Noch mal nachgefragt

War Hitler nun Christ oder war er keiner? […] Nun kann man sagen, er war es nicht, wegen seines Handelns, das die christlichen Werte ad absurdum führte. Aber, wenn es denn seine Identität war, wenn er doch Christ sein wollte, in dem, was er selber glaubte, und er sich als Christ fühlte, in seiner Identität? Wer hat dann das Recht, ihm diese Identität (und auch als der größte Massenmörder aller Zeiten, als Monster!) abzusprechen? Kann man einem anderen Menschen seinen Glauben absprechen, wenn er daran glauben möchte?

[…]

CJW

Überflüssiges Zitat entfernt - MOD

Hallo Claus,

zunächst gibt es einige christlichen Strömungen. Katholisch, römisch-orthodox, Freikirchen, Zeugen Jehovas etc.

Irgendwo haben die evtl. auch was gemeinsam…da müsste man auch nochmal genauer sagen, was du meinst.

Nunja, ist er denn auch ein Christ gewesen?

Abgesehen davon was Hitler alles getan und nicht getan hat, ist es doch immer eine Ansichtssache. Ist man ein Radfahrer, nur weil man sich dafür hält? Ist man ein Schüler (im schulischen Sinne), wenn man die Schule schwänzt?
Dann kommt wieder die Frage, was macht jmd. aus, das er sich so nennen kann?
Ich kann mich nicht Formel1 Fahrer nennen, weil Ich keinen Formel1 Wagen habe/fahre/wahrscheinlich jemals fahren werde.

Was macht denn einen Christen aus? Nur in die Kirche gehen? Getauft und konformiert (o.ä.) werden? Sich an die Gebote halten? Ein Mix aus verschiedenen Sachen?

Wann ist alg. ein Christ, ein Christ?

Das ist wohl eher die Frage, die man sich stellen sollte (wobei Hitler immer wieder ein typisches „extremes Beispiel“ ist) und es wird keine Antwort darauf geben, weil ein Christ nicht definiert, sondern nur grob umschrieben werden kann.
Nirgendwo in der Welt steht das in Stein gemeißelt!

Ich denke also eher, dass es nur christlich/hinduistisch/atheistische/… orientierte Menschen gibt.

Gruß,

Hanzo

Nicht praktiziert
Hallo Claus,

Hitler war katholisch getauft, wie es in seiner Heimat üblich war.
Es bleibt die Frage, inwiefern er kirchlich sozialisiert war. Im allgemeinen wird damit gerechnet, er sei überhaupt nicht kirchlich sozialisiert gewesen, weil seine Propaganda das Gegenteil als hinderlich empfand. Dies ist aber eher ein Produkt der Propaganda seiner Partei als ein Faktum. Bekannt ist, dass er in privaten Gesprächen dazu tendierte, die Kirche eher in Schutz zu nehmen, jedoch hat er ihre Autorität und insbesondere ihre Exponenten anscheinend in keinem Punkt näher geprüft, der mit seiner Handlungsweise zu tun hatte.

Gruss,
Mike

Viele Christen geben Hitler gerne als Beispiel dafür an, zu welchem Schrecken Atheismus führen kann. Mit Sicherheit kann man Hitler aber nicht als Atheisten bezeichnen, denn er glaubte an Gott. Laut Taufschein war er römisch-katholisch.

Geht es um die Frage, ob Jemand ein Christ sein kann, wenn er ein schlechter Mensch ist? Kann Jemand ein Christ sein wenn er gegen die Lehren Jesu verstößt?
Steht Hitler als Symbol des Bösen dem Christentum als Gegensatz gegenüber?
Oder kann man Hitlers Denken und Handeln vielleicht sogar durch die Bibel als christlich belegen?

