H wie Hola.
Wir sprechen hier bislang über schriftliche Leistungen, wie du
da soiale Aspekte oder Potentiale einfließen lassen willst,
ist mir völlig schleierhaft. Wenn du es tätest würde mich eine
juristisch haltbaren Beründung interessieren. Wenn dagegen
jemand vorgeht, siehst du „uralt“ aus.
Aber hallo.
Wenn einer wirklich traumhaft die Ansätze gefunden hat und bspw. beim formalen Rechnen eher schusselig am Werke war und zum Schluß die Zensur auf Kippe steht, obliegt es mir, zu beurteilen, ob hier die ‚3‘ oder die ‚2‘ stehen muß. Wenn ein Schüler sonst nur eine ‚3‘ wert ist, trotzdem er sich anstrengt, kann ich durchaus auch 'mal „im Zweifel für“ geltend machen und sein Streben mit einer knappen ‚2‘ belohnen.
Andersherum: Wenn da einer sitzt, der wesentlich mehr kann, und dann so ein Machwerk abliefert, kann es auch die ‚3‘ geben, wenn ich der Meinung bin, hier muß ein Schlaglicht gesetzt werden, die Potentiale auszuschöpfen.
Du immer mit Deiner Juristerei. Wann ist Dir eigentlich Dein idealistisches Verantwortungsgefühl abhanden gekommen?
Nicht beherrschbar? Ich wende wie schon gesagt eine
Prozentabstufung an - im übrigen wie tausende von Kollegen -
ohne dabei in irgend einer Weise die Beherrschung zu
verlieren. Auch unsere Schülerinnen kommen damit ganz
wunderbar zurecht.
Was soll das jetzt werden? Deine hübsche Prozentabstufung ist nichts anderes als eine klassische Abstufung mit genau sechs Stufen und lediglich Tendenzen für eine Nuancierung. Trotzdem sind es defacto nur sechs echte Stufen. Mehr nicht.
Also um meine geistige Beschäftigung mache ich mir keine
Sorgen. Ich kann dir in soweit folgen (hoffe ich hab das
richtig verstanden) dass eine sehr kleinschrittige
Aufgliederung einen falschen Eindruck von Objektivität
suggeriert und man (Leher) in versuchung geraten könnte sich
auf rein rechnerische Notenfindung zurückzuziehen, anstatt die
pädagogischen entscheidungen auch bewusst zu fällen. Da gebe
ich dir recht, allerdings muss ich mich dazu nicht durch grobe
Notenraster zwingen.
Doch schon. Wie willst Du bitte bei Zehntelabstufungen ein vertretbares Maß an Gerechtigkeit, Fairneß und Überschaubarkeit garantieren. Zehntel sind zuviel. Und eine Abstufung genau auf Komma fünf ist genauso unsinnig.
Wieso Rundungen wegzuwischen? Die Rundung ist doch das
Wegwischen, dadurch geht Information verloren, die ich später
auch mit pädagogischer Verantwortung nicht wieder rein holen
kann.
Dadurch geht keine Information verloren, wieso auch?
Und wieso solltest Du Deine getroffene Entscheidung nicht wieder rekonstruieren können? Alles eine Frage, wie man seine Schüler im Blick hat, wie man vielleicht hier und da Buch führt, wie genau man beobachtet… mehr nicht.
Ja, und wenn du dem in der Schriftlichen Leistung nun was
anderes als eine 2 gibst und der dagegen vor geht, dann wird
deine 3 kassiert. Natürlich kannst du das nun versteckt über
eine Abwertung der Mitarbeitsnote verpassen, aber das wäre ja
wohl kaum ein angemessenes Verfahren.
So ein Unfug. Gegen diese ‚3‘ könnte man absolut nichts machen.
Wo steht denn geschrieben, daß eien 2,33 zur ‚2‘ gerundet werden muß?
Bei uns war es ganz normal, daß die Lehrer durchaus bis +/- 0,2 von der ,5 abweichend in die andere Richtung gerundet haben.
