Noch einmal zum Libanon

Mal abseits der üblichen „wer-ist-böser-und-warum-Frage“:

Wieso glaubt Israel mit seiner Offensive hier Erfolg haben zu können?
1982 hat es schon nicht funktioniert - was ist heute anders?

Traut die Bevölkerung es Ihrer Regierung und Militärführung überhaupt zu, das Problem zu lösen?

Gruss Ivo

1982 hat es schon nicht funktioniert - was ist heute anders?

1967 hat es aber recht gut funktioniert.

Mal abseits der üblichen „wer-ist-böser-und-warum-Frage“:

Wieso glaubt Israel mit seiner Offensive hier Erfolg haben zu
können?

der kurzfristige militärische Erfolg besteht in einer Verteibung der schiitischen Terroristen aus einem Gebiet, das ausgedehnter ist als die Reichweite ihrer Waffen, sprich nordgrenze Israel plus 30 bis 50 km in den Südlibanon hinein.

Weiterhin wird Israel bemüht sein, die Infrastruktur der Terroristen zu zerschlagen. Ob dies gelingen wird ist eher fraglich, wie frühere Erfahrungen mit der PLO/Hamas zeigen, denn trotz ausgedehnter Militäraktionen im Gazastreifen erfolgten immer wieder Raketenangriffe aus diesem Gebiet.

Ein langfristiger Politischer Erfolg, der in der Auflösung der Partei „Gottes“ begründet ist, wird mit rein militärischen Mitteln nicht zu erreichen sein

Möglicherweise spekuliert Israel auf die Auslösung innerlibanesischer Auseinandersetzungen um die Rolle dieser schiitischen Verbrecherorganisation. Immerhin sinkt der Libanon nach einer kurzen Phase des wirtschaftlichen Fortschritts schon jetzt zum zweiten Mal in Schutt und Asche, weil das Land und seine Politiker die Augen vor dem Treiben der "Gottes"krieger und der schleichenden iranischen Infiltration geschlossen hielten. Möglicherweise könnten Kräfte zum Durchbruch kommen, die es nicht länger akzeptieren, das die Zedernrepublik ein Spielball Syriens und des Irans bleibt.

1982 hat es schon nicht funktioniert - was ist heute anders?

1982 wurde Beirut besetzt. Ich denke, daß nach den Erfahrungen, die Israel damals gemacht hat, eine Besetzung Beiruts heute nicht mehr in Frage kommt. Eine Armee kann zwar ein Land erobern, ein Gebiet langfristig zu kontrollieren ist schon schwerer. In einer Stadt wie Beirut wurde die israelische Armee seinerzeit zerrieben. Ganz analog s. dazu die Situation der US-Armee im Irak.
So etwa stellte sich die Lage damals dar und damals ist nicht heute.

Traut die Bevölkerung es Ihrer Regierung und Militärführung
überhaupt zu, das Problem zu lösen?

Wenn man über eine unabsehbare Zeit nächtelang in Bunkern leben muß, weil die Stadt/das Dorf/der Betrieb beschossen wird und man um Hab und Gut gebracht wird dann ist die Frage des „Trauens“ ziemlich zweitrangig. Versuch dich doch selbst mal in deren Lage zu versetzen!

So wie die jetzige israelische Regierung handelt würde jede andere israelische Regierung auch handeln, denn aus aller Sicht geht es um den Fortbestand des Landes. Was im Vorfeld verkehrt gemacht wurde ist derzeit relativ zweitrangig.

gruß

Ewald

1982 hat es schon nicht funktioniert - was ist heute anders?

1967 hat es aber recht gut funktioniert.

Hallo,

1967 wars ein Kampf gegen reguläre Armeen. Das ist doch größtenteils ganz etwas anderes als der Kampf gegen eine Guerillaorganisation.

Gruß,
Markus

1982 hat es schon nicht funktioniert - was ist heute anders?

1967 hat es aber recht gut funktioniert.

Du vergleichst Äpfel mit Birnen…
Der Kampf regulärer Armeen ist etwas anderes als die Bekämpfung von Terroristen, die nirgendwo auf diese Weise bisher erfolgreich funktioniert.

Gruss Ivo

1982 hat es schon nicht funktioniert - was ist heute anders?

