(Noch einmal:) Türkei -- Europa ?

Es ist zwar schon einige Male hier darüber geschrieben worden.
Dennoch möchte ich noch einmal die konkrete Frage aufwerfen, ob
die Türkei zu Europa (und weitergehend zur EU) gerechnet werden sollte, oder nicht.
[Um eines gleich klar zu stellen: Ich bin nicht rassistisch oder türkenfeindlich gesinnt.]

Aber gehört die Türkei nicht eher zu Asien, und nicht zu Europa?
Immerhin sind die Kultur, die Sprache, die Religion (und das sind gewichtige Aspekte in einem Volk!) arabisch-vorderasiatisch geprägt. Und immerhin über 97% (!) der Landfläche liegt in Asien.

Schließlich kommt auch keiner auf die Idee zu sagen, dass Spanien zu Afrika gehört und entsprechend in die afrikanische Organisation ‚Afrikanische Einheit‘ (=UAO) eintreten dürfe. (Ceuta ist spanisches Staatsgebiet, und liegt in Afrika!).

Und keiner sagt, dass Frankreich zu Südamerika gehört, und deswegen zur EFTA (=Amerkanische Freihandelszone) gehören darf. (Franz.Guyana liegt in Südamerika)…

Markus

Ob die Türkei im weitesten Sinne zur EU gehört, ist in aus meiner Sicht hinfällig. Wenn Deutschland auf der einen Seite eine Person wie den Kalifen (Kapplan?) von Köln nicht in die Türkei ausweist, weil ihm dort eventuell körperlicher Schaden von Seiten des Staates droht, sollte auf der anderen Seite nicht scheinheilige Versprechungen an den türkischen Ministerpräsidenten betreffend Aufnahmeverhandlungen in die EU machen, wie dies kürzlich geschehen ist.
Geografisch liegt die Türkei auch für mich deutlich im vorderen Orient. Dennoch halte ich diesen Staat für einen wichtigen Verbündeten in dieser Region, vorallem Sicherheitspolitisch.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]


Geografisch liegt die Türkei auch für mich deutlich im
vorderen Orient. Dennoch halte ich diesen Staat für einen
wichtigen Verbündeten in dieser Region, vorallem
Sicherheitspolitisch.

Sicherheitspolitisch ist die Türkei in der Tat anders zu bewerten. Sie hat z.B. eine halbe Millionen Leute in der Armee.
Kein Wunder, dass die USA eine EU-Mitgliedschaftder Türkei befürworten.
Aber die Türkei ist ja schon Mitglied in der NATO.

Aasien
Hallo.

Aber gehört die Türkei nicht eher zu Asien, und nicht zu
Europa?
Immerhin sind die Kultur, die Sprache, die Religion (und das
sind gewichtige Aspekte in einem Volk!)
arabisch-vorderasiatisch geprägt. Und immerhin über 97% (!)
der Landfläche liegt in Asien.

Auch die Hauptstadt der Türkei liegt in Asien.
Gruß von einem pingeligen Jochen

Hallo Markus,

In meinen Augen ist es ein Unterschied, ob ein Land (noch) einige Überseegebiete hat, oder ob es sich um eine zusammenhängende Landfläche handelt, die über zwei Kontinente greift. Deshalb ist Frankreich nicht mit der Türkei vergleichbar.

Die Religion zählt eigentlich auch nicht. Albanien, Bosnien etc liegen 100% und unbestreitbar in Europa und haben grosse muslimische Bevölkerungsanteile, also ist der Islam auch eine religion Europas.

Sprache? Wer definiert, welche Sprache europäisch ist und welche asiatisch? Maltesisch ist eine semitische Sprache und doch wird Malta jetzt in die EU aufgenommen.

Länder haben nicht die Eigenschaft sich an diese etwas seltsame Grenze Europa/Asien (die ja willkürlich ist, eigentlich heisst unser Kontinent Eurasien und da ist die Türkei voll dabei) zu halten, Russland wäre da auch noch so ein Fall.

