Ich glaube, dass ist weniger Hass auf´s eigene Land. Ich würde vermuten, dass sich das gegen die Repräsentanten oder noch allgemeiner „die da oben“ richtet. Wie schon angedeutet, wird es da eine Gemengelage an Gründen im Sinne von Unzufriedenheit/kotzt mich an geben. Das wird auch schon vor 100 Jahren nicht viel anders gewesen sein. Aber da saß eben der Kaiser und der ganze Hofstaat noch fest im Sattel und konnte machen, wie er wollte.
Das ist heute schwieriger. Man darf sich aufregen. Es gab sogar mal Zeiten, da hat sowas etwas bewirkt. Da kamen dann Neue und wollten durch die Institutionen marschieren. Nun sitzen die an Kaisers Stelle. Klar, der Kaiser wird alle paar Jahre ausgetauscht, aber ringsrum der ganze Hofstaat bleibt und macht weiter.
Da hilft auch Gesundheitsversorgung, nicht hungern usw. nicht sehr viel weiter, um die Leute zufrieden zu stellen. Da Du Unzufriedenheit ansprichst, vergleiche ich das mal mit Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie. Lebenserwartung, Gesundheitsversorgung, Wohnung und was zu beißen sind eher Hygienefaktoren, die eben bestenfalls dazu führen, dass die Leute nicht unzufrieden sind.
Da kann man also soviel Wahlgeschenke verteilen wie man will, die Leute werden davon nicht zufrieden(er). Das Höchste ,was man damit erreichen kann ist eben, dass sie nicht unzufrieden sind.
Allerdings fängt es ja auch dort schon an zu bröckeln, wenn man etwa an prekäre Arbeitsverhältnisse denkt oder die langen Wartezeiten um einen Termin beim Arzt zu bekommen.
Hier kommt dann noch dazu, dass auch Wahlgeschenke nicht ewig wirken, sondern irgendwann mal als selbstverständlich angesehen werden. Als der olle Bismarck anno knips die Sozialgesetze einführte, war das ein Riesenfortschritt. Aber zufrieden oder dankbar ist deswegen heute niemand mehr.
Bei den Motivatoren, die dann wirklich zu Zufriedenheit führen können, sieht es wohl noch ärger aus, wenn ich die Aussagen/Beobachtungen einiger Diskussionsteilnehmer hier zusammenfasse.
Und wenn ich nun schon bei den Motivationstheorien bin, dann fällt mir auch ein, dass Menschen selbst bei gleichen Ergebnissen mit Entscheidungen zufriedener sind, wenn sie transparent sind. Außerdem vergleichen die Leute auch und kommen dann zu einer Art Bewertung, ob die eigene oder „Belohnung“ (oder die des anderen) gerecht ist. Da fragt man sich dann z.B. warum Menschen in Betrieben mit Null unternehmerischen Risiko bzw. ohne Angst um ihren Arbeitsplatz haben zu müssen, eine vergleichsweise hohe Bezahlung bekommen. Mein Lieblingsbeispiel ist aber die Rente mit 63. Da darf man abschlagsfrei schon eher in Rente gehen, wenn man 45 Jahre gearbeitet hat. Das klingt ganz toll und irgendwie auch gerecht, dass Leute, die viel gearbeitet haben auch eher dürfen. Tatsächlich ist es aber ein bißchen anders. Es zählt gar nicht die gearbeitete Zeit, sondern allein die Beitragsmonate. Das heißt z.B., dass jemand, der 44 jahre lang 40h die Woche und vielleicht noch Überstunden abgerissen und dafür natürlich auch Beiträge bezahlt hat, nicht vorzeitig ohne Abschläge darf, während jemand der 45 Jahre halbtags arbeiten war, dazwischen auch immer wieder mal ein paar Jahre arbeitslos war, darf. Die große Preisfrage, wer hat mehr gearbeitet und sich eventuell kaputter gearbeitet? Genau, derjenige, der nicht vorzeitig ohne Abschläge in Rente darf. Gerecht ist was anderes. Und solche Beispiel nach dem Motte git gemeint-schlecht gemacht lassen sich viele finden.
Na jedenfalls hat die ganze Gemengelage schon vor der „Flüchtlingskrise“ nicht zu großer Begeisterung geführt. Die waren dann nur noch der berühmte Tropfen. Nicht der auf den heißen Stein, sondern in das volle Fass, was in diesem Fall Unzufriedenheit heißt.
Denn jedem einfachen Bürger war klar, dass auch dies wieder vor allem auf seine Kosten gehen wird. Die Politik und öffentliche Verwaltung hatten sich wieder in ihren intransparenten Verhalten geübt, was zunächst damit begann, zu behaupten, dass wir das schon schaffen, wobei eben klar war, dass wir längst nicht alle sein werden, die es schaffen müssen, wenn dieses Schaffen so vonstatten gehen wird, wie bisher.
Dann noch die Medien, die sich vor den Karren spannen ließen, ob absichtlich oder aus eigener Blödheit, spielt meiner Meinung nach für die Bewertung nur eine untergeordnete Rolle, und erstmal einen auf Friede, Freude, Eierkuchen zu machen. Das stand eben den Erfahrungen der einfachen Bürger mit den schon vorhandenen Migranten entgegegen. Die konnten 1 und 1 zusammenzählen (wofür es auch keines absgeschlossenen Hochschulstudiums bedarf), um zu prognostizieren, dass plötzlich ein paar Hunderttausend mehr nicht auf einmal besser integriert werden können, als jene, die schon Jahrzehnte und in zweiter und dritter Generation nicht richtig integriert sind bzw. sich nicht integrieren wollen.
Das ganze ist somit nicht unbedingt Hass, sondern schlicht Unzufriedenheit und Vertrauensverlust. Und dann wird es wie immer sein, wenn man notwendige Entscheidungen hinauszieht. Es wird erstens davon nicht besser und zweitens wird die Reaktion immer heftiger ausfallen müssen. 35% für einen Kandidaten, der nun nicht die Mehrheit der Akademker hinter sich hat, sind noch recht harmlos. Aber offenkundig braucht es solcher Erinnerungen, damit reagiert wird. Ist ja in Österreich gestern auch passiert. Allerdinsg sind das eben keine Lösungen, sondern eher verzweifelte Versuche.
Grüße