Nochmals: Unser täglich Brot

Hallo liebe Brot-Fachleute,

ich habe die weiter unten zu findende Forums-Diskussion „Gesundes Brot- und gebäck?“ aufmerksam durchgelesen und versucht sie zu verstehen.
Die sachkundigen, kritischen Ausführungen von Blumepeder, kernig & Co. sind schon sehr deutlich.
Jetzt bin ich trotzdem etwas verunsichert.

Ich frage deshalb als Diabetiker: gibt es für uns eine sachlich gerechtfertige Präferenz, welches Brot wir essen sollten?

Ich weiß, dass Weißbrot - in welcher Version auch immer - nicht unbedingt vorteilhaft ist, aber wenn ich zweimal am Tag Brot esse (Frühstück und Abendessen), dann ist wohl schon wichtig, das am wenigsten Nachteilige zu nehmen.

Also verehrte Freunde, könnt Ihr auch dazu etwas Nützliches anmerken?

Im Voraus vielen Dank und
freundliche Grüße Walter VB

Ich frage deshalb als Diabetiker: gibt es für uns eine
sachlich gerechtfertige Präferenz, welches Brot wir essen
sollten?

Das Stichwort ist der ‚glykämische Index‘ bzw. die ‚glykämische Last‘. Die glykämische Last beschreibt, wie sich der Verzehr eines Nahrungsmittels auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Lebensmittel mit hoher Last lassen den Blutzuckerspiegel in kurzer Zeit sehr stark ansteigen, Lebensmittel mit niedriger Last lassen ihn bei gleichem Nährwert weit weniger explodieren.

Bei Brot wirken sich im wesentlichen der Mahlgrad des Mehls, der Eiweissanteil und der Ballaststoffanteil auf die glykämische Last aus.

Grundsätzlich kannst du davon ausgehen, dass Roggenbrot eine niedrigere Last hat, als Weizenbrot, und dass die Last bei Vollkornbrot nochmals sehr deutlich niedriger ist.

Unter http://www.provita-med.de/ernaehrungsmedizin/downloa… findet sich eine Aufstellung der GL verschiedener Lebensmittel und Brotsorten.

HTH

Servus,

Ich frage deshalb als Diabetiker: gibt es für uns eine
sachlich gerechtfertige Präferenz, welches Brot wir essen
sollten?

der glykämische Index bewegt sich bei Brot von 70 (Weißbrot) über 65 (Weizenmischbrot) und 50 (Roggenmischbrot) bis runter zu 40 (Roggenvollkornbrot und Pumpernickel). Kurz: Je höher der Vollkornanteil, je geringer der Weizenanteil und je gröber die Mahlung, desto geringer ist der Zucker-Peak ausgeprägt; bei Roggen- und Vollkornbrot muss man halt Obacht geben, dass sie nicht mit Zuckerkulör gefärbt sind… Interessant dabei, dass beim Pumpernickel der Rübensirup und der Gerstenmalzextrakt nicht sehr stören; das ist aber auch von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich - es gibt kaum mehr Bäcker, die den Pumpernickel bei 90 °C 24 Stunden backen und ihn auf diese Weise kaum färben müssen; wir schicken mehrmals im Jahr einige Dosen Pumpernickel von Haverland/Soest an eine Freundin in Frankreich, deren Diabetes ungefähr gleichzeitig mit dem meiner Frau diagnostiziert worden ist.

Knäckebrot läuft „außer Konkurrenz“ mit - viele Knäckebrote, vor allem die gezuckerten wie Wasa, haben einen eher hohen GI in der Gegend von 60, sind aber von daher ganz nützlich, weil die gewohnte Einheit „eine Scheibe Brot“ viel weniger ist. Als ungezuckertes Knäckebrot mit 100% Roggenvollkorn steht bei uns Finncrisp; Burger ist in dieser Hinsicht auch „erlaubt“.

Wenn man in der Gegend von GI 40 ein wenig Abwechslung haben möchte, ist man auf Eigenbrötelei angewiesen: Anteile von Gerstenschrot, Kichererbsenmehl, Traubenkernmehl, Kleie findet man in Bäckereien nicht.