1967 hat es aber recht gut funktioniert.

aber wir haben nicht mehr 67 sondern 06 und die Gemengelage ist mittlerweile eine ganz andere. Oberterrorist Arafat hatte mal den Friedensnobelpreis bekommen, die Ägypter(wohlgemerkt nur die Regierung ,nicht das Volk) haben sich aufgrund des massiven USA Druckes und der US Gelder völlig ausgeklinkt, im Iran regierte der damals noch der Schah, mittlerweile islamische Fundamentalisten usw.
Die Isaraelis haben 82 einen entscheidenden Fehler gemacht: Sie hätten die PLO vernichten können, statt dessen haben Sie den harten Kern nach Tunesien ausreisen lassen. In den 90ern hatten sie die ganze Tunis Fraktion wieder am Hals… Damals war Scharon OB der Armee, seine Politiker haben ihn damals wohl ausgebremst

LG
Mikesch

Das ist wie bei Don Quichote und irgendwann werden die Isralies verlieren und der ganze Spuk hat eine Ende von dem Fass ohne Boden ganz zu schweigen,…

LG
Mikesch

1982 hat es schon nicht funktioniert - was ist heute anders?

1967 hat es aber recht gut funktioniert.

ISBN: 0252068920 Buch anschauen

Moin Ivo,

Wieso glaubt Israel mit seiner Offensive hier Erfolg haben zu
können?

Dazu müsste man erstmal wissen, was eigentlich das Ziel Israels ist. Die Hisbollah werden sie durch diese Aktionen natürlich nicht schwächen. Wenn aber das Ziel ist, den gerade mühsam wieder erbauten Libanon erneut zu zerstören und wieder an den Rand des Bürgerkriegs (oder mitten hinein) zu bringen, nachdem gerade sowas wie eine „nationale Einheit“ entstanden war. Dann könnte die Offensive durchaus Erfolg haben. Genau so sähe es aus, wenn man Syrien und den Iran zu einem Eingriff in den Krieg ködern will, um wiederum den schon seit Wochen vor der iranischen Küste kreuzenden USA einen Vorwand zum Angriff auf den Iran zu liefern.

1982 hat es schon nicht funktioniert - was ist heute anders?

Anders ist heute vor allem das größere Umfeld. Die Armee der USA steht im Irak und vor den Türen des Iran. Zudem sind Syrien und Iran ganz oben auf der Zielscheibe der „Achse des Guten“.

Traut die Bevölkerung es Ihrer Regierung und Militärführung
überhaupt zu, das Problem zu lösen?

Für so dämlich halte ich die Israelis nun auch wieder nicht. Bleibt nur die Frage, ob es der israelischen Regierung gelingt, der eigenen Bevölkerung zu verkaufen, dass diese Aktionen irgendwie zur Verteidigung notwendig seien und die Bombadierungen von Haifa etc. währen dazu in irgend einer Weise notwendige „Opfer“. Hier tendiert die Bevölkerung eher dazu, das zu glauben, was angenehmer ist.

Gruß
Marion

Traut die Bevölkerung es Ihrer Regierung und Militärführung
überhaupt zu, das Problem zu lösen?

Was wäre die Alternative?

Gruß
dataf0x

Traut die Bevölkerung es Ihrer Regierung und Militärführung
überhaupt zu, das Problem zu lösen?

Was wäre die Alternative?

Kommt drauf an, wie genau denn das Problem lautet.

Was wäre die Alternative?

das beantwortet meine Frage nicht

Hi dataf0x,

Was wäre die Alternative?

Das steht heute in : http://www.haaretz.com/hasen/pdf/il01.pdf und zwar in der linken Spalte „significant weakening“ ist das Zauberwort.

Zvi Bar’el geht davon aus, dass keine Libanesische Autorität, weder Syrien noch Israel „can cut that shit“. Nur „weakening“ ist drin.

Auch danach geht es dann, egal, ob mit oder ohne internationale Friedenstruppe, auch nur unter Zustimmung von Herrn Nazrallah weiter.

Aus Gründen der allgemeinen Gesichtswahrung könnten zum Freitausch der entführten Soldaten ein paar Syrer gekidnappt werden, um diese dann gegen die Soldaten auszutauschen, damit man sie nicht gegen Hezbollah-Leute austauschen mus. Denn DAS ginge natürlich nicht. Hierzu müsste es den Syrern ermöglicht werden, die Soldaten kurzzeitig unter ihre Obhut zu nehmen, damit man sie gegen nachweislich unterroristische Syrer austauschen kann. Auch die Sicherheitslage im Libanon spricht wohl für diese Option.

