Nützt ein Ausblenden von Realitäten bei der Bildungsmisere?

Hallo,


Der langjährige ARD-Journalist Joachim Wagner(ehemaliger stellvertretender Chefredakteur des ARD-Hauptstadtbüros und Chef des linksliberalen Magazins Panorama) hat mit seinem Buch „Die Macht der Moschee“ eine Debatte über die Integration ausgelöst.
Ich erkenne kaum Fortschritte bei der Integration. Schon vor 2015 war die Integration nach Aussagen ehrlicher Lehrer bei einem großen Teil der Schülerschaft nicht gelungen. Durch die Masseneinwanderung nach 2015 haben sich die Probleme in den Kitas und den Schulen verschärft – aber auch auf dem Wohnungsmarkt.
Beim Thema Zuwanderung hat unsere Gesellschaft ihre Dialog- und Streitfähigkeit in weiten Teilen verloren. Die Bereitschaft, andere Meinungen überhaupt zu hören, erodiert. Nach einer Allensbach-Umfrage haben ja 71 Prozent der Menschen den Eindruck, man kann sich nur mit Vorsicht zur Flüchtlingsthematik äußern. Das hat zwei Ursachen: Es gibt eine moralisierende Selbstgerechtigkeit auf der links-grünen Seite, aber auch im kirchlichen Milieu – diese dominiert die Debatte in der medialen Öffentlichkeit. Und es gibt die Hetze auf dem rechten Rand. In der Mitte regiert die Sprachlosigkeit, aus Angst in die rechte Ecke gestellt zu werden.
Gerade ist die neue Pisa-Studie herausgekommen: Sie berichtet über signifikante Rückschritte bei der Lesekompetenz, bei Kenntnissen der Mathematik und Naturwissenschaften. Eine der Hauptursache ist nach der Studie der „deutlich gestiegene Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationserfahrung“, von denen „knapp 50 Prozent sozioökonomisch benachteiligt“ sind.
Deutschland ist besonders attraktiv für Zuwanderer mit niedrigem Bildungsniveau, das erschwert den Schulerfolg zusätzlich. Es ist das Verdienst der neuen Pisa-Studie, diese Zusammenhänge erstmals vorsichtig angesprochen zu haben.
Von allen Migrantengruppen schneiden die Schüler mit türkischem und arabischem Hintergrund nach allen Bildungsvergleichen am schlechtesten ab. Das hängt mit dem sozioökonomischen Statuts der Bevölkerungsgruppen zusammen, aber auch mit dem teilweise mangelnden Bildungsehrgeiz. Es gibt Integrationshindernisse wie die Ungleichbehandlung von Jungen und Mädchen, der Überlegenheitsanspruch des Islam, die Macho-Kultur, die Kultur der Ehre – es ist aber unklar, ob und wie sie Leistungen beeinflussen.
Wir müssen die Kitas und Schulen entlasten – und da hilft in erster Linie ein besserer Schutz der Außengrenzen. Wir müssen den Missbrauch des Asylrechts durch Wirtschaftsmigranten unterbinden. Und wir müssen uns intensiver um die Rückführung von Flüchtlingen kümmern, wenn die Fluchtgründe entfallen sind.

Die Ergebnisse sehen wir zum Beispiel schon bei der Bundespolizei:


Beim Diktat wurde die maximal erlaubte Fehlerquote von 20 auf 24 Fehler erhöht – bezogen auf einen Text mit 180 Wörtern, also etwa eine halbe DIN-A4-Seite, wie auf Nachfrage erläutert wurde. In den vergangenen Jahren hatte es aus mehreren Bundesländern Berichte gegeben, dass bis zu jeder fünfte Polizeibewerber am Deutschtest scheitere.

Wie man an dem o.a. Artikel sieht, gibt es immer wieder linksliberale Stimmen, die inzwischen bereit sind, die Realitäten zu erkennen. Auch ohne Sarrazin.
Die Fakten sind doch, dass durch die Integration die Ausbildung unserer eigenen Kinder teurer und schwieriger geworden ist. Wer es sich leisten kann, flieht auf Bezahl-Schulen, da die Universitäten nicht genügend Lehrer „produzieren“ können und die Quereinsteiger echte Lehrer nicht ersetzen können. Opfern wir die angemessene Schulausbildung zugunsten einer forcierten Einwanderungspolitik, die unserer Gesellschaft am Ende gar nichts (oder nur sehr wenig) nützt?
Gruß
rakete

Gruß
rakete

Hallo,

viel Einleitungstext, um eine kleine Frage zu stellen.

