Grüßt euch,
seit 1981 bin ich (Jg. 1941) mit meinem Mann (Jg. 1935) verheiratet. Seine Kinder sind „nett“ zu mir, aber ich bin NUR die 2. Frau ihres Vaters. Das bekomme ich grad wieder mal zu spüren. Bei meinem Mann wurde Krebs im Enddarm diagnostiziert. Mein Mann muss sich entscheiden: OP mit oder ohne vorherige Chemo. Bei seiner Prostata-OP vor einigen Jahren hatte er sich gegen Chemo entschieden und jetzt auch. Über für oder gegen Chemo kann man diskutieren, aber das soll hier nicht das Thema sein. Da ich auch gegen Chemo bin und ihn bei seiner Entscheidung unterstütze, bin ich deshalb schon jetzt daran Schuld, wenn die OP nicht wie gewünscht verläuft. Die Kinder und Enkelkinder sind für Chemo und verlangen von mir, ihn „aufzubauen“, jammern ihm aber die Ohren voll, dass es um sein Leben geht, um das sie sich ansonsten nie gekümmert haben. Wir können das beide grad gar nicht gebrauchen, aber sie rufen auf einmal ständig an und kommen auch zu Besuch, was wir von ihnen gar nicht gewöhnt sind. Mein Mann nimmt mich zwar in Schutz und hat ihnen gesagt, dass es SEINE Entscheidung ist, möchte sie aber auch nicht verärgern. Wir denken grad, dass wir ihnen gar nichts hätten sagen sollen! Aber ich habe es getan, weil ich meinte, dass sie es wissen sollten, auch wenn es nicht um Leben oder Tod geht, aber eine ernste Situation ist. Sie haben sich schon mal nur eingemischt (Wohnungswechsel - siehe älteren Artikel von mir), aber Hilfe: 0. Ich weiß grad nicht, wie ich mich verhalten soll.
Grüsse,
Hannelore
Hallo Hannelore,
was heißt „nur verheiratet“?
Als erstes ist dies die Entscheidung deines Mannes. Ob diese sinnvoll ist oder nicht, sollte hier nicht Diskussionsgegenstand sein.
Du teilst seine Entscheidung. Macht manches einfacher.
Zu:
„Mein Mann nimmt mich zwar in Schutz und hat ihnen gesagt, dass es SEINE Entscheidung ist“
Gut.
„möchte sie aber auch nicht verärgern“.
Dies wird ihm bei diesem von dir so geschilderten Sachverhalt nicht gelingen.
Die Angehörigen, Freunde haben - in den meisten Fällen - die Entscheidung des Betroffenen zu akteptieren. Ende und aus.
Es bleibt nur, daß dein Mann seine Entscheidung weiterhin wie von dir geschildert verteidigt. Deine Möglichkeiten sind sehr beschränkt.
Grüße
fribbe
P.S.: Nächste Chemo in einer Stunde …
Aufregen statt Aufbauen
hallo fribbe,
habe dich im Medizinbrett gelesen und wünsche dir alles Gute!
Mich verärgert es nicht, dass er seine Kinder nicht verärgern will. Ganz im Gegenteil: Es gab schon öfters Situationen, in denen ich zu ihm gesagt habe, er solle sich das Verhalten seiner Kinder ihm gegenüber (nicht mir gegenüber!) nicht so zu Herzen nehmen.
Sowohl der Hausarzt als auch die Ärzte vom Krankenhaus akzeptieren nicht nur seine Entscheidung, sondern können sie auch durchaus nachvollziehen. Die Chemo wäre für seine derzeitige Verfassung (Körper und Psyche) eine so große Belastung, dass selbstverständlich auch ohne Chemo operiert wird. Es geht nicht um Leben oder Tod, sondern darum, ob er nach der OP einen künstlichen Ausgang bekommt oder nicht. Aber dazu können sie vorher nichts sagen - weder mit noch ohne Chemo. Die Tochter war Sprechstundenhilfe und die eine Enkelin fängt grad als OTA an und beide meinen, sie wissen alles besser. Nun wollen sie nicht mehr mit mir reden, sondern nur noch mit ihrem Vater, weil ich ihren Vater nicht zur Chemo überreden will.
Für morgen Vormittag haben sie sich zu einer Familienkonferenz angekündigt, obwohl mein Mann ihnen vorhin nochmals gesagt hat, dass er bei seiner Entscheidung bleibt. Und er hat ihnen auch nochmals gesagt, dass es SEINE Entscheidung ist und er froh ist, dass ich ihn verstehe. Was wir beide nicht verstehen ist, warum sie sich hierbei so vehement einmischen, während sie ansonsten kaum Interesse an ihm zeigten. Und ich habe mich da nicht einzumischen, weil es um ihren Vater geht. Ich bin ja nur seine (ach ja: 2.!) Ehefrau. Ich weiß nicht, ob ihre Mutter seine Entscheidung tolerieren würde, aber ich weiß, dass sie sich das bei ihr nicht erlauben würden. Wahrscheinlich haben wir uns zu viel gefallen lassen um des lieben Friedens willen. Über ihre plötzliche Anteilnahme haben wir uns gefreut, aber Übernahme: nein.
