Nützt ein Ausblenden von Realitäten bei der Bildungsmisere?

Ich sach ja: Lesekompetenz - hat man oder hat man nich :wink:

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Ach ja? Wie kommt es denn zu der Misere, dass es nicht genügend Lehrer gibt? Hat man da vielleicht die Zeichen der Zeit verpennt? Schulkinder fallen, ebensowenig wie Lehrer, nicht vom Himmel, aber es ist auch bezeichnend wenn man sich heute hinstellt und brüllt, dass es auf einmal ach so viele Schüler gibt. Das zeichnet sich ja mindestens 6 Jahre vorher ab.

Wer hat G8 und G9 verkackt? Wer hat es verpennt die technologischen Neuerung „Computer“ an die Schulen zu bringen? Wo ich annotuck noch programmieren in der weiterführenden Schule lernte, ist heute (ernsthaft, ist kein Witz) das hochfahren des PC Lernziel.

Sieht man hier ganz prima. Ich formuliere es jetzt ganz klar und unmißverständlich: du bist nicht in der Lage die Zitate oder gar den Link der OECD zu verstehen. Wer keine Lesekompetenz hat, sollte nicht mit irgendwelchen Zitaten auf andere zeigen.

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Natürlich ist der Versuch, derartige Entwicklungen monokausal zu erklären, regelmäßig zum Scheitern verurteilt. Natürlich fehlt Personal an allen Ecken und Enden, natürlich hat man den Schulen viel zugemutet. Neben G8/G9 ist da sicherlich auch die Inklusion zu nennen, die hier in NRW ja so wichtig war, daß man Förder-/Sonderschulen reihenweise zugemacht hat.

Und da bin ich wieder an einem Punkt, an dem hier im Land vieles zusammenläuft, daß in Politik und Verwaltung allein schon jede Andeutung wutschnaubend vom Tisch gefegt wird, daß eben nicht alle Menschen gleich sind. Es ist eben nicht damit getan, eine Kartoffel wie meinen schwerstbehinderten (geistig wie körperlich) Schwiegerneffen in eine normale Schule zu stecken und dem einen Betreuer zur Seite zu stellen, damit alle was davon haben - behinderter Schüler und der Rest der Klasse. Genauer gesagt, ist niemandem damit geholfen.

Und genauso gilt, daß es eben nicht reicht, einen Ausländerbeauftragten zu ernennen, Deutschkurse anzubieten und die Kinder einen Verhaltenskodex beschließen zu lassen, um alle Probleme zu beseitigen, die zu einem Großteil daher rühren, daß die Hälfte der Klasse kaum Deutsch spricht, Gewalt als eine hinreichende Alternative zur verbalen Kommunikation ansieht und sich im übrigen von den vornehmlich weiblichen Lehrern nichts sagen läßt.

Wenn diese Situation auf ein Umfeld trifft, in dem disziplinarische Maßnahmen praktisch kaum durchsetzbar sind und das oberste Primat lautet, allen Kindern nicht nur den Zugang zum Gymnasium ermöglichen, sondern eigentlich auch das Einser-Abitur, dann entwickeln sich Biotope, die eigentlich keiner will, aber gegen die auch niemand etwas machen darf bzw. kann, weil spätestens im Schulamt solche Themen abgebügelt werden, wenn sie nicht so offen auf der Hand liegen, daß man sie nicht von derselben weisen kann.

Es mangelt schlicht und ergreifend am Willen, das Problem überhaupt zur Kenntnis zu nehmen und das regt mich auf. Nicht, weil ich möchte, daß es hier keine Ausländer gibt, sondern weil Sprache wichtig ist. Niemand käme auf den Gedanken, sich von einem Arzt behandeln zu lassen, der nicht mal die Symptombeschreibung erkennt. Niemand würde sein Auto von jemandem reparieren lassen, der nicht versteht, was daran kaputt ist. Niemand läßt sich von einem Fleischfachverkäufer bzgl. des Festtagsbratens beraten lassen, der im Deutschen nicht einmal den Unterschied zwischen Rind und Schwein kennt. Aber aus irgendeinem Grund scheinen Schulverwaltungen, Kultusministerien und der Rest der Politik zu glauben, daß es sinnvoll ist, Kinder über Jahre auf Deutsch zu unterrichten, die der Sprache allenfalls in Grundzügen mächtig sind und an Textaufgaben nicht intellektuell oder mathematisch scheitern, sondern schon den Sinn der Worte nicht erfassen können.

Kurz: das Grundproblem ist, daß nicht akzeptiert wird, daß die Menschen nicht gleich sind. Manche sind blöder als andere und manche sprechen schlechter Deutsch als andere und manche sind behinderter als andere. Wer meint, alle gleich behandeln zu können, hilft niemandem und schadet im Zweifel allen.