Nein, das eine hat nur einen indirekten Zusammenhang mit dem Anderen. Nicht Kausalität und Korrelation verwechseln!

Die Investitionen in die Bildung werden schon seit Jahrzehnten zurück gefahren. Schon lange, bevor wir einmalig einen Ansturm von Einwanderern hatten.

Aber was willst Du erwarten? „Die Steuerlast ist zu hoch!“ „Der Staat muss schlanker werden!“ „Wettbewerbsfähigkeit!“ Wer sowas will, muss auch mit den Konsequenzen des Kaputtsparens leben lernen. Eines der Ergebnisse ist dann die schlechte Bildung.

Grüße
Pierre

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Nun, das sieht die OECD ein wenig anders:
Der beim Leseverständnis, dem Schwerpunkt von PISA 2018, verzeichnete Rückgang der Leistungen ist statistisch nicht belastbar. Die Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften waren 2018 jedoch signifikant schlechter als 2012. Da sich der Leistungsrückgang bereits mit der PISA-Erhebung 2015 abzeichnete, ist eine breitere Ursachensuche angezeigt
Zum Nachlesen: http://www.oecd.org/berlin/presse/pisa-studie-2018-leistungen-in-deutschland-insgesamt-ueberdurchschnittlich-aber-leicht-ruecklaeufig-und-mit-grossem-abstand-zu-den-spitzenreitern-03122019.htm

G8, G9, GWasWeißIchWasDieSichDemnächstAusdenken mal in den Raum geworfen. Auch ein Kritikpunkt: die hier durchaus ungewohnte Multiple Choice Fragestellung, deren Beantwortung am Computer erfolgt…

Weiter habe ich nicht gelesen und kommentiere ich auch nicht, 4% Rest-Akku reichen da bestimmt nicht.

Naja …

Gruß
F.

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Sobald der Begriff fällt, kann man eigentlich schon aufhören zu lesen. Links-Grün ist ein rechter Kampfbegriff, der in die gleiche Kategorie fällt wie „Bahnhofsklatscher“ oder „Gutmensch“.

7 Like

Was nützen absolute Zahlen? Wenn Du die Ausgaben fürs Bildungswesen mit dem BIP vergleichst, wirst Du erkennen, dass Deutschland seit Jahrzehnten europaweit unterdurchschnittlich wenig Geld für die Bildung ausgibt. Bei stagnierenden Ausgaben für den gesamten Bildungssektor (vom Kindergarten bis zur Uni) sind die Ausgaben für die Schulen dabei sogar zurück gegangen.

Und so dümpeln wir etwa um die 4% herum. 2010 versprach die damalige Kanzlerin, ab 2015 10% des BIP in den Bildungssektor zu stecken - 7% in die reine Bildung, 3% in die Forschung.

Ja, Du hast Recht. Sowohl absolut, als auch relativ ist meine Aussage „die Ausgaben würden zurück gefahren“ falsch. Sie liegen stabil zu tief. Und das in einer Zeit und einem Land, für die und das gut und umfassend ausgebildete junge Menschen die beste Investition in die Zukunft sind …

Grüße
Pierre

Nein, man hatte uns die massive Zuwanderung als Chance bzw. eher als SICHERE Bereicherung verkauft. Die „Facharbeiterlüge“ ist eine Tatsache. Wenn in „Willkommensklassen“ drei Lehrer herumrennen müssen, fehlen sie unseren eigenen Kindern. Die Zugewanderten sind nicht nur „ungeschliffene Rohdiamanten“, sondern zehren die knappenLehrressourcen auf, so dass alles noch schlimmer wird. Der Steueranteil, der da notgedrungen reinfließen muss wird selbstverständlich auch nicht weniger.
Ich will den Paradigmenwechsel, den der Autor aufzeigt:

Und was heisst das ? Mit Volldampf weiter so ? Alles nicht so schlimm? Das erinnert mich an die Klimadebatte. Alles relativieren und den Wandel um sich herum ignorieren. Emissionen bzw. die ZUSÄTZLICHE Belastung unserer Schulen verringern ist ein Anfang und der richtige Weg. Genau wie beim Schadstoffausstoß nützt es nichts, wenn nur laufend moderne Umwelttechnologie gekauft wird, aber man insgesamt immer nur weiterhin auf Wachstum aus ist und die Belastung nicht drastisch reduziert.
Gruß
rakete

Gruß
rakete

Üben wir mal Textverständnis… Aus deinem UP:

(Geänderte Hervorhebung durch mich)
Die OECD sagt:

Und wann kam die gerne für alles herangezogene Flüchtlingswelle? Ab 2015, Spätherbst


2015 waren es knapp 500,000 Flüchtlinge gen DE, keine Ahnung wie viele davon schulpflichtige Kinder waren - bei rund 10,8 Millionen schulpflichtiger Kinder im Jahr 2015 reden wir von Prozentzahlen im kleinen einstelligen Bereich.

Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich. Weitere Kritikpunkte am Ranking der OECD-Studie kannst du dir gerne selbst suchen; Quarks hatte eine nette Zusammenfassung, in der auch stand, warum die Studie kein Vergleich sein sollte und wie die jeweiligen Landestypischen Gegebenheiten (z. B. der Asiatischen Musterländer) das auch beeinflussen.

Die Lesekompetenz und Textinterpretation, auch wenn lt. OECD statistisch nicht belastbar, sind nicht nur bei heutigen Schülern teilweise schwach.
Ich schließe mich übrigens @pierre an: Die Bildungsausgaben sind zu niedrig.

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Aber auch da würde ich ein Naja, anbringen.
Z.B. hier (Zahlen 2015) in der Berechnung der Bildungsausgaben pro Kopf liegt D im oberen Dritten der EU-Staaten:

Die Angabe in Relation zum BIP ist m.E. kein sehr sinnvoller Vergleichsmaßstab.

Ich pflichte dir aber schon bei, dass in Bildung mehr investiert werden müsste, insbesondere in die Grundschulen.
Hier hakts aus meiner Sicht am meisten, und ausgerechnet hier gehts am stärksten um „Chancengerechtigkeit“.

Gruß
F.

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Ist das satirisch gemeint?

Gruß
F.

Dass das eine simple Manipulation der Meinungsmultiplikatoren war, war mir persönlich schon damals klar. Statt dessen ging es aus meiner Sicht darum, eine noch breitere Basis billiger Arbeitskräfte zu schaffen, um weiterhin Druck auf die mittleren Einkommen ausüben zu kommen. Den neoliberal denkenden Gesellschaftssteuerern scheint nichts unangenehmer, als wenn es nicht genügend arbeitslose Menschen gibt, sodass sich der Markt umkehren würde.

Nur leider hat sich dann Frau Merkel einmal so richtig missverständlich ausgedrückt, was dann nicht zu ein paar Tausend Einwanderern führte, sondern zu ein paar Millionen.

Du solltest aufhören zwischen „unseren eigenen“ und „deren“ Kindern zu unterscheiden. Das sind jetzt alles „unsere“ Kinder. Die sind hier und der größte Teil wird hier bleiben.

Dafür sind doch aber nicht die Neudeutschen Schuld. Wenn Du jemandem die Schuld geben willst, sprich die derzeit regierenden und opponierenden Parteien an. Die sollen die Steuereinnahmen hoch fahren oder Schulden machen (wann wenn nicht jetzt, wo der Staat keine Zinsen für neue Schulden bezahlt?) und dann das eigenommene Geld sinnvoll investieren: in die Schulgebäude, in die Ausstattung, in die Ausbildung der Lehrer und natürlich in die Gehälter von Lehrern.

Hast Du Die mal angesehen, wie viele Menschen 2019 nach Deutschland eingewandert sind? Und selbst wenn wir die Grenze heute komplett schließen würde, was würde das an der derzeitigen Situation ändern?! Nichts.

Wir müssen uns vor allem um die Bekämpfung der Fluchtursachen kümmern. Auch wenn das mit sich bringt, dass einige Industriezweige darunter leiden und wir damit gegebenenfalls auf dem Weltmarkt neue leistungsfähige Wettbewerber aufbauen.