Es mag einige Gründe geben, warum die Türkei derzeit nicht für die EU geeignet ist. Die Begründung „Religion“ und „Sprache“ ist nicht haltbar, „Asien“ könnte man vielleicht durchgehen lassen, aber die asiatische Seite könnte genauso sagen: „Türkei? ist Europa!“.

Wenn die Türkei alle bedingungen für EU erfüllt, dann spräche doch eigentlich nichts gegen einen EU-Beitritt.

Viele Grüsse, Nicola

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Wenn die Türkei alle bedingungen für EU erfüllt, dann spräche
doch eigentlich nichts gegen einen EU-Beitritt.

Doch. Und zwar die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung der EU.

Hallo Markus !

Das römische Reich erstreckte sich rund ums Mittelmeer und Du willst nur wegen der paar Quadratkilometer der Türkei den Beitritt zur EU verweigern.
Es gab mal eine Zeit, da lag Frankreich rein quadratkilometermäßig gesehen zum Großteil in Afrika. Was denn nun, war Frankreich damals afrikanisch oder europäisch oder beides ? Und war Großbritannien irgendwann mal afrikanisch oder asiatisch ? Wie schauts mit Spanien und Portugal aus ? Der europäische Teil von Portugal ist winzig klein gewesen im Vergleich zur Landfläche seiner Kolonien.

(Ceuta ist spanisches Staatsgebiet, und liegt in Afrika!).
(Franz.Guyana liegt in Südamerika)…

Heute ist die Zuteilung einfach, weil der überwiegende Teil von Spanien und Frankreich in Europa liegt, aber wie war das in vergangenen Jahrhunderten ?

Markus

Gruß Wolkenstein

Hallo Patrick !

Wenn die Türkei alle bedingungen für EU erfüllt, dann spräche
doch eigentlich nichts gegen einen EU-Beitritt.

Doch. Und zwar die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung der
EU.

Lass mal einen brutalen Mord begehen und Du hast sofort eine Mehrheit für die Todesstrafe. Die Menschen sind ein gefährlich Ding, wenn sie in der Mehrheit sind. Und Bismark (von anderen geschichtlichen Strategien ganz zu schweigen) täte sich ob soviel strategischer Dummheit glatt im Grab rumdrehen.

Grüße
Wolkenstein

… die Römer genauso gedacht wie Du, hätten sie auf mehr als ihr halbes Reich verzichtet.

Für Spanier, Portugiesen, Dänen, Briten, Franzosen, Niederländer und Russen - Ösiländer, nicht zu vergessen *grins* - gilt ähnliches.

Hallo.

Hallo Jochen !

Auch die Hauptstadt der Türkei liegt in Asien.
Gruß von einem pingeligen Jochen

auch nen Gruß
Wolkenstein

Hallo Markus !

Sicherheitspolitisch ist die Türkei in der Tat anders zu
bewerten. Sie hat z.B. eine halbe Millionen Leute in der
Armee.

Die Spielregeln stellt immer noch die EU auf. Sie kann sich ja sehr genau überlegen, unter welchen Umständen die Türkei in die EU aufgenommen werden kann.

Kein Wunder, dass die USA eine EU-Mitgliedschaftder Türkei
befürworten.

Konsequenterweise müssten die jetzigen EU-Mitglieder aber alle Einrichtungen der USAs (militärischer Art, insbesonders abhörtechnische Anlagen) sofort demontieren und die USA-Soldaten nach Hause schicken.

Aber die Türkei ist ja schon Mitglied in der NATO.

Weils aber auch so was wie ein europäisches militärisches Bündnis, das den Namen verdient und militärisch Ähnliches leisten könnte, nicht gibt. Wer hat denn bei den Nachfolgekriegen im ehemaligen Jugoslawien nach den USAs geschrien ?

