Öl zum Braten

Hallo,

ich habe mir eine keramikbeschichtete Pfanne von Schulte-Ufer (Joyce) gekauft.

Die Verkäuferin meinte, ich dürfe da auf keinen Fall kaltgepresstes Öl verwenden, denn das mache die Versiegelung kaputt.

Außerdem, so die Verkäuferin weiter, ist kaltgepresstes Öl eh nicht zum Braten geeignet. Sie hat mir noch erklärt, dass durch die Erwärmung das Öl kaputt und dadurch eher gesundheitsschädlich werden wird.

Zuhause habe ich dann mal auf mein Öl geschaut und da stand:
kaltgepresstes Rapsöl. … Auch zum Braten und Backen geeignet.

So, und nun bin ich verwirrt:
Hat die Verkäuferin Stuss erzählt, oder steht dieser auf der Rapsölflasche?

Und was sollte man denn zum Anbraten idealerweise nehmen?

(Es geht um Steaks, Kartoffeln und auch mal ein paniertes Schnitzel)

LG

Stefan

Servus,

Und was sollte man denn zum Anbraten idealerweise nehmen?

zum sehr heißen Anbraten (Steaks) Ernussöl: Hat keinen ausgeprägten Eigengeschmack und wird sehr heiß, bevor es raucht.

Für Kartoffeln und Schnitzel: Butterschmalz, auch unter Butterreinfett firmierend.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo Stefan,

die Verkäuferin hat recht. Kaltgepresste Öle sind nur begrenzt hitzestabil, d.h. bei zu starkem Erhitzen ‚verbrennen‘ sie. Dabei entwickeln sich Teerharze, die sich in die Pfannenbeschichtung einbrennen und deren Antihafteigenschaft beeinträchtigen bzw. bei Wiederholung zerstören. Über den Sinn beschichteter Pfannen kann man übrigens geteilter Meinung sein, aber das ist hier ja nicht Thema …

Geeignet sind hingegen Speiseöle, die heiß (über 100° C) gepresst und dann raffiniert wurden. Diese sind fast unbegrenzt haltbar, weitgehend geschmacksneutral und hocherhitzbar. Dafür haben sie ernährungsphysiologisch wichtige Inhaltsstoffe verloren - und hochwertige Speiseöle (z.B. natives Olivenöl, kaltgepresstes Kürbiskernöl) sollen ja eben gerade nicht geschmacksneutral sein.

Eine Mittelstellung nehmen gedämpfte Öle ein - sie vereinen die Nachteile der kaltgepressten und raffinierten Öle, deren Vorteile nur begrenzt …

„Stuss“ steht eher auf der Ölflasche. Zum Braten geeignet ist das nur bedingt. Der Rauchpunkt dürfte bei allerhöchstens 180° C liegen - zum scharfen Anbraten und zum Kurzbraten ist das zu wenig. Kaltgepresstes Rapsöl ist von der Zusammensetzung der Fettsäuren her sehr gesund (ich persönlich mag freilich den Geschmack nicht), aber es hat einen Rauchpunkt, der nur leicht über dem von kaltgepresstem Olivenöl liegt. Ist also nicht hocherhitzbar. Am besten erhitzbar ist in der Tat das schon empfohlene raffinierte Erdnussöl, fast genauso geeignet ist Sonnenblumenöl und Palmöl (meist als Plattenfett im Handel). Nur wenig darunter liegt dann der Rauchpunkt von Kokosfett und Butterschmalz / Ghee. Ich persönlich bevorzuge Ghee - weil es eben nicht geschmacksneutral ist.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo,

Zuhause habe ich dann mal auf mein Öl geschaut und da stand:
kaltgepresstes Rapsöl. … Auch zum Braten und Backen
geeignet.

um meinem Vorrednern zu widersprechen: es gibt kaltgepresste Rapsöle, die auch bei anhaltend hohen Temperaturen stabil bleiben. Mir ist konkret dieses Produkt bekannt:
http://www.teutoburger-oelmuehle.de/heiss_braten.html

Eine verlinkbare Quelle habe ich gerade nicht zur Hand aber der Rauchpunkt wurde irgendwann mal mit deutlich über 200 Grad gemessen.

(Es geht um Steaks,

Dafür benutze ich stinknormales Rapsöl. Meine Edelstahlpfanne scheint nicht so anspruchsvoll zu sein wie Deine Keramikpfanne.

Kartoffeln und auch mal ein paniertes
Schnitzel)

Dafür brauchst Du kein Hochleistungsöl, weil für beides niedrigere Temperaturen reichen bzw. sogar besser sind.

Gruß
C.

