Ob Martin Walser da recht hat?

Er gibt sich mit Blick auf die Angst-Partei sehr gelassen:

„Wir hatten einmal die Republikaner, wir hatten auch mal die Skinheads - und jetzt haben wir halt die AfD“, sagte der Schriftsteller den „Nürnberger Nachrichten“. Der mit zahllosen Preisen geehrte 89-Jährige bezeichnete die Partei als „vollkommen substanzlos“. Sie bewirtschafteten lediglich ein Ressentiment. „Das funktioniert dann auch ein bisschen - aber sie haben keine Basis, und deswegen sind sie wirklich ungefährlich.“ Niemand werde mit der AfD eine Koalition eingehen. „Die sind armselig, im wahrsten Sinn des Wortes. Unsere Gesellschaft ist nicht gefährdet.“

Das Urteil ist mir etwas zu harmlos. Nicht wegen der Substanzlosigkeit, das stimmt. Aber wegen der Fakes und Lügen, die sie produziert. Am Sonntag wissen wir mehr.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Hallo Hans-Jürgen!

Walser hat doch den Kern der Sache getroffen. Ich glaube allerdings, dass wir Parteien wie früher die Republikaner und heute die AfD brauchen. Mindestens erfüllen sie eine Weckfunktion, damit die Leute auf den Parlamentssesseln nicht zu tief wegdösen. Die Auseinandersetzung mit von der AfD propagierten Punkten kann jedenfalls nicht schaden.

Fakes und Lügen gehörten schon immer bei allen politischen Protagonisten zum alltäglichen Handwerkszeug. Diesbezüglich kann die AfD keine Alleinstellung in Anspruch nehmen.

Gruß
Wolfgang

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ME muss man da zwei Punkte auseinander halten: Einerseits haben sich diese Gruppierungen tatsächlich in der Vergangenheit immer recht schnell selbst erledigt. Internes Gezänk um Posten, Pöstchen und Aussagen, die dann doch deutlich jenseits der Akzeptanz durchschnittlicher „besorgter Bürger“ liegen, gerne auch ein Scheitern an eigenen Maßstäben, wenn dann so die ein oder andere Verfehlung raus kommt, oder schlicht und ergreifend auch fehlende Professionalität und Scheitern mit einfachen s/w-Antworten auf komplexe Fragestellungen bei fehlendem Verständnis für Zusammenhänge und zwingendes Recht, …

Auf der anderen Seite bereitet es mir durchaus Unbehagen, dass es durch die AfD einen Dammbruch gegeben hat, der bislang für das rechte Spektrum undenkbar war. Zum ersten Mal hat das Vorspiegeln von Seriosität so weit gereicht, dass sich nicht mehr nur ein kleines, an ein paar Händen abzählbares Häufchen jenseits der mit Glatze, Bomberjacke, … agierenden Szene offen hierzu bekennt. D.h. es ist nunmehr viel mehr denkbar geworden, als dies bislang am rechten Rand in Deutschland möglich erschien. Klebte die NPD ihre Plakate noch im Schutze der Dunkelheit, stehen AfDler in nicht mehr gar so kleinen Gruppen in aller Öffentlichkeit an den Ständen, und machen auf Durchschnittsbürger. Damit ist über das Scheitern diverser früherer Gruppierungen hinaus eine zunehmende Tendenz festzustellen, dass neue Gruppierungen es immer weiter und damit zahlenmäßig auch besser schaffen, in der Bevölkerung Fuß zu fassen.

Mag sein, dass die AfD sich bald genug mit sich selbst beschäftigt und ins Aus katapultiert hat. Kann aber durchaus sein, dass sie ein nicht unwesentlicher Schritt auf dem Weg für andere ist, sich künftig längerfristig und stärker positionieren zu können.

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So ist das, wenn Schriftsteller erst einmal viele Preise eingeheimst haben, dann werden sie im Alter als angebliches Orakel befragt.

