NPD Verbotsverfahren

Moin,

aus der Presse hab ich den Eindruck gewonnen, sobald keine V-Leute mehr entscheidend in der NPD mitwirken, ist ein Verbotsverfahren quasi schon durch.

Nach dem Interview mit Papier hab ich das so verstanden, dass es durchaus so laufen kann, dass das Verbotsverfahren inhaltlich abgelehnt werden kann. Damit würde die NPD quasi per Urteil demokratisch legitimiert. Diese Entscheidung wurde beim letzten Mal gar nicht behandelt, weil vorher schon wegen der V-Männer abgebrochen wurde.

Wie hoch sind die Chancen, dass ein Verbotsverfahren durch geht und sollte man das Risiko wirklich eingehen?

Gruß

ALex

Hi,

Wie hoch sind die Chancen, dass ein Verbotsverfahren durch
geht und sollte man das Risiko wirklich eingehen?

Tja, das ist eine Frage, die gerade durchaus heiß diskutiert wird - und zwar von Leuten, die mehr Einblick in die Ermittlungsergebnisse des Verfassungsschutzes haben als du oder ich (oder sonstwer hier).

Allerdings:

Nach dem Interview mit Papier hab ich das so verstanden, dass
es durchaus so laufen kann, dass das Verbotsverfahren
inhaltlich abgelehnt werden kann. Damit würde die NPD quasi
per Urteil demokratisch legitimiert.

So kann man das sehen. Bosbach sagt dazu das dies dann eine „Blamage für den Staat“ wäre. Da sieht man mal wieder, dass die CDU auch nicht wirklich demokratisch denkt - denn so ein Konfliktfall wäre ja quasi ein Musterbeispiel für das Funktionieren der Gewaltenteilung, also ein Triumph für die Bundesrepublik als Staat.

Persönlich sehe ich die Diskussion schon kritisch. Wenn es für ein Verbot ausreicht „Neonazis verbal den Boden zu bereiten“ (Zitat von irgendjemandem heute aus NDR.info), dann frage ich mich, wieso Bushido noch frei seine Lieder verbreiten darf, denn der ruft auch zu Gewalt und Verbrechen auf (und wahrscheinlich expliziter als die NPD in ihren Pamphleten).

Gruß

Anwar

Hallo ALex,

Wie hoch sind die Chancen, dass ein Verbotsverfahren durch
geht und sollte man das Risiko wirklich eingehen?

als Nichtexperte kann ich mich zum Risiko des Scheitern nicht äußern. Als Mitbürger habe ich den Eindruck, dass in Deutschland sehr oft versucht wird, Probleme technokratisch zu lösen. Von oben herab, schnell, nach der Hau-Ruck-Methode, um Entschlossenheit und Tatkraft öffentlich zu demonstrieren.

IMHO ist die NPD nicht das Problem, sondern die Tatsache, dass rassistisches, rechtsextremes, nationalistisches Gedankengut immer noch über Deutschlands Stammtischen kreist. Dass man Rechtsextreme nicht ernst nimmt, sondern stigmatisiert. Dass man nicht fragt, wie jemand dazu kommt, so einen Scheiß zu glauben. Dass man nicht inhaltlich arbeitet, sondern mit Verboten. Aber das wäre ja völlig unspektakuläre Graswurzelarbeit, mit der man keinen Blumentopf gewinnen kann. Die keine schnellen Ergebnisse vorzuweisen hat. Außerdem sieht man auch nur das Scheitern dieser Arbeit: Rechtsextreme, die bei ihrer Weltsicht bleiben. Wie viele Menschen dem Rechtsextremismus den Rücken kehren oder gar nicht erst in die Gefahr kommen, lässt sich vermutlich schlecht belegen. Stattdessen kürzt man die Gelder für die Organisationen, die diese Arbeit leisten.

Hi,

die Taz hat ein Interview mit einem der ehem. Verfassungsrichter (Siegfried Broß )geführt und darin kann man auch herauslesen, was damals nicht zum NPD Verbot geführt hat.

https://taz.de/Ex-Verfassungsrichter-zum-NPD-Verbot/…

Wenn diese Punkte im Einstellungsschreiben gut gelöst sind, dann gibt es durchaus eine gute Chance zum NPD Verbot.