Oder kurz zusammengefasst: nicht die Zugewanderten sind schuld an diversen Schiefständen in der deutschen Gesellschaft. Die Schuld liegt aus meiner Sicht in einem kolonialem Verhältnis gegenüber anderen Nationen, zu vielen kriegerischen Auseinandersetzungen und zu großer Macht alten Geldes, das eine Änderung nur sehr zögerlich akzeptieren möchte, weil das Wachstum des eigenen Reichtums nicht gefährdet sein möchte.

Grüße
Pierre

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Wieso tun wir eigentlich so, als würde in diesem einen Artikel die absolute Wahrheit zum Thema Pisa Studie stehen? Was sagen den die Urheber:

Ein Teil der jüngsten Entwicklung der durchschnittlichen Leseleistungen könnte auf die veränderte demografische Struktur der Schülerpopulation (in Bezug auf Geschlecht, Migrationshintergrund, Geburtsquartal) zurückzuführen sein. 5 Punkte des Leistungsrückgangs, der zwischen 2015 und 2018 im Bereich Lesekompetenz beobachtet wurde, sind Veränderungen des demografischen Profils der Schüler in diesem Zeitraum zuzuschreiben. Die demografischen Veränderungen können jedoch nur einen geringen Teil der umfassenderen negativen Trends erklären, die seit 2012 in Mathematik und Naturwissenschaften zu beobachten sind.

Laut OECD lässt sich also nicht mal die Hälfte des Rückgangs beim Lesen mit der Demographie erklären.
Festzuhalten ist im Übrigen auch, dass Deutschland schon 2015 in Mathe und Naturwissenschaften ziemlich nachließ:
image

Der Haupttest wurde im Frühjahr 2015 durchgeführt, die Flüchtlingskinder spielten hier also ganz sicher keine signifikante Rolle.
Man könnte jetzt wunderbar über die Sinnhaftigkeit der frühen Aufteilung der Schüler auf verschiedene Schultypen nach Leistungskriterien sprechen. Oder den immer wieder angesprochenen Einfluss von sozioökonomischen Faktoren. Oder den signifikanten Unterschied zwischen Buben und Mädchen. Oder die zum Teil gewaltigen Unterschiede in den Bundesländern. Oder die erheblichen Defizite beim Digitalen Lernen.

Oder man gibt einfach pauschal den Migranten die Schuld und lässt in einem Nebensatz noch wissen, dass man sie als für die Gesellschaft nutzlos ansieht. Das geht offenbar auch.

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Genau das schrieb ich gestern schon, allerdings ohne die Grafiken und - zugegebenermaßen ohne ganz deutlich den Nicht-Zusammenhang Pisa -> Migration auszuführen. Habe da wohl fälschlicherweise etwas Allgemeinwissen vorausgesetzt. :wink:

Man merkt - auch schon im Zitat des UP - das es mit dem Leseverständnis nicht bei jedem weit her ist…

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Imho scheitert es meistens nicht am ‚Wissen‘. Manche Menschen brauchen einfache Lösungen für komplizierte Probleme und es gibt keine einfachere Lösung, als alle Probleme auf Menschen zu projizieren, die mir möglichst fremd sind. Das ist ein altbewährtes Rezept, dass so alt ist wie die Menschheit und damit kannst du auch heute noch Wahlen gewinnen. Eine monothematische Partei wie etwa die AfD muss immer irgendwie auf das Thema Migration kommen, auch wenn dann so ein Unsinn wie hier dabei rauskommt.

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[quote=„FBH, post:4, topic:9463392, full:true“]

Witzige Geschichte: ich bin im Vorstand des Fördervereins unserer Grundschule. Die Schule hat rd. 400 Schüler und ist die Schule im Zentrum; drumherum gibt’s in der Stadt noch fünf andere Grundschulen in anderen Ortsteilen, die ein- oder max. zweizügig sind.

Die Schule hat ein freies jährliches Budget von 300 Euro und da gehen noch die Ausgaben für den geleasten Kopierer ab. In der Vergangenheit haben die Lehrer teilweise ihre privaten CD-Player mit in die Schule gebracht, weil dafür kein Geld da war. Seit ich da den Vorstand mache, haben wir ein bißchen Werbung dafür gemacht, den Förderverein auch mal in Anspruch zu nehmen. Es gibt einen standardisierten Prozeß, der auch dazu dient, daß möglichst keine Insellösungen entstehen, sondern vielmehr eine einheitliche Ausstattung in Klassen vorhanden ist.

