Noten für's Orchester

Hallo,

als ich gestern im Konzert war und direkt vor dem Orchester saß, kamen mir einige Fragen:

Einzelne Musiker oder ganze Instrumentengruppen spielen doch zeitweilig nicht mit. Was haben die in der Zeit auf dem Notenblatt stehen? Blanco kann das doch nicht sein, die müssen doch wissen, wann sie wieder weiterspielen müssen. Wie erkennen sie das?

Wie können die Musiker eigentlich den Dirigenten beachten, wenn sie doch auf die Noten gucken müssen? Wenn Sie zu ihm hochgucken, müssen sie einige Töne blind spielen und dann beim Zurückgucken sofort die richtige Stelle wiederfinden. Und woher wissen sie, wann sie unbedingt hochgucken müssen, weil der Dirigent ein Zeichen speziell für ihre Instumentengruppe gibt?

Was für Noten hat denn der Dirigent auf seinem Blatt? Jede Instrumentengruppe hat doch andere?

Ich hoffe, man kann das einem Laien wie mir erklären.

Falls es geht: Dank im Voraus!
Carsten

Hallo!

  1. Kleine Pausen eines Instruments bleiben einfach leer, längere Pausen haben einen waagrechten Balken mit darübergestellter Zahl der Takte. Als Vorwarnung, daß es bald wieder weitergeht, finden sich in der Stimme sogenannte „Stichnoten“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Stichnote
  2. Das was der Taktstockfuchtler da vor sich liegen hat nennt sich „Partitur“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Stichnote

Tach Carsten,

alles halb so wild…
zum Dirigenten: er hat (wenn er nicht auswendig dirigiert) eine sog. Partitur vor sich liegen, das is meist ein ziemlich dicker Schinken, in dem alle Instrumentenstimmen untereinander (in festgelegter Reihenfolge) notiert sind, so sieht er immer genau, wann wer was spielt und wann nicht…
so - wo seh ich jetzt dein posting?

aus dem Gedaechtnis: die Musiker haben natueerlich nur die ihr Instrument betreffende Stimme vor sich am Pult, wenn sie laenegr Pause haben, sind ueblicherweise Takte mit dicken Balken notiert, ueber denen in Anzahl Pausetakte steht, dann heissts mitzaehlen :o)
ausserdem gibts sog. Studierziffern (o.ae.), das koennen auch Buchstaben sein, die in best. Abstaenden in den Noten (und der Partitur) stehen und neue musikal. Abschnitte/Teile/Tempowechsel,… anzeigen,
ueblich sind auch Stichnoten: die stehen in den Einzelstimmen nach langen Pausen, sind kleiner als die restlichen Noten und zeigen die Melodie eines anderen Instrumentes an, das kurz vor dem Einsatz etwas deutlich wahrnehmbares spielt - zur Orientierung und zum Einsatz
finden

zum Blickkontakt: jeder Orchestermusiker muss den Dirigenten ohne grosse Verrenkungen sehen koennen, die Notenstaender sind in einer Hoehe positioniert, dass man den Dirigenten sowieso aus den Augenwinkeln sieht - und ein paar Takte auswendig spielen, is kein Problem
swingende Gruesse,
Dsharlz

nur noch kleine Anmerkungen.
ich hab mal Celesta bei Gershwin mitgespielt und hatte im ganzen Stück einen Einsatz von ca. 10 Takten. Nach etwa 15 Minuten nach Stückbeginn.
Da geht Pausentakte zählen natürlich nicht, und 15 Minuten auf die paar Stichnoten warten auch nicht. Man muss das Stück halt gut kennen schon vorher, dafür gibt’s CDs.
Streich- und Blasinstrumente kann man auch blinder spielen als Tasten- oder Schlaginstrumente, heißt, die müssen da nicht so auf die Finger kucken, haben sowieso den Blick auf den Noten und sehen den Dirigenten dabei verschwommen sich dort vorne rumbewegen.

Ein Video möchte ich hier nicht vorenthalten.

http://www.youtube.com/watch?v=2QQyIXtUKow

Besonders der 2. Satz: grandios!!

gruß

Hallo,

Wie können die Musiker eigentlich den Dirigenten beachten,
wenn sie doch auf die Noten gucken müssen? Wenn Sie zu ihm
hochgucken, müssen sie einige Töne blind spielen und dann beim
Zurückgucken sofort die richtige Stelle wiederfinden. Und
woher wissen sie, wann sie unbedingt hochgucken müssen, weil
der Dirigent ein Zeichen speziell für ihre Instumentengruppe
gibt?

das ist ähnlich wie wenn du ein Buch liest. Da kannst du zwischendrin auch mal kurz hoch gucken, wenn du die nächsten Worte schon im Voraus gelesen hast. Beim Spielen ist man mit den Augen auch immer schon weiter, damit man weiß, was als nächstes kommt. Außerdem haben die Musiker die Stücke ja (meistens) vorher geprobt, also kennen sie die Stücke schon.
Man muss natürlich auch nicht die ganze Zeit intensiv den Dirigenten beobachten. Wie schon gesagt wurde, stehen die Notenständer so, dass man den Dirigenten im Blick hat. Es gibt aber Stellen, z.B. wenn sich das Tempo ändert, an denen man genau hinsehen muss, wie der Dirigent das haben will. Da kann man dann wirklich mal die paar Töne auswendig spielen.

Gruß,
Booze

Nur noch kurz dazu was

Und woher wissen sie, wann sie unbedingt hochgucken müssen, weil
der Dirigent ein Zeichen speziell für ihre Instumentengruppe
gibt?

Wie schon gesagt, Tempowechsel und Dynamik steht schon in den Noten, da weiss der Musiker, dass er hochschauen sollte. Natürlich werden die Stücke auch eingeprobt, und wenn der Dirigent eine Stelle des Stücks etwas anders gespielt haben will, schreiben sich die Musiker das in die Noten rein. Das macht auch der Dirigent. In komplizierten Passagen ist es für die Musikanten sehr hilfreich, wenn der Dirigent die Einsätze gibt (kommt bei professionellen Orchestern eher selten vor, bei allen anderen m.o.w. regelmässig).
In der Schweiz sagt man deshalb: Jeder Profi hat ein Blofi (Bleistift).

mfg
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