Ob es jetzt gute/schlechte Chancen gibt damit durchzukommen, ist eine andere Frage. Da es noch kein off. Dokument gibt, kann man das auch so nicht einschätzen. Man kann nur die Fehler vom letzten mal, besser machen.

mfg,

Hanzo

Hi.

So kann man das sehen. Bosbach sagt dazu das dies dann eine „Blamage für den Staat“ wäre. Da sieht man mal wieder, dass die CDU auch nicht wirklich demokratisch denkt - denn so ein Konfliktfall wäre ja quasi ein Musterbeispiel für das Funktionieren der Gewaltenteilung, also ein Triumph für die Bundesrepublik als Staat.

Da kann ich dir 100%ig zustimmen. Von Bosbach halte ich übrigens überhauptnichts, da er mir als Dampfplauderer aufgefallen ist, der zu jedem Thema irgendwas meist weniger kluges zu sagen hat. Und dass ein Urteil oder eine Entscheidung, das als Beispiel für den funktionierenden Rechtsstaat dienen kann, in großen Teilen der Bevölkerung, der Politik und diversen Medien nicht als solches wahrgenommen und das Gegenteil behauptet wird, ist auch nicht neu. Solche Fälle hatten wir dieses Jahr bereits 3 oder 4 mal. Liegt wohl meistens daran, dass viele Menschen erstmal ihren Bauch reden lassen statt vielleicht mal 2 Sekunden nachzudenken.

Ein NPD-Verbot befürworte ich ausdrücklich nicht, obwohl ich wohl relativ weit links im politischen Spektrum angesiedelt bin. Ich sehe es eher so, dass mit einer bestehenden rechtsextremen Partei die Beobachtung der rechten Szene durch den Verfassungsschutz wohl einfacher zu bewerkstelligen ist. Die NPD ist ein Sammelbecken für größere Teile der rechten Szene und bietet dadurch natürlich auch gewisse Möglichkeiten für den VS, kleinere Gruppierungen schneller zu registrieren, als eventuell jedes mal erst nach einer Aktion einer neuen Gruppe von selbiger zu erfahren.

MfG,
TheSedated

Naja, Anwar,

dass die Konservativen nicht demokratisch seien, ist nun aber wirklich eine Aussage,die du zurücknehmen solltest.

Zur NPD: Sollte ein Verbot dieser Partei ein zweites Mal nicht möglich sein, wäre dies ein Schaden für die Demokratie und würde der NPD den Ritterschlag ermöglichen.
Besser wäre es,das Übel an der Wurzel zu packen und die Grundstimmung in Teilen des Volkes zu erkunden und zu versuchen ,auch oder gerade als Einzelner an der Basis, die Gegner der Demokratie(manchmal kann es sogar der/die Nachbarin sein)dadurch zu bekämpfen indem man die drängenden Probleme unserer Gesellschaft offen und beherzt angeht.
Zur Zeit ist es nämlich so, dass die Rechten mit unseren Mitteln kämpfen.

Stiegler

Hallo,

Ich sehe es eher so, dass mit einer bestehenden rechtsextremen Partei :die Beobachtung der rechten Szene durch den Verfassungsschutz wohl :einfacher zu bewerkstelligen ist.

Im Prinzip bin ich deiner Meinung, aber was man unbedingt unterbinden muss ist die Finanzierung der NPD durch den Verfassungssschutz. Denn es ist nicht nur einmal vorgekommen, das Gelder des VS, die an „Spitzel“ gezahlt wurden, fuer den Wahlkampf verwendet wurden. Es ist schon schlimm genug, das die Braune Brut Steuergelder aus der Pateienfinanzierung erhaellt. Der einzige Grund der meiner Meinung fuer ein Verbot spricht, waere der Wegfall der oeffentlichen Gelder, wie auch die Diaeten der NPD Abgeordneten in den Parlamenten.

Tschau
Peter

Hallo,

dass die Konservativen nicht demokratisch seien, ist nun aber
wirklich eine Aussage,die du zurücknehmen solltest.

Bosbachs Äußerung steht dem Verständnis von Gewaltenteilung einfach nur quer gegenüber. Da gibt’s nichts zu interpretieren. Insgesamt scheint die Union ein Verständnisproblem diesbezüglich zu haben. Auch von der Leyens Zensurgesetz war ja ein Prachtexemplar diesbezüglich.

Zur NPD: Sollte ein Verbot dieser Partei ein zweites Mal nicht
möglich sein, wäre dies ein Schaden für die Demokratie und
würde der NPD den Ritterschlag ermöglichen.