Grüße
Wolkenstein

Hi!

Das römische Reich erstreckte sich rund ums Mittelmeer und Du
willst nur wegen der paar Quadratkilometer der Türkei den
Beitritt zur EU verweigern.
Es gab mal eine Zeit, da lag Frankreich rein
quadratkilometermäßig gesehen zum Großteil in Afrika. Was denn
nun, war Frankreich damals afrikanisch oder europäisch oder
beides ? Und war Großbritannien irgendwann mal afrikanisch
oder asiatisch ? Wie schauts mit Spanien und Portugal aus ?
Der europäische Teil von Portugal ist winzig klein gewesen im
Vergleich zur Landfläche seiner Kolonien.

(Ceuta ist spanisches Staatsgebiet, und liegt in Afrika!).
(Franz.Guyana liegt in Südamerika)…

Heute ist die Zuteilung einfach, weil der überwiegende Teil
von Spanien und Frankreich in Europa liegt, aber wie war das
in vergangenen Jahrhunderten ?

Iszt doch völlig egal, ob die Türkei mehrheitlich zu Asien oder zu Europa gehört, ob die Türken zur europäischen Sprachfamilien gehören oder nicht, ob sie von der Religion her zu Europa passen oder nicht.

Fakt ist, dass ein Beitritt der Türkei zu EU die Anzahl der Länder erhöht, die aus den Finanztöpfen der EU gefüttert werden wollen. Mit der Erweiterung am 1.Mai 2004 kommen reichlich Nehmer-Staaten hinzu. Mit der nächsten Beitrittswelle 2007 sollen weitere Nehmer-Staaten in die EU aufgenommen werden, und andere klopfen bereits an die Tür (z.B. Georgien).

Seit 15 Jahren versuchen wir, die deutsche Einheit finanziell über die Bühne zu bekommen, und ruinieren uns dabei - und dann soll Deutschland seinen Beitrag für die EU-Töpfe weiter wachsen, nur damit ein Land wie die Türkei in die EU darf, um zu kassieren? Das ist der Grund, warum ich sage: Türkei in der EU - Nein!

Grüße
Heinrich

Lass mal einen brutalen Mord begehen und Du hast sofort eine
Mehrheit für die Todesstrafe.

Jo mei, die Demokratie is halt nit perfekt. Aber immer noch besser als alles andere.

Die Menschen sind ein gefährlich
Ding, wenn sie in der Mehrheit sind.

Minderheiten können noch gefährlicher sein, vor allem wenn sie glauben, Recht zu haben.

Und Bismark (von anderen
geschichtlichen Strategien ganz zu schweigen) täte sich ob
soviel strategischer Dummheit glatt im Grab rumdrehen.

Meinst Du jetzt den geplanten/versprochenen EU-Beitritt der Türkei oder was?

Ciao
P.

Hi!

Hallo Heinrich !

Iszt doch völlig egal, ob die Türkei mehrheitlich zu Asien
oder zu Europa gehört, ob die Türken zur europäischen
Sprachfamilien gehören oder nicht, ob sie von der Religion her
zu Europa passen oder nicht.

Na schön, spricht für Dich ! Viele halten diese Gründe aber für ausschlaggebend, um der Türkei einen Beitritt zur EU auf alle Ewigkeit verweigern zu können.

Fakt ist, dass ein Beitritt der Türkei zu EU die Anzahl der
Länder erhöht, die aus den Finanztöpfen der EU gefüttert
werden wollen. Mit der Erweiterung am 1.Mai 2004 kommen
reichlich Nehmer-Staaten hinzu. Mit der nächsten
Beitrittswelle 2007 sollen weitere Nehmer-Staaten in die EU
aufgenommen werden, und andere klopfen bereits an die Tür
(z.B. Georgien).