Das kann man nicht eindeutig beantworten.
Ich als Atheist könnte sagen, dass Hitler, vielleicht anders als viele andere Christen, die ganze Bibel durchgelesen hat und darin vielleicht sogar Rechtfertigung für sein Handeln gefunden hat. Man muss klar erkennen, dass Hitler nicht Erfinder des Antisemitismus war. Antisemitismus ist eine christliche Tradition. Kaum Jemand würde behaupten wollen, dass Martin Luther kein Christ gewesen sei. Vielleicht deswegen, weil Luthers ausgeprägter Hass auf die Juden, als Christusmörder, allgemein nicht sehr bekannt ist. Luther hat in seinen Schriften unteranderem dazu aufgerufen den Juden ihr Gold wegzunehmen, ihre Häuser abzubrennen… usw.
Von daher war Hitler vielleicht ein Christ in bester Tradition.

Es gibt Christen, die Christ als Jemanden definieren der an Gott und an Jesus glaubt. Für sie spielt der Lebenslauf kaum eine Rolle. In ihrer Vorstellung wird selbst Jemand wie Hitler im Paradies aufgenommen worden sein, wenn er nur gottesfürchtig genug war. Seine Sünden wurden ihm deshalb vergeben, und auch weil Jesus für die Sünden der Menschheit bereits stellvertretend gebüßt hat.

Fragt man einen katholischen Kirchenvertreter, zu welchem Zweck Gott die Menschen erschaffen hat, dann wird er darauf wohl so ähnlich antworten wie Bischof Overbeck das einmal getan hat: „Gott hat uns Menschen geschaffen damit wir ihn loben.“
Wenn Hitler Gott gelobt hat, war er dann ein Christ?

Wer soll die frage zweifelsfrei beantworten können? Der aktuelle Papst?

Hallo Hanzo,

so leicht ist das nicht zu durchschauen, wer Christ ist, und wer nicht. Dein Beispiel mit dem Formel-1-Fahrer ist insofern eher unpassend, da ja niemand sagt, er „sei“ Rennfahrer, wenn er nicht Rennen fährt, höchstens er belügt andere, um ihnen zu imponieren, aber das meinte ich nicht. Vielmehr geht es darum, dass Menschen kulturell eine Identität besitzen, zum Beispiel ein Totem. Das Totem ist der absolut höchste Wert. Alle Mitglieder der (primitiven) Kultur sind damit identifiziert. Zum Beispiel kann ein abgeschnittener Fuß eines Büffels, als Trophäe, zu einem Totem werden, das wie ein Gott verehrt wird, und das Totem wird dann für alle Stammesmitglieder zu einem Tabu, das nicht in seiner „Wahrheit“ bezweifelt werden darf, darüber wachen die Machthaber des Stammes.

Wenn jetzt noch dazu der abgeschnittene Büffelfuß in gelbe Farbe getaucht wurde, vom Schamane oder Medizinmann, dann identifizieren sich alle Stammesmitglieder mit dem gelben Büffelfuß noch sehr viel intensiver, und der Stamm definiert sich deshalb z. B. als Gelbfußindianer, die sich die Füße gelb anmalen, um anderen außerhalb des Stammes zu signalisieren: Seht, ich bin Mitglied des Stammes der Gelbfüßler!

Dasselbe geschieht meines Erachtens, allerdings auf einem sehr, sehr viel höheren Niveau, wenn viele Christen ein Kreuz offen sichtbar tragen, das Kreuz wird zu einem äußerlichen Signal und zum Zeichen der Identität.

In Bezug auf Hitler ist das nicht so einfach, aber er wurde als Christ erzogen, und nach den O-Texten, die mir aus seinem Buch „Mein Kampf“ vorliegen, identifizierte er sich auch als Christ, ebenso wie der philosophisch gebildete Dr. Josef Goebbels als sein Propagandaminister. Auch viele andere Nazi-Größen waren jedenfalls ebenso (esoterische) Christen. Die Frage ist die, ob man als Außenstehender einem seinen Glauben absprechen kann, wenn er sich damit selber identifizieren will?!