Der Typ hat doch höchstwahrscheinlich keine Ahnung von der AfD, die über das gelegentliche Studium eines Blabla-Zeitungsartikels hinausginge. Vielleicht hat er noch die ein oder andere Talksendung im ÖRR gesehen. Das war es dann aber auch schon.

Seit Gründung der AfD wird ihr vorausgesagt, dass sie bald in der Versenkung verschwindet. Denn Parteineugründungen gibt es viele. Von den meisten erfahren wir nicht einmal die Namen. Und von denen, deren Namen wir mal erfahren, kommt kaum eine je in ein Parlament. Von denen die in ein Parlament kamen, hielt sich noch keine auf Dauer. Bis auf die Grünen, denen man das baldige Ableben ebenfalls voraussagte und an den Hals wünschte.

Sogar der (eigengefühlt) hippe Shootingstar Piratenpartei hat sich selbst erfolgreich zerlegt. Am Ende verliessen die letzten Ratten das sinkende Schiff und machten sich auf zu neuen Heimatgefilden. Vornehmlich in der Linkspartei und bei den Grünen. Der Rest der Trümmer wird gelegentlich noch beobachtet wie er auf offener See vor sich hintreibt.

Die AfD allerdings hätte es beinahe auf Anhieb bei der letzten BT-Wahl bereits ins Parlament geschafft, reüssierte dann erfolgreich bei der Europawahl. Es wäre wohl schon überraschend, falls sie bei einer Landtags- oder der kommenden Bundestagswahl plötzlich einmal nicht mind. 5% erreichen würden.

Wolfgang, die Kommunalwahlen in Hessen zählen nicht, weil die AfD (wg. Kandidatenmangel) nur in einem Teil der Kommunen antrat. :wink:

Zudem belegt keine andere Partei das Thema Migration mit den Positionen, die die AfD vertritt. Allenfalls die CSU könnte ihr noch viele Wähler bei Einführung einer Obergrenze streitig machen, wie auch AfD-Wähler bekundet haben sollen. Nur tritt die CSU nicht bundesweit an, womit das graue Theorie bleibt.

In 10 Jahren mag die AfD vielleicht wieder abgerutscht sein. Ich erwarte hingegen, dass sie sich in 10 Jahren konsolidiert haben wird, falls die anderen bei ihren Positionen bleiben und falls die CSU nicht bundesweit antritt. Wetten werde ich aber auf keine Zukunft annehmen. Insbesondere auf keine, die ich noch nicht kenne.

Es wird die erste rot-rote Regierung in einem westlichen Flächenstaat der Republik geben. Ein weiterer kleiner Tabubruch, um R2G bundesweit zu installieren.

Die AfD kleckert in Prognosen bei 6% rum. Ob diese Prognose hier richtig sind, werden wir sehen. Es gibt ja die These, dass ein Teil der Wähler seine Wahlentscheidung nicht zugeben mag, weil sie gesellschaftlich als „böse“ etikettiert ist. Von daher wären also auch vielleicht 8 oder 9% vorstellbar, was den Anhängern dieser These Auftrieb gäbe.

Die Ergebnisse aus dem März des letzten Jahres waren ja auch eine heftige Überraschung.

Wir hatten auch mal die Grünen "

Und was sind sie heute ? Das wissen sie selber nicht !

Ist ja gemein, oder? Da benehmen sich die Leute, die man als Rechte bezeichnet, doch glatt nicht so, wie das eigene Schubladendenken es vorsieht. Die kommen einfach auf die Idee, ihre eigene Meinung (!) in der Öffentlichkeit zu äußern und fangen ganz dreist sogar an, beim nicht-bomberjackentragenden Durchschnittsbürger mit ihren politischen Konzepten anzukommen.

