Es ist diese Stimmung sowie die dadurch ermöglichte Harmonik, die typisch abendländisch ist und bei - vorsichtig ausgedrückt - wenig flexiblen Hörern die Hörgewohnheiten bestimmt.
Hört man also solcherart erzogener Mensch die Musik Arabiens
oder gar Indiens an, kräuseln sich einem die Haare.
Wie schon angedeutet hat das mit Erziehung weniger etwas zu tun als zum einen mit Gewohnheiten und zum anderen mit der naturgemäß unterschiedlich ausgeprägten Fähigkeit, Ungewohntem gegenüber offen und aufgeschlossen zu sein.
Woran liegt das? Sind es nur die Harmonien oder werden da auch
Vierteltöne verwendet?
Nichteuropäische Musik ist hauptsächlich modale Musik, d.h. es wird dort vorwiegend mit Skalen gearbeitet. Dadurch bestimmt, ist die Harmonik kaum entwickelt, dafür ist Melodik und auch das rhythmische Element in aller Regel deutlich reicher als in der ‚klassischen‘ abendländischen Musik.
Die Skalen - Maqam (arabisch), Raga (indisch), Pelog (malaiisch) usw. können durchaus auch sog. „Vierteltöne“ enthalten (häufig bei Maqams). Auch, wenn sich da bei Dir die Haare kräuseln - auch diese Töne stehen in einem definierten Schwingungsverhältnis zum Grundton, sie sind nicht ‚unharmonisch‘ sondern eben nur für die Verwendung in Harmonien ungeeignet. Die Skalen sind nämlich rein, im Unterschied zur temperierten abendländischen Tonleiter. Bei der üblichen gleichstufigen Stimmung ist da lediglich die Oktave rein. Entsprechend empfindet ein Araber oder Inder mit gutem musikalischem Gehör abendländische Musik so, als würde sie konsequent auf leicht verstimmten Instrumenten gespielt. Und er hat objektiv recht damit - und damit deutlich mehr Grund für ‚gekräuselte Haare‘.
Freundliche Grüße,
Ralf