Nochmal Österreich-Wahl: Die große Unzufriedenheit

Hallo,

hängt evtl. auch von Deinem Alter ab. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Ich kann es durchaus nachvollziehen, dass dies als Unterscheidungsmerkmal ein Wahlmotiv war. Alle anderen Kandidaten sind bereits im Rentenalter und nicht nur bei Lugner (dem Quotenclown) stellt sich die Frage, ob er überhaupt eine sechsjährige Amtszeit überstanden hätte. Das ist IMHO das Thema „frischer Wind“ gegen Verknöcherung des SPÖ/ÖVP-„Systems“.

Das Sympathiemotiv bezieht sich wahrscheinlich auf seine Telegenität, die man ihm wirklich nicht absprechen kann.

Die mit historischer Übersicht sicher :wink:. Aber die waren ja zuvor schon keine Fans.

Ich finde es bedeutend interessanter, dass nur 14% die Asylpolitik angaben. Das bestärkt meine Vermutung, dass die Flüchtlingskrise nicht mehr das aktuelle Motiv war, sondern eine rückwirkende Bestrafung für zu zögerliches Handeln erfolgte. Irgendwo habe ich erst in den letzen zwei Tagen gelesen, dass 60% der Wähler mit der Grenz"schließung" zufrieden sind. Die 40% Unzufriedenen werden sich auch aufteilen in eine Mehrheit, die dagegen ist und eine Minderheit, die für die vollständige Abschottung wäre, Wie die Gewichtung aussieht, ist mir aber unbekannt.

Gruß
vdmaster

Hallo,

was wohl zuallererst daran liegt, dass der Anteil der Volks-/Hauptschüler abgenommen hat. Die früheren Aufsteiger aus den Volksschulen wird man derzeit dann in den Real-/Mittelschulen finden. Aber in A gibt es doch sicher auch zweite und dritte Bildungswege, so dass die Spätzünder bzw. „Verkannten“ immer noch eine Möglichkeit haben. Ihre Zahl wird nur geringer sein.

Wahrscheinlich wird es auch bei euch mehr richtige Blindgänger geben als früher.

