Hallo Scrabz,
Warum sollte ein Arbeitgeber mich lieber einstellen, wenn ich
mehr Urlaub und besseren Kündigungsschutz habe?
Weil er die Quote erfüllen will?
genau, weil er die Quote erfüllen will.
Und weil ein Mitarbeiter mit „nur“ Hörbehinderung für ihn evl. weniger Probleme macht als ein Mitarbeiter, für den aufgrund seiner Behinderung umgebaut werden müsste oder der evl. aufgrund seiner Behinderung häufiger krankgeschrieben ist.
Je nach Arbeitsgebiet kann es für den Arbeitgeber relativ schwierig sein, die Schwerbehindertenquote zu erfüllen - ist z.B. „normales“ Sehvermögen (zum Ablesen von Messgeräten, aus Sicherheitsgründen etc.), „normale“ psychische und geistige Verfassung und „normale“ Beweglichkeit/ körperliche Belastbarkeit erforderlich, sind schon viele Schwerbehinderte nicht mehr geeignet hierfür.
Nein. Ich habe gute Hörgeräte. Längerfristig fällt das evtl.
auf, bei einem Bewerbungsgespräch vermutlich nicht, es sei
denn, der Chef nuschelt.
Bei einem Praktikum ist das nur aufgefallen, weil ich meine
Hörhilfen rausgenommen habe und der Prof die gesehen hat.
Aha Das wusste ich natürlich nicht; es gibt ja diverse Arten von Hörgeräten, und der Ausgleich klappt ja auch nicht bei jedem so gut.
Ist „Schwerbehindert“ oder „Hochgradig Hörgeschädigt“ nicht
einer von den Punkten, bei denen die Mappe nach ganz unten
wandert?
Je nach Tätigkeit könnte dies schon der Fall sein - derjenige kennt dich ja nicht, vermutet evl., du könntest nicht gut telefonieren, es wäre Gebärdensprache nötig etc. Das kann natürlich abschreckend wirken.
Wie wäre es aber, wenn du im Bewerbungsschreiben nichts davon schreibst (oder wenn: darauf hinweist, dass du mit Hörgeräten keine Probleme bei der Tätigkeit hast) und erst im Bewerbungsgespräch (in dem dein Gegenüber ja bemerkt, dass du „so wie du vor ihm sitzt“ alles problemlos verstehst) wenn dir dein Gegenüber nicht zu unsympathisch vorkommt davon erzählst?
Das kann sogar einen gewissen Vorteil ergeben: Dein zukünftiger Chef merkt, dass du aufgrund deiner Behinderung nicht weniger leistungsfähig bist, er kann den Schwerbehindertenausweis zuordnen (weiß also, der hat mit deiner Hörschädigung zu tun, und nicht mit meinetwegen x rehabedürftigen Bandscheibenvorfällen), und er kann die Quote ohne großen Aufwand wie Umbauten oder Mitarbeiterschulungen erfüllen. Desweiteren - im Bewerbungsprozess nicht unwichtig - hast du somit eine Eigenschaft, die dich von x anderen Bewerbern unterscheidet, sodass du (und damit auch all das, was du im Bewerbungsgespräch erzählt hast) besser in Erinnerung bleibst.
Ich selbst habe übrigens knapp keinen Schwerbehindertenausweis erhalten (für eine Behinderung wie bei mir wird meist ein GdB von 50 - 70 vergeben, ich habe leider trotz Widerspruch nur einen GdB von 40 erhalten, werde aber vor Ende des Studiums es mit einem Verschlechterungsantrag versuchen). Meine Behinderung ist für Außenstehende nicht erkennbar und beeinträchtigt mich in meinem Beruf nicht.
Ich selbst würde/werde, wenn ich einen Schwerbehindertenausweis habe, vorgehen wie oben beschrieben. Also: Beantragen, hoffen dass es ein GdB 50 wird, Steuerfreibeträge und ermäßigte Eintritte nutzen, den Schwerbehindertenausweis dem Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch gegen Ende nennen (im Bewerbungsschreiben nur, wenn in der Stellenanzeige dieses „Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt…“ steht).
Viele Grüße
Nina