Und in der Philosophie, und allgemein in der Menschheitsgeschichte, ist meines Erachtens die Frage nach der eigenen Identität die Kernfrage, die alle Menschen seit den Anfängen der Kultur, beschäftigt. So auch zum Beispiel, wenn Descartes allen Glauben zuerst in Zweifel zieht, um dann in seinen „Meditationen“ sich selbst zum Mittelpunkt seiner Identität zu machen, mit dem berühmten Satz: "Ich denke, also BIN ich!"

Dieses logische Beweisführung der eigenen (aufgeklärten) Identität ist natürlich für jede Art von Glauben nachzuvollziehen, war aber nicht die Frage. Die Frage war, kann ich die Identität eines anderen infrage stellen, wie z. B. bei Hitler, indem ich sage: Der war bestimmt kein Christ!? Aber, wenn er sich doch damit seit seiner Kindheit, bewusst oder unbewusst, damit identifizierte, so ähnlich, wie ja ein Christ nicht nur sagt, ich glaube an die Lehre von Jesus Christus, sondern sagt:

Ich BIN Christ!!!

Es geht mir also nicht nur um den oberflächlichen Glauben an eine Konfession, sondern um die verinnerlichte Identität, die ja schon mit der Erziehung beginnt und auch unbewusst als Tatsache empirisch nachweisbar ist, durch automatische Reaktionen. Und meine Frage bezüglich Hitler, ist die, kann man Hitler als Außenstehender, auch wenn er unbestritten von mir der größte Verbrecher der ganzen Menschheitsgeschichte war, seine Identität, die ja allein schon durch seine Erziehung ein fester innerer Bestandteil seiner Identität ist, absprechen, das würde mich interessieren, das geht viel tiefer, als nur ein bekennender Glaube. Meines Erachtens ist diese Frage auch der ganze Kern der Philosophie, zumindest seit Sokrates, über Schelling, bis zu dem deutschen Fernsehphilosophen und Buchautor Dr. Richard David Precht, mit seiner Grundsatzfrage: „Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?“

Eine universelle Theorie aus dieser philosophischen Grundsatzfrage ist die Selbst-Modell-Theorie, wobei das größte Problem der heutigen Philosophie und Wissenschaft das ist, was man das Problem der QUALIA nennt. Meines Erachtens ist das Problem der inneren Qualiät des subjektiven Empfindens, allein wissenschaftlich nicht lösbar, auch nicht mit der Selbst-Modell-Theorie, mit der man auch alle Religionen einschließt.

Gruß
C.

War Hitler nun Christ

Klar, sofern er getauft war (dazu gabs ja bereits Stellungnahmen), und sofern er vor Gott seine Sünden ehrlich bereut (hat, bzw. am jüngsten Tag). Den Rest hat - auch das wurde bereits genannt - Christus erledigt. Die einzige Unbekannte ist also die „ehrliche Reue“, dazu bräuchten wir ein Medium, aber ich rutsche ab ins Esoterische.

Ergänzung
Nachstehender Text ist ein Auszug eines Artikels, den ich schon mal gepostet hatte und den manche User schon kennen, aber als Ergänzung zu meiner UP-Frage vermittelt der Text interessante Einblicke in Hitlers Denken:

Ich habe mir vor Jahrzehnten „Mein Kampf“ im Original zu
Weihnachten gewünscht, als meine bigott-ische Schwiegermutter
nicht wusste, was sie mir zum „Fest der Liebe“ schenken solle.
Ich sagte: „Mein Kampf von Adolf Hitler!“ Meine Schwiegermutter
war eine kluge Geschäftsfrau, trotz ihrer
Bigotterie, die darauf hinauslief, sie sei immer auch während
der Nazizeit „Christin gewesen“ (wie fast alle Deutschen!). Um meinen Wunsch zu erfüllen, gab sie Anzeigen in mehreren Tageszeitungen auf, wo
sie dieses Buch suchte, das dann am Heilig Abend schön mit
Weihnachtspapier verpackt unter dem festlich geschmückten Tannenbaum lag.