Wie wär´s denn mit folgendem Vorschlag: wir schließen alle Netto-Empfänger aus, also auch Irland, Spanien, Portugal, Griechenland, Italien …

Seit 15 Jahren versuchen wir, die deutsche Einheit finanziell
über die Bühne zu bekommen, und ruinieren uns dabei - und dann

Sag das mal dem guten alten Helmut Kohl ! Er war es doch, der unbedingt meinte, die DDR sofort und unter Umgehung aller volkswirtschaftlichen Bedenken mit der BRD zu einem Deutschland vereinen zu müssen.

soll Deutschland seinen Beitrag für die EU-Töpfe weiter
wachsen, nur damit ein Land wie die Türkei in die EU darf, um
zu kassieren? Das ist der Grund, warum ich sage: Türkei in der
EU - Nein!

Nein, aber momentan „Nein“ heißt nicht für immer „Nein“. Die wirtschaftlichen Bedingungen wären noch zu erfüllen, aber rein prinzipiell wär auch für die Türkei ein Beitritt möglich (gesetzt den Fall, die wirtschaftlichen Bedingungen sind erfüllt). Oder hast Du noch andere Bedenken als die wirtschaftlichen ?

Grüße
Heinrich

die Grüße zurück
Wolkenstein

Hallo Patrick !

Lass mal einen brutalen Mord begehen und Du hast sofort eine
Mehrheit für die Todesstrafe.

Jo mei, die Demokratie is halt nit perfekt. Aber immer noch
besser als alles andere.

Wenn ich das weiss, muss ich mit mehrheitsbasierten Grundsatzentscheidungen - Wahlen ausdrücklich ausgeschlossen (!!) - vorsichtig sein.

Die Menschen sind ein gefährlich
Ding, wenn sie in der Mehrheit sind.

Minderheiten können noch gefährlicher sein, vor allem wenn sie
glauben, Recht zu haben.

Das gilt aber eben auch für Mehrheiten.

Und Bismark (von anderen geschichtlichen Strategien ganz zu
schweigen) täte sich ob soviel strategischer Dummheit glatt im Grab
rumdrehen.

Meinst Du jetzt den geplanten/versprochenen EU-Beitritt der
Türkei oder was?

Mal gesetzt den Fall, die Türkei würde die wirtschaftlichen und menschen- bzw. minderheitenrechlichen (sprich demokratierechtlichen) Bedingungen erfüllen: warum sollte dann der Beitritt zur EU verweigert werden ? Schon rein aus strategischen Gründen sollte für die Türkei als mögliches Ziel der Beitritt zur EU möglich bleiben.

Ciao
P.

Grüße
Wolkenstein

Hi!

Oder hast Du noch andere Bedenken als die
wirtschaftlichen ?

Argumentativ nein (bauchmäßig schon).

Die Religion ist kein Argument - dann wäre Bosnien als muslimischer europäischer Staat definitiv und dauerhaft draußen.

Die Geografie ist kein Argument - irgendwann könnte mal Russland an die Tür klopfen, und das liegt flächenmäßig größtenteils in Asien - wie die Türkei. Und Georgien ist ein Transkaukasus-Staat, somit komplett asiatisch, und die wollen auch in die EU.

Die Sprache ist kein Argument - finnisch und ungarisch zählen genau so wenig zu den ur-europäischen Sprachfamilien wie türkisch.

Also das Ethnische? Auf der einen Seite Völker romanischer, germanischer, keltischer, slawischer Abstammung, auf der anderen ein Turkvolk. Aber da haben wir wieder das Problem der Finno-Ugrier.

Die Wirtschaftskraft? Das Beitrittsland Rumänien (2007) hat ein geringeres Pro-Kopf-Einkommen als die Türkei.

Rechtsstaatliche Sicherheit?`Die Türkei ist auf dem Weg, alles an Korrekturen durchzuführen, was die EU verlangt. Seitens der Verfassung ist die Türkei ein säkularer Staat, sie haben die Todesstrafe abgeschafft und den Ausnahmezustand über den Südosten des Landes aufgehoben.