Seltsames Verständnis von Demokratie, wie gesagt.

Besser wäre es,das Übel an der Wurzel zu packen und die
Grundstimmung in Teilen des Volkes zu erkunden und zu
versuchen ,auch oder gerade als Einzelner an der Basis, die
Gegner der Demokratie(manchmal kann es sogar der/die Nachbarin
sein)dadurch zu bekämpfen indem man die drängenden Probleme
unserer Gesellschaft offen und beherzt angeht.
Zur Zeit ist es nämlich so, dass die Rechten mit unseren
Mitteln kämpfen.

Da gebe ich dir grundsätzlich Recht, auch wenn sich aus meiner Sicht die Frage stellt, wie sowas konkret am besten umgesetzt werden kann.

Gruß

Anwar

Hallo

Im Prinzip bin ich deiner Meinung, aber was man unbedingt unterbinden muss ist die Finanzierung der NPD durch den Verfassungssschutz. Denn es ist nicht nur einmal vorgekommen, das Gelder des VS, die an „Spitzel“ gezahlt wurden, fuer den Wahlkampf verwendet wurden. Es ist schon schlimm genug, das die Braune Brut Steuergelder aus der Pateienfinanzierung erhaellt. Der einzige Grund der meiner Meinung fuer ein Verbot spricht, waere der Wegfall der oeffentlichen Gelder, wie auch die Diaeten der NPD Abgeordneten in den Parlamenten.

Also das ließe sich viel einfacher bewerkstelligen.
Bis dahin ist eben die Frage, ob diese Partei verfasungsfeindlich ist oder nicht. Für diese Beurteilung reicht es eben nicht, dass die Mehrheit anderer Parteien dafür wäre oder ob in der veröffentlichten Meinung dafür getrommelt wird.
Es ist hier schon mehrfach angesprochen worden, dass in einer Demokratie auch Andersdenken ihre Meinungen rausposaunen und sich dabei der Mittel bedienen dürfen, die ihnen der Staat bietet.
Auf der anderen Seite kamen mir schon im letzten Verfahren Zweifel, ob es die NPD ohne die vielen V-Leute überhaupt so gegeben hätte und sich der Staat hier nicht vielmehr wie ein zündelnder Feuerwehrmann verhalten hat.
Ich denke, dass die Hürden für ein Parteienverbot zu Recht sehr hoch sind, und nicht an Verfehlungen oder verbalen Entgleisungen von Mitgliedern festgemacht werden können.
Wäre dem so, dann müßte wohl auch mindestens DIE LINKE sofort verboten werden. Da sind Leute dabei, die lieber heute als morgen wieder politische Zustände wie in der DDR herbeibeten, und sicher auch Leute, die damals als Ausführende oder Befehlende an am Einsperren oder Umbringen Andersdenker beteiligt waren.

Also ich denke, dieser Presserummel verschafft der NPD unnötige Aufmerksamkeit und die anderen Parteien, nicht der Staat oder die Demokratie wohlgemerkt, werden sich wieder blamieren.
Die sollten sich lieber mit den Problem der Bevölkerung auseinandersetzen und sich fragen, warum die Leute in manchen Gegenden soviel extreme Parteien wälhen.
Kann natürlich zu unbequemen Erkenntnissen führen, dürfte aber langfristig wirksamer sein.

Erinnerst mich ein bißchen an das Handyverbot im Auto. Es ist verboten und es hat sich nichts geändert. Offenbar kein zielführender Weg.

Grüße

Hallo Anwar,

Jugendarbeitslosigkeit,insolvente Kommunen durch Übertragung von Bundesaufgaben an die Länder,prekäre Arbeitsverhältnisse durch Verbreitung der Mär von der Bildungsferne der Betroffenen,Ausweitung der 400 Euro Jobs,Unfähigkeit großer Teile des politischen Personals globale Zusammenhänge und die dadurch entstehenden Wirkungen dem Volk sachgerecht kommunzieren zu können und dergleichen mehr.

Das sind Steilvorlagen.

Stiegler

Hallo,

Auf der anderen Seite kamen mir schon im letzten Verfahren
Zweifel, ob es die NPD ohne die vielen V-Leute überhaupt so
gegeben hätte und sich der Staat hier nicht vielmehr wie ein
zündelnder Feuerwehrmann verhalten hat.

der Gedanke kam mir auch, aber inzwischen gab es doch einige Informationen, wer diese V-Leute sind.

