Notebook: Prozessorwahl

Hallo,

ein preisbewusster Office- und Internet-User (keine Games, kein Videoschnitt, kein DTP, kein CAD, keine Programmierung usw.) sucht ein neues Notebook. Die in Betracht kommenden Modelle haben folgende Prozessoren:

  • AMD Fusion E-300 / E-450

  • Intel Dual-Core P6200

  • Intel Core i3 370M / 380 M / 2330M

Nur wenn es auch für die oben beschriebene Verwendung wirklich einen spürbaren (nicht nur messbaren) Unterschied macht, welcher Prozessor zum Einsatz kommt, soll der Mehrpreis bezahlt werden, dies auch dann, wenn der Unterschied nur 20,00 Euro ausmacht. Mit spürbar meine ich zum einen die Geschwindigkeit.

Meine (mobilen) Intel-CPUs hatten immer ein wesentlich leiseres Notebook zur Folge als (alle Desktop- und alle (auch mobilen)) AMD-Prozessoren. (Weniger Lüftung erforderlich? Bessere Lüfter erhältlich?) Zum anderen meine ich mit „spürbarer Unterschied“ darum die zu erwartende Lautstärke. In einer Amazon-Kundenbewertung habe ich gelesen, dass das Notebook mit dem P6200 sehr, sehr leise sei. Ist das realistisch?

Bonus-Frage: Fällt eines der Modelle in puncto Stromverbrauch besonders positiv auf?

Vielen Dank für jeden fachkundigen Rat!

Benvolio

Moin,

ein preisbewusster Office- und Internet-User

gut, setzen wir hier mal einen Merker…

Hier hast du es im Grunde mit zwei verschiedenen CPU-Konzepten zu tun:

  • AMD Fusion E-300 / E-450

Die AMD Fusion-CPUs sind extrem stromsparende Prozessoren mit integrierter Grafik (insgesamt nur 18 Watt Maximalverbrauch) für sehr kostengünstig kalkulierte hoch mobile Geräte. Die angepeilte Konkurrenz sind eher Netbooks und Subnotebooks mit Intel Atom - Prozessor, die Leistung ist insgesamt besser und reicht zum Video schauen oder für Officeaufgaben in jedem Fall aus (auch wenn man mit hardcore-Aktionen in Powerpoint solche CPUs durchaus an ihre Grenzen bringen kann). Sehr hohe Akkulaufzeiten von 8 - 12 Stunden sind möglich.

  • Intel Dual-Core P6200

  • Intel Core i3 370M / 380 M / 2330M

Die genannten Intel Core i3 und Pentium DualCore CPUs sind im Grunde identische CPUs. Es handelt sich um vollwertige Notebook-Prozessoren der aktuellen Mittelklasse mit ordentlich Leistung auf Basis der Core-Architektur (Allendale). Da der Pentium DualCore P6200 von Intel als Einsteiger-Prozessor verkauft wird, wurde hier allerdings etwas der Rotstift angesetzt und das Hyperthreading gestrichen, was unterm Strich ca. 20% Leistung kostet. Die CPUs verbrauchen ca. 35 Watt, also doppelt so viel wie die kleinen AMD E-Prozessoren. Wenn im Notebook nicht auf die CPU-interne Grafik zurückgegriffen wird, sondern eine zusätzliche Grafikkarte verbaut ist, sogar noch deutlich mehr. Die Prozessorleistung eines Core i3 370M ist allerdings auch gut doppelt so hoch, so dass man mit ihm immer ordentlich arbeiten kann, ohne an irgendwelche Grenzen zu stoßen. Akkulaufzeiten zwischen 4 - 5 Stunden sollten mit diesen CPUs machbar sein, wenn keine extra Grafikkarte verbaut wird. Als direkte Konkurrenz von AMD in Leistung und Stromverbrauch sind hier die Modelle der A6- und A8-Serie zu sehen.

Nur wenn es auch für die oben beschriebene Verwendung wirklich
einen spürbaren (nicht nur messbaren) Unterschied macht,
welcher Prozessor zum Einsatz kommt, soll der Mehrpreis
bezahlt werden, dies auch dann, wenn der Unterschied nur 20,00
Euro ausmacht. Mit spürbar meine ich zum einen die
Geschwindigkeit.

Da die AMD E-Series Prozessoren eigentlich in einem anderen CPU-Segment angesiedelt sind, ist der Leistungsunterschied zum Core i3 sehr deutlich (s. oben).