Und obwohl die Urheberrechte von Hitlers „Mein Kampf“ vom
bayrischen Staat verwaltet werden, und aus diesen Gründen politisch verboten ist, Original-Texte aus diesem Buch zu veröffentlichen oder gar das Buch nachzudrucken (jedenfalls zur damaligen Zeit),
meldeten sich über zwanzig Leute, die im Besitz dieses
„verbotenen Buches“ waren. Und da meine Schwiegermutter mir das
beste Buch von allen Angeboten schenken wollte, kaufte sie mir
ein besonders schönes Exemplar mit kunstvollem Ledereinband und
mit Goldschnitt versehen, damals vor über 30 Jahren für 120 Mark
(heute hätte dieses Buch in seiner luxuriösen Aufmachung bei Neonazis sicher sehr viel mehr wert).

Ich habe in diesem Buch immer wieder zu bestimmten Themen
nachgelesen, mit geöffnetem Geist, ohne Vorurteile, um mich über
das Denken dieses Mannes aus erster Hand zu informieren, was ja
damals auch jeder Deutsche hätte tun können, um zu wissen,
welche Absicht dieser Mann verfolgte. Mein Buch ist eine Ausgabe
von 1942 in über 600. Auflage und 7.850.000 Exemplaren. Demnach
haben also fast acht Millionen Deutsche im Jahre 1942 dieses
Buch besessen. Ob sie „Mein Kampf“ je gelesen, und vor allem
wirklich verstanden haben, ist eine andere Frage, und eher zu
bezweifeln (ich will etwas zu den Juden zitieren, schicke dem
aber voraus: Um mich abzusichern, dass man aus diesem Buch
zitieren darf, schrieb ich vor Jahren einem promovierten
Juristen von der Süddeutschen Zeitung, mit der Bitte, mir
Auskunft zu erteilen, ob man aus diesem „verbotenen Buch“ für
Manager-Seminare zitieren darf, ohne straffällig zu werden. Der
promovierte Jurist, der auch gelernter Journalist ist, und sich
spezialisiert hat, für die Süddeutsche Zeitung über die
Nazi-Vergangenheit zu schreiben, schrieb mir in einer E-Mail
zurück, wenn ich es nur zu Lernzwecken verwenden würde, sei es
erlaubt, sonst aber verboten. Ich zitiere Hitler im O-Text, also nur zu Lernzwecken, und nicht, weil ich Propaganda machen möchte, wie die Neonazis:

„Es ist für mich heute schwer, wenn nicht unmöglich, zu sagen,
wann mir zum ersten Male das Wort ‚Jude‘ Anlass zu besonderen
Gedanken gab. Im väterlichen Hause erinnere ich mich überhaupt
nicht, zu Lebzeiten des Vaters das Wort auch nur gehört zu haben
(…) In der Realschule lernte ich wohl einen jüdischen Knaben
kennen, der von uns allen mit Vorsicht behandelt wurde (…)
Erst in meinem vierzehnten bis fünfzehnten Jahre stieß ich
öfters auf das Wort Jude… Ich empfand dagegen eine leichte
Abneigung und konnte mich eines unangenehmen Gefühls nicht
erwehren, wenn KONFESSIONELLE STÄNKEREIEN… ausgetragen
wurden.“ (Hervorhebung durch mich). Hitler zeigt, dass er früher
gegen religiöse Konflikte war, und zumindest als Jugendlicher,
bei diesen religiösen Stänkereien nicht mitmachte. „Als etwas
anderes (als diese von H. beobachteten „konfessionellen
Stänkereien“, Anm. CJW) sah ich aber damals die Frage nicht
an.“