Der Unterschied zur Ausgangslage wäre, dass die Hezbollah-Raketen dann entweder verschossen oder zerstört sind. Bei 50% soll die „Planerfüllung“ ja inzwischen liegen, wobei die zweiten 50% sicherlich länger dauern und blutiger werden, als die ersten 50%. Wie gehabt, wohl weiter im Verhältnis von ca. 1 zu 10 an Opfern zu Lasten der Libanesen.

Gruß
Thomas

Noch mal moin,

… müsste man erstmal wissen, was eigentlich das Ziel
Israels ist. Die Hisbollah werden sie durch diese Aktionen
natürlich nicht schwächen.

Beliebter wird sich Israel im Libanon wohl vermutlich nicht machen. Aber: „significant weakening“ ist das Zauberwort zu Thema „Ziel“.

Das steht heute in: http://www.haaretz.com/hasen/pdf/il01.pdf und zwar in der linken Spalte. Der Autor Zvi Bar’el geht davon aus, dass keine Libanesische Autorität, weder Syrien noch Israel „can cut that shit“. Nur „weakening“ ist drin. Der Unterschied zur Ausgangslage wäre, dass die Hezbollah-Raketen danach entweder verschossen oder zerstört sind. Bei 50% soll die „Planerfüllung“ ja inzwischen liegen, wobei die zweiten 50% sicherlich länger dauern und blutiger werden, als die ersten 50%. Wie gehabt, wohl weiter im Verhältnis von ca. 1 zu 10 an Opfern zu Lasten der Libanesen.

Das die Hezbollah 12-13.000 Raketen hat, die sie nicht haben dürfte, sieht man jetzt. Das ist die „Stärke“ um deren Aufhebung es geht. Israel versucht die Dinger jetzt zu zerstören und selbst soweit dies nicht gelingt, behindern die Bombardierungen natürlich einen präzisen Gebrauch dieser Waffen und evozieren ein auch wohl etwas panikartiges Wegschiessen der Dinger, bevor die Israelis sie finden.

Wenn aber das Ziel ist, den gerade mühsam wieder erbauten Libanon
erneut zu zerstören und wieder an den Rand des Bürgerkriegs (oder
mitten hinein) zu bringen, nachdem gerade sowas wie eine „nationale :Einheit“ entstanden war.

Nur, dass in diese „nationale Einheit“ 12. -13.000 Raketen einbezogen waren. Deren Gebrauch nach freiem Ermessen der Hezbollah-Richtschützen abzuwarten war und ist den Israelis einfach zu gefährlich. Das Problem ist schliesslich, dass die Dinger immer weiter verbesert werden.

Dann könnte die Offensive durchaus Erfolg haben.

Wenn die Dinger erst mal weg sind, dann sähe das sogar nicht nur so aus.

Genau so sähe es aus, wenn man Syrien und den Iran zu einem Eingriff
in den Krieg ködern will, um wiederum den schon seit Wochen vor
der iranischen Küste kreuzenden USA einen Vorwand zum Angriff
auf den Iran zu liefern.

Das glaube ich nun wieder eher nicht. Wenn die USA einmal zu dem Schluss kommen sollten, dass im Iran Massenvernichtungswaffen kurz vor der Einsatzbereitschaft stehen und sie die kaputt machen müssen, dann würde ein Israelisches „Vorspiel“ dazu wohl eher als ungünstig angesehen. Beim 90/91 ger Golfkrieg waren die USA froh, dass Israel sich raushielt, obwohl dort auch damals schon Raketen einschlugen.

Im Ansatz ist es heute ähnlich: Die Saudis und die konservativen, bzw. etablierten arabischen regimes sich gegen den Hezbollah-Terror, ebenso wie sie gegen Saddam waren. Allein Israel könnte deren Gegnerschaft „stören“.

1982 hat es schon nicht funktioniert - was ist heute anders?

Anders ist heute vor allem das größere Umfeld.

Anders ist, dass die Israelis sich heute keine Illusionen über ihre Willkommenheit im Libanon machen.

Die Armee der USA steht im Irak und vor den Türen des Iran.

Nachdem sie sich dumme Illusionen über die Befreibarkeit einer jahrzehntelang despotisch-effektiv regierten Bevölkerung gemacht haben. Ob sie sich die hinreichend abgeschmiinkt haben, kann ich allerdings nur hoffen.

Zudem sind Syrien und Iran ganz oben auf der Zielscheibe der „Achse des Guten“.