Was außer Bauchgrummeln bleibt noch als Argument - ausgenommen eben, dass ein weiterer Nehmerstaat die EU belasten würde (dann wären aber auch die Staaten für 2007 draußen)?

Grüße
Heinrich

Hallo!

Schon rein aus strategischen Gründen sollte für die Türkei als
mögliches Ziel der Beitritt zur EU möglich bleiben.

Und wie genau würde dieses sogenannte strategische Ziel aussehen? Die Türkei als Bollwerk gegen den islamischen Fundamentalismus, quasi ein anti-klerikalfaschistischer Schutzwall?

mfg Dirk

Hi!

Einen angenehmen Nachmittag !

Oder hast Du noch andere Bedenken als die
wirtschaftlichen ?

Argumentativ nein (bauchmäßig schon).
Was außer Bauchgrummeln bleibt noch als Argument - ausgenommen
eben, dass ein weiterer Nehmerstaat die EU belasten würde
(dann wären aber auch die Staaten für 2007 draußen)?

Schön, bezüglich Deiner Argumentation kann ich mich Dir anschließen. Nur: Irgendwas werden wir, die EU also, den Türken anbieten sollen, wenn sie wieder mal auf den Gedanken kommen, uns um den Beitritt zu fragen. Und spätestens mit den Beitritten von Rumänien und Bulgarien werden die das auch tun.
Das mit den Nehmerstaaten ist jetzt schon ein Problem. Nicht unerheblich auch deswegen, weil die EU über keine eigene Einkommensquellen verfügt.
Bezüglich des Bauchgrumelns sollten wir versuchen, das Ganze in Worte und Argumente und eventuell auch zu erfüllende Bedingungen zu kleiden. Anderes empfänd ich, seitens der EU, der Türkei gegenüber nicht gerade als fair.

Grüße
Heinrich

die Grüße retour
Wolkenstein

Hallo!

Servas Dirk !

Schon rein aus strategischen Gründen sollte für die Türkei als
mögliches Ziel der Beitritt zur EU möglich bleiben.

Mal als Interpretationshilfe für Dich: … rein aus strategischen Gründen … heißt, wenn es ansonsten andere Gründe gibt, der Türkei die Aufnahme in die EU zu verweigern, wären allein strategische Gründe bei Erfüllung aller gestellten Bedingungen (demokratierechtliche, ökonomische) hinreichend für die Aufnahme.

Und wie genau würde dieses sogenannte strategische Ziel
aussehen? Die Türkei als Bollwerk gegen den islamischen
Fundamentalismus, quasi ein anti-klerikalfaschistischer
Schutzwall?

Mein Gott, manche Ex-Ossis sind geradezu putzig ! Hast Du außer platten Adjektiven noch was drauf ? Aber, gut gelernt und geübt, Deine partei- bzw. pseudo-weltanschaulichen Vorurteile. Ein Tipp: Schau mal durch andere Brillen ! So ein Blick durch eine andere kann mitunter wunderbare neue Einblicke bieten.

Aber, zurück zu Deiner Frage.
Was könnte die Türkei für Europa sein ?
Zunächst ist mal die Beantwortung einer Frage notwendig: Wollen wir Europäer den USAs die Welt als alleinigen Spielplatz überlassen oder sollen wir versuchen, eine Art europäisches Gegengewicht zu den USA zu schaffen ?

Sollte sich die EU für Zweiteres entscheiden, dann muss sie sich mehr um ihre unmittelbare geografische Umgebung kümmern. Hat überhaupt nichts mit Bollwerk zu tun. Die Türkei ist neben den Muslimen in Bosnien eine weitere mögliche Tür zur islamischen Welt. Als diese sollte sie die EU nützen.