Recht hättest Du, wenn der Staat Leute eingeschleust hätte, die die NPD und ihren Kurs beeinflussen.

Tatsächlich sind das aber Leute aus der NPD, die lediglich für Geld Informationen liefern. Die waren schon in der NPD, bevor sie V-Leute wurden.

Der Staat hat nichts beeinflusst, nur Informationen gekauft. Die NPD hat sich durch dei V-Leute also eher nicht verändert. Die würde ohne V-Leute auch nicht anders aussehen. Kein Mitglied ist durch Einwirkungen des Staates dazugekommen und die Inhalte haben sich dadurch schon gar nicht verändert.

Gruß Rainer

Moin,

NPD-Verbot? Bin kein Freund von Holocaust-Relativierern und Antisemiten. Nur frage ich mich, wie man so laut über ein Parteiverbot nachdenken kann, wenn das letzte Parteiverbot noch gar nicht aufgearbeitet ist.

Gruß
Ultra

Hi,

da ist man gerade dran die Punkte zu bearbeiten, die zum Scheitern des Parteiverbotes geführt haben.

mfg,

Hanzo

Nein, ich meinte es so, wie ich es geschrieben habe. Das letzte Parteiverbot, das erfolgreich war und bei dem es sich nicht um ein Verbot nach dem Vereinsrecht handelte, ist in meinen Augen noch nicht aufgearbeitet. Kritiker vermuten nämlich, dass jenes Verbot zumindest teilweise politisch begründet war: http://www.zeit.de/online/2006/33/KPD-Verbot

Und bei der NPD? Ich traue dem Bundesverfassungsgericht heute eine sachliche Beurteilung zu, ob diese Partei verfassungsfeindlich ist oder nicht. Nur sind Forderungen nach einem Verbot mit dem Anschein, dass es sich einfach um einen politischen Gegner handelt, wenig überzeugend.

Nein, ich meinte es so, wie ich es geschrieben habe. Das
letzte Parteiverbot, das erfolgreich war und bei dem es sich
nicht um ein Verbot nach dem Vereinsrecht handelte, ist in
meinen Augen noch nicht aufgearbeitet. Kritiker vermuten
nämlich, dass jenes Verbot zumindest teilweise politisch
begründet war: http://www.zeit.de/online/2006/33/KPD-Verbot

Das letzte Parteiverbot ist ja noch nicht lange her. Doch die Gesinnung bleibt so bestehen. Es muß eben anders gemacht werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheitliche_Deutsche_…

Und bei der NPD? Ich traue dem Bundesverfassungsgericht heute
eine sachliche Beurteilung zu, ob diese Partei
verfassungsfeindlich ist oder nicht. Nur sind Forderungen nach
einem Verbot mit dem Anschein, dass es sich einfach um einen
politischen Gegner handelt, wenig überzeugend.

Wenn etwas verfassungsfeindliches gesucht wird, kann man auch SPD, CDU und Grüne verbieten.

Nein, ich meinte es so, wie ich es geschrieben habe. Das
letzte Parteiverbot, das erfolgreich war und bei dem es sich
nicht um ein Verbot nach dem Vereinsrecht handelte, ist in
meinen Augen noch nicht aufgearbeitet. Kritiker vermuten
nämlich, dass jenes Verbot zumindest teilweise politisch
begründet war: http://www.zeit.de/online/2006/33/KPD-Verbot

Das letzte Parteiverbot ist ja noch nicht lange her. Doch die
Gesinnung bleibt so bestehen. Es muß eben anders gemacht
werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Freiheitliche_Deutsche_…

Nein, das war kein klassisches Parteiverbot: „Die FAP wurde somit nach dem in Deutschland gültigen Vereinsrecht verboten.“ Dass sie das Wort „Partei“ im Namen hat, ist hierfür unerheblich.

Und bei der NPD? Ich traue dem Bundesverfassungsgericht heute
eine sachliche Beurteilung zu, ob diese Partei
verfassungsfeindlich ist oder nicht. Nur sind Forderungen nach
einem Verbot mit dem Anschein, dass es sich einfach um einen
politischen Gegner handelt, wenig überzeugend.

Wenn etwas verfassungsfeindliches gesucht wird, kann man auch
SPD, CDU und Grüne verbieten.

Und erst recht die FDP.