Gruß
vdmaster

Ich glaube, dass ist weniger Hass auf´s eigene Land. Ich würde vermuten, dass sich das gegen die Repräsentanten oder noch allgemeiner „die da oben“ richtet. Wie schon angedeutet, wird es da eine Gemengelage an Gründen im Sinne von Unzufriedenheit/kotzt mich an geben. Das wird auch schon vor 100 Jahren nicht viel anders gewesen sein. Aber da saß eben der Kaiser und der ganze Hofstaat noch fest im Sattel und konnte machen, wie er wollte.
Das ist heute schwieriger. Man darf sich aufregen. Es gab sogar mal Zeiten, da hat sowas etwas bewirkt. Da kamen dann Neue und wollten durch die Institutionen marschieren. Nun sitzen die an Kaisers Stelle. Klar, der Kaiser wird alle paar Jahre ausgetauscht, aber ringsrum der ganze Hofstaat bleibt und macht weiter.
Da hilft auch Gesundheitsversorgung, nicht hungern usw. nicht sehr viel weiter, um die Leute zufrieden zu stellen. Da Du Unzufriedenheit ansprichst, vergleiche ich das mal mit Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie. Lebenserwartung, Gesundheitsversorgung, Wohnung und was zu beißen sind eher Hygienefaktoren, die eben bestenfalls dazu führen, dass die Leute nicht unzufrieden sind.
Da kann man also soviel Wahlgeschenke verteilen wie man will, die Leute werden davon nicht zufrieden(er). Das Höchste ,was man damit erreichen kann ist eben, dass sie nicht unzufrieden sind.
Allerdings fängt es ja auch dort schon an zu bröckeln, wenn man etwa an prekäre Arbeitsverhältnisse denkt oder die langen Wartezeiten um einen Termin beim Arzt zu bekommen.
Hier kommt dann noch dazu, dass auch Wahlgeschenke nicht ewig wirken, sondern irgendwann mal als selbstverständlich angesehen werden. Als der olle Bismarck anno knips die Sozialgesetze einführte, war das ein Riesenfortschritt. Aber zufrieden oder dankbar ist deswegen heute niemand mehr.
Bei den Motivatoren, die dann wirklich zu Zufriedenheit führen können, sieht es wohl noch ärger aus, wenn ich die Aussagen/Beobachtungen einiger Diskussionsteilnehmer hier zusammenfasse.
Und wenn ich nun schon bei den Motivationstheorien bin, dann fällt mir auch ein, dass Menschen selbst bei gleichen Ergebnissen mit Entscheidungen zufriedener sind, wenn sie transparent sind. Außerdem vergleichen die Leute auch und kommen dann zu einer Art Bewertung, ob die eigene oder „Belohnung“ (oder die des anderen) gerecht ist. Da fragt man sich dann z.B. warum Menschen in Betrieben mit Null unternehmerischen Risiko bzw. ohne Angst um ihren Arbeitsplatz haben zu müssen, eine vergleichsweise hohe Bezahlung bekommen. Mein Lieblingsbeispiel ist aber die Rente mit 63. Da darf man abschlagsfrei schon eher in Rente gehen, wenn man 45 Jahre gearbeitet hat. Das klingt ganz toll und irgendwie auch gerecht, dass Leute, die viel gearbeitet haben auch eher dürfen. Tatsächlich ist es aber ein bißchen anders. Es zählt gar nicht die gearbeitete Zeit, sondern allein die Beitragsmonate. Das heißt z.B., dass jemand, der 44 jahre lang 40h die Woche und vielleicht noch Überstunden abgerissen und dafür natürlich auch Beiträge bezahlt hat, nicht vorzeitig ohne Abschläge darf, während jemand der 45 Jahre halbtags arbeiten war, dazwischen auch immer wieder mal ein paar Jahre arbeitslos war, darf. Die große Preisfrage, wer hat mehr gearbeitet und sich eventuell kaputter gearbeitet? Genau, derjenige, der nicht vorzeitig ohne Abschläge in Rente darf. Gerecht ist was anderes. Und solche Beispiel nach dem Motte git gemeint-schlecht gemacht lassen sich viele finden.
Na jedenfalls hat die ganze Gemengelage schon vor der „Flüchtlingskrise“ nicht zu großer Begeisterung geführt. Die waren dann nur noch der berühmte Tropfen. Nicht der auf den heißen Stein, sondern in das volle Fass, was in diesem Fall Unzufriedenheit heißt.
Denn jedem einfachen Bürger war klar, dass auch dies wieder vor allem auf seine Kosten gehen wird. Die Politik und öffentliche Verwaltung hatten sich wieder in ihren intransparenten Verhalten geübt, was zunächst damit begann, zu behaupten, dass wir das schon schaffen, wobei eben klar war, dass wir längst nicht alle sein werden, die es schaffen müssen, wenn dieses Schaffen so vonstatten gehen wird, wie bisher.
Dann noch die Medien, die sich vor den Karren spannen ließen, ob absichtlich oder aus eigener Blödheit, spielt meiner Meinung nach für die Bewertung nur eine untergeordnete Rolle, und erstmal einen auf Friede, Freude, Eierkuchen zu machen. Das stand eben den Erfahrungen der einfachen Bürger mit den schon vorhandenen Migranten entgegegen. Die konnten 1 und 1 zusammenzählen (wofür es auch keines absgeschlossenen Hochschulstudiums bedarf), um zu prognostizieren, dass plötzlich ein paar Hunderttausend mehr nicht auf einmal besser integriert werden können, als jene, die schon Jahrzehnte und in zweiter und dritter Generation nicht richtig integriert sind bzw. sich nicht integrieren wollen.
Das ganze ist somit nicht unbedingt Hass, sondern schlicht Unzufriedenheit und Vertrauensverlust. Und dann wird es wie immer sein, wenn man notwendige Entscheidungen hinauszieht. Es wird erstens davon nicht besser und zweitens wird die Reaktion immer heftiger ausfallen müssen. 35% für einen Kandidaten, der nun nicht die Mehrheit der Akademker hinter sich hat, sind noch recht harmlos. Aber offenkundig braucht es solcher Erinnerungen, damit reagiert wird. Ist ja in Österreich gestern auch passiert. Allerdinsg sind das eben keine Lösungen, sondern eher verzweifelte Versuche.