Man sieht an dieser Einstellung von @Wiz diese unglaublich eingeschränkte Weltsicht. Der Rechte, den man so gerne aus der eigenen Schublade hervorholt, weil die Mainstream-Gesellschaft so sehr auf den Kampf gegen Rechts :registered: abfährt, hat unbedingt dreckig, besoffen und gewalttätig zu sein. Wehe, es bildet sich eine Gruppe demokratischer patriotischer Demokraten heraus, die sich nicht so geben. Dann wird das Weltbild aus der Schublade zerstört. Die haben sich nicht demokratisch zu geben, denen kann man es auch nicht gönnen, anzuerkennen, dass all ihre Forderungen legitim und verfassungskonform sind. Die müssen unbedingt rassistisch und menschenfeindlich sein, für sie hat man sogar extra solche unpassenden Begriffe wie „menschenfeindlich“ erfunden.

Das Blöde für euch ist: Es kann tatsächlich etwas rechts von der Union geben, auch wenn es das jahrzehntelang nicht gab. und so wie das linke Spektrum, das vom stalinistischen autonomen Gewalttäter bis zur SPD-Omi reicht, gibt es eine demokratische Rechte. Und diese will keineswegs die Demokratie abschaffen, sie will aber trotzdem etwas verändern. Siehe den Brexit, siehe die früher totgeschwiegene Debatte über die Folgen muslimischer Einwanderung.

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Immer noch zwischen ökokonservativen und linksradikalen Positionen innerlich zerrissen.

Zwischen „sich demokratisch geben“ und demokratisch sein, ist ein himmelweiter Unterschied! Und wer seinen Rassenhass und seine Fremdenfeindlichkeit nur nach außen hin mehr als dürftig meint, verfassungskonform eingekleidet zu haben, aber ständig dabei erwischt wird, im nicht ausreichend vertraulichen kleineren Hinterzimmer den GröFaz zu verherrlichen, widerwärtigste und ekelhafteste Sprüche und Bilder zu verteilen, der ist noch lange kein mit beiden Füßen auf dem Grund unserer Verfassung stehender Demokrat.

Für echte, differenzierende konservative Positionen auch jenseits einer CDU/CSU mag es durchaus auch Platz geben, der sich verfassungskonform ausfüllen lässt. Die AfD jedenfalls füllt diesen nicht!

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Hallo Wiz,

wer ist denn der Gröfaz, der wird in diesem Chat liebevoll Adi genannt.

Auch wird hier am laufenden Band eine Flüchtlingskrise beschworen, die keiner sieht. Der König ist nackt.

Und an der Grenze soll geschossen werden, wie es im Gesetz steht.

Hier ein Chat zwischen Anhängern der Old Shool Society, im Prozess vor den Münchner Oberlandesgericht verlesen:

Rene R.: Wir brauchen doofe Leute die machen was wir wollen und denen binden wir einen Sprengstoff Gürtel um und schicken die los.

Olaf O.: Ich hoffe auf einen Muselanschlag in Deutschland, denn dann rollen auch Muselköpfe. Sonst passiert gar nix außer Stammtischparolen.

Denise G.: Hier rollen auch bald Köpfe … Ich warte nur bis meine Bewährung rum ist.

Olaf O. hatte dann noch eine besonders perfide Idee: „Eine Handvoll Tote reicht nicht. Es muß etwas Aufsehenerregendes in diem Luft fliegen – eine Einkaufsmeile, eine Schule, ein Kindergarten“ – etwas, das man „den Musels in die Schuhe schieben“ könne.

Spiegel 12/2017 S. 34 – 36

Der gute Olaf ist dann noch Gericht in Tränen ausgebrochen. Aber immerhin hatte er nicht Deine „unglaublich eingeschränkte Weltsicht“, mein lieber Wiz. Geht es Dir so wie mir? Ich kann diese demokratischen rechten Konzepte einfach nicht akzeptieren. Irgendetwas in meinem Kopf sträubt sich dagegen. Könnte das Gehirn sein.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenede und entschuldige mich dafür, Dich in diese Debatte hineingezogen zu haben.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider

Könntest du mir bei Gelegenheit mal deine Kristallkugel borgen? Der nächste Lottojackpot kommt bestimmt :stuck_out_tongue_closed_eyes:

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Hallo Penegrin,

welcher Typ da keine Ahnung hat erkennst Du auch ohne Kristallkugel.

Schönes Wochenende, Hans-Jürgen Schneider