Wir bezahlen Bälle, Bücher, Reagenzgläser und Magnete, weil die Schule vor ungefähr 20 Jahren mal ausgestattet wurde und alles, was seitdem verschwunden oder kaputtgegangen ist, eben einfach nicht mehr da ist bzw. war. Egal, ob es zehn oder hundert Euro kostet.

Andere Stelle: seit fast einer Woche piepst im Kindergarten ein Rauchmelder. Das ist das dritte mal in eineinhalb Jahren, daß bei dem Teil die Batterie alle ist. Das Piepsen wird gelegentlich von einem lauten Klirren untermalt, was von der losen Türklinke an der Eingangstür stammt, die auf den Boden fällt, wenn man sie zu streng anschaut Grund: kein Geld und den Hausmeister teilt sich der Kindergarten u.a. mit der vorgenannten Schule. Was übrigens auch ein Grund dafür ist, daß die Eltern normalerweise einmal im Jahr den Schulhof aufpolieren, Wände und Pfeiler streichen.

Was die Stadt angeht: wir liegen hier im Speckgürtel von Düsseldorf, die vielen, neu zugezogenen Bewohner (diverse Neubaugebiete) gehen eher höher qualifizierten Tätigkeiten nach, die Arbeitslosenquote ist niedrig und die wichtigsten Straßen werden vom Bund getragen. Und dennoch gibt es für die wichtigste und größte Schule der Stadt ein freies Budget von 300 Euro (bzgl. Kopierer). Ach ja: neulich hat meine Frau einen Berg leerer Aktenordner in die Schule gefahren, die von ihrem vorherigen Besitzer nicht mehr gebraucht wurden. Die Schule konnte sie sehr wohl gebrauchen, weil das Geld für Ordner nicht da war und Unterlagen in Kisten aufbewahrt werden mußten.

Nun kann es natürlich sein, daß die Bildungsausgaben in Deutschland steigen und zwar um mehr steigen, als die Gehaltszuwächse ausmachen, aber es kommt mir schon komisch vor, daß ausgerechnet bei uns nicht einmal das nötigste bezahlt werden kann, während die anderen Schulen des Landes nicht wissen, was sie mit der ganzen Kohle machen sollen, die sie vom Träger bekommen.

Ja, und was die Qualität der Lehre angeht: nun leben wir hier ja in NRW, was natürlich per se ein Nachteil ist, aber als mir neulich die Klassenlehrerin sagte, daß die Rechtschreibausbildung in der achten Klasse endet, wurde mir einiges klar. Z.B., warum sie in einer Klassenarbeit, in der es um Zeichensetzung geht, vier Rechtschreibfehler zwar korrigiert, aber nicht negativ in die Note hat einfließen lassen.

Wir hatten auch neulich ein Gespräch wegen eines gewalttätigen Kindes, bei dem ich mir auch einiges darüber anhören durfte, wie schwierig es heute ist, disziplinarische Maßnahmen überhaupt erst einmal anzudrohen, geschweige denn durchzuführen. Das setzt sich in der Lehre fort. Fünfen und Sechsen? Gott bewahre. Gerade im letzten Schuljahr vor der weiterführenden Schule darf es so etwas nicht geben. Und so bekommen Kinder mit einer Handvoll Rechtschreibfehler auf einer halben A5-Seite noch eine 1-. Was sollen die daraus lernen? Daß man für die Schule auch mal lernen muß? Eher schwierig für Eltern, das angesichts der Aktenlage zu vermitteln.

Als ich neulich das Englischheft des Kindes durchblätterte, stieß ich auf merkwürdige Fehler. Da die das Buch nicht mitnehmen dürfen, sondern in der Schule lassen müssen (damit es für die nächsten Generationen erhalten bleibt, mutmaße ich), habe ich das mal kurzerhand für etwas über zehn Euro bestellt. Siehe da: darin steht alles richtig. Aber im Buch standen auch Sachen, die nicht im Heft stehen. Kind gefragt, andere Eltern gefragt. Ergebnis: die Englischlehrerin kann so schlecht Englisch, daß sie Wörter falsch anschreibt.