Noch eine Frage bleibt zu beantworten: Soll die EU weiterhin ein ökonomisches Schwergewicht, ein politischer Zwerg und eine militärische Marginalie bleiben ? Warum denn nimmt die EU weltweit kaum jemand ernst, vor allem nicht die USA ?
Die Welt steuert langsam, aber sicher auf einen Nord-Süd-Konflikt zu. In diesem Konflikt geht es auch um essentielle europäische Interessen. Und diese sollte die EU vertreten.
Gut, geschenkt. Die Türkei genießt in der muslimischen Welt nur äußerst bedingt einen guten Ruf. Strategisch heißt aber eben auch, dass ich mir mehrere Türen offen halte. Ansonsten bleibe ich erpressbar. Hinsichtlich der Trennung von Staat und Kirche sind die Türkei auch nicht rückständiger als so manche europäische Musterregion.
Eine saubere Trennung von Staat und Kirche sollte in der EU des 21. Jh.s an sich selbstverständlich sein. Kreuz und Halbmond sind den gleichen Regeln zu unterwerfen. Das christliche Kreuz in Schulklassen zu erlauben, das muslimische Kopftuch aber zu untersagen, halte ich für heuchlerisch.

Zu all dem kommt noch, dass der Terrorismus eine zunehmend bedeutendere Rolle spielt. Das vor allem dahin gehend, dass die Angst der Menschen zunimmt. Auch hier halte ich es für äußerst fahrlässig, den USA komplett das Feld zu überlassen. Die EU hat politische (auch und vor allem demokratiepolitisch), ökonomische und militärische Verantwortung zu tragen und sie sollte endlich beginnen, diese Rolle auszufüllen.

Eine Frage stell ich Dir noch: Willst Du die Türkei der USA oder den Islamisten überlassen ? Ja, willst Du das ?

mfg Dirk

Grüße
Wolkenstein

Hallo!

Mal als Interpretationshilfe für Dich: … rein aus
strategischen Gründen … heißt, wenn es ansonsten andere
Gründe gibt, der Türkei die Aufnahme in die EU zu verweigern,
wären allein strategische Gründe bei Erfüllung aller
gestellten Bedingungen (demokratierechtliche, ökonomische)
hinreichend für die Aufnahme.

Mir war klar, was du meintest, aber ich gehe im folgenden weiter darauf ein.

Mein Gott, manche Ex-Ossis sind geradezu putzig ! Hast Du
außer platten Adjektiven noch was drauf ? Aber, gut gelernt
und geübt, Deine partei- bzw. pseudo-weltanschaulichen
Vorurteile. Ein Tipp: Schau mal durch andere Brillen ! So ein
Blick durch eine andere kann mitunter wunderbare neue
Einblicke bieten.

Schon mal irgendetwas von Ironie und Wortspielen gehört? Sicher nicht, denn sonst würdest du dir nicht anmaßen meine Weltanschauung zu kennen oder auch nur einschätzen zu können! Und nebenbei, ich habe von der DDR nicht viel mitbekommen.

Zunächst ist mal die Beantwortung einer Frage notwendig:
Wollen wir Europäer den USAs die Welt als alleinigen
Spielplatz überlassen oder sollen wir versuchen, eine Art
europäisches Gegengewicht zu den USA zu schaffen ?

Die EU als politisch und ökonomisch, unter Umständen auch militärisch, gleichwertiger Gegenpol zu den USA wäre sicherlich wünschenswert. Die Frage ist nur, auf welchen Weg man das erreicht.

Warum denn nimmt die EU
weltweit kaum jemand ernst, vor allem nicht die USA ?