Hallo,

um meinem Vorrednern zu widersprechen: es gibt kaltgepresste
Rapsöle, die auch bei anhaltend hohen Temperaturen stabil
bleiben. Mir ist konkret dieses Produkt bekannt:
http://www.teutoburger-oelmuehle.de/heiss_braten.html

das ist kein kaltgepresstes Öl sondern eines der von mir ebenfalls erwähnten dampfbehandelten Öle. Die werden zwar nicht so heiss gepresst wie raffinierte Öle, aber doch bei ca. 60° C. Es gibt zwar keine rechtsverbindliche Definition von „kaltgepresst“, aber 60° gehört nach meinem Verständnis nicht mehr dazu. Wohl auch nicht nach dem des Herstellers des von Dir verlinkten Produkts - auf dem Etikett steht jedenfalls nichts dergleichen.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Hallo,

um meinem Vorrednern zu widersprechen: es gibt kaltgepresste
Rapsöle, die auch bei anhaltend hohen Temperaturen stabil
bleiben. Mir ist konkret dieses Produkt bekannt:
http://www.teutoburger-oelmuehle.de/heiss_braten.html

das ist kein kaltgepresstes Öl sondern eines der von mir
ebenfalls erwähnten dampfbehandelten Öle.

ja, der Link ist irreführend. Die müssen mal wieder an ihrer Seite herumgeschraubt haben. Ich verlinke dann mal lieber auf die FAQ-Liste:
http://www.teutoburger-oelmuehle.de/produktwissen.html

Generell sind deren kaltgepresste Öle also brattauglich; darüber hinaus produzieren die einen Zwitter, der noch höher erhitzbar sein soll, den ich aber noch nicht getestet habe.

Gruß
C.

Hallo,

Die Verkäuferin meinte, ich dürfe da auf keinen Fall
kaltgepresstes Öl verwenden, denn das mache die Versiegelung
kaputt.

Stimmt im prinzip, es macht zwar die Versiegelung nicht in dem Sinn kaputt, sondern in Keramik und Gusspfannen bildet sich mit der Zeit ein „Kohlefilm“ den man mit nichts mehr wegbekommt.

Tschau
Peter

Hallo,
wir benutzen zu Hause das Rapsöl von Brändle (raffiniert-steht aber nicht drauf). Das ist sehr geschmacksneutral. Sonst kann ich noch ein Omega 3 Öl empfehlen. Ich glaube das ist auch von Brändle aber sicher bin ich mir nicht.
Sonst eignet sich natürlich Biskin wunderbar zum Braten und sehr geschmacksneutral ist das auch.

Hallo Stefan,

man müsste die Italiener, die Griechen, die Kreter, Spanier, Portugiesen und Zyprioten usw. fragen, mit welchem Öl sie in welcher Pfanne braten, so dass weder deren Gesundheit noch die Qualität des Öles oder die Haltbarkeit der Pfannenbeschichtung leidet.

Ich glaube, dass kaltgepresstes Öl nicht über ca. 50 Grad erhitzt werden sollte, um seine optimalen Wirkstoffe zu erhalten. Ich glaube aber auch, dass eine höhere Temperatur dem Mensch nicht schadet und auf keinen Fall der Pfanne.

Sollte die Beschichtung der Pfanne darunter leiden, wenn ein Öl oder Fett über 50 Grad erwärmt wird, wäre das für mich ein Produktfehler.

Sorry - dass ich der Verkäuferin nachdrücklich widerspreche.

LG
Maralena

Hallo Maralena,

man müsste die Italiener, die Griechen, die Kreter, Spanier,
Portugiesen und Zyprioten usw. fragen, mit welchem Öl sie in
welcher Pfanne braten, so dass weder deren Gesundheit noch die
Qualität des Öles oder die Haltbarkeit der Pfannenbeschichtung
leidet.

das muss man nicht - man kann z.B. auch hier fragen und bekommt dann durchaus brauchbare Antworten. Wenn auch nicht ausschließlich.

Ich glaube,

Das ist das Hauptproblem, bei Deiner Antwort. Mit „Glauben“ ist dem Fragesteller nicht geholfen.

dass kaltgepresstes Öl nicht über ca. 50 Grad
erhitzt werden sollte, um seine optimalen Wirkstoffe zu
erhalten.

Das nämlich ist geradewegs falsch. Bei nativem (naturbelassenem, kaltgepressten) Olivenöl ist eine Erhitzung bis 140° ohne Beeinträchtigung der positiven gesundheitlichen Effekte möglich. Insbesondere betrifft das das Vitamin E. Eine weitere Erhitzung bis 180° ist gesundheitlich unbedenklich - d.h. die gesundheitlich positiven Effekte werden zwar beeinträchtigt, aber es treten auch keine negativen Effekte auf.

Ich glaube aber auch, dass eine höhere Temperatur
dem Mensch nicht schadet und auf keinen Fall der Pfanne.

Das kommt ganz auf die Höhe der Temperatur an. Bei nativem Olivenöl ist damit nämlich bei 180° Schluss, bei raffiniertem Olivenöl erst bei 210°.

Sollte die Beschichtung der Pfanne darunter leiden, wenn ein
Öl oder Fett über 50 Grad erwärmt wird, wäre das für mich ein
Produktfehler.

