Erweiterte Fassung von Uschis
Text. Ich habe die Stellen, denen ich nicht ganz zustimmen kann, unterstichen und meine Anmerkungen kursiv gesetzt.
Von drauß vom Walde komm ich her?
Es gab da mal einen Mann - und schon das ist falsch - denn es gab da zwei Männer, zum einen den Bischof Nikolaus von Myra (verstorben am 6. Dezember, irgendwann Mitte des 4. Jahrhunderts) und zum anderen den gleichnamigen Abt von Sion, der Bischof von Pinora war, und am 10. Dezember 564 in Lykien starb. Aus diesen beiden historischen Personen entwickelten sich ab dem 6. Jahrhundert die Legenden um die fiktive Figur des wundertätigen übermächtigen Bischofs von Myra. Der Person, die wir heute als Nikolaus kennen.
Aus diesem Grund wurde im Mittelalter auch der 6. Dezember als der Tag gefeiert, an dem der Nikolaus heimlich Geschenke brachte, davon ist heute der Brauch mit dem Schuhe vor die Tür stellen übrig geblieben. In den Niederlanden übrigens feiert man weiterhin am 6. Dezember DAS große Fest.
Was hat der Nikolaus nun mit dem Weihnachtsmann zu tun? In der Zeit seit dem Mittelalter gab es viele Wirrungen und Irrungen. Dazu gehört die, dass die Protestanten eine solche Heiligenverehrung wie die Katholiken nicht mitmachen wollten. Sie wollten sich lieber auf das Wesentliche beschränken und beschenken. Nämlich am Geburtstag der wichtigsten Person ihres Glaubens, am Geburtstag das Christkindes am 24. Dezember. Sie haben schließlich die Oberhand gewonnen, seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist dies in ganz Deutschland so.
Das ist etwas pauschal formuliert; ich würde statt dessen schreiben:
Es wurde von anderen schon erwähnt, dass Luther anfangs durchaus den Hl. Nikolaus bemühte, im Verlauf seiner theologischen Entwicklung aber zur Einsicht kam, dass der christliche Glaube viel stärker auf Christus konzentriert sein müsse und auf die schriftlichen Zeugnisse, die von Christus zeugen.
Darum wurde der Gottesdienst auf Lesung und Predigt reduziert, die Heiligen aus der Kirche und dem Kalender geworfen, und der Hl. Nikolaus, der Hl. Martin, und die Hl. Drei Könige, die alle als Gabenbringer wirkten, gleichfalls exkommuniziert und durch „den Heiligen Christ“ – eine Formulierung, die man auch bei Goethe findet – oder volkstümlicher durch das Christkindlein ersetzt.
Da das Christkind, also Jesus, sehr stark religiös geprägt war, konnte es nicht so richtig die Geschenke bringen. So verfiel man auf den Trick, den Nikolaus, personifiziert als der gute Bischof und auch so dargestellt, in den neutralen Weihnachtsmann zu verwandeln und dem Christkind zur Seite zu stellen.
Siehe oben.
Da man aber den Teufel nur durch Beelzebub austreiben kann und – hat man ihn zur Tür rausgeworfen, kommt er zum Fenster wieder rein - , und weil die Leute halt an den traditionellen Formen gern festhalten, so kamen die Gabenbringer als Assistenten wieder auf. Im Gedicht „Knecht Ruprecht“ von Storm fragt z. B. das Christkind, ob der alte Gesell endlich fertig sei mit den Bescherungen.
Es gab wohl schon im 19. Jahrhundert erste Darstellungen, die ihn als älteren, gemütlichen Mann zeigten, doch den Durchbruch in der Gestalt, wie wir ihm heute kennen, verdankt der Weihnachtsmann – in den USA Santa Claus genannt – einem weltlichen Getränkekonzern.
Siehe oben.
Vom Hl. Nikolaus zum Santa Claus ging´s über den „Sinterklaas“ – wie der Nikolaus im Holländischen hieß. Diese, also die Holländer, brachten den Sinterklaas nach New York, das ja als „New-Amsterdam“ gegründet wurde. Und in der holländischen Fassung war der Sinterklaas in Pelzmantel, Mütze und Stiefel gekleidet und hatte einen weißen Bart.
Als Santa Claus, der mit Rentieren und Schlitten auf dem Dach vorfährt und mit dem Gabensack durch den Kamin einsteigt und die Geschenke in Socken steckt, wird er in dem von Clement C. Moore 1822 zu Weihnachten verfassten und am 23. Dezember 1823 erstmals in einer Zeitung abgedruckten Gedicht: The night before Christmas (A visit from St. Nicholas) greifbar.
Man berichtet, dass Moore einen von Holländern abstammenden Hausknecht als Vorbild für den Santa nahm. Da wird der Nikolaus rundlich und pausbäckig.
1847 erschien eine bebilderte Fassung dieses Weihnachtsgedichtes (ich habe keine Möglichkeit, das Bild ins Netz zu stellen. Wer es sehen will, melde sich bei mir und ich schicke es als Mailanhang.), wo der Weihnachtsmann fast schon so ausschaut wie heute.
Den roten Mantel und das endgültige Aussehen verdankt er dann tatsächlich Coca-Cola. Ein würdiger Beitrag der USA zur Weltkultur!
Natürlich! Coca-Cola! Vor nicht einmal 70 Jahren erblickte der uns heute so geläufige Weihnachtsmann mit dem roten Bademantel und dem weißem Rauschebart das Licht der Werbewelt. Der schwedisch-amerikanischen Zeichner Haddon Sundblom wurde 1931 von der Brausefirma beauftragt, einen „Santa Claus“ für eine Werbekampagne zu entwickeln. Als Vorlage diente Sundblom das großväterliche Gesicht eines alten Coca-Cola-Verkäufers mit Pausbacken und weißem Bart. Dazu kam dann noch ein feuerroter (Bade-)Mantel mit weißem Pelzbesatz - fertig war der Weihnachtsmann. Seine Gestalt wurde in Windeseile der Inbegriff für die Gestalt vom Weihnachtsmann.
Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir nicht für jede Darstellung seiner Person eine Lizenzgebühr zahlen müssen…
Manchmal hat Sankt Nikolaus auch einen Begleiter, einen grimmigen Kerl im Lodenmantel, der kettenrasselnd Sack und Rute trägt. Das ist Knecht Ruprecht. Während der Bischof Nikolaus die braven Kinder belohnt, bestraft sein finsterer Begleiter die ungezogenen. Doch führt er dabei die Befehle des Nikolaus aus.
Ursprünglich waren Nikolaus und Knecht Ruprecht zwei völlig unterschiedliche Personen. Knecht Ruprecht gab es schon bei den Germanen im Norden, wo er zur Wintersonnenwende durch die Wälder zog.
Von diesem germanischen Vorläufer des Knecht Ruprecht ist mir nichts bekannt. Freilich gab es Wotans Wildem Heer einige Gesellen, die den christlichen Missionaren unschwer als Vorbilder für Teufelsgestalten dienen konnten; so wie die Faune der Antike.
Eine weibliche Figur allerdings namens „Perchta“ könnte an Hand einiger ihr zugeschriebenen Eigenschaften und einiger Bräuche im Salzburgischen und im Pinzgau und besonders durch die Namensähnlichkeit (Ruprecht aus: hruot beraht: der weit hin Strahlende, Glänzende; Perchta, auch: Bertha => die Strahlende; also vielleicht Sterngottheiten) mit Ruprecht verwandt sein. Die Perchta zeigt sowohl hilfreiche, als auch wilde, teuflische Züge.
Und eine Teufelsfigur ist der Krampus, Pelzmärte, denn auch, der neben dem an Christus erinnernden Heiligen Nikolaus als Gegenspieler und Ergänzung zur Seite gestellt wurde, wie der Satan Christus. Der Name Pelzmärte liefert einen weiteren Hinweis. Märte = Martin – wie sprachen oben schon von Hl. Martin als Gabenbringer.
In den Klosterschulen war es üblich zum Martinstag oder auch in der Weihnachtszeit einen „Knabenbischof“ zu wählen, der dann einen Tag lang die Herschafft übernahm. Der hatte ein zahlreiches Gefolge. Und in diesem befand sich auch ein Teufel, der die Aufgabe hatte, leidige und unleidige Lehrer, die sich dem strengen Gericht des Knabenbischofs stellen mussten, abzustrafen mit der Rute. Bisweilen bekamen wohl auch missliebige Schüler seine Rute zu spüren.
Da der Gabenbringer schlecht auch strafen konnte – wir sind hier auf einem hochtheologischen Gebiet, der Frage der Theodizee! – musste die Bestrafung der Hölle und dem Teufel überlassen werden. Das also tat der Teufel, der dann aber doch nicht so teuflisch bleiben konnte, wie in manchen alpenländischen Tälern, sondern er wurde etwas humanisiert und zum pädagogischen Schergen umgeschaffen.
Die Kirche übernahm einige der alten germanischen Bräuche, änderte sie ab, und seitdem treten Nikolaus und Knecht Ruprecht einzeln oder gemeinsam auf. Nicht in allen Regionen Deutschlands trägt dieser finstere Begleiter den Namen Knecht Ruprecht. Im Elsass und n der Pfalz kennt man ihn als Hans Trapp oder Hans Trab, in Franken und an der Mosel als Pelzmärtl. Hans Muff heißt er im Rheinland und Krampus oder Klaubauf in Süddeutschland. Außerdem hört man noch solche Bezeichnungen wie Knecht Nikolaus, Ruprecht, Nickel, Pelznickel und Pelzmäntel.
So unterschiedlich seine Namen sind, so unterschiedlich ist auch sein Auftreten. Nicht immer ist er der brummige und finstere Knecht, der die bösen Kinder in den Sack steckt und mitnimmt. In Sachsen zum Beispiel brachte Knecht Ruprecht die Weihnachtsgeschenke. Diesen Brauch findet man in dem wohl bekanntesten Nikolaus-Gedicht wieder, in „Von drauß vom Walde komm ich her“ von Theodor Storm. Hier tritt Knecht Ruprecht als Weihnachtsmann auf.
In Österreich heißt Knecht Ruprecht Krampus. Dort zieht er in pelzbesetzter Kleidung, meist mit einer Rute in der Hand und einem Sack voller Geschenke über der Schulter, von Tür zu Tür.
Die Figur des Hans Trapp, den man im Elsass oder in Pfalz trifft, geht auf einen Hofmarschall des Kurfürsten von der Pfalz zurück. Dieser hieß Hans von Dratt und schikanierte seine Bauern im 16. Jahrhundert so sehr, dass er in Südwestdeutschland zum Kinderschreck geworden ist.
Doch ganz egal wie er genannt wird, die Kinder warten auf ihn, halb sehnsüchtig, halb ängstlich. Sie singen am Nikolaustag ihr Nikolauslied, sind an diesem Tag besonders artig und hoffen, dass der Nikolaus weiß, dass sie fast immer brav gewesen sind. Selbst der strengste Nikolaus lässt sich durch ein Nikolausgedicht versöhnen. Dann steckt sie der Knecht Ruprecht nicht in den Sack, sondern lässt sie im schlimmsten Fall über die Rute springen.
Ich hoffe, Uschi nimmt es mir nicht zu sehr übel, dass ich ihr ins Handwerk bzw. in den Text pfuschte.
Fritz