Obig vs. untrig

Hallo,

man kann sagen „im obigen Abschnitt wurde …“, wie sage ich es analog, wenn es um „untrige“ geht.

Irgendwie ist mir dieses Wort geläufig, auch mit „ch“ geschrieben. Aber im Duden habe ich nichts gefunden.

Ich freue mich über Aufklärung.

Ein schönes Wochenende.

Gruß Volker

Hallo Volker

vielleicht untenstehend, nachstehend, folgend?

Gruss
Heinz

Hallo Volker,

man kann sagen „im obigen Abschnitt wurde …“, wie sage ich
es analog, wenn es um „untrige“ geht.

Herzlichen Glückwunsch; du hast mit deiner Gelegenheitsbildung gerade eine lexikalische Lücke geschlossen:

Gruß Gernot

Hallo, Volker,

man kann sagen „im obigen Abschnitt wurde …“, wie sage ich
es analog, wenn es um „untrige“ geht.

Irgendwie ist mir dieses Wort geläufig, auch mit „ch“
geschrieben. Aber im Duden habe ich nichts gefunden.

die gängigen Wörterbücher enthalten weder „untrig“, „untig“ noch „untrich“.

Im „Bayerischen Wörterbuch“ von Schmeller ist „der/die/das Untrige“ erwähnt, aber die Form hat es offenbar bis nicht in die „Standardsprache“ geschafft. Darauf weist schon Grimm hin:

„I. 8) eine obig genau entsprechende weiterbildung untig, adj., adv., präpos., ist schriftsprachlich unentwickelt geblieben. untig als dem unedlen geschäftsstil angehörig erwähnt …

(Ein Beispiel für diesen „unedlen Stil“ liefert Ch. Morgenstern:

»Einer hohen Direktion
stellt sich, laut persönlichem Befund,
untig angefertigte Person
als nichtexistent im Eigen-Sinn
bürgerlicher Konvention
vor und aus …«
)

Quellen:
http://alo.uibk.ac.at/webinterface/library/ALO-BOOK_…
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…
http://www.zeno.org/Literatur/M/Morgenstern,+Christi…

Gruß
Kreszenz

Hallo Kreszenz,

die gängigen Wörterbücher enthalten weder „untrig“, „untig“
noch „untrich“.

ich vermute, dass diese lexikalische Lücke dadurch entstanden ist, dass Wörter, die mit „un-” beginnen, aufgrund der Verwechslungsgefahr mit der entsprechenden Vorsilbe eine allzu negative Konnotation haben.

Warum es die Namensbase nie als gleichberechtigtes weibliches Pendant zum männlichen Namensvetter geschafft hat, darüber lässt sich mit Luise Pusch

nur spekulieren: Möglicherweise, weil Weibliches in patriarchalen Sprachen per se auch eine negative Konnotation hat.

Gruß Gernot

Hi,

natürlich sind das Alternativen, aber mir geht es um ein direktes Analogon.

Gruß Volker

Danke, Glückwunsch angenommen.
Ich hoffe, das neue Wort dann auch in Zukunft häufiger zu hören. Der Gebrauch ist ohne Gebühr gestattet.

Grruß Volker

Hi,

natürlich sind das Alternativen, aber mir geht es um ein
direktes Analogon.

…; wobei ich als direktem Analogon aber doch eher zu untig statt untrig tendieren würde:
Es heißt ja auch nicht obrig, sondern obig, oder bist du etwa untrigkeitshörig?
:wink:

Gruß Gernot

Hallo Kreszenz,

wie immer sind Deine Erklärungen sehr aufschlussreich.

Deine Quellen sind super.

Dafür natürlich ein *.

Gruß Volker

Ja, muss ich Dir Recht geben.

Volker

Hallo,

Es heißt ja auch nicht obrig, sondern obig,

tatsächlich existierte neben „obig“ (entstanden aus „ob“ - oben, über; Substantiv: „Obigkeit“ - Zustand des Obenaufseins)
das Adjektiv „ob(e)rig“ (ober; Substantiv: „Obrigkeit“ - die oberste (weltliche oder geistliche) Regierung oder eine von derselben eingesetzte Behörde).

Quellen:
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Gruß
Kreszenz

Hallo Volker!

Ja, muss ich Dir Recht geben.

Wo wir schon bei (fehlenden) Analogien sind, man könnte ja auch fragen:

Warum heißt es abendlich und morgen d lich anstatt bei letzterem ohne Sprosskonsonanten nur *morgenlich, wo es doch zwar _der Aben d _, aber doch nur der Morgen und nicht *der Morgen d _ heißt?
http://de.wikipedia.org/wiki/Analogie
%28Sprachwisse…

Dafür will ich aber jetzt auch ein Sternchen!

Zu Analogie-Schlüssen braucht es mehr als nur Quellen!

Gruß Gernot

2 Like

Hallo Gernot,

…bist Du aber gierig! :wink:)
Na, trotzdem, sollst ein Sternchen von mir bekommen, bin ja nicht so…

Gruß und schönes Wochenende

Alexander

Hallo, Kreszenz!

(Ein Beispiel für diesen „unedlen Stil“ liefert Ch.
Morgenstern:
»Einer hohen Direktion
stellt sich, laut persönlichem Befund,
untig angefertigte Person
als nichtexistent im Eigen-Sinn
bürgerlicher Konvention
vor und aus …«
)

Noch eins von demselben:
„… will Umiges dem Autor melden“
hab ich im Gedächtnis, kann es aber ausm Stegreif keinem Gedicht zuordnen. Vielleicht gehört’s ja eh ins gleiche?
Hannes

Hallo, Hannes,

Noch eins von demselben:
„… will Umiges dem Autor melden“
hab ich im Gedächtnis, kann es aber ausm Stegreif keinem
Gedicht zuordnen. Vielleicht gehört’s ja eh ins gleiche?

es ist aus einem anderen Palmström-Gedicht:

Anfrage
Der Ichthyologe Berthold Schrauben
will Umiges dem Autor glauben.

http://www.zeno.org/Literatur/M/Morgenstern,+Christi…

Gruß
Kreszenz