Gezielte Förderung ist insbesondere bei der Sprache wichtig und das schon im Kindergarten. Stattdessen sieht’s mal so aus, daß man sein Kind aktiv für eine Veranstaltung anmelden muß, wenn es zu den 10% im Kindergarten gehören soll, denen etwas über die Hintergründe des Weihnachtsfestes, des Martinszuges, zu Nikolaus und Ostern erzählt werden darf.

Es ist wunderschön, daß in den Lesebüchern nun Kinder vorkommen, die Namen wie Kemal und Ahmet tragen. Damit integriert man aber niemanden. Integration läuft über Sprache und Kultur und wer das den Leuten aus falsch verstandene Gleichmacherei vorenthält, vergeht sich nicht nur an diesen Leuten, sondern an der ganzen Gesellschaft.

Gruß
C.

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Wenn überhaupt, liegt es an der Stadt bzw. am Alter der Schule. Wird eine Schule neu gegründet, wird die natürlich der Zeit entsprechend ausgestattet, aber über die Jahre verrottet halt alles. Über unser Gymnasium gibt’s nur das beste zu berichten, zumindest hinsichtlich der Ausstattung. Aber das ist halt auch ein paar Jahrzehnte neuer als die Grundschule.

Was heißt schon gebremst? Manches läßt sich halt mit Magnet anschaulicher erklären als ohne. Unterricht ist halt mit Laptop und Beamer einfacher und flexibler als mit ausgeteilten Kopien. Vermittelt bekommt man den Stoff trotzdem. Und wie will man auch wissen, wie es gewesen wäre, wenn die Ausstattung besser wäre?

Anekdote: Der Computerraum mußte 2016 geschlossen werden, weil man für die ungewisse Zahl der Flüchtlinge erstmals vierzügig starten mußte und den Raum brauchte. Im Sommer wird der wieder frei und wir sitzen auf einer riesigen, aber leider zweckgebundenen Spende für IT-Kram, die wir aber nicht auszahlen können, weil diese Schule nicht besser ausgestattet sein darf als die anderen Schulen der Stadt. :man_facepalming:

Gruß
C.

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Nur der Abrundung halber gesagt …
Ich hab in meinem Erfahrungsbericht die „finanzielle Ausstattung“ insgesamt gemeint, darunter auch die personelle Ausstattung: Klassengrößen, Schulpsychologen/Sozialpädagogen usw.

Die (Teil-)Diskussion ging ja ursprünglich um die These, dass die „Bildungsmisere“ eine Folge dessen ist, dass der Staat zu wenig Mittel in die Bildung steckt.
In Bezug auf die Schulen meiner beiden Kinder finde ich das schlichtweg unpassend…
Da ist alles da, was es braucht, inklusive Nachmittagsbetreuung, Tutoren, Möglichkeiten für Intensivunterricht, um Lücken zu füllen usw.

Gruß
F.

Der „Verrätervorwurf“, dass ein renommierter links-liberalerJournalist nun mit „rechten Thesen“ nur ein Buch verkaufen will, ist ein bißchen flach.

Natürlich ist der demographischer Wandel schuld. Wenn nicht das, was denn dann?
In den 90er Jahren lachten viele z.B. über die „kanackische“ Sprache https://www.sueddeutsche.de/wissen/kanak-sprak-wallah-wir-sind-jetzt-neues-thema-1.631659 des Humoristen-Duos Erkan und Stephan -ich fand die allerdings schon damals blöd - https://de.wikipedia.org/wiki/Erkan_und_Stefan. Heut lacht keiner mehr, da nicht nur jeder halbdeutsche Rapper so dämlich spricht, sondern auch die Schulkinder hinter dir im Bus.
Mir ist herzlich egal, was irgendwelche Herren in Pariser Schlössern oder auch Höcke dazu sagen, an den Tatsachen, dass sich „etwas verändert hat“ ändert das nichts.
Gruß
rakete

Was Peinlicheres ist dir nicht eingefallen?

Das wurde dir hier und in anderen Threads schon zigmal erklärt und auch im oben verlinkten OECD Bericht findest du eine Reihe von anderen Faktoren. Die haben halt alle nichts mit Migration zu tun und sind somit für dich uninteressant. Du verkündest lieber den Untergang des christlichen Abendlandes, weil Polizeianwärter das Wort „Chrysantheme“ nicht mehr schreiben müssen. Kann man machen, finde ich persönlich aber ziemlich sinnfrei.

