Ergänzung
Nachstehender Text ist ein Auszug eines Artikels, den ich schon mal gepostet hatte und den manche User schon kennen, aber als Ergänzung zu meiner UP-Frage vermittelt der Text interessante Einblicke in Hitlers Denken:
Ich habe mir vor Jahrzehnten „Mein Kampf“ im Original zu
Weihnachten gewünscht, als meine bigott-ische Schwiegermutter
nicht wusste, was sie mir zum „Fest der Liebe“ schenken solle.
Ich sagte: „Mein Kampf von Adolf Hitler!“ Meine Schwiegermutter
war eine kluge Geschäftsfrau, trotz ihrer
Bigotterie, die darauf hinauslief, sie sei immer auch während
der Nazizeit „Christin gewesen“ (wie fast alle Deutschen!). Um meinen Wunsch zu erfüllen, gab sie Anzeigen in mehreren Tageszeitungen auf, wo
sie dieses Buch suchte, das dann am Heilig Abend schön mit
Weihnachtspapier verpackt unter dem festlich geschmückten Tannenbaum lag.
Und obwohl die Urheberrechte von Hitlers „Mein Kampf“ vom
bayrischen Staat verwaltet werden, und aus diesen Gründen politisch verboten ist, Original-Texte aus diesem Buch zu veröffentlichen oder gar das Buch nachzudrucken (jedenfalls zur damaligen Zeit),
meldeten sich über zwanzig Leute, die im Besitz dieses
„verbotenen Buches“ waren. Und da meine Schwiegermutter mir das
beste Buch von allen Angeboten schenken wollte, kaufte sie mir
ein besonders schönes Exemplar mit kunstvollem Ledereinband und
mit Goldschnitt versehen, damals vor über 30 Jahren für 120 Mark
(heute hätte dieses Buch in seiner luxuriösen Aufmachung bei Neonazis sicher sehr viel mehr wert).
Ich habe in diesem Buch immer wieder zu bestimmten Themen
nachgelesen, mit geöffnetem Geist, ohne Vorurteile, um mich über
das Denken dieses Mannes aus erster Hand zu informieren, was ja
damals auch jeder Deutsche hätte tun können, um zu wissen,
welche Absicht dieser Mann verfolgte. Mein Buch ist eine Ausgabe
von 1942 in über 600. Auflage und 7.850.000 Exemplaren. Demnach
haben also fast acht Millionen Deutsche im Jahre 1942 dieses
Buch besessen. Ob sie „Mein Kampf“ je gelesen, und vor allem
wirklich verstanden haben, ist eine andere Frage, und eher zu
bezweifeln (ich will etwas zu den Juden zitieren, schicke dem
aber voraus: Um mich abzusichern, dass man aus diesem Buch
zitieren darf, schrieb ich vor Jahren einem promovierten
Juristen von der Süddeutschen Zeitung, mit der Bitte, mir
Auskunft zu erteilen, ob man aus diesem „verbotenen Buch“ für
Manager-Seminare zitieren darf, ohne straffällig zu werden. Der
promovierte Jurist, der auch gelernter Journalist ist, und sich
spezialisiert hat, für die Süddeutsche Zeitung über die
Nazi-Vergangenheit zu schreiben, schrieb mir in einer E-Mail
zurück, wenn ich es nur zu Lernzwecken verwenden würde, sei es
erlaubt, sonst aber verboten. Ich zitiere Hitler im O-Text, also nur zu Lernzwecken, und nicht, weil ich Propaganda machen möchte, wie die Neonazis:
„Es ist für mich heute schwer, wenn nicht unmöglich, zu sagen,
wann mir zum ersten Male das Wort ‚Jude‘ Anlass zu besonderen
Gedanken gab. Im väterlichen Hause erinnere ich mich überhaupt
nicht, zu Lebzeiten des Vaters das Wort auch nur gehört zu haben
(…) In der Realschule lernte ich wohl einen jüdischen Knaben
kennen, der von uns allen mit Vorsicht behandelt wurde (…)
Erst in meinem vierzehnten bis fünfzehnten Jahre stieß ich
öfters auf das Wort Jude… Ich empfand dagegen eine leichte
Abneigung und konnte mich eines unangenehmen Gefühls nicht
erwehren, wenn KONFESSIONELLE STÄNKEREIEN… ausgetragen
wurden.“ (Hervorhebung durch mich). Hitler zeigt, dass er früher
gegen religiöse Konflikte war, und zumindest als Jugendlicher,
bei diesen religiösen Stänkereien nicht mitmachte. „Als etwas
anderes (als diese von H. beobachteten „konfessionellen
Stänkereien“, Anm. CJW) sah ich aber damals die Frage nicht
an.“
Weiter führt H. seine Erkenntnisse dann so fort: „Vom
Vorhandensein einer PLANMÄSSIGEN JUDENGEGNERSCHAFT ahnte ich
überhaupt noch nichts.“ (herausgehoben von mir = planmäßige
Juden-Gegnerschaft, was er ja gerade später verfolgte). Und
weiter erinnert sich H.: „Trotzdem Wien in diesen Jahren schon
nahe an die zwei-hunderttausend Juden… zählte, sah ich diese
nicht.“ Also hatte H. zunächst keine Vorurteilen gegen Juden, er
„sah“ sie ja „nicht“. Seine (damalige) Toleranz gegenüber den
Juden beschreibt H. wie folgt: „Noch sah ich im Juden nur die
KONFESSION und hielt deshalb aus menschlicher TOLERANZ die
Ablehnung religiöser Bekämpfung auch in diesem Falle aufrecht.“
(Hitler war also zunächst religiös tolerant). H. bestärkt seine
tolerante Gesinnung: „So erschien mir der Ton…, den die
antisemitische Wiener Presse anschlug, unwürdig…“ Und weiter:
„Mich bedrückte die Erinnerung an gewisse Vorfälle des
Mittelalters, die ich nicht gerne wiederholt sehen wollte.“
Wie aber konnte sich Hitlers Gesinnung so radikal ändern? Hitler
las viele Bücher und studierte „mit Feuereifer“ die Presse,
interessierte sich dafür, was sich in Deutschland tat. Und aus
seiner christlichen Erziehung heraus entwickelte er allmählich
eine radikal antisemitische Weltanschauung:
„… das Produkt dieser religiösen Erziehung (ist) der Jude…
und sein Geist ist vom wahren Christentum innerlich so fremd,
wie sein Wesen es zweitausend Jahre vorher dem großen Gründer
der neuen Lehre selber war. Freilich machte dieser aus seiner
Gesinnung dem jüdischen Volk gegenüber keinen Hehl, griff, wenn
nötig, sogar zur Peitsche, um aus dem Tempel des Herrn diesen
Widersacher jenes Menschentums zu treiben, der auch damals wie
immer die Religion nur als ein Mittel zur geschäftlichen
Existenz sah. Dafür wurde dann Christus freilich an das Kreuz
geschlagen…“
Hitlers christliche und antisemitische Gesinnung war weitgehend
identisch mit dem deutschen Volk, denn das Volk bestand zum
größten Teil aus Christen, die Hitler demokratisch zum „Führer“
wählten. Der Engländer Prof. Dr. Ian Kershaw schrieb darüber ein
Buch, mit dem Titel „Der Hitler-Mythos - Führerkult und
Volksmeinung“, des Historikers erster Satz lautet:
"Kaum ein politischer Führer… genoss bei seinem Volk eine
größere Popularität als Hitler…"
CJW