Lieber Rolf,
Witzig daran ist, dass Deutsche, um so weiter weg sie vom Ruhrgebiet
wohnen, sich um so mehr als Experten dafür ansehen.
Aber doch wohl eher für die Unbewohnbarkeit desselben, oder?
Ich jedenfalls habe kein Problem damit, wenn jemand das Ruhrgebiet nicht schön findet oder hier nicht leben möchte (wenn er mal da war), ich bekomme auch nach spätestens drei Tagen Depressionen in den Alpen… Die Städte sind halt nicht putzig, in Städten wie Gelsenkichen sieht man den Menschen die Armut immer mehr an, wer fährt freiwillig durch Duisburg-Bruckhausen? Für mich ist Heimat, über die A43 zu fahren und hinter Haltern über Lippe und Kanal, wohinter sich die CWH (so heißen sie immer noch bei mir) erstrecken. Wenn hinter diesem riesigen Chemiewerk die Sonne untergeht, sollte man „Bochum“ hören, und sollte man gerade schwanger sein, fängt man an zu heulen:wink:
Die Menschen des Ruhrgebiets sind ja auch nicht durch die Grünflächen geprägt, sondern durch die Industrie, und diese „Hässlichkeit“ gehört deswegen zu dem, was die Region schön macht. Aber wenn AUßenstehende es nicht mögen, kein Problem.
Mich stören eher diese von außen, zur Steigerung des eigenen Egos herangetragenen Urteile über Kultur und Lebensart, wobei ersteres angeblich nicht existent, letzteres primitiv sei, und die erbärmlichen Absetzbewegungen Ex-Ruhrgebietler gerade in akademischen Kreisen (da liegt Essen dann auch mal im Rheinland), wo man sich dann lieber mit Bayern oder B-W identifiziert. Die Rest-Deutschen glauben auch irgendwelche relevanten Aussagen treffen zu können, machen für alle Grammatikfehler das Ruhrgebiet verantwortlich ebenso wie natürlich der Ballermann nur von Pöttern bevölkert sei, was man hören könne…
Genauso übel der Sozialkitsch, bei dem man im Bergarbeiter den einfachen, ehrlichen aber selbstverständlich etwas dummen Mann sieht, garniert am Besten mit Hinweis auf die späte Gründung einer UNiversität im Ruhrgebiet, was aber jene Pseudointellektuellen wenigstens als geschichtsfern entlarvt.
Andererseits egal, wenn sich jemand an meiner Sprache stört, dann werde ich nie begreifen, warum ein süddeutscher Dialekt irgendeinen Mehrwert für sich beanspruchen sollte, oder, kurz, „Ich komm auch woher“
Dem Mod sei Dank für die Toleranz:wink:
Grüße
Taju