Weiter führt H. seine Erkenntnisse dann so fort: „Vom
Vorhandensein einer PLANMÄSSIGEN JUDENGEGNERSCHAFT ahnte ich
überhaupt noch nichts.“ (herausgehoben von mir = planmäßige
Juden-Gegnerschaft, was er ja gerade später verfolgte). Und
weiter erinnert sich H.: „Trotzdem Wien in diesen Jahren schon
nahe an die zwei-hunderttausend Juden… zählte, sah ich diese
nicht.“ Also hatte H. zunächst keine Vorurteilen gegen Juden, er
„sah“ sie ja „nicht“. Seine (damalige) Toleranz gegenüber den
Juden beschreibt H. wie folgt: „Noch sah ich im Juden nur die
KONFESSION und hielt deshalb aus menschlicher TOLERANZ die
Ablehnung religiöser Bekämpfung auch in diesem Falle aufrecht.“
(Hitler war also zunächst religiös tolerant). H. bestärkt seine
tolerante Gesinnung: „So erschien mir der Ton…, den die
antisemitische Wiener Presse anschlug, unwürdig…“ Und weiter:
„Mich bedrückte die Erinnerung an gewisse Vorfälle des
Mittelalters, die ich nicht gerne wiederholt sehen wollte.“

Wie aber konnte sich Hitlers Gesinnung so radikal ändern? Hitler
las viele Bücher und studierte „mit Feuereifer“ die Presse,
interessierte sich dafür, was sich in Deutschland tat. Und aus
seiner christlichen Erziehung heraus entwickelte er allmählich
eine radikal antisemitische Weltanschauung:

„… das Produkt dieser religiösen Erziehung (ist) der Jude…
und sein Geist ist vom wahren Christentum innerlich so fremd,
wie sein Wesen es zweitausend Jahre vorher dem großen Gründer
der neuen Lehre selber war. Freilich machte dieser aus seiner
Gesinnung dem jüdischen Volk gegenüber keinen Hehl, griff, wenn
nötig, sogar zur Peitsche, um aus dem Tempel des Herrn diesen
Widersacher jenes Menschentums zu treiben, der auch damals wie
immer die Religion nur als ein Mittel zur geschäftlichen
Existenz sah. Dafür wurde dann Christus freilich an das Kreuz
geschlagen…“

Hitlers christliche und antisemitische Gesinnung war weitgehend
identisch mit dem deutschen Volk, denn das Volk bestand zum
größten Teil aus Christen, die Hitler demokratisch zum „Führer“
wählten. Der Engländer Prof. Dr. Ian Kershaw schrieb darüber ein
Buch, mit dem Titel „Der Hitler-Mythos - Führerkult und
Volksmeinung“, des Historikers erster Satz lautet:

"Kaum ein politischer Führer… genoss bei seinem Volk eine
größere Popularität als Hitler…"

CJW

Hi,

dein Vergleich zwischen Stamm und Christentum ist gut. Ich nehme es mir mal als Basis:

In Bezug auf Hitler ist das nicht so einfach, aber er wurde
als Christ erzogen, und nach den O-Texten, die mir aus seinem
Buch „Mein Kampf“ vorliegen, identifizierte er sich auch als
Christ, ebenso wie der philosophisch gebildete Dr. Josef
Goebbels als sein Propagandaminister.
[…]
Die Frage ist die, ob man als Außenstehender einem seinen
Glauben absprechen kann, wenn er sich damit selber
identifizieren will?!

Also wir haben einen „Gelbfußindianer“ Namens H. der schon seit seiner Kindheit einer war. Danach hat er viele Dinge getan und nicht getan, auf die die anderen Leute nicht stolz sind.
Jetzt könnte man sagen, das die Gelbfußindianer darüber abstimmen (oder das „Oberhaupt“ o.ä. bestimmt), ob H. noch zum Stamm gehört oder nicht.
So würde Ich das jetzt nüchtern übersetzen.


