Niederbairisch

Servus Lili,

meine Frau berichtet, dass im Rottal das Wort „doll“ für ‚da‘, ‚dort‘ verwendet wurde. Jetzt würde man es kaum noch hören. Weiß jemand etwas dazu?

Danke

Kai Müller

BTW: „hei“ für ‚glatt‘, ‚gefroren‘ hat sie auch im Rottal gelernt - Kommentare dazu?

Hi!

meine Frau berichtet, dass im Rottal das Wort „doll“ für
‚da‘, ‚dort‘ verwendet wurde. Jetzt würde man es kaum noch
hören.

Das kann man in ganz Niederbayern, evtl. außerhalb von Teilen des Bayerischen Waldes, noch von älteren Leuten hören - ein aussterbendes Wort.

BTW: „hei“ für ‚glatt‘, ‚gefroren‘ hat sie auch im Rottal
gelernt

Das ist im Baierischen noch ganz geläufig.
In der Oberpfalz und in Oberfranken sagt man „hahl“, und das eigentlich dieses Wort. Das -i in „hei“ ist die übliche palatale Aufweichung des -l.
Wenn du im GRIMM nachliest unter „HAHL, HÄHL“, dan findest du zu „glatt, schlüpfrig“ unter Hinweis auf ahd hali und mhd haele Genaueres.
Schönen Gruß!
H.

Servus,

zu „doll“ kann ich nichts sagen (ich lebe in Niederbayern, bin aber in Oberbayern gebürtig), aber:

BTW: „hei“ für ‚glatt‘, ‚gefroren‘ hat sie auch im Rottal
gelernt

Das ist im Baierischen noch ganz geläufig.

„Hei“ ist mir geläufig, aber wahrscheinlich am Aussterben. Kein Mensch sagt mehr zu seinen Kindern: Passts auf, heid is hei drausst! „Hei“ verwende ich, wenn ich mit meiner Mutter rede, oder allenfalls mit Freunden. Zu meinen Kindern sag ich eher „glatt“ oder „rutschig“ oder oder… blöd eigentlich, gell!?

Gruß,
agnes

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Danke OWT
.

Hallo, Kai,

dass im Rottal das Wort „doll“ für
‚da‘, ‚dort‘ verwendet wurde. Jetzt würde man es kaum noch
hören. Weiß jemand etwas dazu?

Schmeller erwähnt in Die Mundarten Bayerns die in der Region Unter-Donau, Inn anzutreffenden
„Adverbialformen wo-l? (wo?), dà-l (dort), sossl (so); e‘‘hhl, deml (jenseits), her‘‘ehhl, dreml (diesseits)“.

BTW: „hei“ für ‚glatt‘, ‚gefroren‘ hat sie auch im Rottal
gelernt - Kommentare dazu?

Ergänzend zu den bereits gegebenen Informationen:

http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=hahl

http://books.google.de/books?id=kmMTAAAAQAAJ&dq=schm…

Gruß
Kreszenz

Servus,

BTW: „hei“ für ‚glatt‘, ‚gefroren‘ hat sie auch im Rottal
gelernt

Das ist im Baierischen noch ganz geläufig.

„Hei“ ist mir geläufig, aber wahrscheinlich am Aussterben.
Kein Mensch sagt mehr zu seinen Kindern: Passts auf, heid is
hei drausst! „Hei“ verwende ich, wenn ich mit meiner Mutter
rede, oder allenfalls mit Freunden. Zu meinen Kindern sag ich
eher „glatt“ oder „rutschig“ oder oder… blöd eigentlich,
gell!?

Wir können diese schönen alten Wörter auch aktiv wiederbeleben. Ich kenne „hei“, „zéddn“, „nopfezn“, „fuadaánddé“, … etc. aktiv gebraucht nur von meinen Grosseltern, aber ich habe einfach angefangen sie im Gespräch mit meinen Kindern wiederzubeleben. Bei mir-nicht-ueberliefertern Wörtern bin ich noch etwas zurueckhaltender, weil ich ja die Originalaussprache nicht mehr genau kenne. Das Irische zB war ja auch auf dem besten Weg zum Aussterben und wurde dann wiederbelebt - warum also nicht auch das Bairische oder andere Dialekte?

Pfiat enk

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Grüaß di!

„Hei“ ist mir geläufig, aber wahrscheinlich am Aussterben.

[…]

Wir können diese schönen alten Wörter auch aktiv
wiederbeleben.

Wenn sie ausstürben, gingen in vielen Fällen Verbindungen der Gegenwartssprache zurück bis ins Althochdeutsche verloren. Allein das schon wäre schade.
z. B.

„nopfezn“:

ahd naffezzen;
das ahd Suffix -ezzen/-azzen bezeichnet eine wiederholte Handlung, also: einnicken
Ähnlich: gigazzn.

„fuadaánddé“

Das kenn ich nicht, jedenfalls nicht so.
Machst mich gescheiter, bitte?
Bfüat di aa!
H.

„fuadaánddé“

Das kenn ich nicht, jedenfalls nicht so.

Machst mich gescheiter, bitte?

Gern: Wir gebrauchen das zB wenn sich die Kinder um den letzen Happen Eis streiten, dann sind sie „futterähndig“ („Heids feĩ ned so fuadaandde, gei!“). Allgemein wurde der Begriff anscheinend bei Tieren verwendet die sich ums Futter streiten (Rösser die am Barm zu Beissen anfangen) und auch uebertragen auf Neid bei Menschen allgemein.

Servus

Griaßt eich regreb@hannes
und de Andan natierli aa…
Es passt noch gut in die Jahreszeit, aber kennt’s noch Jemand?
es kleint: es taut
aufkleint: aufgetaut
okleint: abgetaut
Gruß
Nastaly
bekannt (früher?) oberes Achental.

Grüaß di!

„fuadaánddé“

[…]

Gern: Wir gebrauchen das zB wenn sich die Kinder um den
letzen Happen Eis streiten, dann sind sie „futterähndig“
(„Heids feĩ ned so fuadaandde, gei!“). Allgemein wurde der
Begriff anscheinend bei Tieren verwendet die sich ums Futter
streiten (Rösser die am Barm zu Beissen anfangen) und auch
uebertragen auf Neid bei Menschen allgemein.

Ja, jetz versteh ich’s, danke.
„andt“ wir schon auch für Menschen gebraucht:
Eam tout’s andt (In der Oberpfalz gehört) - Er hat Sehnsucht/Heimweh.
Servus!
H.

Grüaß di aa!

Es passt noch gut in die Jahreszeit, aber kennt’s noch
Jemand?

es kleint: es taut

es leint (Luhsts, wia d Schoarinn geht!*) aafgleint, ogleint:
wohlbekannt.
* Ohne Nebengedanken. („Heit geht d Schoarinn wieder“ kann auch heißen: Heute finden die Damen mit dem Tratschen wieder gar kein Ende.)
Bfüat di!
H.