Morgens haben wir das Brot ganz ersetzt (d.h. meine Frau konsequent, ich nicht immer) durch (unmittelbar vor dem Verzehr gequetschte) Haferflocken, Joghurt, Früchte: Auf diese Weise lässt sich morgens süß (Birnen, Äpfel, Ananas etc.) essen, ohne dass der Zuckerspiegel über alle Grenzen ausschlägt; die Haferflocken haben sich dabei als ganz nützlich erwiesen, weil sie länger satt halten als Joghurt/Quark + Früchte ohne Getreideprodukte. Für abends gibt es eine Fülle von alternativen Möglichkeiten, die nicht mit Einschränkungen oder Askese verbunden sind - ist halt alles mit Arbeit verbunden, wobei eine Vinaigrette eigentlich im Handumdrehen gemacht ist; hängt ein bissel davon ab, was man gern mag - in der Saison gibt es bei uns zu den kalten Mahlzeiten Gurken, Paprika, Kohlrabi und vor allem Tomaten, so viel der Garten hergibt.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Ich kann mich meinen Vorschreibern bzgl. glykämische Last nur anschließen und möchte noch anfügen, dass sich Hafer positiv auf den Diabetes auswirken kann.
Es ist ein altes Hausmittel um den Zucker wieder in den Griff zu bekommen, wenn er denn mal wieder Kapriolen schlägt. Man hat daher früher öfter mal einen Hafertag eingelegt. (Ich weiß… früher… aber nur weil es keine brandaktuelle Erkenntnis ist muß sie ja nicht schlecht sein…)
Ich bin selbst Typ1-Pumpi und mache mir von Zeit zu Zeit, wenn ich mal Lust auf etwas anderes habe, ein kleines Haferbrot. Der BZ explodiert da einfach nicht so wie bei ausgemahlenem Weizen.
Wenn es um Erfahrungen mit Hafer und Diabetes geht kann ich auf das Typ1-Forum „insulinclub.de“ verweisen. Einfach mal in der Forumssuche nach Hafertag schauen. Da gibt es einen Thread in dem es um Erfahrungen damit geht. Es gibt sicherlich noch viele andere Quellen, aber diese habe ich gerade auf dem Schirm.

Hallo,

Ich weiß, dass Weißbrot - in welcher Version auch immer -
nicht unbedingt vorteilhaft ist, aber wenn ich zweimal am Tag
Brot esse (Frühstück und Abendessen), dann ist wohl schon
wichtig, das am wenigsten Nachteilige zu nehmen.

such nach einem Bäcker, der sich die Mühe macht, Brot aus alten Getreidesorten herzustellen. Gerste, Dinkel oder Hafer.

Ob das bei Dir (jeder Jeck ist anders!) günstiger als Roggen wirkt, kannst Du nur selber feststellen - und natürlich auch, ob Dir das schmeckt…

Im fränkischen Gößweinstein gibt es einen Bäcker, der ein Gerste-Dinkelbrot bäckt
http://roggenbrot-versand.eshop.t-online.de/epages/S…

Vielleicht ist das in Deiner Nähe?
Ansonsten Reform, Bio- oder Hofläden nach solchen Broten abklappern.

Von PEMA gibt es eine ansehnliche Produktpalette von Vollkornbroten
http://pema.de/ die finden sich im Supermarkt-Brotregal (z.B. bei ED*KA).
Das wäre erstmal eine Möglichkeit um auszuprobieren, ob Dir solche Brotsorten überhaupt schmecken.

Hier was zum Lesen, wofür (besser: wogegen) Gerste noch gut sein soll:
http://www.swr.de/odysso/-/id=1046894/nid=1046894/di…

Gruß

.

Diabetiker (Typ 2) fahren besser, wenn sie möglichst wenig Kohlenhydrate essen. Viele können dann sogar auf Medikamente verzichten oder sie deutlich reduzieren (nach Absprache mit dem Arzt).

Warum etwas essen, dass keine wirklichen gesundheitlichen Vorteile oder Nährstoffe bietet, wenn der Körper mit der Verarbeitung nachweislich Probleme hat?
Das empfiehlt ja auch keiner bei einer Lactoseintoleranz …

Hallo, ich habe auf diese Frage schon ganz viele gescheite Antworten gelesen. Das meine ich auch nicht zynisch. Es war alles inhaltlich richtig. Wichtig ist eine ausgewogene, abwechslungsreiche Mischkost. Ballaststoffreich, fettárm, Kohlenhydrat- bewußt. Wichtig ist es, das einem das Brot, das man isst schmeckt. Essen und trinken sollte immer in der Summe betrachtet werden. Wenn ich Vollkornbrot nicht soooo gerne essse, kann ich immer noch mehr Obst (2 Portionen am Tag), Gemüsemindestens 3 Portionen am Tag essen um mich mit mehr Ballaststoffen zu versorgen.

