Ein Traum. Nur ein Traum. Aber er beschäftigt mich. Ich sollte mich auf einen dörflichen Friedhof begeben. Ich nahm dazu eine von einem braven, gutmütigen Pferd gezogene einachsige Pritsche. Nach getaner Arbeit „vergaß“ ich das Pferd. Erst am nächsten Tag konnte / wollte ich mich wieder um dies Pferd kümmern. Meine Frage: Wie hätte ich dies Pferd wohl vorgefunden? Hätte es stehend schlafen können? Hätte es sich mit der Pritsche im Schlepptau verletzen können? Z. B. auf der Suche nach frischem Gras?
Keine große Sache, gewiss nicht, dennoch würde es mich irgendwie beruhigen zu wissen, dass ich mein Pferd am folgenden Tag genau dort und genau so wieder vorgefunden haben könnte, wie ich es zurückgelassen hatte. Ist das „realistisch“?
„Deuten“ kann einen Traum niemals ein anderer, sondern immer nur der Träumer selbst, ggf. unter Begleitung - die Technik, die dabei anzuwenden ist, hat Sigmund Freud klar beschrieben, und die grauenhafte Soße, die seine davon- und gegen seine Erkenntnisse galoppierenden soi-disants „Schüler“ insbesondere im Zusammenhang mit Traumdeutung angerichtet haben, darfst Du Dir getrost auf den Abtritt hängen (die Formulierung hab ich von Fliegergeneral Harras, eine Schöpfung von Carl Zuckmayer und dringend zum Lesen empfohlen, geklaut).
ich war in meiner kindlichen Einfalt davon ausgegangen, dass man das eh im Regal stehen hat oder - wenn nicht - onnlain findet. Aber so ist es allemal besser.
kann es hilfreich sein, eine Definition des Wortes Albtraum heran zu ziehen:
Ein Albtraum , auch Alptraum oder Albdruck , veraltet Nachtmahr (vergleiche englisch nightmare oder niederländisch nachtmerrie) oder auch Nachtschaden , ist ein Traum, der von negativen Emotionen wie Angst und Panik beim Träumenden begleitet wird. Der Traum kann dabei bedrohliche, aber durchaus auch banale Situationen enthalten.
Hast Du beim Traum mit dem Pferd negative Emotionen wie Angst oder Panik verspürt? Nein. Dann war es per Definition kein Albtraum.
Mache Dir über Träume keinen Kopf. Sie sind das Aufblitzen von Gedanken- und Erinnerungsfetzen vom Unterbewusstsein (das sie auf dieses Weise sortiert und bewertet) in das Bewusstsein, das diese Fetzen, so haben wir das Gefühl, um ganze Erzählungen erweitert. (So zumindest die derzeitige Ansicht der Neurowissenschaften).
Nachdem Du im Traum das Pferd abgestellt hattest, ploppten andere Fetzen hoch, mit denen sich das Bewusstsein beschäftigte. So wurde das Bild des verlassenen Pferdes nicht wieder aufgegriffen, aber offenbar war es ein Detail der vielen Träumereien, das so stark war, dass es noch nach dem Aufwachen bewusst war, und dann durch die Beschäftigung wie eine echte Erinnerung behandelt wurde. Auch das ist ein völlig normaler, gesunder Vorgang.
Es ist völlig unnütz, dass Du Dir einen Kopf darüber zerbrichst (so lese ich es aus Deinen Zeilen) ob Du Dich im wachen Zustand gut um Pferde kümmerst oder sie vernachlässigst. Die wenigsten Dinge, die wir träumen, haben etwas mit der Realität zu tun.
Etwas anderes behauptete Freud, der diese Theorie nicht belegen konnte. Die Traumdeutung ist einer der Bereiche der Psychoanalyse, der heftig kritisiert wird. Und was Traumdeutungsbücher behaupten, ist völliger Mumpitz. Da kann jeder Verfasser schreiben, was er will, es gibt für deren Behauptungen keine Evidenzbasis.
Es gibt Menschen, die beherrschen das luzide Träumen, auch Klarträumen genannt. (Manche behaupten, dass jeder die Fähigkeit besitzt, man müsse es nur üben.) Diese Menschen sind sich bewusst, dass sie Träumen und können den Traum durch Entscheidungen verändern. Mit so einer Fähigkeit könntest Du den Traum also bewusst „zurückspulen“, Dich angemessen um das Pferd kümmern.
noch was zum aus der Realität geliehenen Gegenstand des Traums:
Pferde schlafen im Stehen. Sie haben zu dem Zweck an passender Stelle eine Art Dorn am Knochen und eine Art Loch in der Sehne, in das sie diesen Dorn einhaken können.
Pferde fressen beileibe nicht nur Gras. Anders als bei Kühen sind bei ihnen Lippen und Gebiss so gebaut, dass sie sehr präzise aussuchen und abbeißen können, was sie mögen (und was nicht). Einen Tag auf einem Friedhof zu weiden, ist für ein Pferd kein riesiges Problem - wenn das länger geht, wird es allerdings schwierig.
Auch hierzu mal wieder ein Episödchen, das illustriert, wie präzise Pferde fressen (so dass sie durchaus auch auf einem Friedhof Grünzeug finden können, das sie kennen): Bei einem Bauern, bei dem meine Mutter in den 1940er Jahren gearbeitet hat, war der Knecht ziemlich unglücklich, weil ihm beim Füttern der Ehering vom Finger gerutscht war (ab 1946 waren die Leute sogar auf Bauernhöfen einige Zeit lang sehr, sehr mager). Sie tröstete ihn: „Es ist doch nicht gesagt, dass das im Kuhstall war!“
Und er ging in den Pferdestall zum Nachschauen, und mitten im blitzeblank leergefressenen Trog lag sein Ehering,