Grüße

3 Like

ja, klar. :neutral_face:

Das ist auch das große Problem der Linkspartei, die übrigens mit einer Strategieradiaklisierung gegenzusteuern versucht. Die LP ist bislang die Volkspartei der Unzufriedenen im Osten. Da wird es mit der Konkurrenz eng.

Gruß
vdmaster

Na, schon klar.
Wenn ich aber davon sprach, dass die „alten Aufstiegswege“ nicht mehr so gegeben sind, dann meine ich genau das Gegenteil von zweiten und dritten Bildungswegen.
Das waren Wege „nach oben“ ohne ständig an sich selbst arbeiten zu müssen, sondern einfach nur beständig im Betrieb zu sein, gern die alten Staatsbetriebe von der Post über die Bahn und sonst noch was, und allein dadurch Schritt für Schritt ein paar Stufen weiter zu kommen, so dass sich individuell ein ausreichendes „Aufstiegsgefühl“ einstellt.

Es ist halt nicht jeder bereit, den individuellen Weg des Aufstiegs gehen zu können und zu wollen, aber keiner kann der Loser sein ohne mit Wut und Enttäuschung zu reagieren.

Ein anderer Punkt, der damit in Verbindung steht, ist der, dass eine totale Entwertung der Bildungsabschlüsse stattfindet, so dass die ganze Lernanstrengung in deinen schönsten Jugendjahren auch gar keinen großen Lohn mehr nach sich zieht. In Norddeutschland ist das Abitur doch schon der Regelabschluss, der dich aber nicht mehr groß auf gute Stellen bringt. Der Süden hängt noch ein bißchen hinterher.
Früher hat aus meiner Sicht das Schulsystem „Normale“ geschaffen und ein paar Gewinner, heute schafft es „Normale“ und eine Menge „Verlierer“. Cum grano salis.

[Das heißt nicht, das man das zurückdrehen kann, oder dass ich das will]

Gruß
F.

Das ist in der Tat eine wichtige Frage.
Gerade von links her wird es tatsächlich oft als „Versagen der Eliten“ verstanden, dass das breite Volk sich nach weit rechts wendet.
Mir scheint das aber zu kurz zu greifen, weil -und das ist eigentlich mein Punkt beim Eröffnen des Thread gewesen- trotz (oder vielleicht sogar dank dieser Eliten „da oben“) unsere Länder in Mitteleuropa unterm Strich die lebenswertesten Bedingungen bieten, die es je irgendwo gegeben hat.
Es geht also aus meiner Sicht gar nicht so sehr um Missstände und eine objektive Verschlechterung der Lebensbedingungen, sondern darum, dass das Bewertungssystem dafür nach und nach gekippt zu sein scheint, also quasi der gesellschaftliche Diskurs selbst.

Die Zwei-Faktoren-Theorie ist ein interessanter Einwurf von dir.
Aber müsste man dann nicht sagen, dass diese objektiv guten Gegebenheiten (Konsumniveau, Sicherheit, Freiheiten usw.) heute nicht einmal mehr Unzufriedenheiten verhindern können?
Dass sie keine Zufriedenheit erzeugen können, ist unproblematisch und nachvollziehbar, aber dass sie nicht mehr so richtig in der Lage zu sein scheinen, krasser politischer Unzufriedenheit vorzubeugen (also quasi einen hygienischen/sauberen politischen Umgang miteinander), ist dann doch irgendwie rätselhaft.

Mehr gehts bei meiner Frage, im Sinne Herzbergs, tatsächlich um diese „Hygienefaktoren“, nicht um die „Motivatoren“.

Gruß
F.

Stimmt.
Vielleicht sehe ich das nur als links-Mitte-Mensch so, aber die Linkspartei hat das dann unterm Strich eigentlich relativ konstruktiv kanalisiert, oder?
Ich bin kein so großer Freund der Linkspartei, aber da müsste man ihr fast dankbar sein.
(Gerade um das Destruktive an der Unzufriedenheit gehts mir hier ja bei der Threadfrage)

Gruß
F.

