Hallo Esther,
du willst etwas über die Besonderheiten der Münchner Rhythmenlehre erfahren? Die Münchner Rhythmenlehre von Wolfgang Döbereiner ist ein eigenständiges, völlig neues astrologisches System und grenzt sich ganz klar von anderen Schulen ab. Es ist schwierig, in wenigen Sätzen das wiederzugeben, was die Rhythmenlehre ausmacht bzw. wie sie arbeitet.
Es ist in etwa so: Die gesamte Wirklichkeit der Welt lässt sich vierteilen: Es gibt zum einen die causa materialis, die causa formalis, die causa efficiens und die causa finalis. Diese Gedanken der Vierteilung der Welt sind nicht neu, sie tauchen schon bei Aristoteles auf, aber Herr Döbereiner hat sie erstmals mit der Astrologie in Verbindung gebracht. Diese vier Bereiche werden in einem Horoskop dargestellt durch Tierkreiszeichen und Planeten. Sie erhalten somit eine spezifische Wirkung. Die causa materialis ist die Materie, die stoffliche Beschaffenheit einer Sache, also das, was körperlich existiert. Die causa formalis ist der formgebende Urgrund (das Seelische), die causa efficiens ist der bewirkende Urgrund oder der Geist und die causa finalis ist der bestimmende Urgrund, eigentlich ist es das Ziel einer Sache. Jeder der vier Urgründe hat nun wieder drei Bereiche, also ergeben sich insgesamt 12 Urprinzipien und das sind die zwölf Tierkreiszeichen.
Ich will das noch kurz mit einem Beispiel verdeutlichen:
Im ersten Quadranten eines Horoskops, der causa materialis, zeigt sich, wie gesagt, die stoffliche Beschaffenheit. Stell dir mal ein Stück Lehm vor. Das, was man am Lehm konkret sehen kann, seine Gegenständlichkeit, seine stoffliche Erscheinung, ist die causa materialis des Lehms. Dieses Stück Lehm als räumlicher Bestand ist unbeweglich, in sich ruhend und verharrend. Jetzt kommt da zufällig jemand, der den Lehm sieht und will daraus ein Gefäß oder eine Tonschale machen. Daß aber aus dem Lehm eine Vase, ein Krug oder sonstwas werden kann, haftet dem Lehm als Möglichkeit an, d. h. der Lehm hat eine Kapazität an Möglichkeiten, die ihm durch seine stoffliche Beschaffenheit vorgegeben sind. Dass diese Möglichkeiten nun Gestalt werden, liegt in einem Bewirkenden begründet: nämlich in dem Töpfer, der sich von dem Lehm anmuten lässt. Der Anstoß zur gestaltenden Veränderung kommt vom Töpfer. Diese Idee ist aber bereits im Lehm vorhanden, nämlich in seiner causa efficiens. Das ist beim Menschen das Begegnende, das Geistige, die Vorstellbarkeit einer Sache und natürlich auch die Einsicht und die Weltanschauung etc. Aber um beim Lehm zu bleiben: Diese Idee einer Gestalt wird am Lehm ausgeführt, indem man ihn ganz konkret verformt. Diese Gestaltwerdung zum Krug, zur Vase, zum Gefäß etc. ist die causa formalis des Lehms, die im zweiten Quadranten des Horoskops sichtbar wird. Beim Menschen ist das die Gebärde, der lebendige Ausdruck, der Lebenswille und natürlich auch die Vernunft, da Vernunft etwas Seelisches ist. Dann gibt es noch den vierten und letzten Bereich, das ist die causa finalis, und das ist das Erwirkte bzw. das Ergebnis. In diesem Ergebnis erst wird der Bedeutungsinhalt und damit die Bestimmung des Erwirkten frei. Ob das Gefäß die Aufgabe hat, Opferschale bei einer Kulthandlung zu sein oder ob es die Aufgabe eines Wasserkrugs übernimmt oder ob es weggestellt wird in oder gar zerbricht, ist die causa finalis. Sie offenbart sich im vierten Quadranten des Radix und ist immer unbeabsichtigt, es ist der Himmel, der im Menschen hineinwirkt und nicht gewollt werden kann. Es ist das Namenlose und von diesem Bereich erfährt der Mensch seine Bestimmung im Leben.