Der Iran darf keine Masenvernichtungswaffen herstellen und Syrien nicht den Terror mit strategischen Waffen versorgen. Nach amerikanischem Interesse müssen beide Probleme möglichst getrennt unter dem Deckel gehalten werden, obwohl sie natürlich zusammenhängen. Wie - das sieht man ja. Wenn die Hezbollah Massenvernichtungsgeschosse auf ihren Raketen hätte, dann wäre es aus.

Bleibt nur die Frage, ob es der israelischen Regierung
gelingt, der eigenen Bevölkerung zu verkaufen, dass diese
Aktionen irgendwie zur Verteidigung notwendig seien und die
Bombadierungen von Haifa etc. währen dazu in irgend einer
Weise notwendige „Opfer“.

Die Bombadierung von Haifa etc. hätte es sowieso gegeben, eben weil die Mittel dazu bereits zur Hand waren. Die Frage der Strategie ist immer, wer wen zum Handeln zwingen kann. Sicher hätte die Hezbollah noch gerne etwas weiter an den Rakten herumgewerkelt, um Reichweite und Treffgenauigkeit zu effektivieren. Doch Israel hat bestimmt: Schluß jetzt damit!

Hier tendiert die Bevölkerung eher dazu, das zu glauben, was :angenehmer ist.

Also: Dass die Israelische Bevölkerung illusionsbedürftig ist; das glaube ich nicht.

Gruß
Thomas

Kommt drauf an, wie genau denn das Problem lautet.

Ein Leben ohne Raketen auf den Balkon?

dataf0x

Kommt drauf an, wie genau denn das Problem lautet.

Ein Leben ohne Raketen auf den Balkon?

In absehbarer Zukunft sehe ich da gar keinen Weg, dies abzustellen. Weder auf dem gegenwärtig versuchten Weg, noch sehe ich eine erfolgsversprechende Alternative.

Langfristig könnten sich die Raketen bei einer tiefen Aussöhnung zwischen den Völkern im Nahen Osten minimieren lassen (irgend einen Wahnsinnigen wird es vermutlich dann immer noch geben), aber für eine derartige Aussöhnung sehe ich kaum Anzeichen, auf keiner Seite.

Gruß
Marion

Hi Marion,

Langfristig könnten sich die Raketen bei einer tiefen
Aussöhnung zwischen den Völkern im Nahen Osten minimieren
lassen

Das sehe ich deutlich anders. Einen ressentimenthaften Brast schieben ist das eine, aber ein Arsenal von ein paar Artilleriedivisionen als Privatverein im Schutz einer etwas naiven Zivilgesellscahft zu unterhalten, ist etwas anderes. Raketen sind zum Krieg führen da und zum Krieg führen sind Staaten da. Wenn ein Staat einen Krieg führt und vergeigt, dann hat er auch für die Konsequenzen einzustehen. Dafür ist er Staat. Ägypten hat das gemacht, Jordanien hat das gemacht. Beide haben hinterher Frieden gemacht, weil ein Staat gar nichts anderes machen kann, nach einem Krieg, den er verloren hat.

Wenn ein Privatverein ein Kriegsarsenal unterhält, dann muss irgend ein Staat das dulden, weil das Arsenal Basen und Depots braucht und Basen und Depots Gebiete brauchen, die in unseren modernen Zeiten immer noch nur als Staatsgebiete vorkommen. Also muss ein Staat sich das gefallen lassen, wenn ein Privatverein einen Krieg vorbereitet. Und dagegen dass ein Staat sich einfach dafür hergibt, dass ein Privatverein auf seinem Gebiet ein Kriegsarsenal anhäuft kann das auserkorene Opfer natürlich etwas unternehmen, indem es sich an den betreffenden Staat hält.

Sich kriegerische Überfälle zu verbitten bedarf noch keineswegs der Vorbedingung einer Versöhnung, oder dass sich auf einmal alle lieb haben. Wir leben in einber zivilisierten Welt; d.h. Staaten sind die (legitimen) Akteure von Feindseligkeitten (größeren Ausmasses). Jeder, der sich privat wegen seines Gruppenhasses zu Feindseligkeiten ermächtigen möchte, wird sich mit Staaten auseinanderzusetzen haben. Natürlich haben wir auch Staatszerfall, failing states, etc. aber wenn daraus Probleme nach aussen entstehen, dann wird halt im staatlichen Sinne reagiert.