Gestern in Sachkunde (auch nicht die Klassenlehrerin). Deutschland und seine Bundesländer. Da fand ich dann den Reihn, Nordreihn-Westfalen und Reihnland-Pfals. Allein die Diskussion mit dem Kind darüber, ob ich denn wohl recht hätte, daß „Pfalz“ mit „z“ geschrieben wird, dauerte ein paar Minuten und Schloß den Rückgriff auf die Etymologie ein. Ach ja: im Heft fanden sich Aufzeichnungen über die höchsten Gebirge in NRW: Siegbert und Hoheacht.

Tja, wie kommts? Die Lehrerin ruft die Kinder auf, Vorschläge zu machen. Wenn ein Kind irgendetwas ruft, das sie für richtig hält, sagt sie ja und die Kinder schreiben auf, was sie verstanden haben. Und so landete die originelle Schreibweise für das Siebengebirge (mutmaßlich) und der höchste Berg der Nordeifel in Rheinland-Pfalz (!!!) im Heft meiner Tochter. Neben den größten Städten in NRW, drunter Detmold, Bochhold, Arnsberg, Greven und Bilefelt und neben den größten Seen NRWs, Kölnerbucht und Möhnesee.

Ich nehme an, daß die Klasse aufs Härteste für den Dienst bei der Bundespolizei vorbereitet wird.

Gruß
C.

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NRW ist mW bei den Bildungsausgaben pro Schüler Schlusslicht in Deutschland.
Nebenbei :wink:

Wenn ich an meine beiden Kinder denke, kann ich nicht jammern.
Klassengröße, Ausstattung der Schule - passt alles.
Was nicht gepasst hat, war die Qualität des Unterrichts in der Grundschule.
An sich war aber auch diese Schule, fast ein Neubau, hervorragend ausgestattet.

Ich weiß nicht, obs an deinem Bundesland oder nur an deiner Schule liegt.

Natürlich wäre auch in meinem Umfeld noch einiges wünschenswert (z.B. eben kleinere Klassengrößen an den Grundschulen), aber das Gefühl, dass die Schüler durch zu schlecht ausgestattete Schulen arg in ihrer Leistung gebremst würde, habe ich bei beiden Kindern (eine auf dem Gymnasium, die andere auf der Mittelschule) ganz sicher nicht.

So unterschiedlich können die Erfahrungen im gleichen Deutschland sein.

Gruß
F.

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Richtig. Nur heißt das natürlich nicht, daß es nicht schon vor 2015 Schulkinder gegeben hat, die der deutschen Sprache nicht hinreichend mächtig waren und damit auch natürlich die Klassenleistung beeinflußten. Das geht ja schon damit los, daß es in Deutschland hunderttausende, wenn nicht Millionen Elternteile gibt, die nicht gut genug Deutsch sprechen, um mit den Kindern auf Deutsch gestellte Aufgaben zu bearbeiten bzw. diese zu kontrollieren. Geschweige denn, Aufgaben, die deutsche Sprache betreffen. Und - machen wir uns da nichts vor - das betrifft vor allem Bevölkerungskreise, in denen die Frauen zu Hause bleiben und in denen Erziehung und alles mit Kindern Frauensache ist. D.h., da hat ein Kind mit Defiziten im Deutschen eine Mutter zu Hause sitzen, die nicht einmal genug Deutsch spricht, um Elternbriefe zu lesen und sachgerecht auf diese zu reagieren. Die soll dann das Kind bei den Hausaufgaben unterstützen und dabei helfen, Defizite aufzuarbeiten?

Funktioniert nicht, was wiederum dazu führt, daß gerade in Städten immer mehr Schüler in den Klassen sind, die des Deutschen nicht hinreichend mächtig sind, die von zu Hause mitgegeben bekommen, daß sich ein Mann nichts von einer Frau (erst recht nicht von einer deutschen Frau) sagen zu lassen braucht, und die dann die Klasse ausbremsen, weil sich der Lehrer, natürlich, darum bemüht, die Klasse vom Niveau her einigermaßen zusammenzuhalten. Zumal es ja zumindest in NRW praktisch keine Förderschulen mehr gibt, auf die man die Kinder schicken könnte.

Das Problem ist, daß man dieses Thema kaum ansprechen kann, ohne gleich als Nazi oder zumindest als Ausländerfeind tituliert zu werden. Dabei will den Leuten doch keiner was, sondern es geht nur darum, daß das Problem als solches überhaupt einmal erkannt und benannt werden muß, bevor Lösungsstrategien entwickelt werden können.