…Das erinnert mich an „Wäre Ich noch Deutscher, wenn es kein Deutschland mehr geben würde?“… ein anderes Kapitel…

Nunja…H. kann sich immer noch als Gelbfußindianer identifizieren. Das wird er dann aber nur für sich behaupten können.
Die Anderen Stammesmitglieder (oder Häuptling o.ä.) haben ihn aus dem Stamm verbannt (aufgrund seiner Taten etc.). Er wäre somit offiziell kein Gelbfußindianer mehr, obwohl er in der Vergangenheit ein Gelbfußindianer war und sich wie einer Verhalten hat.
Somit wäre er „gesellschaftlich“ ausgeschlossen worden, kann sich selbst aber noch als Individum als einer von ihnen bezeichnen.

H. persönliche Ansicht kann ihn keiner nehmen, aber die Gesellschaft kann ihn als „Außgestoßener“ ansehen.

Nunja, Ich denke das Ich nun doch auf mein Rennfahrer zurückgreifen kann. Stell dir vor Ich wäre Rennfahrer gewesen. Autounfall, keine Beine mehr und werde nie wieder ein Rennen fahren können. Könnte Ich noch sagen :" Ich bin Rennfahrer?".
Ich hätte die Einstellung dazu Rennfahrer zu sein. Ich denke, fühle und handel wie ein Rennfahrer. Nur das was einen Rennfahrer ausmacht, das er Rennen fährt, werde Ich nie wieder machen können.
Kurzum: Ich denke noch, dass Ich Rennfahrer bin, obwohl Ich kein Rennfahrer mehr bin.

Ich wiederhole mich evtl. in dem Punkt wieder, aber was macht einen Christen aus? Ich kann überzeugt sein Christ zu sein, doch wenn Ich mich nicht nach diesen „Richtlinien“ halte, darf Ich mich dann noch als Christ bezeichnen?
Ich kann geprägt sein als Christ etc., aber wenn Ich mich „unchristlich“ (das Wort ist schlecht formuliert… finde aber kein Ersatz für das entgegengesetzte Streben als Christ) verhalte, wäre Ich kein Christ mehr.
Meine Identität wäre dann an einem Wendepunkt.
Ich denke noch Christ zu sein, obwohl Ich keiner mehr wäre.
Die Erkenntnis kein Christ mehr zu sein, wäre der Schritt zur „Identitätswende“. Dann wenn H. erkennt, das er kein Gelbfußindianer mehr ist.

Das ist zum. jetzt das, was Ich aus deiner Frage verstehe um die Uhrzeit…

Gruß,

Hanzo

1 Like

Hallo Mike,

danke für dein Statement, es ist eigentlich klar (mir jetzt erst), dass Hitlers Identität als Christ selbstverständlich in Frage gestellt werden kann. Ein Versuch meiner (neuen) Einsicht wäre, dass Christ-sein ja nicht von Hitler selbst erfunden wurde, als seine Identität, sondern es ist eine von den Kirchen anerzogene und auch verwaltete Identität, und die Normen dazu, bestimmen diejenigen, die dieses religiöse Identitätsangebot verkaufen (ich bleibe bei diesem Begriff bzw. erweitere ihn) als ihre Unternehmensleistung. Deshalb kann auch die Organisation über die Normen bestimmen. Deshalb könnten die Kirchen sich ja insofern von Hitlers mehr oder weniger bekennenden christlicher Konfession distanzieren, aber taten sie’s???

Gruß
C.

Und die Kirchen?
Ja, Hanzo, deine Argumente finde ich treffend, ich kam kurz vorher, bevor ich sie las, zum gleichen Schluss. Ich glaube jetzt, die Kirche als Organisation der Glaubensgemeinschaft hätte Hitler die Anerkennung als Christ verweigern können (vgl., was ich Mike geschrieben habe, bevor ich, wie gesagt, deine Argumente las). Trotzdem hätte H. für sich weiter Christ sein können. Die Frage ist: Haben die Kirchen sich auch gegen H. entschieden??