Weil die EU gerade in Sachen Politik sehr wankelmütig und zum Teil unberechenbar ist, das hat sich im Irak-Krieg sehr deutlich manifestiert. Und wer nimmt schon einen Bund ernst, in dem interne Streitigkeiten beinahe ein größeres Gewicht haben, als internationale Fragen? Meiner bescheidenen Meinung nach ist die strategische Bedeutung der Türkei, wie du sie dargelegt hast, zur Zeit marginal, darüber kann man später nachdenken.
Sinn einer Union ist es, Partner mit unterschiedlichen Stärken aber gleichen/ähnlichen Zielen und Interessen, zu einen und so insgesamt an Stärke zu gewinnen. Das ist aber in der momentanen EU nicht der Fall. Primärziel wäre es, in der Politik einheitliche Leitsätze auszuarbeiten und gemeinsam zu verfolgen und umzusetzen. Ferner wäre es essentiell wirtschafts-, bildungs- und sicherheitspolitisch gleiche Standards zu erreichen. Nur wenn es der EU gelingt innerlich zu erstarken und die politische und ökonomische Zusammenarbeit zu verbessern, ist es möglich einen äquvalenten Spieler zu den USA auf der internationalen Bühne darzustellen. Momentan sind wir aber nicht einmal in der Lage fragwürdige internationale Problemstellungen ohne internen Konflikt zu behandeln und darin liegt eine große Schwäche. In meinen Augen stehen also diese Ziele vor einem möglichen strategischen Wert einer EU-Osterweiterung.

Die EU hat politische (auch und vor allem
demokratiepolitisch), ökonomische und militärische
Verantwortung zu tragen und sie sollte endlich beginnen, diese
Rolle auszufüllen.

Da bin ich zu 100% deiner Meinung!

Eine Frage stell ich Dir noch: Willst Du die Türkei der USA
oder den Islamisten überlassen ? Ja, willst Du das ?

Ich bin sogar für einen Eintritt der Türkei, jedoch zu einem angemessenen Zeitpunkt. Diese Hauruck-Aktion halte ich wiederrum für äußerst fahrlässig.

mfG Dirk

und frohe Ostern

Hallo!

Hi Dirk !

Schon mal irgendetwas von Ironie und Wortspielen gehört?

Ja, doch, durchaus. Dazu bin ich doch schon alt genug.

Sicher nicht, denn sonst würdest du dir nicht anmaßen meine
Weltanschauung zu kennen oder auch nur einschätzen zu können!

Ich kanns nicht riechen, dass Du´s ironisch gemeint hast; sehen bzw. hören konnt ich Dich ja nicht.

Und nebenbei, ich habe von der DDR nicht viel mitbekommen.

Hättest es mal als Ironisch gekennzeichnet, weder hab ich Dein Gesicht beim Schreiben gesehen noch Deinen Tonfall gehört. Woraus sollt ich also schließen können, dass Du das Ganze ironisch meinst ? Es laufen bedauerlichweise genügend Leut rum, die das, was Du ironisch gemeint hast, total ernst meinen.
Auch nebenbei (nur als Beispiel, keine Anspielung auf Dich !!): es soll Schüler, Lehrlinge und Studenten geben, die ihre faschistoiden Ansichten von ihren Lehrern, Vorgesetzten oder Professoren haben. Die Jungen haben vom historischen Faschismus auch nicht viel mitbekommen.

Die EU als politisch und ökonomisch, unter Umständen auch
militärisch, gleichwertiger Gegenpol zu den USA wäre
sicherlich wünschenswert. Die Frage ist nur, auf welchen Weg
man das erreicht.

Im Extremfall: Lassen wir doch den USA die Welt als Spielball !

Weil die EU gerade in Sachen Politik sehr wankelmütig und zum
Teil unberechenbar ist, das hat sich im Irak-Krieg sehr
deutlich manifestiert.

Weil die EU momentan eben mit 15 Stimmen spricht und bald werdens 25 sein.

Und wer nimmt schon einen Bund ernst, in dem interne Streitigkeiten
beinahe ein größeres Gewicht haben, als internationale Fragen?

Das ist kein Wunder bei 15 Parlamenten und 15 Regierungen. Da glaubt dann doch jeder, dass sein Senf der maßgebliche ist.