Nochmals - das hängt davon ab, was Du unter „über 50 Grad“ verstehst. 60° ist „über 50 Grad“ und 260° auch. Die Pfannenbeschichtung möchte ich sehen, die eine Erhitzung von Speisefett (egal welches) auf 260° oder womöglich darüber unbeschadet übersteht. Und wenn es sich um kaltgepresste Öle handelt, liegt die kritische Temperatur noch deutlich darunter. Diese Temperatur ist der Rauchpunkt des verwendeten Speisefettes - ab dem wird’s kritisch.

Warum - erfährst Du, wenn Du Dir die Mühe machst, auch einmal die anderen Antworten hier im Thread zu lesen. Stichwort „Teerharze“ und „einbrennen“.

Sorry - dass ich der Verkäuferin nachdrücklich widerspreche.

Sorry - aber die Verkäuferin hatte recht. Eine Pfanne ist zum Braten da und kaltgepresstes Öl ist zum Braten nicht geeignet, weil man zumindest zum Anbraten von Fleisch Temperaturen benötigt, die deutlich über dem Rauchpunkt von kaltgepressten Speiseölen liegen, um die geschmacklich wichtige Maillard-Reaktion stattfinden zu lassen. Hast Du schon einmal versucht, ein Steak oder eine Bratwurst bei 50° zu braten? (Sorry, aber das musste ich jetzt mal fragen). Und über den Rauchpunkt hinaus erhitztes Speisefett beschädigt auch eine Keramikbeschichtung irreparabel. Eine Teflonbeschichtung erst recht.

Freundliche Grüße,
Ralf

(Der im Übrigen der Ansicht ist, dass beschichtete Pfannen eine Erfindung sind, die die Welt nicht braucht.)

1 Like

Mal ne ganz andere Frage
hallo und vielen Dank für deine interessante Antwort.

Du schreibst zum Schluss und ganz klein, dass du der Meinung bist, dass die Welt keine beschichteten Pfannen braucht.

Kannst du das begründen?

Ich finde es nämlich immer saudoof, dass bei anderen Pfannen immer alles reinbrennt. Außerdem habe ich das Gefühl, weniger Fett zu benötigen.

Welche Pfannen empfiehlst du denn?

Ich lass mich da sehr gerne belehren!

Liebe Grüße
Stefan

Hallo Stefan,

ich persönlich schwöre auf geschmiedete Eisenpfannen. Wenn die vernünftig vorbereitet (eingebrannt) sind und nicht mit Spülmittel traktiert werden (ist normalerweise auch nicht nötig), dann brennt da auch nichts an. Voraussetzung ist natürlich auch eine gewisse handwerkliche Erfahrung, die Temperaturkontrolle betreffend. Selbst, wenn einmal aus Unachtsamkeit mal etwas anbrennen sollte, ist es zumindest kein Problem, die Pfanne wieder in einen gebrauchsfähigen Zustand zu bringen. Schlimmstenfalls muss man sie neu einbrennen.

„Unachtsamkeit“ heisst hier aber nicht, mal zehn Sekunden nicht aufgepasst - eher, vorm Fernseher oder beim Telefonieren vergessen, dass man da noch was auf dem Herd stehen hat … Wenn da was anbrennt, ist das ein handwerklicher Fehler des Kochs und liegt nicht an der Pfanne.

Noch perfekter wegen der noch besseren Wärmeleitfähigkeit sollen Kupferpfannen sein - die kosten allerdings ein Schweinegeld und ich habe selbst keine praktische Erfahrungen damit. Natürlich sind auch gute geschmiedete Pfannen nicht billig - aber dafür eine Anschaffung fürs Leben.

Etwas mehr Fett als in beschichteten Pfannen braucht man wohl schon. Ich halte das aber für ein Scheinargument - richtig (d.h. bei richtiger Temperatur) gebraten zieht das Fett ja nicht in das Bratgut ein, sondern bleibt in der Pfanne. Man muss es ja nicht unbedingt anschließend über das Kotelett schütten … Das bißchen mehr Fett, das möglicherweise am Bratgut haftet, macht weder den Kohl noch den Esser fett.

Freundliche Grüße,
Ralf

1 Like

Hallo und vielen Dank für deine Ausführungen.

Dann liegt es wohl doch eher an meiner handwerklichen Kunst. Mir brennen meine Bratkartoffeln in der Schmiedeeisenpfanne immer an. Hab da auch keine Erklärung dafür.

LG
Stefan

Oder doch eine Erklärung
Habe gerade nochmals den Beitrag von Peter gelesen.

In der Gusseisenpfanne (nicht Schmiedeeisen) habe ich durchaus auch schon mit kaltgepresstem Öl (sowohl Raps- als auch Oliven-) gebraten. Und das nicht nur bei Kuscheltemperaturen.

Könnte das daran liegen?
Wenn ja, kann man den Film dennoch wieder wegbekommen?

LG
Stefan

Sonnenblumenöl ist am besten braten, wenn die Pfanne recht heiß wird.