Gruß

Hallo Claus,

mehr oder weniger bekennenden

Das gab es eben nicht.
Hitler hat sich nicht „mehr oder weniger“ zu einer Konfession bekannt. Dass er, wie vorhin erwähnt, die Kirche ab und zu in privaten Gesprächen in Schutz genommen haben soll, könnte zwar mit seiner Identität (eben katholisch getauft, evtl. frühkindliche Erinnerungen, oder evtl. Anzeichen von Nachsicht gegenüber seinem frühkindlichen Umfeld) zusammenhängen, reicht aber längst nicht aus, ihn als „mehr oder weniger“, sondern muss zum Bild gehören, das ihn als „überhaupt nicht“ praktizierend darstellt.

aber taten sie’s

Da gibt’s die bekannten unterschiedlichen Haltungen innerhalb der Kirche damals und heute, kurz gesagt sind die Paradebeispiele gegen Hitler auf reformatorischer Seite die Bekennende Kirche (Niemöller, Bonhoeffer u. a. - sehr zahlreich) und auf katholischer Seite die Bischofskonferenz mit Bischof von Gahlen an vorderster Front sowie das päpstliche Hirtenschreiben „Mit brennender Sorge“ (von ersteren initiiert); die Paradebeispiele für Hitler sind auf reformatorischer Seite die „Deutschen Christen“ mit Bischof Müller an der Spitze, sowie auf katholischer Seite nicht nur einzelne sympathisierende Bischöfe sowie sehr viele Kleriker auf der Ebene der Pfarreien und Klöster, da gab es meines Wissens offene Sympathien bis in die 80er Jahre (!), und als geistige Strömung wird natürlich der innerhalb der katholischen Kirche weit verbreitete Antijudaismus (oder man könnte sagen „passionsorientierte Judenskepsis“) als begünstigend für Hitler in die Waagschale geworfen. Viele Nazis, die katholisch bleiben wollten, rechtfertigten mittels dieses Antijudaismus ihre Position, solange sie konnten, allerdings wohl grösstenteils mit schlechtem Gewissen (wie Briefe, Tagebücher und Berichte belegen).

Gruss,
Mike

Einspruch
Hallo Claus,

das mag alles etwas aussagen, braucht aber Einhalt und Erklärung, wo es einfach Unwahres suggeriert.
Beim Stichwort „religiöse Erziehung“ spricht Hitler - und sprichst somit Du, der ihn zitiert - nicht von seiner kaum vorhandenen christlichen, sondern von der jüdischen, oder?

das Produkt dieser religiösen Erziehung (ist) der Jude…

Dass nachher ein positives Urteil über das Christentum der Beurteilung des Judentums gegenübergestellt wird, mag eine Benützung sämtlicher christlicher Ressentiments gegen Juden sein, kann jedoch nicht als hauptursächlich für Hitlers eigenen Antisemitismus gelten

und sein Geist ist vom wahren Christentum innerlich so fremd,
wie sein Wesen es zweitausend Jahre vorher dem großen Gründer
der neuen Lehre selber war.

Ob Hitler hier den Gründer nur deswegen „gross“ nennt, um den Christen zu gefallen, bleibt offen; es ist indessen aufgrund anderer Bemerkungen über die Kirche durchaus wahrscheinlich.

Was dann folgt, ist ganz einfach die (damals schon alte) längst vorgezeichnete Schiene der Antisemiten, mit der sie das Christentum vereinnahmen wollen.