Das, was das System von Döbereiner so einzigartig macht, ist, dass man eine ganz genaue Verwirklichungsebene von Anlagen durch diese vier „causa“-Bereiche sichtbar machen kann. Ein körperlicher Schaden bei einem Menschen kann nur im ersten Quadranten liegen, also in der causa materialis, da er nur den Körper tangiert. Wenn z. B. im Bereich der causa efficiens ein Jupiter-Uranus drin ist, dann handelt es sich um einen „hochgeistigen“ Menschen. Ist z. B. im zweiten Quadranten, also in der causa formalis ein Neptun-Sonne, steht das für geschwächten Lebenswillen etc. Krankheiten stehen nicht, wie in anderen Schulen behauptet wird, im 6. Haus! Nein, das sechste Haus ist das Haus der Wahrnehmung der Bedingungen und der Aussteuerung des Lebenstriebes an diese Bedingungen, das nennt man auch Vernunft. Das 6. Haus hat nichts mit Not, Elend, Krankheit zu tun, wie es andere Schulen behaupten. Ich hab den Jupiter im 6. Haus und hatte mit Geld nie Probleme, weil meine Anlagen diese guten Lebensbedingungen für ihre Verwirklichung benötigen. Das Horoskop gehorcht nämlich einer inneren Logik. Aber das ist wieder ein anderer Punkt. Das heißt konkret, dass man, wenn man drei, vier Planetenstände im Horoskop kennt, die restlichen schlussfolgern kann, weil diese eben nur an ganz bestimmten Stellen im Horoskop stehen können.
In der Rhythmenlehre gibt es auch keine erfundenen Planeten wie von der Hamburger Schule mit ihren Trans-Neptunern oder wie die heißen. Da gibt es auch keine Halbsummen, denn wer mit Halbsummen arbeitet, zerstört den Bildwert in der Astrologie. Die Rhythmenlehre ist ein sehr bildhaftes astrologisches System und genau da liegen ihre Stärken. Deshalb ergeben sich ganz zwangsläufig auch erhebliche philosophische Schlussfolgerungen und Konsequenzen. Nicht, weil Herr Döbereiner danach intensiv forschte, sondern weil sie sich einfach zwangsläufig ergeben.
Das Schöne in der Rhythmenlehre ist auch noch der Überblick, den man hat. Man verirrt sich nicht in irgendwelche Denk-Sackgassen, sondern hat ein schönes System, nach dem man arbeiten kann, wie z. B. den „Dreierweg“. Der geht davon aus, dass der Mensch bestimmte Anlagen hat, welche verwirklicht werden wollen und auf eine ganz bestimmte Art und Weise ins Leben gebracht werden. Das, was an Bedeutung (= geistige Unterscheidbarkeit) entsteht, ist also das Ergebnis, welches auch noch betrachtet wird. Also Anlage, Verhalten, Ergebnis. Und da lassen sich irre gute Ergebnisse damit erzielen. Den „Weg der Aphrodite“, entstanden durch die Arbeiten an seinem Malereibuch, ein sehr bildhaftes Deutungssystem und die „Verbunddeutung“ gibt es auch noch. Ich würd’ dir empfehlen, mal sein erstes „Lehr- und Übungsbuch“ zu kaufen und dann wird es dir vielleicht wie mir ergehen, dass du nämlich in eine völlig neue, fantastische Denk-Welt eintauchst, in der dir die Ordnung und die Gesetzmäßigkeiten der Welt in voller Klarheit erscheinen. Früher haben die Leute in den Ordnungen der Engel ihre Orientierung gefunden, ich hab sie in der Astrologie gefunden.
Ich hoffe mal, dass ich dir einen kleinen Einblick geben konnte, auch wenn es vielleicht ein bißchen verwirrend für dich war…
Wenn du weiterhin Informationen über die Rhythmenlehre haben willst, dann schreib mir einfach eine E-Mail, da ich das Diskussionsthema, um das es eigentlich geht, nicht stören will. Ich hatte das Problem bei mir nämlich auch, dass das eigentliche Thema, über das ich diskutierten wollte, überhaupt nicht tangiert wurde.
Liebe Grüße,
Herbert