Meine (mobilen) Intel-CPUs hatten immer ein wesentlich
leiseres Notebook zur Folge als (alle Desktop- und alle (auch
mobilen)) AMD-Prozessoren. (Weniger Lüftung erforderlich?
Bessere Lüfter erhältlich?)

Ich würde sagen: weder noch. Man müsste hier sehr ins Detail gehen und auf die einzelnen CPUs schauen, da mal AMD und mal Intel die Nase vorn hatte beim Stromverbrauch. Die aktuellen Prozessoren lassen sich alle leise kühlen und es lassen sich auch für alle Modelle leise Kühlkörper und Lüfter finden. Im Desktop-Bereich taugen die mitgelieferten Kühler von AMD sogar meiner Ansicht nach mehr als die von Intel. Im Notebook ist das kein Kriterium, da hier der Notebookhersteller entscheidet, was er wo verbaut. Da spielt natürlich auch der Kostendruck mit rein und da AMD-Prozessoren oft in günstigeren Notebooks verbaut werden (da Intel dies durch Vorgaben bei der Auswahl der Bauteile oft nicht zulässt) kann es natürlich sein, dass dann auch billigere Kühllösungen verbaut werden, die letztlich lauter sind. Aber wie gesagt, das hängt höchstens sehr indirekt mit dem CPU-Hersteller zusammen. Ich kenne auch sehr laute Notebooks mit Intel-CPU und sehr leise Notebooks mit AMD-CPUs, z.B. von HP.

Zum anderen meine ich mit
„spürbarer Unterschied“ darum die zu erwartende Lautstärke. In
einer Amazon-Kundenbewertung habe ich gelesen, dass das
Notebook mit dem P6200 sehr, sehr leise sei. Ist das
realistisch?

Also am Prozessor liegt das nicht, ein Pentium P6200 verbraucht genau so viel Strom, wie ein Core i3 370M oder ein AMD A8-3500M. Lauter ist ein Notebook dann, wenn andere Bauteile mehr Strom verbrauchen, weil sie entweder billiger sind oder leistungsstärker oder wenn ein schlechteres Kühlkonzept zur Anwendung kommt. Das hängt also am Gesamtkonzept und liegt beim Notebookhersteller. Wie gesagt schreibt Intel für die Vergabe seiner Logo-Sticker hier oft die Verwendung stromsparenderer und damit teurerer Bauteile vor, so dass man mit AMD-CPUs deutlich billigere und dann wahrscheinlich auch lautere Notebooks bauen/kaufen kann - aber eben nicht muss. Die Wahl liegt beim Hersteller und Käufer.

Bonus-Frage: Fällt eines der Modelle in puncto Stromverbrauch
besonders positiv auf?

Der AMD E-450 ist schon ein echtes Stromsparwunder und man kann (nicht muss) damit sehr, sehr leise Notebooks mit sehr, sehr langen Akkulsaufzeiten realisieren. Aber in Sachen Rechenleistung sind die E-Klasse CPUs eher schwachbrüstig und gehören daher eher ins Netbook-Segment (Briefe schreiben, Internet und bisschen Multimedia). Sie sind schneller und mit ihrer integrierten Grafiklösung deutlich ausgewogener konzipiert, als Intel Atom - Plattformen, aber man kann sie auch mit normaler Office-Software durchaus an ihre Leistungsgrenzen bringen, wenn man will. Trotzdem reichts im Normalfall zum Arbeiten aus.

Gruß, Jesse

Hallo,

Was wollte man da nun @ Jesse Bee`s Artikel wirklich noch hinzufügen ?

Intels Atoms sind wirkliche Minimalisten hinsichtlich Rechenleistung, Grafik und Verbrauch der gesamten Plattform.
AMD ermöglicht da etwas weiteren Spielraum in diesem Segment. Im direkten Plattformvergleich dem Atom überlegen. Auch AMD- basierte Netbooks können über 8 - 10 Stunden informative Laufzeit ähnlich des Intel - Atom erbringen.

Aber die Betonung der Technologie liegt im Schwerpunkt auf " Informativ ". Gemessen an der gesamten Plattform sehe ich AMD da sogar noch im ( Effizienz ) Vorteil gegenüber dem Atom .

Aber ein Netbook bleibt ein Netbook… und da ist zudem noch AMDs - Grafikvorteil. Das macht AMD aus. Leistungsmäßig nicht ganz Intel oder Nvidia, aber im Zusammenspiel noch unschlagbar ausgewogen.

mfg

ennlo

Schönen Dank! Das ist ja geradezu ein Musterbeispiel für eine gute Antwort.