Lieber Tobi
Du schreibst:
Barack Obamas Glauben ist bis Mitte der 80er unklar.
Ja, ja. Mag sein. Ist aber Privatsache. (Dass Politiker den
bigotten Glauben in den USA fĂŒr ihre Zwecke ausnutzen,
steht auf einem ganz anderen Blatt)
Es ist aber wohl Fakt dass er zumindest als Moslem
aufgewachsen ist und Mitte der 80er in die Trinity United
Church in Chicago eingetreten ist.
Ist das nicht egal? Der Religionszugehörigkeit wird immer
wieder ein unangemessen hoher Wert zugebilligt.
In so manchem islamischen Staat steht auf den Abfall vom
Glauben die Todesstrafe. Keine Ahnung ob es eine
Entschuldigung ist dass man noch ein Kind war, im Fall der
Steinigung in Somalia scheint dies ja auch keine Rolle
gespielt zu haben.
Wie seht ihr das? Ist ein Kind in der Lage das âVerbrechenâ
Abfall vom Glauben zu begehen?
Also erstmal bin ich schon generell gegen die Todesstrafe;
aber um auf deine Frage einzugehen, kann ich erstmal nur
feststellen, dass die Definition von âVerbrechenâ immer dem
jeweiligen Land obliegt.
Um den von dir erwĂ€hnten Fall klar zu bewerten: NatĂŒrlich
kann ein Kind noch keine Entscheidungen treffen, die denen
eines Erwachsenen ebenbĂŒrtig sind. Wenn das Kind das
Pech hat, auf Richter zu treffen, bei denen religiöses Bewusst-
sein entscheidende Hirnareale verdrÀngt hat, dann hat sie aller-
dings keine Ăberlebenschance. GrĂŒnde wie die SchutzbedĂŒrftigkeit
eines Kindes, die fehlende geistige Reife, alles das, was das
Kind per definitionem zum Kinde werden lĂ€sst, tritt zurĂŒck
hinter der (sehr wahrscheinlich nicht-existenten) Gottheit,
die angeblich durch ihre AnhÀnger ihren Willen kundtut.
Wie wirkt sich das auf Staatsbesuche in konservativen
islamischen Staaten aus (mittlerweile muss man sogar ehemals
moderate Staaten wie Indonesien oder Malaysia dazu zaehlen)?
Wenn ich die Frage richtig verstanden habe, so fragst du
nach einer politischen Nachwirkung dieser barbarischen Tat.
Schwer einzuschĂ€tzen. In der politischen FĂŒhrung dieser LĂ€nder
sind mehrheitlich Menschen, die der Religion nÀher stehen
als den Menschenrechten. Letzterer Satz ist allerdings eine
reine MutmaĂung. So makaber es sich anhört, aber ich glaube,
es wird keine spĂŒrbaren Konsequenzen haben.
Nicht mal fĂŒr die verabscheuungswĂŒrdigste Gruppe von
Menschen, die es je gab:
Die Henker.
Abendliche GrĂŒĂe
Voltaire