Es tut weh,
Hannelore
Guten Abend!
Hier meine Gedanken:
–Wehre Dich gegen eine abwertende Behandlung! Dazu haben auch Kinder nicht das Recht!
–Unter Ehepartner versucht man Schwierigkeiten gemeinsam zu lösen!
Man redet mit Freunden, Bekannten, Verwandten, Fachleuten!
Die letzte Entscheidung trifft der Kranke!
Wäre Deine Entscheidung genauso gewesen?
Umso besser, Du kannst Deinen Mann unterstützen!
Die Kinder? Die müssen sich mit EURER Entscheidung abfinden!
Ich wünsche Deinem Mann gute Besserung und Dir Kraft ihn zu unterstützen!
Mit freundlichen Grüßen
Dino
Liebe Hannelore,
ich kann sehr gut nachvollziehen, wie belastend es ist! Bei mir war es ähnlich: Meine Schwiegermutter (ehemals Krankenschwester) meinte während der Krebserkrankung meines verstorbenen Mannes, immer alles besser zu wissen, und wollte vieles über unsere Köpfe entscheiden.
Auch wir hatten überlegt, ob, wann und wie viel wir ihr überhaupt sagen. Auch mein Mann stand hinter mir. Auch ich fühlte mich verpflichtet, meine Schwiegermutter trotz allem stets auf dem Laufenden zu halten. Sie sah mich als Konkurrentin, da konnte ich noch so häufig betonen, dass sie doch seine Mutter sei! Sie wollte ihn in die Kurzzeitpflege zu sich holen, wollte ihn bei sich vor Ort in ein Hospiz einweisen lassen, aber sein Wunsch war eben, bei mir/zu Hause zu sein!
Ich kann nur sagen: Stärke Deinen Mann in dem, was er will! Er kann es am besten einschätzen!
„Nur verheiratet“??? Ich als Ehefrau war diejenige, die mein Mann bis zum letzten Atemzug um sich haben wollte, der er vertraut hat, die er um Rat gefragt hat - nicht seine Mutter!
Lass Dich daher nicht klein machen! Dein Mann vertraut Dir - und er braucht Dich! Und vor allem braucht er seine Kraft und keine sinnlosen Auseinandersetzungen!
Wie häufig hat mein Mann zu mir gesagt: „Kathleen, dann rede doch einfach nicht mehr mit ihr!“
Ich würde mich mit dieser meiner Erfahrung nicht mehr in Detail-Diskussionen verlieren! Es ist die Entscheidung Deines Mannes - Punkt!
Da bedarf es keinerlei weiterer Argumente!
Ich wünsche Euch viel Kraft und noch ein langes Leben
Kathleen
jeder weiss es besser…
Hallo Hanne,
…der von dieser Krankheit nicht direkt betroffen ist. Das erfährt nicht nur der Kranke, sondern die sehr enge Angehörige, in diesem Fall du als seine Frau.
Dabei ist es völlig unerheblich die wievielte du bist.
Die Reaktion der Kinder ist nachvollziehbar. Sie haben Angst den Vater zu verlieren aber ich denke, noch schlimmer ist die Angst ihn sehr lange leiden zu sehen.
Es ist bei uns noch nicht sehr lange her, da war ich in genau der gleichen Situation.
Auch 2. Ehefrau, auch immer ein gutes Verhältnis zu seinen Kindern aber dann passiert plötzlich diese Extremsituation.
Nachdem es überwiegen auf mich einprasselte, denn der Vater wurde sehr geschont, mit Ratschlägen, mit Vorhaltungen, mit „Überdenkopfbestimmungen“ habe ich mich abgeschottet.
Die Kinder wurden von mir nur sehr sachlich über Veränderungen oder Entscheidungen informiert. Ich nahm ihnen jeglichen Ansatzpunkt zu einer Diskussion.
Dann wurde es besser auch der Umgangston wieder lockerer, die Anspannung war fast weg. Das tat auch dem Vater sehr gut, er fühlte sich nicht mehr genötigt den Vermittler zu spielen. Genau das ist es, was so ein kranker Mensch für den Heilungsprozess braucht.
Entspannung und ein friedliches Umfeld.
Vielleicht kannst du die Kinder damit überzeugen etwas Abstand zu halten.
Für Euch alles erdenklich Gute
wünscht seute
danke!!!
grüßt euch,
inzwischen ist etwas Zeit vergangen und die Gemüter haben sich etwas beruhigt. Wir waren wohl alle etwas überfordert.
Ausgestanden ist noch nichts, denn die OP steht noch an.
Danke an euch alle,
Hannelore
Hallo,
Auch wenn ich nicht unter den Antwortenden war, möchte ich dir trotzdem für diesen Beitrag danken.
Würdigung für die Antworten, die man hier gibt, erfährt man hier nämlich nur sehr selten!
Alles Gute für dich, deinen Mann und die ganze Familie wünscht
batz