Hallo!
Versuchen wir, mit etwas Rechnerei zu ergründen, wie groß die Gefahr der Pleite aufgrund hoher Spritpreise für den Einzelnen ist:
Nehmen wir an, der Kilometer Autofahrt kostet alles in allem 30 ct, das Auto verbraucht 10 Liter/100 km und der Sprit kostet 1 €/l (der Einfachheit halber nehme ich „runde“ Zahlen). In den 30 ct Betriebskosten sind also 10 ct für Treibstoff enthalten. Nun verteuert sich der Sprit um 10%. Aus 10 ct/km für Benzin werden deshalb 11 ct/km. Damit steigen die Betriebskosten von 30 ct/km auf 31 ct/km. Wer erzählt, daß deshalb der Weltuntergang bevor steht oder mindestens der Niedergang unserer Wirtschaft?
Wer Lust auf weitere Rechnerei hat, möge ausrechnen, wie lange heute ein durchschnittlicher Angestellter für einen Liter Benzin arbeiten muß und wie lange er bei den damaligen Gehältern vor 20 oder 30 Jahren für einen Liter Benzin arbeiten mußte. Auch diese Betrachtung wird die Harmlosigkeit der gegenwärtigen Preissituation ergeben.
Solange der überwiegende Teil des Spritpreises aus Steuern besteht, die der deutsche Fiskus erhebt, sollten wir lieber nicht von Geldgier der Ölförderländer oder Aussaugen des Marktes durch den US-Markt reden. D
er Benzinpreis ist hausgemacht und offenkundig in dieser Höhe erwünscht. Ob das vernünftig ist oder nicht, läßt sich erkennen, wenn man fragt, was bei sehr viel niedrigeren Treibstoffpreisen geschähe. Nehmen wir also an, es gäbe die Steuerbelastung auf Mineralöl nicht und der Liter Benzin würde deshalb nur noch 35 ct kosten. Energiesparmaßnahmen wären dann plötzlich überflüssig. Die Heizung liefe stets auf vollen Touren und wenn es in der Wohnung zu warm ist, öffnet man die Fenster. Wir bräuchten keine spritsparenden Autos, weil 20 Liter auf 100 km niemanden mehr stören. Wir könnten den Schutz unserer Umwelt weitgehend vergessen. Von alleine macht sich die Mehrheit der Menschen nämlich keine Gedanken über unsere Luft zum Atmen. Vernunft kehrt erst ein, wenn es im Geldbeutel weh tut. Einfache Beobachtung zeigt aber, daß dieser Punkt für etliche Zeitgenossen noch längst nicht erreicht ist. Geländewagen für den Stadtverkehr, weit verbreitete Raserei und der ungebrochene Zuspruch für Autorennen aller Art sind nur Beispiele aus einer langen Liste. Im Interesse der Umwelt und im Interesse eines nur begrenzt vorhandenen Rohstoffs, den auch noch nachfolgende Generationen brauchen werden, ist der Preis für Mineralölprodukte noch zu niedrig. Schließlich kommen etliche unsere Lebensgrundlagen schonende Technologien nur deshalb schwer auf die Füße, weil die Energie aus Erdöl billig verfügbar ist. Dabei gehört es entgegen landläufiger Ansicht nicht zu unseren elementaren Lebensgrundlagen, in immer schnelleren Autos zu kutschieren.
Die Katastrophenahnungen sind also unbegründeter Bullshit und hätten tatsächlich bei zu niedrigen Preisen von Ölprodukten eine Grundlage.
Gruß
Wolfgang