Shunyata Reloaded
Hi Ralf.
Vor allem ging es mir hier um den Einwurf, dass sunyata
in erster Linie zwar schon als ‚Leere von etwas‘ zu verstehen
ist, dass dieses ‚etwas‘ sich allerdings auf svabhava
bezieht, auf ein ‚Eigen-Sein‘ oder ‚Für-sich-Sein‘ (per se
esse ).
Wir hatten das ja vor Jahren schon sehr ausführlich diskutiert, wobei ich mich auf eine Stelle bei Conze berief, die dem Shunyata-Begriff auch die (Neben)Bedeutung des „Geschwollenseins“ (=Trächtigkeit mit Formen) zusprach, was du, glaube ich, anzweifeltest. Ich will mich da aber nicht festlegen, du hast einfach die besseren Textressourcen.
Insofern verweist sunyata auf die von
Wahrnehmungsobjekt und -subjekt freie Beschaffenheit
(dharmata) der Dinge (dharmas), ihre ‚Soheit‘
(tathata).
Das ist gewiss richtig und mir auch bekannt. Mir ging es hier nur um die negative Bestimmung der Shunyata (sie ist nun einmal dem Wortsinn nach ein negierender Begriff). Du benennst konsequenterweise auch die positive Bestimmung.
Wichtig ist hier vor allem noch der Verweis,
dass Nagarjuna (der Begründer der Madhyamaka-Philosophie, die
ganz wesentlich eine sunyata-Philosophie ist)
sunyata mit ‚Werden in (wechselseitig bedingter)
Abhängigkeit‘ (pratityasamutpada) gleichsetzt.
Dabei ist mir erinnerlich, dass zwei Interpretationen der Intention Nagarjunas bestehen: Shunyata als logische Widerlegung des Substantialismus und als metaphysisches Konzept (So-Sein der Dinge). Deine obige Charakterisierung der Shunyata ist also möglicherweise nur eine von zwei Deutungen, die natürlich auch nebeneinander stehen können.
Ich hatte mich damals aus dem Gedächtnis auf ein Buch von K. Venkata Ramanan, „Nagarjuna’s Philosophy“, bezogen, das ich vor Jahren aus Neu Delhi bezogen hatte und das mittlerweile auch im Net besprochen wird, siehe:
http://www.integralscience.org/sacredscience/SS_suny…
"Sunyata, as a remedy for this error with respect to the mundane, teaches the relativity of all things, the dependent arising of determinate entities. As mundane truth, sunyata means that all things are empty of inherent existence.
But if one were to take this understanding of the emptiness of things as itself absolute, this again would be clinging: clinging to sunyata. This mistake is the error not with regard to the mundane nature of things but with regard to their ultimate nature. It is to take the conditionedness of the conditioned as itself unconditioned.
(…)
While this conditionedness and relativity of the self is its true nature in the conventional world, it is not its ultimate nature. Ultimately, the self is empty even of its conditionedness and relativity: it is ultimately empty of emptiness (sunyata-sunyata, as it is called)."
Gruß
Chan