Ich habe einen wissenschaftlichen Versuch, bei dem ich
verschiedene Gruppen habe: Kontrolle, Probe 1, Probe 2 und
Probe 3. Es geht darum nachzuweisen, dass Probe 1 weniger
positive Zellen für ein Merkmal hat (nach einer bestimmten
Behandlung) als die Kontrolle.
Die Kontrolle wird =100% gesetzt und die einzelnen Werte der
Proben sind durch den Wert/Mittelwert der Kontrolle normiert.
Das Ergebnis ist, das Probe 1 59% bindet, Probe 2 70% und
Probe 3 103% (in Bezug auf die Kontrolle).
Den Versuch konnte ich zwar nicht ganz nachvollziehen, aber allgemein hört er sich vermutlich so an:
Du hast 4 verschiedene Werte von IRGENDETWAS. Nun möchtest du die Werte miteinander vergleichen.
Dazu nimmst du einen als Bezugspunkt und vergleichst die anderen drei mit diesem.
Das Problem an der Sache ist, dass mein Chef darauf beharrt,
dass es keinen Wert >100% geben kann. Ich denke aber, dass man
das schon so sagen kann, da die 100% ja nur ein Bezugspunkt
ist und es durchaus sein kann, dass die Probe 3 eben
geringradig mehr bindet als die Kontrolle. Liege ich da
richtig? Und wenn ja, wie kann ich das mathematisch korrekt
erklären?
Da die Werte vermutlich eher Anzahlen sind, können sie natürlich über 100% gelangen. Immerhin sind es keine Wahrscheinlichkeiten.
Ansonsten gibt es zwei Lösungen: Du setzt die ehemaligen 103% auf 100%.
Oder du sagst einfach, Probe 3 hat 1,03mal soviel was-weiß-ich gemacht wie die Kontrolle.
Um die 103% beizubehalten, solltest du so argumentieren, dass die Prozentzahl bei Wahrscheinlichkeiten nicht mehr als 100% sein kann, aber nur weil die Wahrscheinlichkeit nicht größer 1 (ohne Prozent) sein kann. Gleiches gilt für Anteile, aber nur dann, wenn der Anteil, der mit den x% beschrieben wird, Teil der Vergleichsmenge ist.
In anderen Fällen steht „200%“ für „das doppelte“, also „x%“ für „das x/100fache“.
mfg,
Ché Netzer