Was willst du mir damit sagen?

Gruß
F.

Hinge davon ab, was man unter konstruktive Kanalisierung verstehen mag.

Die Linkspartei konnte natürlich von Beginn an eine Art Sozialarbeiterstruktur aus dem Boden stampfen, um bspw. bei der Bewältigung neuer, („feindkapitalistischer“) Formulare behilflich zu sein. Erhebliche Teile der „neuen“ Partei waren zuvor in den Verwaltungen tätig und kannten sich zwangsläufig damit aus.

Der AfD als Neugründung fehlt dieser Verwurzelungsbonus und sie können auch keine früher (DDR) funktionsfähigen, starken Parteistrukturen durch den Wechsel des Namensschildes übernehmen.

Die Linkspartei hatte es aber nicht verstanden, die sehr bescheidene Wahlbeteiligung erfolgreich zu bekämpfen. Die lag in Ostdeutschland 2013 ca. 5% niedriger als im Westen. Die Abgewandten trauten auch der Linkspartei keinen Wechsel in ihrem Sinne zu.

Viel von der Wut dürfte schlicht daher rühren, dass die Anhänger der AfD (IMHO zurecht) sauer auf die offiziellen Anfeindungen gegen die AfD reagieren. Zuerst hielten die sich in Grenzen als es nur ums Thema „Euro“ ging. Dann kam PEGIDA auf und wurde sofort recht unreflektiert in die Nazi-Ecke gedrückt. Mit Beginn der Flüchtlingskrise konnte die AfD auf ihr schon längst bestehendes „Modell Kanada“ verweisen.

Ähnlich erging es anfangs den Grünen (Anti-AKW-Bewegung, K-Gruppen, Friedensbewegung), nur war hier das Ei vor dem Huhn gelegt worden. Die wurden allesamt (ebenfalls unreflektiert) in die kommunistische Ecke gedrückt, falls man sie nicht als Hippies abtat. :grin:

Beides Protestparteien, beide kanalisieren und beide geben sich den Anschein außerparlamentarisch zu sein. Schon irgendwie Teil des Systems (nach Wahlerfolgen), aber dann doch erstmal Fundamentalopposition.

Wie zeigt sich denn das Wut-Hass-Gefühl, dass Du zu erkennen meinst? Geht es um Brandanschläge, PEGIDA oder Wahlverhalten bzw. soziale Unzufriedenheit?

Gruß
vdmaster

Hallo,

ich glaube, dass Du im Laufe des Threads zwei Dinge vermischt hast oder sie bereits gedanklich zuvor vermischt waren.

(A) Wahlergebnisse von rechten Parteien, die man zwischen konservativ und rechtsradikal verorten muss. Mit allen Defintiionsschattierungen von „konservativ“ und „rechts“.

(B) Eine Wut auf das real existierende, politisch-soziale Gesellschaftssystem.

Ich denke, dass wir hier von zwei verschiedenen Dingen reden. (B) ist zweifelsfrei auch im linken Spektrum zu finden und aktiv. Bezogen auf das Ausland erinnere ich an die aktuellen Ereignisse in F und die Ausschreitungen in GR.

(A) gibt es in A und D derzeit nur am rechten Rand. In D aus historischen Gründen im Osten auch für die Linkspartei. Im Westen waren es zuvor die grünen „Antis“

Es bleibt doch fraglich, wieviel von (B) überhaupt gewillt ist, in (A) in Erscheinung zu treten. Je wählbarer die Parteien werden, je mehr sie im System aktiv sind und dadurch ihre Message parlamentarisch „kanalisieren“ (*wink*), desto weniger werden die Extremen mit Hass dort präsent sein.

Fraglich ist natürlich, ab wann man von "Hass"aktion reden möchte. Heutzutage wird diese Schwelle ja sehr niedrig angesetzt.

Früher musste man schon total ausrasten. Heute reicht es manchmal, jemandes „safe space“ zu beunruhigen.

Gruß
vdmaster

Nein, so eine oberflächliche Wut meine ich nicht.
Ich meine die Wut, die einen überhaupt erst zur radikalen politischen Haltung bringt.
Dass sich das durch Anfeindung noch weiter verstärkt, ist sicher richtig, aber die Anfeindung ist nicht die Ursache dafür.