Meiner bescheidenen Meinung nach ist die strategische Bedeutung der
Türkei, wie du sie dargelegt hast, zur Zeit marginal, darüber kann
man später nachdenken.

Mal ein Beispiel aus meinem Lebensbereich: Wenn ich Seilschaften erst dann aufbau, wenn ich über die Eiger-Nordwand raufgeh, dann müsst ich ein Spitzenkletterer sein. Weil ich aber auch noch einen Brotberuf habe und vom Klettern nicht lebe, muss ich meine Seilschaften aufbauen, eh ich etwas derart Schwieriges angehe. Ich muss also, um beim Beispiel zu bleiben, an weniger schwierigen Wänden üben und meine Seilschaft perfektionieren.
Mit anderen Worten: Wenn die EU sich mit der Türkei erst dann befasst, wenn der politische Hut brennt, dann wird es zu spät sein. Das soll beleibe nicht heißen, dass die Türkei in die EU bedingungslos aufgenommen werden sollte !

Sinn einer Union ist es, Partner mit unterschiedlichen Stärken
aber gleichen/ähnlichen Zielen und Interessen, zu einen und so

Ob die EU in ihrer Gesamtheit angesichts ihrer nationalistischen Zerrissenheit jemals gleiche Ziele hatte (abgesehen von dem, Kriege in Europa zu vermeiden), bleibt fraglich. Im Prinzip schaut doch jeder Staat in erster Linie auf sich.

insgesamt an Stärke zu gewinnen. Das ist aber in der
momentanen EU nicht der Fall.

So weit, so zustimm.

Primärziel wäre es, in der Politik einheitliche Leitsätze
auszuarbeiten und gemeinsam zu verfolgen und umzusetzen.

Um jemals einheitlich Leitsätze in der EU zu bekommen, müsstest Du schon nationale Regierungen und Parlamente zerschlagen. Bei 1 EU-Regierung und 1 EU-Parlament (mit umfassenden politischen Rechten) wäre das schon möglich, aber bis dorthin fließt noch viel Wasser unsere Bäche runter.

Ferner wäre es essentiell wirtschafts-, bildungs- und
sicherheitspolitisch gleiche Standards zu erreichen.

Diese gleichen Standards, die Du forderst, gibts nicht einmal unter den Staaten der USA. In einem Staatenbund ist das auch so nicht realisierbar.

Nur wenn es der EU gelingt innerlich zu erstarken und die politische
und ökonomische Zusammenarbeit zu verbessern, ist es möglich einen
äquvalenten Spieler zu den USA auf der internationalen Bühne
darzustellen.

Stimmt schon, aber momentan haben wir weniger eine EU als vielmehr ein Bündel mehr oder weniger mächtiger Einzelstaaten.

Momentan sind wir aber nicht einmal in der Lage fragwürdige
internationale Problemstellungen ohne internen Konflikt zu
behandeln und darin liegt eine große Schwäche.

Durchaus richtig.

In meinen Augen stehen also diese Ziele vor einem möglichen
strategischen Wert einer EU-Osterweiterung.

Wenn sich die EU zu lange Zeit lässt, wird er strategische Wert der Türkei keiner mehr sein.

Ich bin sogar für einen Eintritt der Türkei, jedoch zu einem
angemessenen Zeitpunkt. Diese Hauruck-Aktion halte ich
wiederrum für äußerst fahrlässig.

Ohne Erfüllung demokratiepolitischer und ökonomischer Bedingungen würd ich die Türkei auch nicht zu Beitritt einladen. Allerdings, wenn die EU demnächst dann Rumänien aufnimmt, dann können die ökonomischen Aufnahmebedingungen für die Türkei nicht extrem sein; Rumänien ist, wirtschaftlich gesehen, mit einigem Abstand das ärmste Land Europas.

mfG Dirk

gleichfalls Grüße
Wolkenstein