Hallo,
im Zusammenhang mit Nordstream war mehrmals davon die Rede, dass die russischen Betreiber erklärt hätten, sie müssten eine betriebswichtige Turbine ausbauen und warten, worauf die Gasleitung zeitweise außer Betrieb war.
Um die politische Seite geht es mir in diesem Falle nicht - mich interessiert vielmehr folgende Frage: Eine Turbine ist definitionsgemäß eine Maschine, mit der Strömungsenergie in Rotationsenergie umgewandelt wird (Definition bei Wikipedia, etwas verkürzt: „Eine Turbine ist eine rotierende Strömungsmaschine, die […] Energie eines strömenden Fluides […] in mechanische Rotationsenergie umwandelt […], die sie über ihre Welle abgibt“). Nun ist eine Gastransportleitung nicht dazu da, Energie zu erzeugen, sondern wie der Name sagt, Gas zu transportieren. Um das Gas in Bewegung zu bringen, ist aber keine Turbine nötig, sondern das Gegenstück: eine Pumpe.
So stellt sich die Frage: wenn die Betreiber – aus welchen Gründen auch immer – einen Grund zur Unterbrechung des Leitungsbetriebes suchen, warum bauen sie dann nicht die Pumpen an den diversen Pumpstationen aus? Davon war in den Medien, soweit ich es verfolgt habe, nirgendwo die Rede; warum ist mir unklar. Und zum anderen: was haben Turbinen in einer Gastransportleitung überhaupt für einen Sinn, wenn man am Leitungsende das angelieferte Gas erwartet - aber dort nicht unbedingt mechanische Energie produzieren will?
Kann mir das jemand schlüssig erklären? - Vielen Dank und Gruß, Salomo
Turbinen können ähnlich einer Pumpe auch elektrische oder mechanische Energie in Strömungsenergie und Druck umsetzen.
Denke dabei einfach mal an die Funktionsweise und Aufgabe eines Turboladers bei Verbrennungsmotoren. Der Lader arbeitet mit technisch zueinander getrennten Kammern in einem Zweikanalsystem. In dem einen Strömungssystem setzt das Abgas des Motors die Verdichterwelle in Rotation, damit in dem anderen Strömungssystem über ein zweites Turbinenrad eine Strömung und Druckanhebung erfolgen kann.
So ähnlich ist das Prinzip auch bei den Verdichterstationen für Gaspipelines.
Hallo,
Ganz richtig. Die Turbinen werden mit Gas betrieben - das ist ja ohnehin schon da - erzeugen eine Rotationsbewegung und treiben damit Kompressoren an. Diese wiederum verdichten das Gas auf bis zu 220 bar. Weil sich das Gas aber dekomprimieren möchte, fließt es zu dem Punkt mit niedrigerem Druck. Im konkreten Fall durch die Pipeline zu den Kunden.
Der SWR hat das mal etwas ausführlicher beschrieben: Link
Wie im SWR-Bericht geschrieben, sind diese Gasturbinen sehr komplizierte Gebilde und müssen regelmäßig gewartet werden. Und in unserer industriell vernetzten Welt kann es in der Tat ökonomisch sinnvoller sein, die Turbine um die halbe Welt zu schippern, statt Techniker und deren komplettes Equipment.
Es gibt auch das Gegenstück dazu, den Turbokompressor.
Sieht vom Aufbau ähnlich aus, deshalb wohl die verkürzte Wortwahl in den Medien.
Wie ich schon weiter oben schrub, gibt es an den Kompressorstationen beides: die Turbine, die die Rotationsenergie erzeugt und den Kompressor, der mit der Rotationsenergie das Gas verdichtet.
Und ich wollte nur darauf hinweisen, dass man im Journalismus wegen Unwissenheit oder Vereinfachung oft ähnliche Sachen in einen Topf wirft.
Solche Fehler passieren sogar „Fachjournalisten“.
Dann ist eine Turbine einfach eine rotierende Maschine, egal in welche Richtung sie arbeitet.
Vielen Dank, alles klar. Der Hinweis auf den Turbolader erklärt es plausibel. - Viele Grüße, Salomo