Sprich, eine 2,7 konnte eine ‚2‘ werden, und eine 2,3 konnte auch eine ‚3‘ werden, wenn nur genügend Anhaltspunkte (Tendenzen, generelle Leistungseinschätzung, Mitarbeit, zusätzliche Partizipation, intellektuelles Potential…) gegeben waren.
Wenn Dir das solche (juristischen) Probleme bereitet: mein Beileid.
Ich kenne das nicht anders und handhabe das ähnlich pragmatisch-idealistisch.
Genauer müßte man sogar
nach Deinen Worten schreiben: 3- + 3- + 1-. Mit dreimal ‚-‘
sollte wohl mehr als eindeutig sein, wohin die Note gehen muß.
Genau. Das war ja meine Aussage, dass es einen wesentlichen
Unterschied macht ob ich die differenzierung der Notenstufen
Reduziere auf 6 glatte Stufen, dann kriegt der Schüler eine
zwei.
Oder ich setze die Tendenzen (verwende also 18 Stufen) und der
Schüler bekommt für die gleiche Leistung eine 3.
Die Tendenzen machen doch aus den 6 Stufen keine 18, sondern sind nur Hilfsmittel im Bedarfsfalle…
Wieso schließt du daraus, dass weniger Stufen sinnvoller sind,
obwohl du doch auch der Meinung bist dass hier eine 3
angemessen wäre?
Weil man für die Beurteilung noch nicht einmal explizite Tendenzen braucht. Zweimal ist eine ‚3‘ dabei, das sagt alles (also wohin die Note eigentlich geht). Und andererseits sind sechs Stufen plus Tendenzen keine 18 Stufen.
Hier fehlt mir wieder das Schild IRONIE.
Die stereotype Ermahnung an Schüler sie sollten sich für die
nächste Arbeit doch mal mehr anstrengen ist nun wirklich sowas
von pädagogisch flau und das auch noch als Mittel gegen
erlahmendes Erkenntnisstreben zu bezeichnen!?
Einer von uns Beiden unterrichtet außerirdische.
Muss wohl ich sein.
Du unterschätzt die Schilderung gewaltig und verstehst sie sichtlich auch nicht. Das wurde weder stereotype gehandhabt, noch glich es einer Ermahnung. Diese Sätze ergeben nur im damaligen Leistungsklima einen Sinn. Die Kinder wurden äußerst subtil aus der Reserve gelockt, belohnt und redigiert. Man bediente sich feinster Methoden, um Leistungsbereitschaft gezielt zu schüren - Herbeiführen von gesunden Konkurrenzsituationen, das Appellieren an die eigenen Ansprüche und und und. Wenn Du Dir nichts anderes als „stereotypes Ermahnen“ darunter vorstellen kannst, ist das mehr als Schade.
Es zeugt eher von Weitsicht, die Kinder in diesem Alter (es ging immerhin um das Grundschulalter) in diese Richtung zu beeinflussen - schließlich ist niemand neugieriger als Kinder. Da reichen schon kleinste Impulse, um positive Entwicklungen loszutreten.
Das du an eine Fünferskala gewohnt bis, eine andere intuitive
Einschätzung der Notenwerte verinnerlicht hast und nun in
einem veränderten Bezugsrahmen die Wertigkeiten ungewohnt und
zu lasch empfindest ist nun wirklich nur ein Argument dafür,
dass Systemwechsel in der Bewertung möglichst zu unterlassen
sind.
Nein, denn das ist nicht nur mein Empfinden, sondern auch davon emotional losgelöste Beobachtung.
Eine Überlegenheit des einen gegenüber des anderen Systems
zeigt sich darin nicht. Dein Entsetzen darüber, dass die 3
keine schlechte Note mehr ist, ist ehrlich gesagt ein wenig
rührend. Warum sollte es wichtig sein dass die 3 und nicht die
4 als eher unterdurchschnittlich erscheint und warum soll die
5 als Katastrophe empfunden werden und nicht die 6? Mit dem
gleichen Recht könnte ich auch sagen die Fünfgliedrigkeit ist
eine Infolation in Bezug auf eine Viergliedrigkeit usw.
Das sind akademische Ausflüchte. Irgendwo muß natürlich der Strich gezogen werden und die fünffache Abstufung nimmt hier nach beiden Seiten ein Optimum ein.