Gruß
F.

Richtig ist, dass B auch links zu finden ist, dort aber seit Jahrzehnten nicht mehr groß in die Gelegenheit gekommen ist, auch tatsächlich politisch destruktiv werden zu können (warum führst du Frankreich an?; in Griechenland ist der Erfolg der Syriza eindeutig an eine konkrete Problemlage gekoppelt, nicht an eine diffuse Grundveränderung des politischen Denkens der Bevölkerung.)

Dagegen ist ein deutliches Zunehmen und an-die-Macht-Kommen dieser A-Parteien und -Bewegungen in Europa (und auch anderswo) erstens nicht zu leugnen und zweitens nicht an konkrete politische Problemlagen gebunden, sondern aus meiner Sicht sehr diffus. Wenn das alles „nur“ ein Effekt der „Flüchtlingskrise“ wäre, würde ich das ganz anders betrachten.

Gruß
F.

Ich habe mittlerweile aufgehört, FPÖ Wähler rational erklären zu wollen. Ich denke, dass hier Gefühle eine viel größere Rolle spielt und es gar nicht so sehr um Sachfragen geht. Verfolg doch mal die Seite von HC Strache eine Woche lang und du wirst merken, dass er sich fast täglich widerspricht. Dort werden stündlich irgendwelche Berichte gepostet und es ist ziemlich egal, woher die stammen. Eine Zeitung kann heute (wenn sie Negatives über die FPÖ schreibt) das größte Schundblatt seit Menschengedenken sein. Falls am nächsten Tag etwas Opportunes drin steht, ist sie aber wieder gut genug für ein Zitat.

Neustes Beispiel:
https://fbcdn-sphotos-d-a.akamaihd.net/hphotos-ak-xpf1/v/t1.0-9/13083123_1763704980527501_116382211512331210_n.jpg?oh=049fccaf6b444aa2b0166c7b22ec24f4&oe=57BC4506&gda=1469702508_6c61655597b090c080a8a21ad633cea4

Die gleichen Leute, die jetzt in den Kommentaren über den ZDF herziehen, haben letzte Woche noch über Erdoğan geflucht. Dass Strache selber schon einen Karrikaturisten und den ORF geklagt hat, schrub ich ja schon an anderer Stelle.

tl:dr: Es ist egal was Strache und Co. von sich geben, die Leute springen blind darauf an und scheinen an kollektiver Erinnerungsschwäche zu leiden. Ich finde so ein Verhalten eben nicht sehr intelligent :smirk:

Lg,
Penegrin

Deine Grundannahme, dass es bei Wähler oder Politikern i.d.R. um Sachfragen ginge, ist bereits falsch. Wahlentscheidungen werden emotional gefällt und nur (mehr oder weniger gut) im Anschluss sachlich unterfüttert.

Unsere liebe Wagenknecht urteilte über Merkel nahezu im Wortlaut so wie euer Strache. Selbst Steinmeier hatte diese Botschaft zu verbreiten, wenn auch nur im Subtext. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Naja, wenn jemand mit einem Nazi-Symbol „angepisst“ wird, dann ist es nachvollziehbar, wenn er stinkig reagiert. Man erinnere sich daran, dass auch Merkel bei den Griechen (völlig unsachlich, übrigens in der Syriza-Parteizeitung) in NS-Parteiuniform dargestellt wurde. Die CDU was not amused. Sicher fänden sich auch entsprechende Reaktion bei Twitter oder Facebook.

Ist aber gut zu wissen, dass bei euch das Klima ähnlich polarisiert ist wie bei uns. Wenn es bei euch auch nichts besser ist, dann ist es hier plötzlich - gefühlt - etwas weniger schlimm. :grin:

Gruß
vdmaster

Das ist gar nicht der Punkt. Du kannst nicht heute die Freiheit der Meinung und Kunst in den Himmel heben und morgen dann angepisst sein, wenn du plötzlich selber das Ziel davon bist. Die Verwendung von „BRD“ ist bei Strache auch kein Zufall.