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Du kannst dir das halt nicht vorstellen, da du besser aufgewachsen sein wirst, als die Kinder in -schlimmstenfalls- Brennpunktschulen. Es ist derselbe Effekt, als wenn du dich z.B. in Schwaben oder Bayern aufhältst und anfängst, den Akzent nachzuahmen. Je nach Aufenthalt kann das immer schlimmer werden (würde mich nicht wundern, wenn du ein wenig „Weanerisch“ sprechen würdest).
Der Unterschied ist der restringierte Code zwischen Ghettodialekt und Akzent. Wenn du in der Schule anfängst, dich wie ein halbdeutscher Rapper zu verständigen, fängst du auch irgendwann an, so zu denken. Das vererbt sich auch über die Deutschstunde hinaus auf andere Unterrichtseinheiten.

Erklärt wird hier schonmal gar nichts. Zu kontroversen Themen kann man eine Meinung haben, ein Anspruch auf das Verteten einer absoluten Wahrheit hast weder du noch ich. Empirie ist in der Diskussion ein genauso zulässiger Ansatz wie die (knappen) wissenschaftlichen, statistischen Ansätze, welche je nach Zielrichtung ebenfalls „eingefärbt“ sind.
Gruß
rakete

Weil es in EINER Schule so ist, heißt nicht, dass es überall so ist.
Unterricht in der Klasse meiner Tochter in dieser Woche:
Montag: 1./2. (Gesellschaftslehre) und 7./8 Stunde (WPK Sport und Gesundheit) Entfall.
Dienstag 1./2. (Deutsch) und 7./8. Stunde (Gesellschaftslehre) Entfall.
Donnerstag 1./2. Stunde (WPK Sport und Gesundheit) Entfall.
Freitag (heute): 1. Stunde Vertretung durch die Tutorin, 2. Stunde Betreuung (im Klartext: die Kinder sind sich selbst überlassen), wäre beides Naturwissenschaften gewesen, 3./4. Stunde Vertretung durch die Tutorin (wäre AWT gewesen - wo aktuell Wirtschaft behandelt werden sollte; wie ich verstanden habe, machen sie Kunst), und 5./6. Stunde hätten sie Mathe gehabt, fällt aber aus. 30 Kinder in der Klasse, 5./6. Klasse waren sie sogar 31, jetzt in der 8. haben sie mittlerweile seit Wochen noch einen Sechstklässler rumsitzen, der kein Benehmen hat und von der Klasse meiner Tochter, die „sehr sozial“ sein soll, etwas lernen soll. Ob er etwas tatsächlich mitnimmt, weiß ich nicht, aber dass er nervt, weiß ich, weil sich meine Tochter jeden Tag beschwert, was er wieder mal angestellt hat. Normalerweise kenne ich höchstens Überweisung in die Parallelklasse als Ordnungsmaßnahme, aber nicht zwei Klassen darüber! Eine Mitschülerin meiner Tochter hat in der 5. Klasse den Englisch-Unterricht der 7. besucht, weil sie soweit war, dass sie da mithalten konnte, aber dieser Sechstklässler bekommt ja nur Aufgaben von seinen Lehrern.

Der Schulhof ist so heruntergekommen, dass die Lehrer sich schon darüber beschweren, er sollte seit Jahren saniert werden, aber dafür hat der Landkreis kein Geld. Um in der 7. Klasse den ganzen Jahrgang (5 Klassen) mit iPads auszustatten, die im Unterricht aber kaum genutzt werden, war das Geld da.

Gruß
Christa

Genau. Und wenn man im Unterricht zu viel Französisch spricht, wird man französischer Muslim.

Wenn die eigene Vorstellung nicht mit der Realität übereinstimmt, bastelt man sich halt eine eigene Realität zusammen.

Auch bei meinen Kindern war eine Zunahme der Bildungsmisere festzustellen, ganz ohne spürbaren Migrationsanteil in der Schule. Für mich stellte sich das eher so dar, dass die Anforderungen, vor allem in der Grundschule, gesunken sind. Anstatt „Lernen“ wurde eher „Diskutieren“ und „freie Entfaltung des eigenen Egos“ geschult :sunglasses:.
Parallel dazu sinkt mit der zunehmenden Digitalisierung der Freizeit die Aufmerksamkeitsspanne beim Lesen und Aufnehmen neuer Informationen, welches meiner Meinung nach einen großen Einfluss aufs Lernen hat.
Der zunehmende Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund ist dann nur noch ein kleiner Aspekt unter mehreren…

Beatrix

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In ZWEI (ich hab ja zwei Töchter).
Wir haben ja, in Anschluss an C.'s Erfahrungsbericht, über die jeweiligen individuellen Erfahrungen gesprochen.

Das dagegen …

… kann ich voll bestätigen.
Ich halte das für einen allgemeinen Missstand in D.
Das ist aber nur z.T. durch zu wenig Geld für die Grundschulen bedingt.
Zum Großteil halte das für schlichtweg „ideologisch“ bedingt.
Selbst hier im tiefsten ländlichen Bayern sind wir davon nicht verschont geblieben.

Gruß
F.