östereichisch

Hallo.

Ich habe zwei fragen zum österreichischen Deutsch bzw. einem österreichischen Dialekt (welcher es ist, weiß ich aber nicht):

1.) In österreichischer Literatur bzw. Filmen bin ich öfters auf die Umschreibung „mosaischen Glaubens“ für Juden gestoßen. War das die offizielle Bezeichnung, eine gehobene Ausdrucksweise oder der normale Sprachgebrauch? Wird dies auch heute in Österreich noch gesagt?

2.) Ich habe, falls ich es richtig verstanden habe, die Verwendung von „bis“ anstelle von „dann, wenn“ gelesen, wie etwa „Bis wir angekommen sind, werde ich etwas essen“, was aber heißten soll, daß erst bei der Ankunft gegessen wird und nicht in der Zwischenzeit bis zur Ankunft.
Habe ich das richtig verstanden? In welcher Gegend in Österreich spricht man gegebenenfalls so?

Grüße
Ostlandreiter

östereichisch ostmitt
Hallo, OLR

Ich habe zwei fragen zum österreichischen Deutsch bzw. einem
österreichischen Dialekt

Es ist dir doch klar, dass es einen „österreichischen Dialakt“ nicht gibt, allenfalls Dialekte in Österreich. Man müsste von „ostbairischen“ Dialekten sprechen, außer un Vorarlberg, wo der Dialekt eine Form des Allemannischen ist. :wink:
Auch wenn manche österreichischen Sprachforschen und Kulturpolitiker das gern anders hätten.

1.) In österreichischer Literatur bzw. Filmen bin ich öfters
auf die Umschreibung „mosaischen Glaubens“ für Juden gestoßen.
War das die offizielle Bezeichnung, eine gehobene
Ausdrucksweise oder der normale Sprachgebrauch? Wird dies auch
heute in Österreich noch gesagt?

„Mosaisch“ ist ein sehr gehobenes Wort für „jüdisch“ und wurde sicher anfangs nur von Gebildeten verwendet. Auch sollte dadurch die Achtung vor den Gesetzen des Moses, die ja auch für die Christen gelten, ausgedrückt werden.

Aber natürlich kam das Wort unter die Leute und in den richtigen bzw. falschn Mäulern konnte es auch antisemitischen Färbung annehmen.

So wie „Teutone“ achtungsvoll und - wie heute meist immer - beschimpfend gemeint sein kann.

Zu 2. weiß ich nichts.

Gruß Fritz

Hallo, OLR

Ich habe zwei fragen zum österreichischen Deutsch bzw. einem
österreichischen Dialekt

Es ist dir doch klar, dass es einen „österreichischen Dialakt“
nicht gibt, allenfalls Dialekte in Österreich. Man müsste von
„ostbairischen“ Dialekten sprechen, außer un Vorarlberg, wo
der Dialekt eine Form des Allemannischen ist. :wink:
Auch wenn manche österreichischen Sprachforschen und
Kulturpolitiker das gern anders hätten.

Und was habe ich geschrieben? Die 2. Frage bezieht sich auf einen österreichischen Dialekt, wobei ich nciht weiß, welcher es ist.

hi,

Ich habe zwei fragen zum österreichischen Deutsch bzw. einem
österreichischen Dialekt (welcher es ist, weiß ich aber
nicht):

1.) In österreichischer Literatur bzw. Filmen bin ich öfters
auf die Umschreibung „mosaischen Glaubens“ für Juden gestoßen.
War das die offizielle Bezeichnung, eine gehobene
Ausdrucksweise oder der normale Sprachgebrauch? Wird dies auch
heute in Österreich noch gesagt?

gehoben. mit bezug zur religion.

2.) Ich habe, falls ich es richtig verstanden habe, die
Verwendung von „bis“ anstelle von „dann, wenn“ gelesen, wie
etwa „Bis wir angekommen sind, werde ich etwas essen“, was
aber heißten soll, daß erst bei der Ankunft gegessen wird und
nicht in der Zwischenzeit bis zur Ankunft.

nicht ganz richtig. „bis“ deutet den vollzug in der zukunft an, ähnlich wie vorzukunft als tempus. nicht bei der ankunft wird gegessen, sondern bei der ankunft wird gegessen worden sein.

üblich weithin in ö.; aber umgangssprachlich.
m.

2.) Ich habe, falls ich es richtig verstanden habe, die
Verwendung von „bis“ anstelle von „dann, wenn“ gelesen, wie
etwa „Bis wir angekommen sind, werde ich etwas essen“, was
aber heißten soll, daß erst bei der Ankunft gegessen wird und
nicht in der Zwischenzeit bis zur Ankunft.

nicht ganz richtig. „bis“ deutet den vollzug in der zukunft
an, ähnlich wie vorzukunft als tempus. nicht bei der ankunft
wird gegessen, sondern bei der ankunft wird gegessen worden
sein.

üblich weithin in ö.; aber umgangssprachlich.
m.

Dann wäre es ja der normale Gebrauch.
In dem Zusammenhang, in dem ich es gelesen habe, kann dies aber nicht sein. Die handlung des Nebensatzes, der mit bis anfängt, muß (unmittelbar) vor der Handlung des Hauptsatzes stehen. Ich kann einmal nach einem beispiel aus dem Text suchen. Ein weiteres (ausgedachtes) Beispiel: „Bis er in Wien war, suchte er gleich nach der Adresse“.

„Bis wir angekommen sind, werde ich etwas essen“, was
aber heißten soll, daß erst bei der Ankunft gegessen wird und
nicht in der Zwischenzeit bis zur Ankunft.

