Obdachlose verlangt Geld für Med. Versorgung

Hallo sehr geehrte Experten ,

es geht um folgendes Problem.

Ich hatte vor einiger Zeit eine Obdachlose
getroffen die mir von ihrem Problem erzählte,
das Sie kein Geld für medizinische Versorgung
hat ( Tabletten ,Untersuchungen ,Operationen).
Ich hatte Mitleid mit Ihr und half Ihr mit
Beträgen im Rahmen von 200 bis 300 Euro jetzt
zum dritten Mal aus.

Nun vor einiger Zeit erzählte Sie mir ,Sie brauche 2000 Euro für eine Operation in Polen.

Sie legte mir Bescheinigungen und leere Tabletten vor.

Einige erzählen mir ,das ich ihr kein weiteres
Geld mehr geben solle , und die Diakonie und
die Caritas dieses Problem klären müssten und
auch der Berliner Krisendienst.Sie wolle mich
angeblich „nur erpressen“ und
ich solle Sie nächstes mal ignorieren oder
gar nicht mehr treffen.Und Ich „hätte ihre Situation auch nicht verschuldet ,und es gäbe
ja auch Hartz 4 und in Deutschland ein soziales
Auffangnetz.“

Oder sie solle zur Obdachlosenärtin gehen .

Beraten kann man Sie sicherlich dort , kann man
ihr aber dort auch finanziell helfen ? Das weiss
Ich nicht.Ich hatte ihr auch zugesagt ,ich würde
Sie Mitte November treffen.Und nun ?

Guten Tag,
zunächst finde ich es sehr beeindruckend, dass Sie bereit sind, einer Obdachlosen zu helfen. Darüber hinaus ja auch nicht mit unwesentlichen Geldbeträgen…

Ich arbeite seit 12 Jahren in der Wohnungslosenhilfe in Freiburg.
Obdachlose bekommen in der Regel Leistungen nach dem 2. Sozialgesetzbuch vom Jobcenter („Hartz IV“). Sobald sie LeistungsbezieherInnen sind, sind sie auch kranken-pflichtversichert.
Aber natürlich bleiben da viele Leistungen offen, die wir dann über Zusatzversicherungen oder Privatvermögen abdecken - das kann die Obdachlose nicht.

Andererseits ist Obdachlosigkeit eine derartig existenzielle Notlage, dass es schon vorkommt, dass die Betrofenen nicht alle Wege korrekt machen - und durchaus mal jede beliebige Geschichte erzählen, um zu Geld zu kommen.

Ich schlage Ihnen folgendes Vorgehen vor:

  • Sie wenden sich an eine Beratungsstelle für Obdachlose eines freien Trägers, in Berlin zB. Diakonie oder Caritas. Schildern Sie die Situation und bitten Sie den Mitarbeiter/die Mitarbeiterin zu klären, ob die Geschichte stimmig ist und ob die Betroffene Anspruch auf andere Leistungen hat.
  • Die Betroffene MUSS dann den Termin bei der Beratungsstelle wahrnehmen - sonst stimmt da etwas nicht.
  • am Besten ist es dann, das Ganze über das Konto der Beratungsstelle abzuwickeln: Zahlen Sie möglichst erst, wenn Sie eine echte Rechnung, am Besten an die Beratungsstelle adressiert, bekommen.
    Falls eine Vorauszahlung unumgänglich sei sollte (was quasi nie der Fall ist), geben Sie eine schriftliche Erklärung ab, dass Sie für einen Betrag in Höhe von … Euro für Frau … für die folgende medizinidsche leistung: … geradestehen. Dann dürfte es kein Problem sein.
  • Geben SIe der Obdachlosen keine größeren Summen Bargeld in die Hand. Schulden, Drogen, Kriminalität etc. verlocken zu sehr zum Missbrauch. In unserer Einrichtung schicken wir in Apozheken oder zu Tierarztpraxen Hilfskräfte wie FSJ mit, die das Geld nicht aus der Hand geben und gegen Quittung zahlen.
    Das können Sie auch über die Beratungsstelle regeln.

Falls die Beratungsstelle nicht mitmacht, gehen Sie zu einer anderen!

Alles Gute für Ihr löbliches Engagement!

strandperle02

Guten Tag ,

vielen Dank für ihre aufschlussreiche Antwort.

Ich hatte mich gestern umgesehen auf der Webseite der Diakonie.

Von den Schilderungen dieser Dame ist es -so mein Gefühl- eher unwahrscheinlich dass Sie Hartz 4 bekommt ,
ich kann Sie ja gerne fragen.

Ich werde mich bei der Diakonie oder Caritas wenden ,
falls die Vorrausetzungen für eine Krankenversicherung
ihrerseits nicht gegeben sind ,wird Sie unterstützt.

Entschuldigung,dass ich erst jetzt antworte -

Helfen ist eine schöne Sache, solange man damit nicht überfordert wird. Ich glaube, das menschenmögliche ist jetzt von Ihnen verlangt worden und nun sind Sie überfordert.
Aus meiner Sicht ist Hilfe immer nur soweit zu leisten, wie es zur Selbsthilfe dient. Wenn die Hilfe nur gefordert wird, weil der- oder diejenige keinen anderen gefunden und nun nicht mehr weiter gesucht hat, würde ich nur noch soweit helfen, den- oder diejenigen zu zeigen, die jetzt für Hilfe zuständig sind.
Das bedeutet allerdings Überzeugungsarbeit und auch Geduld, denn mancher Hilfbedürftige klammert sich an den, der ihm/ihr schon geholfen hat und will sich dann auch von anderen nicht helfen lassen.
Mit etwas Nächstenliebe und Einsicht - auf beiden Seiten - sollte es aber möglich sein.
Viel Erfolg!
Mit freundlichem Gruß
I.Alter