(irgend einen Wahnsinnigen wird es vermutlich dann immer noch geben)

Einen? Millionen gibt es. Millionen reagieren wahnhaft und dabei mit relativ stabilen Ressentiments. Können sie, sollen sie. Diese Leute dürfen Esoterik treiben, Karten legen, Knochen werfen, Kaffeesatz lesen und Verwünschungen ausstoßen soviel sie lustig sind. Nur Kriegsarsenale dürfen sie nicht anhäufen, denn für den dafür erforderlichen Territoriumsgebrauch steht immer ein Staat in der Haftung (oder mehrere). Für Freischärlerromantik und Piratenrepubliken ist die Zeit abgelaufen. In eineigen völlig kaputten Gegenden kann man heutzutage so etwas wie ein Warlord werden, aber dafür muss man sich arrangieren und zwar mit den Staaten, die das nächstgelene Interesse an der Gegend haben, die man als Warlord zu mißbrauchen gedenkt.

Neueste Anleitungen zum Warlord-Handling werden unter

http://www.sfb-governance.de/

gerade erforscht. Liebenswürdigkeit für keine raketen mehr auf dem Balkon kommt dort nicht vor.

aber für eine derartige Aussöhnung sehe ich
kaum Anzeichen, auf keiner Seite.

Ich auch nicht, aber das Leben muss ja trotzdem weitergehen.

Gruß
Thomas

Moin,

Langfristig könnten sich die Raketen bei einer tiefen
Aussöhnung zwischen den Völkern im Nahen Osten minimieren
lassen

Das sehe ich deutlich anders.

Nur zu :smile:

Einen ressentimenthaften Brast
schieben ist das eine, aber ein Arsenal von ein paar
Artilleriedivisionen als Privatverein im Schutz einer etwas
naiven Zivilgesellscahft zu unterhalten, ist etwas anderes.

öhm…du bezeichnest aber jetzt nicht den Libanon, der Jahrzehnte von inneren und äußeren Kriegen hinter sich hat, als „naive Zivilgesellschaft“, oder ? *g*

Wenn ein Privatverein ein Kriegsarsenal unterhält, dann muss
irgend ein Staat das dulden, weil das Arsenal Basen und Depots
braucht und Basen und Depots Gebiete brauchen, die in unseren
modernen Zeiten immer noch nur als Staatsgebiete vorkommen.
Also muss ein Staat sich das gefallen lassen, wenn ein
Privatverein einen Krieg vorbereitet. Und dagegen dass ein
Staat sich einfach dafür hergibt, dass ein Privatverein auf
seinem Gebiet ein Kriegsarsenal anhäuft kann das auserkorene
Opfer natürlich etwas unternehmen, indem es sich an den
betreffenden Staat hält.

Was ist das denn für eine Logik? Willst du demnächst nichtmehr den Kriminellen einbuchten, der eine Straftat begengen hat, sondern einen Staatsdiener (z.B. einen Polizisten), weil er die Straftat nicht erfolgreich verhindert hat ?

Sich kriegerische Überfälle zu verbitten bedarf noch
keineswegs der Vorbedingung einer Versöhnung, oder dass sich
auf einmal alle lieb haben. Wir leben in einber zivilisierten
Welt; d.h. Staaten sind die (legitimen) Akteure von
Feindseligkeitten (größeren Ausmasses).

Das war einmal. Heutzutage gehen die meisten größeren (und kleineren) kriegerischen Konflikte nicht mehr von Staaten aus, sondern von „Interessensgruppen“ innerhalb von Staaten oder multinational gewaltbereiten Splittergruppen.

Jeder, der sich privat
wegen seines Gruppenhasses zu Feindseligkeiten ermächtigen
möchte, wird sich mit Staaten auseinanderzusetzen haben.

Das dies offenbar nicht so funktioniert, sehen wir ja im aktuellen Fall im Libanon. Andere typische Gegenbeispiele wären die sogenannten „Stellvertreterkriege“, ich sag nur Angola, Afghanistan etc.

(irgend einen Wahnsinnigen wird es vermutlich dann immer noch geben)

Einen? Millionen gibt es. Millionen reagieren wahnhaft und
dabei mit relativ stabilen Ressentiments. Können sie, sollen
sie. Diese Leute dürfen Esoterik treiben, Karten legen,
Knochen werfen, Kaffeesatz lesen und Verwünschungen ausstoßen
soviel sie lustig sind. Nur Kriegsarsenale dürfen sie nicht
anhäufen, denn für den dafür erforderlichen
Territoriumsgebrauch steht immer ein Staat in der Haftung
(oder mehrere).