Eigentlich ganz klar…Vollkornbrot, aber richtiges ! Die meisten Bäckereien bekommen ihre Mehlfertigmischungen mit allen möglichen Chemikalien drin, mit Zucker und Konsevierungsstoffen. Also glaub nur welchen, die klar ausweisen, was drin ist.
Oder selbst backen ! Dann gibt es auch noch die Erkenntnis, dass in den letzten Jahrzehnten die Getreidesorten mit einem Eiweiß gezüchtet wurden, welches wir nicht vertragen…daher haben wir auch soviel Probleme…Also möglichst alte Sorten verwenden, wie Roggen, Emmer, Kamut…
Schau mal hier, das ist ein Forum, die mal andere Wege gehen und auch gute Tips für Diabetiker haben…was zum Überlegen… _http://www.logi-methode.de/136.html

Schreibe eine Antwort … (mind. 80 Zeichen)_

Grimms Backwaren
Hallo Renate,

dass Brot, das nicht in Scheiben geschnitten und abgepackt verkauft wird, Konservierungsstoffe enthalten darf, ist ein Gerücht. Beiläufig: Sorbinsäure und Ascorbinsäure haben auf den Glykämischen Index eines Brotes, um den es hier geht, genau Null Auswirkung.

Zucker ist in den üblichen Backmischungen genauso wenig enthalten. Zum Färben dunkler Brote wird kein Zucker verwendet, sondern Zuckerrübensirup, Melasse und Zuckerkulör. Dass Bäcker nicht wüßten, welche ihrer Brote gefärbt sind und welche nicht, ist ein Gerücht.

Von welchen Neuzüchtungen von Getreidesortenarten mit einer veränderten Eiweißstruktur sprichst Du? Meinst Du am Ende den oberbioökokrassen „Kamut“? Das ist tatsächlich eine Neuzüchtung jüngerer Zeit, genauso wie Triticale, eine Kreuzung aus Weizen und Roggen. Sorten innerhalb einer Art weisen keine „neuen“ Eiweiße auf, die diese Art nicht enthält - lediglich die Anteile lassen sich in ziemlich begrenztem Umfang verändern. Beiläufig hat die Eiweißstruktur eines für Brot verwendeten Getreides keinerlei Einfluss auf den Glykämischen Index.

Bitte: Diabetes II ist nicht lustig, und jede Verminderung der Glukosetoleranz ist irreversibel. Zum Absetzen von Hoaxes und Stammtischparolen ist die Ernährungsberatung für Diabetiker überhaupt nicht geeignet - ich bitte Dich herzlich, solches Zeugs woanders loszuwerden.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo liebe Fachleute,

ich habe alle Hinweise gesammelt, arbeite sie jetzt intensiv durch, um dann (hoffentlich) das gesündeste Brot zu finden.

Herzlichen Dank für Eure interessanten und wertvollen Beiträge!

Gruß Walter VB

Hallo Walter,

das Brot bzw. Kohlenhydrate wegen der Umwandlung in Glucose gar nicht gut für Diabetiker ist, habe ich nun schon sehr oft gelesen.
Ich selbst habe zwar keine Diabetis, aber eine schwere Tumorerkrankung, wegen der ich immer auf der Suche nach etwas „Heilung“ bin.
Da bin ich auf ein tolles Forum gestoßen, wo auch inzwischen viele Diabetiker vertreten sind.

Vielleicht als kleine Hilfe gedacht. :wink:

viele Grüße

Elena

Servus,

diese Aussage:

das Brot bzw. Kohlenhydrate wegen der Umwandlung in Glucose
gar nicht gut für Diabetiker ist

ist in dieser Pauschalisierung schlicht und einfach falsch.

Beratung und Hinweise zum Leben mit Diabetes bekommt man zuallererst vom Diabetologen oder vom diabetologisch qualifizierten Hausarzt - dem, der einen auch behandelt und alle Laborwerte kennt - dann kommt lange nichts, und dann kann man sich auch noch damit beschäftigen, was in irgendwelchen Foren erzählt, gedichtet und geraten wird, was bei Tante Josephine auch mal ganz ähnlich war usw.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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