Und ja, es gibt sie - auch hier auffem Dorf. Eltern, die so wenig Deutsch sprechen, daß sie weder die Elternbriefe verstehen noch die mündlichen Erklärungen dazu. Dann wird irgendwann der Vater geschickt, der ein paar Brocken Deutsch spricht und irgendwelchen Quatsch zu Hause weitergibt, den er meint verstanden zu haben und das Kind am Ende nur aus Nettigkeit mit auf den Ausflug mitgenommen wird, weil es die falschen Klamotten mit hat.

Kinder, die die dritte Klasse zweimal besuchen, weil sie nicht einmal die Aufgaben verstehen, die sie in Deutsch nicht bewältigen können und bei denen die Eltern zum Elternsprechtag nicht erscheinen und auch auf andere Terminvorschläge nicht reagieren, so daß auch keine Maßnahmen eingeleitet werden können, weil die ja im Einvernehmen oder zumindest erst nach Konsultation der Eltern eingeleitet werden dürfen.

Furchtbar das ganze. Und während darüber gestritten wird, daß es doch eigentlich kein Problem gibt, wird das Problem nicht angegangen und vor allem wird es immer größer. In einer Welt, in der Schlechtleistung nicht als solche benotet wird, in der die Ursachen nicht benannt werden dürfen und in der die Adressaten das Problem nicht einmal verstehen, wenn man es ihnen erklären will, wird es kaum dazu kommen, daß sich die Leistungen der Schüler auf einmal wie von Zauberhand verbessern.

Das gute ist, daß das System seinen eigenen Weg gefunden hat, damit umzugehen. Wie war das noch? In manchen Bundesländern liegt die Quote der Einser-Abiturienten inzwischen bei um die 40%? Bei uns wurde neulich vom Gymnasium damit geworben, daß die Zahl derjenigen, die die Schule am Ende der Orientierungsstufe verlassen müssen, pro Jahr bei maximal drei liegt (von ungefähr 100). Ja, wer ist denn wohl der Adressat für solche Aussagen? Derjenige, der ein superkluges Kind zu Hause hat, das lernt und sich sogar für Dinge jenseits des Schulstoffes interessiert oder Eltern, deren Kind - objektiv - mit Müh und Not die Gymnasialempfehlung bekommen hat? Was soll denn bei einer solchen, doppelt negativen Auslese herauskommen?

Gruß
C.

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Ich bezog mich auf diesen Ausschnitt aus dem UP:

Natürlich gab es schon vor 2015 Migration und Flüchtlinge, auch ich bin in NRW zur Schule gegangen und meine Klassen waren immer sehr vielfältig, was die Nationen anging.

Zustimmung. Was hat man in den letzten Jahren mit den Schulen experimentiert (G8, G9) und auch verpennt, da scheint mir eher der Fehler zu liegen als im allfälligen und allzu simplen Hinweis ‚Flüchtlinge‘.

Das Problem gab es schon mindestens seit Beginn der Nuller-Jahre. Obwohl es natürlich auch vor 2015 Flüchtlinge gab, verschärfte der massive Zustrom die Misere natürlich deutlich. Ohne halbausgebildete und pädagogisch schwache Quereinsteiger geht gar nichts mehr in einer Stadt wie Berlin und anderen Ballungsräumen.

Wie kommst du darauf, dass der langjährige ARD-Journalist zur AfD gehört? :thinking:Hast du das f mit einem R verwechselt?

Den ebenfalls der wohl eher SPD-nahe Journalist Wagner verwendet.

Auch wenn es Mode geworden ist. Man sollte nicht jede konservativ-liberale Meinung in eine deutlich rechtere Ecke schieben.

Gruß
rakete

Erstens ist klar ersichtlich, dass ich mich mit dem Posting vom OT thematisch weiterbewegt habe. Zweitens hat der Bernd eben genau so argumentiert. Drittens spricht nichts dagegen, dass auch langjährige ARD Journalisten rechte Thesen vertreten, wenn sie ein Buch verkaufen wollen. Ist bei langjährigen SPD Mitgliedern ja auch nicht anders.

Die Tatsache, dass die OECD den Behauptungen von Wagner widersprechen, nimmst du schweigend zur Kenntnis?

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