Wunschdenken. Was eine Hand voll entschlossener Leute anrichten kann, dürften wir im Fall von New York, Madrid, Bombay etc. zur Genüge gesehen haben. Dafür braucht man heutzutage nicht mal ein „Kriegsarsenal“.

Für Freischärlerromantik und Piratenrepubliken
ist die Zeit abgelaufen. In eineigen völlig kaputten Gegenden
kann man heutzutage so etwas wie ein Warlord werden, aber
dafür muss man sich arrangieren und zwar mit den Staaten, die
das nächstgelene Interesse an der Gegend haben, die man als
Warlord zu mißbrauchen gedenkt.

Vielleicht solltest du dich mal ein wenig mit den Strukturen des internationalen Terrorismus beschäftigen.

Ich auch nicht, aber das Leben muss ja trotzdem weitergehen.

Solange das Leben nicht für alle weitergeht, sehe ich durchaus Handlungsbedarf.

Gruß
Marion

Moin,

Der
Unterschied zur Ausgangslage wäre, dass die Hezbollah-Raketen
danach entweder verschossen oder zerstört sind. Bei 50% soll
die „Planerfüllung“ ja inzwischen liegen, wobei die zweiten
50% sicherlich länger dauern und blutiger werden, als die
ersten 50%.

Und was glaubst du, wie lange die H. brauchen wird, um die Raketen zu ersetzen ? Mehr als ein Jahr ?

Das die Hezbollah 12-13.000 Raketen hat, die sie nicht haben
dürfte, sieht man jetzt.

?? Das sieht man jetzt? Meines Wissens ist niemand davon ausgegangen, dass die H. je entwaffent war. Man ist höchsten überrascht, über welch modernes Gerät sie verfügen.

Wenn aber das Ziel ist, den gerade mühsam wieder erbauten Libanon
erneut zu zerstören und wieder an den Rand des Bürgerkriegs (oder
mitten hinein) zu bringen, nachdem gerade sowas wie eine „nationale :Einheit“ entstanden war.

Nur, dass in diese „nationale Einheit“ 12. -13.000 Raketen
einbezogen waren. Deren Gebrauch nach freiem Ermessen der
Hezbollah-Richtschützen abzuwarten war und ist den Israelis
einfach zu gefährlich. Das Problem ist schliesslich, dass die
Dinger immer weiter verbesert werden.

Ja und? Was macht dich glauben, die H. würde nicht nachrüsten, sobald der Bombenhagel der Israelis vorbei ist ?

Das glaube ich nun wieder eher nicht. Wenn die USA einmal zu
dem Schluss kommen sollten, dass im Iran
Massenvernichtungswaffen kurz vor der Einsatzbereitschaft

Wieso „sollten“? Es gibt auch noch andere Massenvernichtungswaffen als atomare Waffen.

Hier tendiert die Bevölkerung eher dazu, das zu glauben, was :angenehmer ist.

Also: Dass die Israelische Bevölkerung illusionsbedürftig ist;
das glaube ich nicht.

Ich denke, um überhaupt in Israel leben zu wollen, muss man schon grundsätzlich eine Menge Illusionen haben.

Gruß
Marion

Ein Leben ohne Raketen auf den Balkon?

Einleuchtend.
Allerdings fragte ich mich ja nach wie vor ob die israelische Bevölkerung Ihrer Armeeführung zutraut dieses Ziel zu erreichen.

Hierzu hast du dich bisher nicht geäussert.

Und wenn ich sehe dass das Ziel ist 50% von 12.000 Rakteten zu zerstören, habe ich so meine Zweifel dran.
Auch dass nunmehr „vermeintlich sichere Städte“ wie Haifa unter Beschuss geraten sprechen bisher eher nicht dafür.
Und der Hass auf Israel wird durch die Aktion nunmal auch nicht kleiner…

Also nochmals: Traut israels Bevölkerung der Regierung olmert und der Militärführung zu das Problem zu lösen?

Gruss Ivo

Also nochmals: Traut israels Bevölkerung der Regierung olmert
und der Militärführung zu das Problem zu lösen?

Ich kapier die Frage nicht.

Es gibt nur einen möglichen Ausgang, wie in jedem Krieg, den Israel austrug: Den Sieg. Die Alternative, eine Niederlage jeglicher Art, ist die Aufgabe des Staates und Abwanderung nach Alaska oder den Mars.

Gruß
dataf0x