Wird gegebenenfalls aber nur in eben dieser negativen Bedeutung verwendet,
„Gegessen wird erst, bis wir dort sind.“ – um hervorzuheben, dass eben bis dahin
nichts gegessen wird.

Ein weiteres (ausgedachtes) Beispiel: „Bis er in Wien
war, suchte er gleich nach der Adresse“.

nicht gebräuchlich
(es könnte aber heißen „Wie er in Wien war, suchte er gleich nach der Adresse.“)

Stimmt, es wird nicht verwendet, wenn die Handlung in der Vergangenheitsform steht. Es war wie gesagt nur ein von mir ausgedachtes Beispiel.
Aber stattdessen kann es vielleicht heißen: „Bis ich in Wien bin, werde ich gleich nach der Adresse suchen.“?

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

kann es vielleicht heißen: „Bis ich in Wien bin, werde ich gleich nach der Adresse suchen.“?

Negativ. Sowie Du in Wien ankommst, und Dich unverzüglich auf die Suche machst, heißt
„Wie ich in Wien bin, werde ich gleich …“

im Dialekt „Ois wieri [Als wie ich] in Wien bin, …“
oder „Wia dass i [Wie dass ich] in Wien bin, …“
oder „Boidas i [(So)bald als ich] in Wien bin, …“
ganz wie’s konveniert

Haben gewählt, Gnä’ Herr? In Wien kannst Du auch einen Kaffee auf fuffzehn verschiedene Arten bestellen.
(Dafür wollt ich mal in Köln ganz arglos ein „kleines Bier“ bestellen – da haben die mich angeschaut, als käm ich vom Mond :wink:

Österreichisch…

„Bis ich in Wien bin, werde ich gleich nach der Adresse suchen.“?

Negativ. Sowie Du in Wien ankommst, und Dich unverzüglich auf die Suche machst, heißt
„Wie ich in Wien bin, werde ich gleich …“

Na ein bisserl stimmen tut es schon. Wenn man den Satz ein wenig umstellt wirds deutlicher:

Ich werde gleich nach der Adresse suchen (und zwar), bis ich in Wien bin.

Würde ich so zwar beim kulantesten Professor nicht schreiben, aber gesprochen funktionierts.

Grüße,
TN

„Bis ich in Wien bin, werde ich gleich nach der Adresse suchen.“?

Negativ. Sowie Du in Wien ankommst, und Dich unverzüglich auf die Suche machst, heißt
„Wie ich in Wien bin, werde ich gleich …“

Na ein bisserl stimmen tut es schon. Wenn man den Satz ein
wenig umstellt wirds deutlicher:

Ich werde gleich nach der Adresse suchen (und zwar), bis ich
in Wien bin.

Würde ich so zwar beim kulantesten Professor nicht schreiben,
aber gesprochen funktionierts.

Also der Text, aus dem ich dies habe, ist „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“. Ich nahm an, daß in der deutschen Fassung das Tschechische in die österreichische Umgangssprache übertragen wurde (Übrigens habe ich den 2. Band jetzt fertig :frowning:(((((((((((((((. Gibt es vielelicht noch ein vergleichbares Werk?).

Grüße,
TN

Bücher gibt es von J. Hasek genug, nur die meisten werden nicht mehr aufgelegt.
Schau einmal bei Amazon nach…

Was das Österreichische betrifft… schierige Angelgenheit. So kleines Land, so viele Ungereimtheiten. Fang gar nicht erst an dir den Kopf darüber zu zerbrechen.
Sonst geht es dir wie einem Bekannten von mir, der seit 4 Jahren an seiner Diss über die verschiedenen Dialekte sitzt.

TN

Bücher gibt es von J. Hasek genug, nur die meisten werden
nicht mehr aufgelegt.
Schau einmal bei Amazon nach…

Nicht unbedingt andere Literatur von Hasek, sondern etwas, was in Österreich-Ungarn spielt, nicht vor ca. 1890, und schon von Österreich(-Ungarn) als Ort der Handlung beeinflußt ist. Und keine Fürstenromanzen.

Also der Text, aus dem ich dies habe, ist „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“.

Das erklärt freilich alles! Hašek’s „Schwejk“ ist ja ein gebürtiger Tscheche, der in der K.u.K.-Armee dient. Deshalb muss er „böhmakeln“ und diverse Ausdrücke aus seiner „böhmischen“ Muttersprache grammatikalisch eben falsch ins Deutsche übersetzen.

Gibt es vielelicht noch ein vergleichbares Werk?).

Friedrich Torberg, „Tante Jolesch“ und „Die Erben der Tante Jolesch“
Da wird gebehmakelt und gejiddelt, dass es nur so eine Art hat! Ein Leseschmaus …
http://www.amazon.de/exec/obidos/tg/stores/detail/-/…

Wie wär’s mit

Fritz von Herzmanovsky-Orlando?

Fritz

Hallo

Radetzkymarsch von Joseph Roth
Kapuzinergruft von Joseph Roth
(Joseph Roth mag ich sehr gerne, er hat ein wunderschönes Deutsch und ließt sich gut)

Leutnat Gustl von Athur Schnitzler
Barbara oder die Frömmigkeit von Franz Werfel
Die Verwirrungen des Zögling Törleß von Musil
Ein Mann ohne Eigenschaften von Musil (ich bin in der ersten Hälfte stecken geblieben)

Sonst fällt mir Spontan nicht viel ein… aber die hier sind nicht schlecht…

Gruß,
TN

wannst no amoi so goschat bist…
…dann kriagst a Watschn, daß da vierzehn Tag da Schädl wocklt!!!

Servus,

wenn dein Bekannter wienerisches Hochdeutsch :smile: lernen möchte,
es spielt den Kottan im 3sat (sonntags, 15Uhr)

Gerald