Freilich machte dieser aus seiner
Gesinnung dem jüdischen Volk gegenüber keinen Hehl, griff, wenn
nötig, sogar zur Peitsche, um aus dem Tempel des Herrn diesen
Widersacher jenes Menschentums zu treiben, der auch damals wie
immer die Religion nur als ein Mittel zur geschäftlichen
Existenz sah. Dafür wurde dann Christus freilich an das Kreuz
geschlagen

Wobei Hitler noch die brisanteste Stelle weglässt, mit welcher seine Anhänger dann später bei den Christen geworben haben, nämlich aus dem Johannesevangelium, wo Jesus zu Seinen Gegnern sagt, sie hätten den Teufel zum Vater. Dass Johannes sie als „die Juden“ bezeichnet, ist schon deswegen kein Grund für den Antisemitismus, weil er ein paar Sätze vorher „diejenigen Juden, die diesen Seinen Worten Glauben schenkten“ von andern unterschieden hatte. Aber schon eine solche leichte und grobe Differenzierung hat ja weder im Kopf eines Antisemiten noch eines Antichristen Platz.

Gruss,
Mike

Hallo,

Kann man einem anderen Menschen seinen
Glauben absprechen, wenn er daran glauben möchte?

Was machsts Dus denn immer so kompliziert?
Natürlich kann man einem anderen Menschen dessen Glauben absprechen.
Natürlich kann auch jeder einen bestimmten Glauben für sich proklamieren - unabhängig davon wer immmer ihm den dann abspricht. :o)

Grüße
K.

Ich zitiere Hitler im O-Text,
also nur zu Lernzwecken, und nicht, weil ich Propaganda machen
möchte, wie die Neonazis

Wirklich? Ich zumindest sehe keinerlei Zusammenhang zum Thema. Stattdessen aber zahlreiche Schönfärbereien Hitlers.

War Hitler nun Christ oder war er keiner?

Es gibt Fragen die sind völlig irrelevant und dieses ist so eine.

Als Christ hat er nicht gehandelt und wie er innerlich dazu stand, wissen alleine die Sterne. Für uns heute hat dieses keinerlei Bedeutung, da wir ihn alleine an seinem Handeln bemessen können.

Siehst du nicht, dass Hitlers Originaltexte, die damals gar nicht öffentlich zugänglich waren, sehr viel mehr mit dem Thema korrelieren, als alle nur über ihn verbreiteten Meinungen?

Christen und Nazis Hand in Hand?
Hallo Mike,

die Opposition einzelner Christen gegen Hitler ist unbestritten. Dennoch war der Mainstream der Christen auf der Seite Hitlers. Das versuchen die Autoren Georg Denzler und Volker Fabricius in ihrem aufklärerischen Buch „Die Kirchen im Dritten Reich - Christen und Nazis Hand in Hand?“ zu belegen.

Gruß
C.

Siehst du nicht, dass Hitlers Originaltexte, die damals gar
nicht öffentlich zugänglich waren, sehr viel mehr mit dem
Thema korrelieren, als alle nur über ihn verbreiteten
Meinungen?

Das wäre mir neu: das Buch gab es auf jedem Flohmarkt, es existierten kommentierte Ausgaben, in Bibliotheken stand es herum…

1 Like

Volksverhetzung
Die Urheberrechte von „Mein Kampf“ sind, wie ich schon schrieb, im Besitz des bayrischen Staates. Die Bayern verbieten nach dem Urheberrechtsgesetz die Verbreitung der Originaltexte Hitlers. Hinzukommt die Gefahr der Volksverhetzung. Das galt vor über 30 Jahren, wie es heute ist, weiß ich nicht.

Da bist du ungenau. Antiquarische Exemplare von „Mein Kampf“ dürfen ohne weiteres gehandelt werden, da es sich um einen vorkonstitutionellen Text handelt. Nur Neuauflagen sind noch aus urheberrechtlichen Gründen erst 70 Jahre nach dem Tod des Verfassers gestattet. Auch zitieren darf man daraus, was ja auch Schulbücher tun ; nur kommt es hier natürlich wie immer drauf an wer es wann und in welchem Kontext tut…

1 Like