Warum die ‚6‘ niemals eine starke ‚5‘ ersetzen kann, geht schon daraus hervor, wofür es die ‚5‘ gibt, wofür es die ‚6‘ gibt.
Das mit der ‚3‘ ist dabei ein ernstzunehmender Mechanismus. Der wird auch wieder logisch, wenn man sich die erwähnten Sätze und das Antreiben zur Leistung vor Augen führt: Die ‚3‘ mag tatsächlich nicht schlecht (eben „befriedigend“) sein. Man weiß ja: Die ‚3‘ ist die ‚1‘ des kleinen Mannes. Doch lassen sich die genannten Hebel, dieses subtile Anstacheln, sich stetig zu verbessern, viel besser an einer ‚3‘ aufhängen, die eben nicht eindeutig in der oberen Hälfte der Skala steht. Sicher nur ein kleines Teil im Puzzle, doch kein unwichtiges.
Eine Inflation läge nur dann vor wenn eine Note ohne sachliche
begründung gehäuft vergeben würde und damit an Aussagekraft
verlöre. Das hat aber nichts mit 5 oder 6 Stufen zu tun.
Natürlich erzeugt eine gröbere Rasterung einen höheren Druck,
weil immer größere Gruppen mit individuell unterschiedlichen
Leistungen zusammengefasst werden und dann in ihrer
Differenzierung nicht mehr wahrgenommen werden können. Das ist
aber letztlich auch ein Verschleierung der Leistung.
Wenn Druck hier das wesentliche pädagogische Ziel wäre, dann
wäre wie schon gesagt die Unterscheidung in „Bestanden“ und
„Durgefallen“ am Wirkungsvollsten.
Du nimmst anscheinend nicht wahr, wie heute auch im Elternhaus zu den Zensuren gestanden wird. Wo wir früher zur Verbesserung angehalten wurden, wird sich heute auf das Faulbett gelegt (um es mit dem guten alten Faust zu sagen). Die ‚6‘ ist und bleibt einfach eine überflüssige Note - sie leistet nichts, schon gar keinen Mehrwert im Vergleich zu einer fünffachen Abstufung.
Die Frage ist also eher: Was bringen sechs Stufen im Vergleich
zu fünf Stufen für Vorteile? Antwort: keine, sondern es
stellen sich eher noch upädagogisch ungünstige Mechanismen
ein.
Ich kann eine gerechtere Darstellung der individuellen
Leistungen nicht als Nachteil empfingen
Die Leistung wird nicht gerechter dargestellt. Die ‚6‘ leistet einfach nichts dazu. Man sollte in sic hgehen, wenn man tatsächlich meint, daß „mangelhaft“ noch einmal differenziert werden müßte. Mangelhaft ist mangelhaft - man hat einach einen Bock geschossen. Es ist irrelevant und zudem pädagogisch gar nicht zu differenzieren, ob die eklatanten Mängel nun „in absehbarer Zeit“ oder eben „nicht in absehbarer Zeit“ eliminiert werden können. Das tut in dem Moment nichts zur Sache.
Die Universität braucht auch keine ‚6‘.
Alles was schlechter als ‚4‘ ist, ist sofort die Kanne. Also „nicht bestanden“, weil „mangelhaft“. Völliger Quatsch, hier rein theoretisch festzustellen, wann die Mängel behoben sein werden, oder eben nicht.
Zumal es gar nicht so präzise festzustellen ist (nach dem Wortlaut der Note), ob nun die ‚5‘ oder die ‚6‘ vorliegt. Kann ja sein, der Schüler hatte einen absolut miserablen Tag und hat voll in die Sch… gegriffen. Bei der nächsten Arbeit ist er dann wieder mit einer ‚2‘ oder dergleichen dabei. Ja wo ist sie denn dann, die Differenzierung, wann die Mängel behoben sein werden? Die ‚6‘ ist schlicht eine Fehlentwicklung - ihr Wegstreichen wäre eine sinnvolle Maßnahme, die man im Zuge einer Bildungsreform en passant erledigen könnte…
MfG