Nieres

und es antwortet Alexander.
Hallo Gandalf.
Erstens ist das nicht der ‚Nieres‘, sondern der ‚Neeres‘ (evtl. in Ausnahmefällen der ‚Neres‘). Zu dieser Form führen zwei Voraussetzungen:

  1. Im 13. bis 14. Jh. wurden u.a. die Namen gerne lateinisiert. So wurden in Köln aus (Wernher, Werner) und Reinher (Reiner) Wernerus und Reinerus. Das galt bis in’s 17.Jh.
  2. Umgangssprachliche Formen von Vornamen werden gerne aus den Endungen gebildet wie Albert(Albertus) > Bätes, Theodor(Theodorus) > Döres, Jakob(Jakobus) > Köbes, Friedrich(Fridericus) > Dreckes und andere mehr. Das ‚us‘ der lateinisierten Formen ist hierin noch enthalten. Und so auch bei Werner(Wernerus) > Neeres!
    Gruß Alexander.

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Hi Kenner des Rheinischen Idioms,

mich beschäftigt eine Frage, die selbst alteingesessene Rheinländer nicht beantworten können.

Warum ist die Dialektform von Werner Nieres.

Selbst Ansässige mit diesem Namen können mir nur sagen, daß der Diakektname so ist, aber nicht warum.

Und wenn ich schon dabei bin; warum ist die Dialektform von Jakob Köbes?

fragt sich

Gandalf

Ja, Gandalf,
das ist so eine Sache mit den Abkürzungen und Spitznamen.

Da gibt es leicht nachvollziehbare:
Friedrich => Fritz => Fritzi => engl. Fred => Freddie
Johannes => Hans => Hannes => Hänsel
Rudolf => Rudi => Ruod
Ursula => Uschi
Margarete => Gretchen => engl. Maggie => Margie => Marge

Andere sind nicht unbedingt so leicht zu erkennen:
Georg => Jörg => Schorsch => Gschordschie
Konrad => Kurt oder Kunz
Heinrich => Hinz => Heini =>Heinerle => englisch Harry (Heine wurde von Vertrauten Harry genannt)
Leopold => Lippl
Matthias => Hiesl
Ignaz => Iggi => Naz => Nazi
Maria => Mari => Mareike => Marei => Mirl => Mitzi => Mitzl
Barbara => Wawei

Eine echte Regularität lässt sich da kaum erkennen, es wird hauptsächlich mit dem Klang gespielt und assoziiert.

Der „Köbes“ entsteht wohl aus „Ja köb le“ => Köbi" => Köbes,
Der „Nieres“ aus „Wer ner chen“ => „Neres“ => „Nieres“.

Dabei ist der Variationen keine Grenze gesetzt.

Aus Gandalf könnte Gandi / Ganni / Gannes / Dalferl / Dalfi / Alfi / Alf das Zottelwesen / Alfes / Affes / Affi / Daffi / Doofi / Gadafi und was weiß ich noch werden.

Und schau dir erst mal an, was Russen aus ihren Namen machen:
Pjotr / Petja / Petruschka / Truschka / usw.

Gruß Fritz(ileleinchen)

Hi Alexander,

Erstens ist das nicht der ‚Nieres‘, sondern der ‚Neeres‘

nun ja, zumindestens hier in der Gegend wir es eher Nieres
ausgesprochen. Aber das kann dann wieder so eine Lokalmutation
sein :wink:
Auf alle Fälle vielen Dank für Deine einleuchtende Erklärung.

Hallo Gandalf.
Typisches Mißverständnis!
Ich beziehe mich auf die Schreibung. Da man nicht in phonetischen Zeichen schreiben kann hat man sich, zwangsläufig, auf eine einigermaßen brauchbare Konvention geeinigt. Und die meine ich. Wie Bolo weiter unten schon richtig bemerkt, gibt es einige Worte in denen das ‚e‘ oder auch das 'ei’sehr stark an ein ‚i‘ anklingt. Dazu zählt auch der ‚Neeres‘. Andere Worte sind z.B. Zusammensetzungen mit ‚Ehre‘ (‚Ihr‘) oder ‚Eis / Eisen‘ (‚Is / Ise‘): Ihrestroß, Ihrepooz, Ihrefeld, ihrlich, Ishellige, Iserbahn usw. Auch das Personalpronomen ‚es‘ wurde früher zu ‚id‘ (heute mehr ‚ed‘).
Was Bolo aber mit der Zahl 11 anführt ist keine lautsprachliche Frage, sondern rührt von der Wortabstammung her. Bis in’s späte 19.Jh. sprach man ‚elf‘ wie ‚eilif‘ (heute noch ‚elef‘) aus. Z.B. mein Großvater. Das sind altdeutsche Wortstämme und bedeuten ‚eins-übrig‘. ‚Lif‘ hatte die Bedeutung von ‚übrigbleiben‘ (englisch ‚left‘). Es war die Zählweise auf dem Abakus beim Zehnerübertrag. Bei 11 Zählsteinen (calcula) legte man einen in das Zehnerfeld (Übertrag) und hatte einen übrig ‚ein lif‘. Das blieb im Ripuarischen (Kölner Raum) als ‚eilif / elef‘ erhalten. So ist Bolos Beobachtung keine Ausspracheigenheit, sondern alter, klassischer Dialekt.
Gruß Alexander

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Hi Alexander,

Typisches Mißverständnis!
Ich beziehe mich auf die Schreibung.

in meiner Antwort weiter oben hab ich ja schon gecshrieben, daß in zwei Wörterbüchern ‚Nieres‘ geschrieben wurde.
Der ‚Aachener Wortschatz‘ wurde vom emeritierten Germanistikprofessor in original Aachener Will Hermanns verfasst, das Buch ‚Dürener Platt‘ von einem pensionierten Deutschlehrer und gebürtigem Dürener.
Es scheint also doch Lokalvarietäten zu geben.

Gandalf

nun ja, zumindestens hier in der Gegend wir es eher Nieres
ausgesprochen. Aber das kann dann wieder so eine Lokalmutation
sein :wink:

Hallo Gandalf,

das erinnert mich stark an einen früheren Kollegen aus Köln, der statt „elf“
immer sowas wie „ilf“ sagte. Das „e“ wird in manchen rheinischen Gegenden fast so
hell wie ein „i“ gesprochen.

gruß
Bolo

Hi Alexander,

Erstens ist das nicht der ‚Nieres‘, sondern der ‚Neeres‘

nun ja, zumindestens hier in der Gegend wir es eher Nieres ausgesprochen. Aber das kann dann wieder so eine Lokalmutation sein :wink:
Auf alle Fälle vielen Dank für Deine einleuchtende Erklärung.

Gandalf

Hallo Alexander,

Erstens ist das nicht der ‚Nieres‘, sondern der ‚Neeres‘

nene, ich hab extra noch mal in zwei Dialektwörterbüchern nachgeschaut (Aachen und Düren) und in beiden wird ‚Nieres‘ angegeben.

Aber es läßt sich zwanglos in Deine Ableitung einbauen.

Herzlichen Dank nochmal

Gandalf