Wobei es bei uns viel weniger Gründe dafür geben würde. Auch die Asylproblematik ist bei uns bei weitem nicht so ausgeprägt wie in D, aber wie du schein sagst, stehen Sachfragen eher nicht im Mittelpunkt.

Lg,

Hallo F.,

ich bin wirklich kein FPÖ Freund und hätte mir 2 andere Kandidaten in der Stichwahl gewünscht, aber vielleicht sagt man in einigen Jahren im Rückblick, das war der Zeitpunkt ab dem SPÖ und ÖVP endlich ein Umdenken eingeleitet haben, oder das war die Geburtsstunde von der Griss Bewegung in eine anständigere Politik.
Ich weiß nicht ob du diese Sendung gesehen hast, mit dem Thema „Nach dem Politbeben“.

https://www.servustv.com/at/Medien/Talk-im-Hangar-7127

mit Frau Griss und Urgestein Androsch und Böhmdorfer.
Ich finde in der Sendung kommt recht gut rüber und das ruhig und ohne Hass und Wut, warum die Wähler-Mitte von den Regierungsparteien abgerückt ist.

Grüße Selina

Ich hab die Sendung nicht gesehen, aber vielleicht schaue ich sie mir im Netz an.
Klingt interessant, danke.

Nur ums klarzustellen: Das Abrücken von SPÖ und ÖVP an sich hat freilich nichts mit einer grundsätzlichen Wut und Hass auf das Land zu tun ( so sind ja z.B. die Neos auch als Ergebnis eines Abrückens entstanden). Die dauerhafte Unterstützung der FPÖ aber aus meiner Sicht schon. Das eine hat mit dem anderen ja nicht zwingend was zu tun.

Gruß
F.

Na genau. Das Kontinuum reicht ja nur von unzufrieden bis nicht unzufrieden. Wenn aber Leute Wochen oder Monate auf einen Facharzttermin warten müssen und auch die Lebenserwartung ja nicht für alle so hoch wie für den Durchschnitt ist, dann sind diese Faktoren gar nicht so ausgeprägt, dass sie nicht zu Unzufriedenheit führen.
Ansonsten kann natürlich diese Theorie auch nicht alles erklären. Die erklärt im Grunde nur, dass mit diesem Aspekten keine Zufriedenheit erreicht werden kann. Wenn man das denkt, denkt man eben falsch und wundert sich bis zum St.Nimmerleinstag, dass man da auch mit noch mehr keine erreichen kann.

Eigentlich nicht. Es gibt ja sicher auch noch andere Aspekte, die die Leute nicht so toll finden. Ist eben Gemengelage, wo jeder einzelne Aspekt allein das nicht erklären kann. Dazu wird auch gehören, dass die Deutschen (und auch die Östereicher) bestimmt eher gegenwarts- und vergangenheitsorientiert sind und eine gewisse Grundangst vor Veränderungen haben. Vor diesem Hintergrund sind natürlich Hunderttausende oder Millionen Flüchtlinge etwas Bedrohliches, weil das Veränderungen bedeutet und weil das nicht in eins der xundzwölfzig Gesetze, Verordnungen, die es hierzulande für jeden Scheiß gibt, passt.
Die Politik, die hier gestalten könnte, ist sich seit einer ganzen Weile selbst genug und versäumt es irgendwie, die Bevölkerung mitzunehmen. Ich denke, dass die Leute viel akzeptieren, wenn man es ihnen erklärt. Aber das passiert immer weniger. Da stellt sich jemand hin und sagt basta oder das ist jetzt so und das wird schon. Das überzegt aber nicht. Und dann sind die Vertreter solcher Parteien eben schnell Lügner, Volksverräter usw. usf. Die Leute neigen da sicher auch wie die Märkte zum Überschießen. Da muss die Politik aufpassen und das erkennen. Das funktioniert nur heutzutage nicht mehr damit, irgendwas vertuschen zu wollen oder Falschinformationen zu streuen. Das kommt heutzutage viel zu schnell raus. Und dann glaubt denen ertsmal keiner mehr so schnell etwas.
nd ein ganz klein wenig wird man eben auch dem Volk auf´s Maul schauen müssen, wie es der olle Luther schon vor 500 Jahren erkannt hatte.

Grüße

1 Like